Die Wildpflanzen-Apotheke (eBook)
208 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45763-4 (ISBN)
Dr. rer. nat. Markus Strauß ist Wildpflanzen- und Baumexperte, Buchautor, Berater und Hochschuldozent. Nach seinem Studium der Geografie, Geologie und Biologie forschte er in Südamerika, Nepal sowie in Indonesien zu agrarökologischen Themen und promovierte über den ökologischen Teeanbau in Himalaya. Seit über einem Jahrzehnt beschäftigt sich intensiv mit der Selbstversorgung durch essbare Wildpflanzen. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen bietet er eine deutschlandweit einmalige zertifizierte Weiterbildung im Bereich essbare Wildpflanzen an. Durch seine zahlreichen Fachpublikationen ist er als Vortragender auf Kongressen sowie als Experte im Fernsehen (ZDF, RTL, SWR, WDR, NDR, BR) sehr gefragt. 2015 hat er die Stiftung EssbareWildpflanzenParks gegründet. Mehr Infos unter www.dr-strauss.net und www.ewilpa.net.
Dr. rer. nat. Markus Strauß ist Wildpflanzen- und Baumexperte, Buchautor, Berater und Hochschuldozent. Nach seinem Studium der Geografie, Geologie und Biologie forschte er in Südamerika, Nepal sowie in Indonesien zu agrarökologischen Themen und promovierte über den ökologischen Teeanbau in Himalaya. Seit über einem Jahrzehnt beschäftigt sich intensiv mit der Selbstversorgung durch essbare Wildpflanzen. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen bietet er eine deutschlandweit einmalige zertifizierte Weiterbildung im Bereich essbare Wildpflanzen an. Durch seine zahlreichen Fachpublikationen ist er als Vortragender auf Kongressen sowie als Experte im Fernsehen (ZDF, RTL, SWR, WDR, NDR, BR) sehr gefragt. 2015 hat er die Stiftung EssbareWildpflanzenParks gegründet. Mehr Infos unter www.dr-strauss.net und www.ewilpa.net.
Brennnessel
Foto: Maximilian Gall
Mit der Brennnessel haben Sie sicherlich alle schon einmal »reizende« Bekanntschaft gemacht. Sie ist bis heute unbeliebt und wird als störend oder gar unnütz empfunden. Doch ihr Potenzial als Universalpflanze wird völlig unterschätzt: Sie ist Gemüsepflanze, Faserpflanze, Düngerlieferant, Insektenbiotop und Arzneipflanze in einem. Im Volksmund wird sie auch »Donnernessel« oder »Hanfnessel« genannt. Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden aus ihren Fasern äußerst strapazierfähige Nesselstoffe oder Seile hergestellt.
Auch wenn sie heute vor allem als Arzneipflanze ihren Platz behauptet, möchte ich Ihnen die Brennnessel unbedingt als köstliches Wildgemüse sowie als Kraftprotz für Ihre Gesundheitsvorsorge vorstellen. Der Geschmack der Blätter ist würzig und spinatähnlich. Ihre Samen schmecken nussig und stecken voller essenzieller Vitalstoffe. Nicht umsonst werden diese als »Potenz«-Mittel gehandelt, zumindest soll dies der römische Dichter Ovid gesagt haben. Keine Angst vor den Brennhaaren beim Sammeln oder beim Verzehr: Handschuhe, eine Schere und ein Korb sind nützliche Hilfsmittel – und beim Kochen oder Mixen werden das hauptsächlich in den Brennhaaren enthaltene Histamin sowie die Ameisensäure problemlos zerstört. Auch zwei Küchenbretter, zwischen die man die Triebspitzen pressen kann, vernichten die Brennhaare.
Für die Befruchtung der Blüten benötigt die Brennnessel keine Insekten, es reicht der Wind. Viele Insektenarten sind jedoch auf die Brennnessel als Nahrungsgrundlage angewiesen. Und auch wir können sie für unsere Gesundheit mehr denn je gebrauchen – sie verdient gerade in der heutigen Zeit wieder unser aller Aufmerksamkeit!
Hier wächst sie:
Die Brennnessel ist ein sogenannter Stickstoffanzeiger. An Standorten mit hohen Stickstoffwerten wächst sie darum besonders gern, beispielsweise an Feldrändern, in Gräben und an Flussufern. Doch ich rate dringend ab, an solchen Wuchsorten Brennnesseln zu ernten. Die Überdüngung von Äckern und die Wahrscheinlichkeit von entsprechender Agrarchemie ist keine optimale Voraussetzung zum Sammeln. Gehen Sie darum lieber an den Waldrand oder auf Waldwiesen, um von der gesundheitlichen Wirkung der Pflanze in Gänze profitieren zu können. Vielleicht ist auch ein Biobauer in Ihrer Nähe? Bei ihm können Sie auch am Feldrand sammeln. Ebenso an einer verwilderten Stelle in Ihrem Garten. Wenn Sie an diesen Stellen regelmäßig sammeln, wächst die Brennnessel schnell und in frischer »Frühlingsqualität« nach.
