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Die singenden Steine von Moissac

Entschlüsselung der geheimnisvollen Programme in einem der schönsten Kreuzgänge Europas

(Autor)

Bernd Pommer (Fotograf)

Buch | Softcover
234 Seiten
2009
Verlag Anton Pustet Salzburg
978-3-7025-0611-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die singenden Steine von Moissac - Rainer Straub
CHF 47,60 inkl. MwSt
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Die romanischen Sakralbauten mit ihrem eindrücklichen Figurenschmuck faszinieren bis heute Kunstfreunde und Kunsthistoriker. Die steinernen Zeugen einer der spannendsten Epochen der Kunstgeschichte geben uns bis heute Rätsel auf, ihre Bedeutung ist noch lange nicht geklärt. Anhand einer exemplarischen Deutung der figuralen Kapitelle einer der schönsten Kreuzgänge in Europa bin ich dem für uns heute offensichtlich schwer nachvollziehbaren Gedanken nachgegangen, dass in mittelalterlichen Kreuzgängen mehr zu entdecken ist, als wir heute vermuten.
In einer Zeit, in der viele Menschen nach dem Sinn des Lebens suchen und aus der Hektik unserer Zeit in eine schöpferische Ruhe fliehen möchten, wird unglaublich viel über jene Zeit publiziert, in der wir jene Ruhe vermuten. Dabei fällt es schwer die Geisteswelt der Menschen zu verstehen, die in dieser Zeit gelebt haben. Wir müssten versuchen, aus den wenigen Spuren, die auf uns gekommen sind, lesen zu lernen, um zu verstehen. Ich vermute, dass aus diesen Spuren viel mehr herauszulesen ist, als wir gemeiniglich zu lesen gewillt sind.
Gerade in den letzten Jahren ist es unübersehbar geworden, dass der Begriff der Spiritualität bei sehr unterschiedlichem Verständnis wieder zunehmend in den verschiedensten Bereichen unseres Lebens anzutreffen ist. Auf esoterischem Gebiet, in der Literatur, im alternativ-medizinischen Bereich bis hin zu direkter Kontakt-aufnahme zu bekannten Heiligen finden wir die Sehnsucht der Menschen nach gesamt-kosmischen Betrachtungsweisen. In diesem Umfeld scheint es geboten, das spirituelle Denken der Menschen einer längst vergangenen Zeit, die Möglichkeiten ihrer Ausdrucksweisen in Sprache, Musik und Skulptur für uns nutzbar zu machen, indem wir die Komplexität ihrer Botschaften zu enträtseln versuchen.
Der Kreuzgang im südwestfranzösischen Moissac ist eine einzigartige Konkretisierung der Geisteswelt der Mönche des 11. und 12. Jahrhunderts. Ich nehme nun den Leser mit auf die Suche nach für uns erklärlichen Inhalten im Ablauf der Darstellungen.

