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Spirituelles Embodiment (eBook)

Stimme und Körper als Schlüssel zu unserem wahren Selbst - Mit Bewegungsanleitungen und gregorianischen Gesängen zum Download
eBook Download: EPUB
2021
336 Seiten
Arkana (Verlag)
978-3-641-26192-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Spirituelles Embodiment - Maja Storch, Eva Maria Jäger, Stefan Klöckner
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Der spirituelle Weg wird oft als rein geistige Übung praktiziert. Dabei greift die Konzentration darauf zu kurz: Nur wenn wir auch unseren Körper - Stimme, Sinne und Bewegung - einbeziehen, kommen wir wirklich in Kontakt mit unserer Seele und einer intensiven spirituellen Energie, in der uns Lebendigkeit und innerer Frieden durchströmen. Den wirksamsten Weg zu dieser erfüllenden Ganzheit eröffnet Embodiment - eine Methode, die Maja Storch, Eva Maria Jäger und Stefan Klöckner nun für den Bereich des spirituellen Wachstums weiterentwickelt haben. Eindrucksvoll zeigen die Autoren anhand gregorianischer Gesänge, dass heilige Texte erst in gesungener Form ihre volle heilsame Wirkung entfalten. Mithilfe von angeleiteten Körpergebeten, abgestimmt auf den individuellen Bedürfnistyp, demonstrieren sie, wie organische Bewegungen uns umfassend stärken. In diesem Fließen, Klingen und Singen lösen wir Erstarrungen und berühren uns innerlich neu - voller Liebe, Vertrauen und tiefster Verbundenheit mit uns selbst. Mit einem Selbsttest zur Bestimmung des Bedürfnistyps, Videoanleitungen zu den Körpergebeten und gregorianischen Gesängen zum Download.

Maja Storch, Dr. phil., Diplompsychologin, Psychoanalytikerin, geboren 1958, ist Inhaberin und wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Selbstmanagement und Motivation Zürich ISMZ, ein Spin-Off der Universität Zürich. Zusammen mit Dr. Frank Krause hat sie das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) entwickelt, ein wissenschaftlich fundiertes Selbstmanagement-Training. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Motivation, das Unbewusste, Persönlichkeitsentwicklung und Ressourcenaktivierung. Zu diesen Themen hält sie Vorträge, gibt Seminare, bildet Trainer aus und verfasst wissenschaftliche und populäre Publikationen.

Mit ihrer witzig-spritzigen Analyse der »Die Sehnsucht der starken Frau nach dem starken Mann« (2000) eroberte Maja Storch ein breites Publikum und auch die Bestsellerlisten.

Heilsame Spiritualität


Während der letzten Jahre habe ich mich in meiner Praxis für Seelsorge und Psychotherapie oft gefragt, was heilsame Spiritualität ist. Mittlerweile denke ich, dass sie auf einer tiefen Ebene zum Menschen »passen« sollte, zu seinem bewussten Verstand, seinem unbewussten Selbst und seinem Körper: dass sie eine unergründliche Weisheit darüber in sich birgt, damit ein Mensch, je mehr er in die Spiritualität hineinwächst, gesünder und heiler werden kann.

Gesünder werden kann, aber nicht muss – das ist wichtig! Spiritualität »nur der Gesundheit« wegen kann nicht Spiritualität sein. Und umgekehrt ist Gesundheit keine Voraussetzung für eine spirituelle Erfahrung.

Krankheiten können unheilbar sein, Schäden irreversibel, genetische Ausstattung kann schmerzhafte Grenzen setzen. Wie viel Gegenwind für einen Menschen bläst, ist auf den ersten Blick und auch auf den zweiten nicht einzuschätzen. Diesem Geheimnis kann ich nur mit Achtung gegenübertreten. Nie werde ich wissen, was mein Gegenüber wirklich zu tragen hat. Ich weiß es ja oft noch nicht einmal in eigener Sache …

Morgens stocksteif wach zu werden ist kein Vergnügen. Und das nicht nur einmal, sondern Morgen für Morgen für Morgen. Es machte mich ratlos – da kann man noch so offiziell Fachfrau in den Augen anderer sein. Ich wurde mir zum Rätsel, dessen Lösung buchstäblich jedenfalls nicht über Nacht zu finden war. Doch das schöne Sprichwort »Not macht erfinderisch« gewann an Gültigkeit. Vieles wird erst in der Not gesucht und gefunden. Wobei ich mir eingestehen musste, dass mir noch gar nicht recht klar war, was mir fehlte. Doch so nach und nach wurde mir bewusster, was ich suchte. Unter anderem, und davon soll mein Beitrag handeln, waren es gute Worte für den Körper – glaubwürdige heilsame Worte, die der Körper aufnehmen kann.