Foto: Melica / Shutterstock.com
Daran erkennen Sie sie:
Die Brennhaare sind wohl das charakteristischste Merkmal. Diese befinden sich beidseitig an den länglich-herzförmigen und grobgezähnten Blättern. Die Urtica dioica ist zweihäusig, das heißt, es gibt eine weibliche und eine männliche Pflanze. Die Erstere trägt lange, überhängende und rötlich gefärbte Rispen, die männliche dagegen trägt aufrechte grüne Blütenrispen. Im Hochsommer hängen von den weiblichen Pflanzen die wertvollen Samen in dicht behangenen Rispen herab. Der Stängel ist vierkantig und ebenso mit Brennhaaren versehen. Die Blätter sind kreuzgegenständig angeordnet. Eine Brennnesselstaude kann bis zu 2 m hoch wachsen. Die Pflanze überwintert im unterirdisch kriechenden Wurzelrhizom.
So wirkt sie:
Wenn sich eine Blasenentzündung anbahnt oder wenn es auf der Haut »brennt«, ist die Brennnessel zur Stelle. Sie wirkt harntreibend und harnsäureausleitend (diuretische Wirkung), zudem werden der Stoffwechsel (Stichwort »Rheuma«) sowie die Blutbildung angeregt. Das »heimliche« Kraftpaket enthält Kalzium, Kieselsäure und Kalium, extra viel Vitamin C, dazu Provitamin A und Vitamin K1, Eisen sowie hochwertiges Eiweiß. Auch die Samen sind voller gesunder Nährstoffe mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Mineralien und Spurenelementen. Die Brennnessel ist somit nicht nur eine der »ersten« Pflanzen für einen Frühjahrsputz im Körper, sondern mit ihren Ballaststoffen, basisch wirkenden Mineralien, dem hohen Eisen- und Vitamin-C-Gehalt sowie mit der diuretischen Wirkung eine Grünkraft-Pflanze für das ganze Jahr.
Noch ein Extratipp für die Männer: Die Wurzel wirkt mit dem in ihr enthaltenen Phytosterol und Beta-Sitosterin auf die gutartige Vergrößerung der Prostata. Sie sehen, egal, ob in homöopathischer Dosis, als Tee, als wilde Mahlzeit oder als Wurzeltinktur – die Brennnessel hat uns viel zu bieten.
Foto: Maximilian Gall
Gut getrocknete Triebspitzen und größere Brennnesselblätter werden zu feinem Pulver vermahlen und lichtgeschützt in einem Schraubdeckelglas als Wintervorrat aufbewahrt. Diese mineralreiche Nahrungsergänzung kann in der kalten Jahreszeit beispielsweise für grüne Smoothies verwendet werden.
Besonders für Männer
Die Wurzelrhizome der Brennnessel werden im späten Herbst ausgegraben. Die ungefähr 5 bis 10 cm langen Stücke werden sauber gebürstet, in kleinere Stücke geschnitten und mit einer 40%igen alkoholischen Lösung angesetzt. Nach vier Wochen wird die Lösung gefiltert und in eine Pipettenflasche aus der Apotheke abgefüllt. Täglich
10 bis 15 Tropfen in 1 Liter Wasser auflösen und schluckweise trinken.
In Ihrem Garten schenken Sie Ihrer Brennnessel am besten eine eigene wilde Ecke. Doch meist müssen Sie sie einfach da belassen, wo sie schon von selbst gedeiht: beim Kompost oder unter Bäumen. Mein Tipp für eine vielseitige und kooperative Nutzung ist, einen Teil der Brennnesselfläche regelmäßig abzusicheln, denn dann wächst junges Gemüse nach, das vom Frühling bis in den November hinein nicht nur als essbare Wildpflanze oder Heilpflanze, sondern auch zur Herstellung von Düngerjauche oder als Pflanzenstärkungsmittel verwendet werden kann. Die andere Hälfte der Fläche dient der Reifung von wertvollem Brennnesselsamen.
Triebspitzen und Blätter | Ende März–November |
Samen | Mitte Juli–Anfang September |
Wurzeln | Oktober–Februar |
Man schätzt, dass für rund 50 bis 70 Schmetterlingsarten im Raupenstadium Brennnesseln nicht nur eine willkommene, sondern auch wichtige Futterquelle sind. Diese vier Arten sind auf die Brennnessel sogar als einzige Nahrung angewiesen: der Landkärtchenfalter (Araschnia levana), der Kleine Fuchs (Aglais urticae), das Tagpfauenauge (Inachis io) sowie der Admiral (Vanessa atalanta). Mit der Brennnessel schaffen Sie für Mensch, Tier und Boden einen wertvollen Überlebensraum.
