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Die dreizehnblättrige Rose - Von den Geheimnissen der Kabbala und ihrer Bedeutung für unser Leben -  Rabbi Adin Steinsaltz

Die dreizehnblättrige Rose - Von den Geheimnissen der Kabbala und ihrer Bedeutung für unser Leben (eBook)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
160 Seiten
Crotona Verlag
978-3-86191-171-5 (ISBN)
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Die Vorstellungen, was Kabbala wirklich meint, gehen weit auseinander. Außerhalb der jüdischen Tradition wird ihr Schwerpunkt häufig auf magisch-numerologischer Ebene angesetzt, doch das trifft nicht den Kern der Dinge. In Wahrheit geht es bei der Kabbala um Lebenskunst und um ein Leben im Einklang mit der GÖTTLICHEN GEGENWART. Die Kabbala will nicht den Anderen oder die Umstände verändern, sondern es geht ihr um die Veränderung des Einzelnen. Rabbi Adin Steinsaltz gilt weltweit als eine der größten Autoritäten zur Kabbala. Er wird in Israel und in der ganzen Welt verehrt wegen seiner tiefen Menschenkenntnis und seiner Weisheit des Herzens. Die "Dreizehnblättrige Rose" ist eine Perle jüdischer Mystik, ohne jemals weltabgehoben zu sein. Immer steht im Text der Mensch und sein Leben im Alltag im Mittelpunkt, doch stets geht der Blick über die alltägliche Wirklichkeit hinaus auf eine höhere Dimension, die alles Erdengeschehen durchwirkt. Wahre Kabbala zeigt sich überall dort, wo sie ein Menschenleben verändert und die verborgene Gegenwart Gottes in allem Geschaffenen aufleuchten lässt. Jüdische Spiritualität und Lebensweisheit in praktischer und poetischer Vollendung. Eine wundervoll glitzernde Perle der Mystik!



Rabbi Adin Steinsaltz gilt als einer der bedeutendsten Rabbis und Kabbalisten der Gegenwart. Er hat an zahlreichen europäischen und amerikanischen Universitäten gelehrt, darunter Yale und Princeton. Die zurzeit maßgebliche Talmud-Ausgabe trägt seinen Namen: Die Steinsaltz-Ausgabe!

Kapitel II

ERSCHEINUNG DES GÖTTLICHEN

Der Heilige, gepriesen sei Er, hat jede Menge Namen. Alle diese Namen bezeichnen jedoch lediglich unterschiedliche Ausprägungen der göttlichen Selbstkundgabe in der Welt, ganz besonders wenn sie Menschen zur Kenntnis gebracht werden. Über diese Vielfalt von Bezeichnungen hinaus und jenseits von ihr ist die göttliche Wesenheit selbst, die keinen Namen hat und keinen Namen haben kann. Wir nennen diese Wesenheit, Gott-in-sich-selbst, bei einem Namen, der seinerseits ein Selbstwiderspruch ist: „Der Unendliche, gepriesen sei Er.“

Dieser Ausdruck also soll sich auf die göttliche Wesenheit als solche beziehen, die mit keinem anderen Namen angesprochen werden kann, weil der einzige Name, der auf das eigentliche Wesen Gottes angewandt werden kann, beides einschließen muss, das Ferne und das Nahe – wirklich alles. Nun wird bekanntlich Unendlichkeit in den Bereichen des abstrakten Denkens, in der Mathematik etwa und in der Philosophie, als das bestimmt, was nicht gemessen und nicht erfasst werden kann. Wobei der Ausdruck jedoch zugleich durch seine Begriffsbestimmung selbst auf eine Eigenschaft von etwas Endlichem eingegrenzt wird. So gibt es zum Beispiel viele Dinge in der Welt, Zahlen etwa, zu deren Eigenschaft unter anderem auch Unendlichkeit gehören mag, die aber ihrer Wirkweise, ihrem Zweck oder ihrer Natur nach endlich sind. Wenn wir aber von dem Unendlichen, gepriesen sei Er, sprechen, dann meinen wir das Äußerste an Vollkommenheit und Ungegenständlichkeit, das, was alles einschließt und jenseits aller möglichen Grenzen ist.