Ich halte viel vom »Wort«. Es kann auch in Situationen gültig bleiben, in denen vieles andere zusammenbricht oder verloren geht. Worte können wie Anker sein, wie Rettungsseile, an denen wir uns festhalten und hochziehen. Worte können Seele und Leib nähren. Dennoch bleiben sie auch oft auf dem Weg in den Körper »stecken«. Sie stellen sich quer, lösen sich auf oder passen nicht. Es gibt schlaue Worte, die den Intellekt füllen – doch Augenblicke später möchte man beim Joggen den Kopf schon wieder »leer bekommen«. Ein Gottesdienst kann geistreich und wortgesättigt sein, und doch melden sich gleich nach dem Heimweg in der Küche überdimensionale Hungergefühle. Diese Brüche beschäftigten mich, seit ich in meiner therapeutischen Praxis über nachhaltige, auch sprachliche Hilfestellung nachdenke, über Texte, die diese Brücke schlagen können, und Worte, die auch dem Körper etwas zu »sagen« haben.

Ich wünschte mir diese Verbindung von Geist und Körper, wenigstens eine Schnittmenge zwischen dem, was heute mit mind and body beschrieben wird: ein nahrhaftes Wort für den Körper.

Um in meinem Fall noch genauer zu sein: Ich suchte nach einem spirituellen, einem biblischen Wort, das heilt. Ein Wort, das in den Körper sinken kann, bis in die Zellen hinein.

Durch eine Umbruchzeit in meinem Leben kippte vieles, nicht zuletzt gesundheitlich: Der Darm zeigte deutlich, dass ihm ein Umzug in die Stadt überhaupt nicht passte. Ich hatte Angst vor einer endlosen Arztpraxen-Odyssee. Und ich war mir unsicher, ob es überhaupt klassische schulmedizinische oder pharmazeutische Hilfestellung dafür gab. Wenn ich mich selbst nicht verstand, wie könnte das ein Arzt besser schaffen? Es musste etwas anderes geben, was die drohende Autoimmunstörung und die kippende Stoffwechselsituation wieder ins Gleichgewicht bringen könnte. Auch unter schwierigeren Bedingungen.

Doch was?

Die Körpergebete, die ich danach über Jahre hinweg entwickelte, ausprobierte und prüfte, wurden echte »Über-Lebens-Übungen«. Und dann zeigte sich, dass sie nicht nur zum Über-Leben, sondern auch zum Leben taugen, dass in den Überlebensübungen Lebensübungen steckten. Auf diesem Weg kamen Wort und Körper zusammen, Bibeltexte, die vor 2500 Jahren aufgeschrieben wurden, und Körperübungen fernöstlicher Provenienz, die eine 2500 Jahre alte Tradition haben.

Es ist nicht neu, den Körper bei Stresserkrankungen ins Spiel zu bringen, und es ist auch nicht neu, Gebetsworte zu wiederholen, wie es sich schon für die Wüstenväter und ersten Christen bewährte. Aber es ist meines Wissens neu, Worte und Körper in Beziehung zu bringen, Worte in den Körper sinken zu lassen, sodass sie »Hand und Fuß« bekommen. Nicht nur leere Worte zu denken oder geistlose Körperübungen abzuarbeiten, sondern gerade die Verbindung zwischen ihnen zu stärken. Um es mit einem lateinischen Wort zu sagen: eine incarnatio zu ermöglichen, damit das Wort einen Weg »ins Fleisch« findet, dass etwas zusammenwächst und dabei etwas ganz Neues entsteht.

Auf vielen Fortbildungen traf ich Kollegen, denen auf ihrer spirituellen Suche keine Reise zu weit war. Ja, sie nahmen regelmäßige Auszeiten in Kauf, um Retreats in Tibet zu besuchen. Einige erzählten mir, dass ihnen dort, in der Ferne des Himalaja, ans Herz gelegt wurde, sich doch in ihrer Heimat den Wurzeln ihrer eigenen Spiritualität zuzuwenden. Zum Beispiel im Kirchenchor mitzusingen, stille Kirchenräume aufzusuchen, sich Zeit für das Anhören einer Passion von Johann Sebastian Bach zu nehmen oder Psalmworte auswendig zu lernen. Vielleicht zu entdecken, was Friedrich Hölderlin (1770–1843) in seinem Gedicht »Brod und Wein« andeutete: Das Eigene zu erkennen ist in Wirklichkeit genau so schwierig, wie das Fremde zu entdecken. Das Eigene ist das andere vom anderen. Mittlerweile ist für manche christliche Spiritualität wieder so fremd geworden, dass sie unbelastet ist und Interesse weckt. Es kann ein Vorteil sein, sie so neu und taufrisch zu entdecken.

