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Birne sucht Helene (eBook)

Eine kulinarische Liebesgeschichte
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
304 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98605-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Birne sucht Helene -  Carsten Sebastian Henn
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Eine romantische Liebeskomödie im Stil des Klassikers »Harry & Sally«, aber schneller geschnitten - und mit Birnen Eli hat das Chaos-Gen und bisher mit Männern wenig Glück. Paul lebt von Cornflakes und Cola light und freut sich jedesmal, wenn er Eli sieht. Doch seine Flirtversuche scheitern immer, denn Paul versteht die Frauen nicht. Ob er als Held am Herd bessere Chancen hätte? Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Paul legt los. Er verbrennt sich die Finger, die Hose und die halbe Küche. Dann lädt er Eli zum Essen ein - und die Flammen schlagen hoch. Ein warmherziger Liebesroman, in dem mehr als nur das Gemüse dampft und die Töpfe überkochen.

Carsten Sebastian Henn, geboren 1973 in Köln, ist neben seiner Tätigkeit als Autor auch als Weinjournalist und Restaurantkritiker tätig. Viele erfolgreiche kulinarische Kriminalromane stammen aus seiner Feder, aber auch Liebeskomödien, Theaterstücke und ein Bilderbuch. Sein Roman »Der Buchspazierer« stand über zwei Jahre auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, wurde allein in Deutschland über eine halbe Millionen Mal verkauft, in mehr als 30 Sprachen übersetzt und mit Christoph Maria Herbst in der Titelrolle verfilmt. Auch seine nächsten Romane »Der Geschichtenbäcker« und »Die Butterbrotbriefe« waren große Bestseller-Erfolge. Für seine literarischen Werke erhielt er mehrere Auszeichnungen.

Carsten Sebastian Henn, geboren 1973 in Köln, arbeitet als Schriftsteller, Weinjournalist und Restaurantkritiker. Er ist Chefredakteur des Gault & Millau WeinGuides sowie Redaktionsleiter Deutschland des Weinmagazins Vinum. In St. Aldegund an der Mosel besitzt er einen Steilstweinberg mit alten Rieslingreben, den er selbst bewirtschaftet. Wenn er einmal nicht seiner Leidenschaft fürs Kochen nachgeht, ist er auf der Suche nach neuen Gaumenfreuden.

ERSTER GANG


Vom Glück der Kiwi

Eli war glücklicher als ein Bär im Honigfass. Sie hatte doch tatsächlich den einzigen, ehrlichen Gebrauchtwagenhändler Deutschlands gefunden! Das konnte sie an seinen Augen sehen, die waren dunkelbraun und total vertrauenswürdig. Er hatte völlig recht. Rostflecken waren ganz normal bei einem Auto von acht Jahren, und auf den durchgesessenen Fahrersitz brauchte sie bloß ein Kissen zu legen, dann ging das schon. Er hatte ihr sogar extra 15 Euro Nachlass gegeben, damit sie sich eins kaufen konnte. Und wie nett, dass er für ihren alten Fiesta noch 300 Euro bezahlt hatte, obwohl doch der ganze Motor hin war, wie er sagte. Er musste sie ins Herz geschlossen haben! Na ja, sie hatte auch ein wenig mit ihm geflirtet.

Eli packte die Fahrzeugpapiere ein und fuhr in bester Stimmung vom Gelände des »Gebrauchtwagen-Paradies Ratz-Fatz (Inh. Toni Amoroso)«. Dabei kümmerte sie sich, genau wie Toni ihr geraten hatte, nicht um das leise Klappern des Auspuffs.

»Der geht problemlos durch die TÜV, da könne Sie sich Hundertprozent darauf verlasse.«

Eigentlich war sie keine Polo-Fahrerin, und schon gar nicht in dieser Farbe. Gott, wie nannte man die überhaupt? Dschungelgrün? Moosblau? Sie hatte noch nie zuvor einen Wagen in dieser Farbe gesehen. Man bekam automatisch einen unscharfen Blick, wenn man versuchte sich auf die Lackierung zu konzentrieren. Irgendwie erinnerte sie der kleine Wagen an Das Ding aus dem Sumpf. Eli schloss ihn trotzdem ins Herz. Er war nun ihr kleines Sumpfmonster. Und sie wollte am liebsten gleich der ganzen Welt von der Neuerwerbung erzählen, mit ihren besten Freunden zur Feier des Tages richtig gut essen gehen, in einem Restaurant mit Kerzen, tollen Weinen – und einer extra langen Dessertkarte. Doch zuerst würde sie den unangenehmsten Anruf des Tages in Angriff nehmen. Man musste den Stier bei den Hörnern packen – und dieser Stier hatte ihr für den Wagen finanziell unter die Arme gegriffen. Es war der Stier namens Mama. Innerlich fluchte Eli darüber, dass sie immer noch Geld von ihr brauchte, wo sie mit Ende zwanzig doch längst auf eigenen Beinen stehen wollte. Doch das Schicksal hatte es dafür nicht gut genug mit ihr gemeint. Sondern »eher so mittel«, wie eine ihrer Arbeitskolleginnen in der Kölner Buchhandlung Eselsohr immer sagte.