Das Einzige, was uns über den Unendlichen zu sagen erlaubt ist, würde also die Verneinung aller Eigenschaften einschließen; denn der Unendliche ist jenseits von allem, was in irgendwelchen Ausdrücken, ob bejahenden oder verneinenden, erfasst werden kann. Es ist nicht nur unmöglich, über den Unendlichen zu sagen, Er sei in irgendeiner Hinsicht begrenzt oder Er sei böse. Man kann nicht einmal das Gegenteil sagen, nämlich, Er sei ungeheuer groß oder Er sei gut. Wie Er nicht Stoff ist, so ist Er nicht Geist. Auch kann man vom Unendlichen nicht sagen, Er existiere in irgendeiner für uns sinnvollen Dimension. Die Zwickmühle, in die uns diese Bedeutung von Unendlichkeit bringt, ist nicht nur eine Folge der Unzulänglichkeit des menschlichen Denkens. Sie stellt eine Kluft dar, die einfach unüberbrückbar ist, eine Kluft, die von nichts Bestimmbarem überquert werden kann.

Ein Abgrund, so scheint es, liegt zwischen Gott und der Welt, und zwar nicht nur der körperlichen Welt der Zeit, des Raums und der Schwerkraft, sondern auch der geistigen Welten, wie erhaben sie auch seien. Ist doch jede von ihnen eingeschlossen in die Grenzen ihrer eigenen Bestimmung. Die Schöpfung selbst wird zu einem göttlichen Selbstwiderspruch.

Um den Abgrund zu überbrücken, hört der Unendliche nicht auf, die Welt zu erschaffen. Sein Erschaffen ist nicht Formgebung von etwas aus Nichts, sondern Offenbarung. Schöpfung ist ein Ausströmen aus dem göttlichen Licht heraus. Ihr Geheimnis ist nicht, dass etwas Neues ins Dasein tritt, sondern die Umformung der göttlichen Wirklichkeit in etwas Bestimmtes und Begrenztes – in eine Welt. Diese Verwandlung besteht in einem Geschehen oder einem Geheimnis – dem Sich-Zusammenziehen. Gott verbirgt Sich Selbst, indem er Seine wesenhafte Unendlichkeit beiseite nimmt und Sein endloses Licht zurückhält, so weit wie notwendig, damit die Welt bestehen kann. Innerhalb des eigentlichen göttlichen Lichtes kann nichts sein eigenes Dasein aufrechterhalten. Die Welt wird nur möglich durch den besonderen Akt des göttlichen Rückzugs oder der Zusammenziehung. Ein solches göttliches Nicht-Sein oder Verbergen ist also die grundlegende Bedingung für das Dasein dessen, was endlich ist.

Obwohl die Welt ein eigenständiges Gebilde zu sein scheint, wird sie doch von der göttlichen Macht geformt und aufrechterhalten, die in dieser allerersten Wesenheit erscheint. Dieses Erscheinen nimmt die Form von zehn Sefirot an, von Urkräften oder Wegen des Göttlichen Fließens. Diese Sefirot, die Werkzeuge der göttlichen Offenbarung, verhalten sich zum göttlichen Ur-Licht wie der Körper zur Seele, sie sind so etwas wie ein Ausdrucksmittel oder Informationsträger, geradezu eine Art des Schaffens in anderen Bereichen des Daseins. Wir können die zehn Sefirot aber auch als Gefüge oder Gebilde sehen, das einer aufrecht stehenden Menschengestalt ähnelt, deren wichtige Körperteile den einzelnen Sefirot entsprechen. Die Welt hat also tatsächlich keine unmittelbare Beziehung zur verborgenen Gottheit, die ja, um im Bilde zu bleiben, die Seele der Menschengestalt der Sefirot wäre. Vielmehr hat die Welt eine Beziehung zu der göttlichen Erscheinung, wann und wie diese sich ereignet, in den zehn Sefirot. Wie unsere wahre Seele, unser unerfassbares Selbst, anderen niemals enthüllt wird, sondern sich durch unser Denken, unsere Gefühle und unseren Leib äußert, so wird das Selbst Gottes in Seinem ursprünglichen Wesen ausschließlich durch die zehn Sefirot enthüllt.

Die zehn Sefirot bilden zusammengenommen eine grundlegende und allumfassende Wirklichkeit. Darüber hinaus ist das Grundmuster dieser Wirklichkeit das eines Organismus. Jede der Sefirot hat eine einzigartige Aufgabe, sie vervollständigt jede andere und ist für die Verwirklichung oder Vollendung der anderen und des Ganzen wesentlich.