Ich persönlich finde auch, dass es keine weite Reise braucht, um spirituelle Entdeckungen zu machen.

In meinem Beitrag möchte ich als Christin und Psychotherapeutin dazu einladen, einen neuen Weg zu Texten der jüdisch-christlichen Spiritualität des Abendlandes zu gehen und sich dabei überraschen zu lassen, was gerade sie zu körperlichen Themen beizutragen hat.

Es deutet vieles darauf hin, dass ich – als erwachsener Mensch – mit dem Frieden bei mir selbst anfangen muss. Und nicht darauf warte, bis sich eine günstigere Gelegenheit ergibt. Ich brauche dafür keine teuren Kurse zu bezahlen, denn ich habe einen Übungspartner für »Friedensarbeit«, der mir 24 Stunden am Tag zur Verfügung steht: Es ist der Körper.

Der heilige Bruder Franziskus (ca. 1181–1226) alias Franz von Assisi hat ihn liebevoll seinen »Bruder Esel« genannt. Natürlich könnte er auch als »Schwester Schaf« gut durchgehen. In jedem Fall aber muss er mit, auf jedem Lebensschritt. Manchmal mehr oder weniger willig, manchmal sogar quietschvergnügt. Doch in Reaktion auf bedrohliche Situationen können diese »Schafe und Esel« auch mit Flucht, Kampf oder Erstarrung reagieren. Wenn die Bedrohung klein ist (zum Beispiel eine Katze), lohnt es sich zu kämpfen. Ist sie größer (zum Beispiel ein Bär), wird es zu riskant, sich auf einen Kampf einzulassen; und sein Heil in der Flucht zu suchen ist wesentlich sinnvoller, vor allem wenn man schneller ist als der Angreifer. Wenn jedoch auch die Flucht nicht mehr geht (zum Beispiel angesichts einer gefährlichen Raubkatze), bleibt noch die Option, sich totzustellen, die Erstarrung – in der Hoffnung, dass der Angreifer sein Interesse verliert.

Was in der Tierwelt gilt, hat auch Bedeutung für menschliche Stressreaktionen: Die drei wesentlichen Antworten auf Stress beschrieb bereits im Jahr 1915 der amerikanische Physiologe Walter Cannon (1871–1945) als »Fight-, Flight- und Freeze-Reaktionen«. Tiere können sich nach einem »Freeze«-Zustand schütteln und die Erstarrungsphase hinter sich lassen. Das gelingt Menschen oft nicht so ohne Weiteres.16 Wenn ihr Körper, wie das auch Klienten meiner Praxis berichten, starr und steif bleibt und in einen Schmerzkreislauf hineingerät, der auch noch oft durch Medikation »verschlimmbessert« wird. Wie kann ein Kreislauf der Erstarrung, Anspannung und des Schmerzes einen anderen Verlauf nehmen?

Es muss einmal einen wichtigen, vielleicht sogar überlebenswichtigen Grund für die Stocksteifigkeit gegeben haben, den es auch zu würdigen gilt. Doch wie kann dieser Körper in der sicheren Gegenwart wieder eingeladen werden, weicher und beweglicher zu werden? Auf eine freundliche und eine ganzheitliche Art? In der Sprache der drei »F« Fight, Flight und Freeze gefragt: Gibt es ein weiteres, ein lösendes F?

Es muss nicht gleich der Flow sein … Doch, dem Reim zuliebe, etwas mehr »Fließ« täte hier gut.

Oder ein weiteres F wie »Frieden«. Wenn sich innerer Friede einstellt, kann sich auch immer mehr Geborgenheit einstellen. Physiologisch würde man vom Umschalten auf das vagale, also das autonome parasympathische Nervensystem sprechen, welches die »hauseigene Apotheke« und die Tür zu den genialen, körpereigenen Reparaturhilfen öffnet. Das erlaubt, sich zu »regenerieren«, also wieder man selbst zu werden, seiner Art (lateinisch genus) gerecht zu werden, »artgerecht« zu leben. Auch wieder so zu schlafen, wie man als Kind schlafen konnte.

Heute kann ich die Körpergebete machen. Und ich habe es noch nie bereut, sie gemacht zu haben. Eher bereue ich, dass ich nicht immer merke, wann ich sie machen könnte und besser gemacht hätte.

In...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Schlagworte Chanten • Chor • Choral • eBooks • Entscheidungsfindung • ganzheitliche Spiritualität • Gebete • Körpertherapie • Meditation • meditation buch • Qi Gong • Resonanz • Selbstheilung • Singen • Spiritualität • spirituelle Bücher • Tönen
ISBN-10 3-641-26192-9 / 3641261929
ISBN-13 978-3-641-26192-4 / 9783641261924
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