Prof. Dr. Stefan Weinfurter ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Direktor des Instituts für fränkisch-pfälzische Geschichte und Landeskunde an derselben Universität sowie Ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
"Stefan Weinfurter schildert das Leben, die Herrschaft und die Gesellschaft sowie spätere Interpretationen mit viel Freude an Details und am Erzählen in einer gut verständlichen Sprache.", P.S. Zeitung (CH), 08.05.2014
Vorwort
" Seine Gedanken , so sagt Cicero, schriftlich niederzulegen, ohne sie zu ordnen, schön zu formulieren und den Leser damit zu ergötzen, heißt Zeit und Schrift zu vergeuden. Dieser Ausspruch des großen Redners hätte mich vom Schreiben abschrecken können, wäre ich nicht von dem Entschluss geleitet gewesen, mich lieber der Kritik auszusetzen und durch diese Arbeit den Ruf meines Talents in Gefahr zu bringen, als vor lauter Bedachtsamkeit die Erinnerung an einen so großen Mann unbeachtet zu lassen" (So heißt es bei Einhart in seiner Vorrede zur Vita Karoli Magni ). Wie für den berühmten Biografen und Zeitgenossen Karls ist auch heute noch die Beschäftigung mit Karl dem Großen ein überaus reizvolles Unterfangen trotz der Flut von Forschungen, vor allem aus der angelsächsischen Wissenschaft. Es sind die ungewöhnliche Bündelung der Kräfte und die enorme Effizienzsteigerung auf allen Gebieten der Gesellschaft, Politik und Kultur, die von dieser Epoche ausgehen und jeden, der sich damit beschäftigt, in ihren Bann ziehen.
Die Begeisterung für dieses Thema hat sich zu meinem Glück auch auf das Team meiner wissenschaftlichen Mitarbeiter übertragen, sodass ich von ihrer Seite wertvolle Unterstützung erfuhr. Eigens bedanken möchte ich mich bei Frau Theresa Jäckh, Frau Nora Küppers und Herrn Florian König. Darüber hinaus haben die Fachgespräche mit dem Team meines Heidelberger Forschungsprojekts "Wissenstransfer von der Antike ins Mittelalter", dem Herr Priv.-Doz. Dr. Tino Licht, Frau Dr. Julia Becker, Frau Dr. Natalie Maag und Frau Kirsten Tobler angehören, wichtige Anregungen geliefert. Am Heidelberger Marsilius-Kolleg, an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, an der Universität München und am Deutschen Historischen Institut Rom hatte ich Gelegenheit, Grundgedanken zu meiner These der "Vereindeutigung" vorzutragen und zu diskutieren. Mein Kollege Prof. Dr. Bernd Schneidmüller hat schließlich klaglos die Last einer inhaltlichen Überprüfung auf sich genommen. Alle seine kundigen Anregungen, für die ich ihm sehr dankbar bin, sind in die Darstellung eingeflossen.
Ein besonderer Dank geht auch an Frau Kristin Rotter vom Piper Verlag, nicht nur für die professionelle Betreuung, sondern auch für ihren Mut, an dem Vorhaben trotz manch unvorhersehbarer Umstände festgehalten zu haben. Frau Dr. Heike Wolter danke ich für die wertvolle Lektoratsarbeit. Meiner Familie zu danken ist schließlich das Mindeste angesichts der Tatsache, dass sie für mehrere Monate eigentlich nur noch "Karl" vor sich hatte. Dieser wird hiermit in die Öffentlichkeit entlassen.
Heidelberg, im Juli 2013
Kapitel 1
Fern oder nah? Unser Verhältnis zur Epoche Karls des Großen
Karl der Große regierte das Frankenreich von 768 bis 814, fast ein halbes Jahrhundert ungewöhnlich lang für einen Herrscher des Mittelalters. Eine solche Zeitspanne bot ihm die Gelegenheit, Zeichen zu setzen, Weichen zu stellen und seine Persönlichkeit in das politische Geschehen in hohem Maße einzubringen. Wie hat er diese Möglichkeiten genutzt? Und vor allem: War er ein guter oder ein böser Herrscher? Gerade die letzte Frage beschäftigt die Forschung seit vielen Jahren.
Es gab Zeiten, da hat man ihn dafür gelobt, dass er die Grundlagen für das Abendland gelegt und der christlichen Kirche zum Durchbruch verholfen habe. Er galt geradezu als der strahlende "Vater Europas" (pater Europae) ein Zitat aus dem zeitgenössischen Paderborner Epos (kurz vor 800) oder als "Baumeister Europas", um ein Zitat aus der Forschung des 20. Jahrhunderts anzufügen.1 Ihm so lautete die überwiegende Meinung sei die Basis des künftigen Europa zu verdanken. Jahrhundertelang sah man in ihm das Vorbild des mächtigen, gerechten, barmherzigen, siegreichen und untadeligen Herrschers. Darüber hinaus wurde er nicht nur zum Stammvater der französischen Könige, sondern als heiliger Karl auch die Symbolfigur für das römisch-deutsche Kaisertum. Dieses Bild
Erscheint lt. Verlag | 12.11.2013 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 138 x 220 mm |
Gewicht | 600 g |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Mittelalter |
Schlagworte | charismatisch • Charlemagne • Frankenherrscher • Frankenkönig • Gründervater • Herrscher • Kaiserkrone • Kaiserkrönung • Karl der Große; Biografien • Papst Leo III. • spiegel bestseller • SPIEGEL-Bestseller |
ISBN-10 | 3-492-05582-6 / 3492055826 |
ISBN-13 | 978-3-492-05582-6 / 9783492055826 |
Zustand | Neuware |
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