Aber mit »Sumpfi« – wie Eli nun beschlossen hatte, ihren neuen Wagen zu nennen – würde ein neuer Lebensabschnitt beginnen! Bei anderen Frauen startete er mit einer neuen Frisur, bei ihr mit einem neuen Auto. Das war immerhin das 21. Jahrhundert.

Ihre Mutter brauchte wieder ewig, um den Hörer abzunehmen. Und war atemlos, als sie sich endlich meldete. Hatte sie auf dem Weg zum Telefon etwa Saltos und Flickflacks vollführt?

Eli entschied sich, ihre Mutter einfach zu überrumpeln: »Du glaubst ja nicht, was ich gerade gemacht habe. – Woher weißt du …? – Aber ich habe doch …! – Nein, einen Polo. Das ist ein Volkswagen. Kein Franzose. – In … einer Art Grün. – Acht Jahre, aber noch topp in Schuss! – Nein, Mama, ich habe mich nicht übers Ohr hauen lassen. Und ich weiß auch nicht, warum du »wie immer« sagst. – Ist schon okay, und danke noch mal für das Geld. Das war echt lieb von dir. – Klar, komme ich bald mal bei dir in Bonn vorbei. Muss dir das Schmuckstück doch zeigen.«

Es folgte ein Moment der Stille, denn eigentlich war alles gesagt. Eli wollte sich schnell verabschieden, bevor ihre Mutter die Lieblingsplatte auflegte.

Doch sie war nicht schnell genug.

Die Lieblingsplatte trug den Titel »Hast du endlich einen Freund?«. Dabei schwang immer mit, dass man ohne Mann quasi nicht komplett sei. Und es eine Art Krankheit wäre, keinen zu haben. Elis letzter Freund lag schon zwei Jahre zurück und sie war kurz davor, einen zu erfinden, nur damit ihre Mutter endlich Ruhe gab.

Andererseits fand Eli, dass man sich nicht dafür zu schämen brauchte, solo zu sein. Und ihre Mutter würde sie nicht dazu bringen, sich deshalb schlecht zu fühlen!

Das tat sie sowieso schon.

Aber diesmal war sie vorbereitet.

»Nein, aber …«

Sie kam nicht weiter, denn ihre Mutter schoss den zweiten Satz ab, den Eli so hasste.

»Kauf dir doch mal was Schickes zum Anziehen. Ich geb dir auch das Geld. Was Modernes. Nicht immer dieses Second-Hand-Zeug. Dann klappt das auch.«

Von diesem »Second-Hand-Zeug«, das ihre Mutter so hasste, hatte Eli den ganzen Schrank voll. Denn sie liebte es. Schöne Kleider mit großen Mustern, geringelte Schals, norwegische Wintermützen, hohe Lederstiefel, Jeans mit Blumenstickereien. Hauptsache: schön bunt und die Stile wild gemixt. Aber ihre Mutter wollte, dass sie wie Michelle Hunziker aussah. Dabei sahen sie sich überhaupt nicht ähnlich! Hunziker war groß und blond, Eli zierlich, mit roten Korkenzieherlocken. Nur eine Ähnlichkeit gab es: Sie hatten beide einen Mund, der wie zum Lachen gemacht war.

Eli verfluchte den Tag, an dem die Italienerin bei »Wetten, dass?« eingestiegen war.

»Ich guck, ob ich beim nächsten Einkauf was Passendes finde.«

»Mach das aber auch! Und schau mal wieder in die Kontaktanzeigen. So hat Tante Uschi auch ihren Dieter kennengelernt. Und der ist wirklich ganz passabel, das mit der Hygiene bekommt die Uschi bei ihm sicher auch noch in den Griff.«

Eli atmete tief durch und zwang sich ein Lächeln ins Gesicht. Denn sie hatte mit all dem gerechnet. Und in der Tasche lag ihre Rettung.

»Weiß ich doch, Mama«, flötete Eli deshalb nun und suchte den Zeitungsausschnitt, während sie mit den Knien weiterlenkte. »Gerade heute habe ich eine tolle Anzeige gefunden. Warte, ich hab sie gleich, dann kann ich sie dir vorlesen. ›Birne sucht Helene‹ fängt die an. Ein Beamter Ende zwanzig, wenn das nicht was Verlässliches ist, Mama. Und es stand sogar darin, dass er lebendig ist! Genau so einen suche ich doch. Ein toter Mann hat nämlich auch Nachteile. Dieser Beamte sucht eine Frau mit Charme und Humor – wahrscheinlich weil man viel Humor haben muss, um ihn attraktiv zu finden.«

Das hatte sie gerade doch nicht wirklich gesagt, oder? Das hatte sie doch sicher nur gedacht!