Die Rezepte
Grünkraft-Quinoa
Eine energiegeladene Schüssel (Bowl)
100 g Quinoa
300 ml Gemüsebrühe
1 Knoblauchzehe
1 kleine rote Zwiebel
2 EL Olivenöl
1 kleine Zucchini
4 Handvoll Brennnesselblätter und -triebspitzen
etwas Wasser
1 EL Zitronensaft
Salz und Pfeffer
Die Quinoakörner waschen, in der Gemüsebrühe aufkochen und 20 Minuten zum Quellen stehen lassen. In einer Pfanne Knoblauch und Zwiebel mit Olivenöl andünsten. Dann die klein geschnittene Zucchini sowie die gewaschenen Brennnesselblätter und Triebspitzen hinzugeben, nur kurz dünsten, mit etwas Wasser und Zitronensaft ablöschen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Schließlich die Quinoa mit dem Gemüse zusammenmischen.
Foto: Maximilian Gall
Brennnesselsamen in Honig
Eine kraftvolle Kombi
200 g Blütenhonig in guter Qualität (biozertifiziert)
50 g getrocknete Brennnesselsamen
Die Samen nur kurz in einer Pfanne ohne Fett anrösten. Nachdem sie etwas abgekühlt sind, werden sie in den Honig eingerührt, bis eine gleichmäßige Masse entsteht.
Dieser süße Aufstrich ist eine Delikatesse für zwischendurch, kommt aufs Brot oder ins Müsli.
Pizza »Urtica Tricolore«
Mit Tomate, Schafskäse und Brennnessel
250 g Dinkelmehl, am besten Type 1050 oder Vollkornmehl
½ Würfel Frischhefe oder ein Päckchen Trockenhefe
ca. 100 ml lauwarmes Wasser
½ TL Steinsalz
3 EL Olivenöl
4 kleine oder 3 große Tomaten, in Scheiben geschnitten
100 g Schafskäse
2 Handvoll Brennnesseln, gewaschen und fein geschnitten
1 kleine rote Zwiebel
Steinsalz, Pfeffer und Oregano oder frischer, wilder Dost
Aus Mehl, Hefe, Wasser, Salz und Olivenöl einen Hefeteig herstellen. Ausreichend aufgehen lassen. Auf einem Backblech mit Backpapier entweder rund oder eckig ausrollen und nochmals für eine halbe Stunde zugedeckt stehen lassen.
In einer Pfanne zuerst die klein geschnittene Zwiebel mit den Brennnesselblättern zusammen andünsten. Dann die Tomaten, die Brennnesselblätter sowie den gewürfelten Schafskäse auf dem ausgerollten Teig anrichten und die Pizza für ca. 20 Minuten in den auf 200 °C Umluft[1] vorgeheizten Backofen...
Erscheint lt. Verlag | 24.2.2020 |
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Reihe/Serie | Medizin aus der Natur | Medizin aus der Natur |
Co-Autor | Birgit Matz |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie |
Schlagworte | Alternative Heilmethoden • Beeren • Bestseller-Autor • Blüten und Kräuter • Eigenanbau • Ernährung • Essbarer WildpflanzenPark • essbare Wildpflanzen • EWILPA • Gärtnern • gesunde Pflanzen • Heilkraft der Natur • Heilkräuter • Heilmittel • Heilpraktiker • Kräuter • Markus Strauß • Naturheilkunde • Permakultur • Pflanzen-Heilkräfte • Pflanzen-Heilkräuter • Pflanzen-Rezepte • Praxisbuch • Ratgeber Gesunde Ernährung • Ratgeber Gesundheit • Rezepte • Selbstheilen mit Kräutern • Selbstheilungskräfte • selbstheilungskräfte aktivieren • Selbstheilung stärken • Selbstversorger • Superfood • superfood heimische wildpflanzen • Superfoods • Wald • Wald-Apotheke • Waldbeeren • Wildgemüse • Wildkräuter • Wildkräuter Heilpflanzen • Wildkräuterkochbuch • Wildkräuter sammeln • Wildpflanzen • Wildpflanzen bestimmen • Wildpflanzen-Experte • Wildpflanzen finden • Wildpflanzen-Rezepte • Wildpflanzen sammeln |
ISBN-10 | 3-426-45763-6 / 3426457636 |
ISBN-13 | 978-3-426-45763-4 / 9783426457634 |
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