Wegen ihrer tiefgehenden Vielseitigkeit scheinen die Sefirot in den Schleier des Geheimnisses gehüllt. In der Tat gibt es bei jeder Sefira so viele anscheinend unverbundene, abgestufte Bedeutungen, wobei darüber hinaus diese Ebenen nicht miteinander verbunden zu sein scheinen, dass eine bloße Aufzählung ihrer Namen ihr Wesen nicht angemessen wiedergibt. Wenn wir sagen, die erste Sefira, Keter („Krone“), sei der göttliche Ur-Wille und somit die Quelle aller Freude, allen Vergnügens, berühren wir damit nur die Oberfläche. So auch bei Chochma („Weisheit“), dem unmittelbaren, blitzartig einleuchtenden Wissen, wogegen Bina („Begreifen“) eher zu zergliederndem, schlussfolgerndem Erkennen neigt. Da’at („Wissen“) unterscheidet von beiden, dass sie nicht nur Gewusstes anhäuft oder zusammenfasst, sondern außerdem eine Art elfter Sefira ist, die den zehn zugehört und doch nicht zugehört. Chesed („Huld“), die vierte Sefira also, ist der sich unwiderstehlich ausbreitende Antrieb oder Gedula („Größe“) der Liebe und des Wachstums. Gewura („Macht“) ist Einschränkung und Konzentration, Beherrschung, aber auch Angst und Ehrfurcht. Tiferet („Schönheit“) hingegen ist die Verbindung von Einklang, Wahrheit und Mitgefühl. Nezach („Ewigkeit“) ist Eroberung oder die Kraft zur Überwindung. Hod („Pracht“) kann auch als Ausdauer oder Stehvermögen verstanden werden; und Jessod („Fundament“) ist unter anderem das Gefährt, das von einem Ding oder Zustand zum anderen trägt. Malchut („Königsherrschaft“), die zehnte und letzte Sefira, ist nicht nur Machtbesitz oder Herrschaft, sondern auch das Wort und der abschließende Behälter.

Keter
Bina Chochma
(Da’at)
Gewura Chesed
Tiferet
Hod Nezach
Jessod
Malchut

Alle diese Sefirot haben einen unendlichen Kräftevorrat, doch ihr Wesen ist endlich. Sie treten nie einzeln auf, jede in ihrem Reinzustand, sondern immer irgendwie miteinander verbunden, in vielerlei Gestalten. Jede einzelne Verbindung oder auch jedes Detail einer solchen Verbindung bringt eine andere Offenbarung zum Ausdruck.

Die große Gesamtzahl all dieser miteinander vernetzten Sefirot bildet die dauernde Verbindung zwischen Gott und Seiner Welt. Diese Verbindung ist keine Einbahnstraße; denn die Welt kann antworten, ja sogar von sich aus tätig werden. Einerseits sind die zehn Sefirot verantwortlich für Gesetz und Ordnung des Universums, für das, was wir das Walten der Natur in den Welten nennen können. Als solche kommen sie zusammen und steigen herab, sich verdichtend und umformend auf ihrem Weg von einer Welt zur anderen, bis sie unsere körperliche Welt erreichen, die Endstation der Erscheinung göttlicher Macht.

Andererseits beeinflussen die Ereignisse in unserer Welt ständig die zehn Sefirot, indem sie auf die Natur und die Beschaffenheit der Beziehungen einwirken, die zwischen dem von oben herabkommenden Licht- und Kraftstrom und deren Empfängern bestehen.

Ein altes Bild beschreibt diesen Einfluss, indem es die Welt als eine kleine, von Vögeln bewohnte Insel mitten im Meer darstellt. Um sie zu ernähren, hat der König ein verwickeltes Netzwerk von Leitungen angelegt, durch die das benötigte Essen und Wasser fließen. Solange die Vögel tun, was zu tun ihnen von Natur aus vorgegeben ist, solange sie singen und durch die Lüfte schweben, fließt der Nahrungsstrom in Fülle und ohne Unterbrechung. Sobald aber die Vögel im Dreck zu spielen beginnen und auf die Leitungen einpicken, verstopfen oder zerbrechen sie und hören auf, richtig zu funktionieren – und der Zustrom von oben ist unterbrochen. So hängt auch die Insel, die unsere Welt ist, davon...

Erscheint lt. Verlag 19.4.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Judentum
ISBN-10 3-86191-171-X / 386191171X
ISBN-13 978-3-86191-171-5 / 9783861911715
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