Als sie hörte, wie ihre Mutter am anderen Ende der Leitung leicht röchelnd die Luft einsog, wusste Eli, dass deren Zunge das Hirn übertölpelt hatte.

»Elisabeth, bitte. Das ist eine ernste Sache für eine Frau. Ich will doch nur, dass du abgesichert bist.«

Oh, Gott. Sie sagte schon Elisabeth zu ihr. Jetzt gab es nur noch eine einzige Steigerung: Wenn sie anfangen würde zu weinen – und davon erzählte, wie sehr sie sich Enkelkinderchen wünschte. Und da Elis jüngere Schwester Katharina in Mailand Modedesign studierte, fiel die Weitergabe der familiären Gene vorerst ihr zu.

»Eli, du weißt doch, wie sehr ich mir Enkelki …«, ihre Stimme brach schluchzend ab. »Ich seh schon kommen, dass mir Katharina eher Enkelkinder schenkt als du. Sie ist ja schon so selbstständig und weiß, was sie im Leben will.«

Eli wollte schreien, doch beschloss, lieber ganz schnell eine Kontaktanzeige vorzulesen, die glaubwürdiger klang. Verdammt, wo war nur die blöde Zeitungsseite? Warum musste nur immer alles Wichtige in der Tasche nach unten rutschen? Nur der Blödsinn trieb immer oben. Da! Jetzt hatte sie etwas gegriffen, das wie Papier knisterte.

Da krachte es.

Sumpfi stand plötzlich.

Ein Verkehrsschild hatte sich Eli in den Weg gestellt. Einfach so. Ohne Vorwarnung.

»Eli? Lebst du noch?«, rief ihre Mutter aus dem Telefon. »Sag doch was, Kind. Soll ich den Arzt rufen?«

»Ja, Mama. Deinen alten Hausarzt in Bornhorst. Der soll den nächsten Flieger nach Köln nehmen und das Stoppschild schienen.«

Eli legte auf. Das würde sie sicher noch bereuen, aber gerade jetzt tat es verdammt gut.

Sie brauchte wirklich einen Freund. Dringend. Und wenn nur, um ihre Mutter endlich zum Schweigen zu bringen!

 

Paolo Birnbaum, genannt Paul, war so gut drauf wie ein drei Wochen altes Thunfischbrötchen. Wieder einmal hatte niemand auf seine Kontaktanzeige geantwortet. Und als einzige neue Bekanntschaft hatte er eine aufkeimende Krankheit.

Die Sprechstundenhilfe lächelte ihn jetzt allerdings so nett an, als kuschelte sie gerade mit ihm am Baggersee und die Sonne ginge endlich unter.

»Ich schau, dass Sie schnell drankommen. Sie sehen ja richtig elend aus.«

Sie sah ein wenig aus wie Pauls zweite Freundin Sabine. Mit ihr war er auf der Messdienerfahrt nach Korfu zusammen gewesen. Damals hatte er sich immer gewundert, warum sie nur vor anderen Jungs mit ihm knutschte. Irgendwann wusste er es. Sie wollte Dirk eifersüchtig machen, das testosterondurchtränkte Alphamännchen. Sie hatte ihn nur benutzt.

Paul wollte gern mal wieder benutzt werden. Eigentlich stimmte alles an ihm, er war so klug, dass er es bei Günther Jauch ohne Joker zur 64 000 Euro-Frage geschafft hätte, und auch was Aussehen betraf, konnte Paul nicht klagen – dank der italienischen Gene seiner Mutter und der großen, blauen Augen seines Vaters. Das Problem war nur, dass er überhaupt kein Gefühl für Kleidung hatte. Dass Strickpullis nicht mehr der letzte Schrei und Herrensandalen als »mega-out« galten, war bei ihm leider nie angekommen.

Im Wartezimmer saß die übliche Mischung aus chronisch Verschnupften, schwatzhaften Hypochondern und Zombies. Pauls Urgroßtante war auch eine von denen. Jeden Tag zum Onkel Doktor, und wenn der zuhatte, kippte sie sich eimerweise Klosterfrau Melissengeist hinter die Binde. Das verlieh ihr immer ein jenseitiges Glitzern in den Augen.

Die Zeit im Wartezimmer verging wie im Flug. Einem Langstreckenflug. Mit Zwischenstopp.

Eine ältere Kittelträgerin brachte...

Erscheint lt. Verlag 5.8.2019
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Essen / Trinken
Schlagworte Bücher • Essen • Frauen • Humor • Kochen • Köln • Kulinarik • kulinarische Liebesgeschichte • Leichte Unterhaltung • Liebesromane für Frauen • lustiger Liebesroman • Romanze • Unterhaltung
ISBN-10 3-492-98605-6 / 3492986056
ISBN-13 978-3-492-98605-2 / 9783492986052
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