Das Private in der Politik (eBook)
163 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-91870-9 (ISBN)
Tina Rohowski studierte Publizistik, Politikwissenschaft und Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin. Sie ist als Journalistin unter anderem für 'Die Zeit', 'Zeit Campus' und den 'Tagesspiegel' tätig.
Tina Rohowski studierte Publizistik, Politikwissenschaft und Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin. Sie ist als Journalistin unter anderem für "Die Zeit", "Zeit Campus" und den "Tagesspiegel" tätig.
Inhaltsverzeichnis 6
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 9
1 Einleitung: Das Private in der Politik – eine öffentliche Debatte 11
2 Das Verhältnis von Massenmedien und Politik 14
2.1 Paradigmen zum Verhältnis von Massenmedien und Politik 14
2.2 Trends der politischen Kommunikation in Deutschland 16
3 Das Private in der politischen Kommunikation 21
3.1 Privatisierung als zeithistorisches Phänomen 21
3.2 Privatisierung als rationale Strategie 24
3.2.1 Prominenzgewinn 24
3.2.2 Vermenschlichung 27
3.2.3 Wählerbindung 28
3.2.4 Vereinfachung, Ökonomisierung und Positivierung 30
3.3 Privatisierung als normatives Problem 31
3.4 Zwischenfazit aus der Literaturdiskussion 36
3.5 Quantitative Inhaltsanalysen zum Forschungsgegenstand 37
3.5.1 Die britische Qualitätspresse 37
3.5.2 Die niederländische Boulevardpresse 40
3.5.3 Deutsche und niederländische Talkshows 42
3.6 Zusammenfassung der Forschungsdefizite 44
4 Empirische Untersuchung 47
4.1 Zentrale Hypothesen und Forschungsfragen 47
4.2 Forschungsmethode 48
4.3 Untersuchte Medien, Analysezeitraum und Materialbeschaffung 50
4.4 Operationalisierung 54
4.4.1 Codebuch 54
4.4.2 Definition der Politiker-Homestory 56
4.4.3 Formale Kategorien 59
4.4.4 Thematische Merkmale der Artikel 61
4.4.5 Akteursorientierte Merkmale der Artikel 67
5 Ergebnisse und Interpretation 69
5.1 Merkmale der Grundgesamtheit 69
5.2 Die zunehmende Präsenz des Privaten 72
5.2.1 Häufigkeit und Umfang der Homestories 72
5.2.2 Thematische Merkmale der Artikel 83
5.2.3 Bebilderung 91
5.3 Protagonisten der Homestories 94
5.3.1 Status der dargestellten Politiker 94
5.3.2 „Umfeld-Homestories“ 95
5.3.3 Geschlechterspezifische Darstellung 97
6 Qualitative Auswertung 101
6.1 „So haben Sie Helmut Kohl noch nie gesehen!“ – Homestories und ihre Versprechen an den Leser 101
6.2 „Als wär’ der Fotograf nicht da“ – Homestories und ihr Verhältnis zur Inszenierung 105
6.3 „So lebt der König von Sachsen heute“ – die Homestory als Hofbericht 107
6.4 „Wir sind eine ganz normale Familie geblieben“ – der Politiker als Durchschnittsbürger 110
6.5 „Was tun Sie denn ganz privat für die Umwelt?“ – Homestories und ihre politischen Inhalte 113
6.6 „Ich will nicht, dass das private Glück zu einer öffentlichen Schau verkitscht wird“ – eine Metadiskussion 117
7 Zusammenfassung und Ausblick 120
8 Literaturverzeichnis 124
Anhang I 129
Codebuch 129
Anhang II 145
Quellennachweise zum Untersuchungsmaterial 145
Untersuchungsmaterial aus dem Stern 145
Untersuchungsmaterial aus der Bunten 148
2 Das Verhältnis von Massenmedien und Politik (S. 15)
2.1 Paradigmen zum Verhältnis von Massenmedien und Politik
In der Publizistikwissenschaft haben sich vier Ansätze herausgebildet, die das Verhältnis von Politik und ihrer massenmedialen Vermittlung beschreiben (vgl. Katschura 2005, S.7-10). Diese vier Paradigmen werden von den Fragen geleitet: Welche Interessen verbinden Politik und Massenmedien, und wer instrumentalisiert dabei wen? Welches System befindet sich folglich in wessen Abhängigkeit?