Vorwort Die romanischen Sakralbauten mit ihrem eindrücklichen Figurenschmuck faszinieren bis heute Kunstfreunde und Kunsthistoriker. Die steinernen Zeugen einer der spannendsten Epochen der Kunstgeschichte geben uns bis heute Rätsel auf, ihre Bedeutung ist noch lange nicht geklärt. Anhand einer exemplarischen Deutung der figuralen Kapitelle einer der schönsten Kreuzgänge in Europa bin ich dem für uns heute offensichtlich schwer nachvollziehbaren Gedanken nachgegangen, dass in mittelalterlichen Kreuzgängen mehr zu entdecken ist, als wir heute vermuten. In einer Zeit, in der viele Menschen nach dem Sinn des Lebens suchen und aus der Hektik unserer Zeit in eine schöpferische Ruhe fliehen möchten, wird unglaublich viel über jene Zeit publiziert, in der wir jene Ruhe vermuten. Dabei fällt es schwer die Geisteswelt der Menschen zu verstehen, die in dieser Zeit gelebt haben. Wir müssten versuchen, aus den wenigen Spuren, die auf uns gekommen sind, lesen zu lernen, um zu verstehen. Ich vermute, dass aus diesen Spuren viel mehr herauszulesen ist, als wir gemeiniglich zu lesen gewillt sind. Gerade in den letzten Jahren ist es unübersehbar geworden, dass der Begriff der Spiritualität bei sehr unterschiedlichem Verständnis wieder zunehmend in den verschiedensten Bereichen unseres Lebens anzutreffen ist. Auf esoterischem Gebiet, in der Literatur, im alternativ-medizinischen Bereich bis hin zu direkter Kontakt-aufnahme zu bekannten Heiligen finden wir die Sehnsucht der Menschen nach gesamt-kosmischen Betrachtungsweisen. In diesem Umfeld scheint es geboten, das spirituelle Denken der Menschen einer längst vergangenen Zeit, die Möglichkeiten ihrer Ausdrucksweisen in Sprache, Musik und Skulptur für uns nutzbar zu machen, indem wir die Komplexität ihrer Botschaften zu enträtseln versuchen. Der Kreuzgang im südwestfranzösischen Moissac ist eine einzigartige Konkre-tisierung der Geisteswelt der Mönche des 11. und 12. Jahrhunderts. Ich nehme nun den Leser mit auf die Suche nach für uns erklärlichen Inhalten im Ablauf der Darstellungen. Wichtigstes Ergebnis dieser theoretisch fundierten Suche ist die Entdeckung einer Choralmelodie, die um 1100 in Südfrankreich gesungen wurde und auf den Kapitellen des Kreuzgangs symbolisiert ist – die Steine beginnen zu singen. In einem Benediktinerkloster war die Lebensführung zu jeder Tages- und Nachtstunde einem feststehenden, durch Symbolik bestimmten Ritus unterworfen. Dass nun der Kreuzgang, das Zentrum dieser Lebensführung, in seiner Anlage ohne geistiges Programm errichtet worden sein sollte, wie es bis heute noch immer erklärt wird, erscheint in Anbetracht des Wissens um die Omnipräsenz romanischer Symbolik zumindest unwahrscheinlich. Basierend auf den Erkenntnissen des Musikwissenschaftlers Marius Schneider (Singende Steine, Rhythmus-Studien an drei romanischen Kreuzgängen, München 1978), habe ich nachzuweisen versucht, dass sich die Abfolge der Kapitelle in Kreuzgängen nach geistigen Konzepten richtete. In dem großartigen Kreuzgang von St-Pierre in Moissac lassen sich neben- und übereinander fortlaufende Themen ablesen, die sich in Summe innerhalb der Säulenfolge zu Programmen zusammenfügen: „die Mönche auf dem Wege zu Gott“, „das Tagewerk der Mönche“, „das Kirchenjahr“ und schließlich die Choralmelodie des Introitus zum Fest Petrus und Paulus, „Nunc scio vere“, dem Patrozinium des Klosters. So versuche ich im Geist des romanischen Menschen die Symbole in ihrer Pluralität zu erklären, und in den Zeichen, die wir in dem Kreuzgang vorfinden, das zu sehen, was der Mensch der Romanik in ihnen sah. Vielleicht gelingt es damit, eine Brücke von der heutigen Sichtweise zu früheren Erlebnissen eines fundamentalen Themas des Menschen herzustellen. Für viele Leser werden die Skulpturen und Klänge, die aus einem gemeinsamen Bedürfnis heraus entstanden sind, manches deutlicher machen. Das besonders Wertvolle ist dabei, dass die gewonnenen Erkenntnisse nicht nur für den untersuchten Kreuzgang in Moissac Gültigkeit haben. Sie können zum besseren Verständnis für die meisten künstlerischen Schöpfungen der Romanik in West-, Süd- und Mitteleuropa dienen. Gemeinsam mit David, meinem Enkel, einem jungen Mann von 27 Jahren, der Wirtschaftswissenschaften studiert hatte und der nebenbei bis heute als ausübender Musiker auftritt, unternahm ich im März 2007 eine Reise nach Moissac, um den Kreuzgang von St. Pierre eingehend zu studieren und zu fotografieren. Mit ihm, der sich von jeher sehr für die Inhalte in Kunstwerken interessiert hat, entwickelten sich dabei spannende Gespräche, gleichsam eine „Disputatio“, die ich in dieser Arbeit wiederzugeben versuche. Wichtiger Bestandteil des Buches ist schließlich der Bildteil: Der Fotograf Bernd Pommer ermöglicht es uns wunderbar, in die Welt der Romanik einzutauchen.

Erscheint lt. Verlag 14.12.2009
Zusatzinfo inklusive CD und Programmschema, zahlreiche SW-Fotografien
Sprache deutsch
Maße 200 x 215 mm
Gewicht 730 g
Einbandart Englisch Broschur
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Mittelalter
Schlagworte Architektur • Christliche Symbole • Gregorianik • Kreuzgang • Mittelalter • Mittelalter, Kunst; Plastik • Moissac, Kunst; Plastik • Musik
ISBN-10 3-7025-0611-X / 370250611X
ISBN-13 978-3-7025-0611-7 / 9783702506117
Zustand Neuware
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