Das Gewaltenteilungsparadigma sieht Politik und Massenmedien als voneinander unabhängige Teilsysteme der modernen Gesellschaft. Heute seien, heißt es, die Fragen öffentlichen Interesses fast nur noch massenmedial verhandelbar, da der Großteil des Publikums seine politischen Informationen aus den Medien beziehe.
Diese unterrichten im Idealfall die Bürger über alle Prozesse, die jeder kennen sollte, um sich einen politischen Willen herauszubilden. Den Medien komme zudem die Funktion einer „Vierten Gewalt“ zu, die nicht nur für die Vermittlung, sondern auch für Kontrolle und Kritik der Politik zuständig ist.
Ferner übernehme das Teilsystem Medien auch Leistungen für das Teilsystem Politik, indem es die politischen Akteure über die gesellschaftliche Realität und die öffentliche Meinung informiert und so Grundlagen für politische Entscheidungen liefert (vgl. Gerhards/ Neidhardt 1993, S.55-67, vgl. Olhausen 2005, S.19f.).
Insgesamt jedoch befinden sich Massenmedien und Politik, dem Paradigma der Gewaltenteilung zufolge, in einem „distanzierten Verhältnis“ (Katschura 2005, S.8). Das Instrumentalisierungsparadigma geht dagegen von einer Übermacht der Politik aus. Sie nutze die Massenmedien für ihre Zwecke und versuche, über kommunikationspolitische Eingriffe die Autonomie der Medien einzugrenzen: Über eine „generalstabsmäßig geplante Instrumentalisierung“ und die „Optimalisierung politischer Selbstdarstellung“ (Kamps 2002, S.103) wolle man eigene Botschaften durchsetzen.
Politische Akteure begnügten sich demnach „nicht mehr mit einer passiven Rolle des politisch Tätigen“, die es den Journalisten überlasse, Inhalte oder Personen der potentiellen Wählerschaft nahe zu bringen. Stattdessen greife nun die Politik „nach der Definitionsmacht im Stimmengewirr“ (ebd., S.104).
Ein Machtverhältnis mit umgekehrten Vorzeichen beschreibt wiederum das Dependenzparadigma. Es konstatiert eine Machtverschiebung von der Parteien- zur Mediendemokratie, die es den Massenmedien ermögliche, die Politik zu unterwerfen und ihrerseits zu instrumentalisieren. Diese Dominanz der Massenmedien wird auch als „Mediatisierung“, „Medialisierung“ oder „Kolonialisierung der Politik“ diskutiert (vgl. Meyer 2001, Macho 1998).
Demnach geben die Massenmedien die Regeln für jede Form öffentlicher Darstellung vor: Was oder wer wird thematisiert? Unter welchen Bedingungen wird mediale Aufmerksamkeit zugewendet? Für die Politik gelten somit Medienzwänge – seien es technische Notwendigkeiten, dramaturgische Kniffe oder Anforderungen an das Äußerliche.
Politiker befänden sich, so die weit verbreitete Klage unter Vertretern verschiedener Parteien, „in den Fesseln der Mediengesellschaft“ (Hoffmann-Riem 2000). Journalisten berichten „nicht mehr über das Geschehene“, sondern entscheiden selbst, „was, wann, wie geschehen ist“, urteilt etwa der ehemalige SPD-Bundesgeschäftsführer und Kampagnenleiter Matthias Machnig (2002, S.148). Die Politik könne auf all das nur reagieren und betreibe Medienarbeit als eine Art Notwehr.
Der vierte Ansatz spricht von einer gegenseitigen Abhängigkeit, die zwischen Medien und Politik bestehe. Dieses Interdependenzparadigma sieht in dem Verhältnis eine „Tauschbeziehung“ oder gar eine „Symbiose“ (Katschura 2005, S.10). Journalisten wollen Informationen, Bilder, Zitatschnipsel – kurz: publikumswirksame Inhalte – von den Politikern.
Erscheint lt. Verlag | 3.12.2009 |
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Zusatzinfo | 163 S. 20 Abb. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung ► Allgemeines / Lexika | |
Schlagworte | Bericht • Berichterstattung • Boulevard • Boulevardpresse • Homestory • Inszenierung • Kommunikation • Massenmedien • Medien und Politik • Personalisierung • Politik • Politikberichterstattung • Politiker • Privatleben • Unterhaltungspresse • Zeitschrift |
ISBN-10 | 3-531-91870-2 / 3531918702 |
ISBN-13 | 978-3-531-91870-9 / 9783531918709 |
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Größe: 964 KB
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