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Ostseeglück (eBook)

Mein Neubeginn zwischen Bienenstöcken und Rapsfeldern
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
240 Seiten
Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-95910-371-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ostseeglück -  Stephanie Eden
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Einmal im Jahr geht es an die Ostsee - für viele Familien gehört das zu den unausgesprochenen Regeln. Stephanie Eden war diese kurze Auszeit auf dem Land irgendwann nicht mehr genug. Nach der Geburt ihrer Zwillingstöchter merkt sie, dass das Leben in der Großstadt sich nicht mehr richtig anfühlt, dass es ihren Werten nicht mehr entspricht. Zeit für einen Neustart! Ihr Ziel: mit Begeisterung und Leidenschaft zu arbeiten und ein nachhaltiges Leben im Takt der Natur zu führen. Stephanie Eden baut ihre eigene Imkerei an der Ostsee auf und erlebt sowohl erste Erfolge als auch herbe Rückschläge. Die Bienen lehren sie dabei, dass nicht alles im Leben planbar ist. Zugleich erfährt sie, wie erfüllend es sein kann, sich vom ständigen Streben nach mehr zu verabschieden und mit ganzer Aufmerksamkeit bei sich zu sein. So hat Stephanie Eden für sich und ihre Familie eine neue Heimat geschaffen, zwischen duftenden Rapsfeldern und summenden Bienen. Ihr Buch ist ein Plädoyer dafür, auf das eigene Bauchgefühl zu hören - und auch mal einen Sprung ins Ungewisse zu wagen.

Stephanie Eden, Jahrgang 1976, studierte Germanistik und Politikwissenschaft an den Universitäten Aachen und Marburg. Anschließend arbeitete sie als Public Relations Managerin in einer Hamburger Werbeagentur sowie für ein Unternehmen der Finanzbranche in Berlin. Seit zehn Jahren lebt sie mit ihrer Familie an der Ostseeküste und ist seit 2015 Imkerin und Unternehmerin.

Stephanie Eden, Jahrgang 1976, studierte Germanistik und Politikwissenschaft an den Universitäten Aachen und Marburg. Anschließend arbeitete sie als Public Relations Managerin in einer Hamburger Werbeagentur sowie für ein Unternehmen der Finanzbranche in Berlin. Seit zehn Jahren lebt sie mit ihrer Familie an der Ostseeküste und ist seit 2015 Imkerin und Unternehmerin.

Mein Plan


Wie mein weiterer Weg nicht immer schnurgerade verläuft, ich dennoch meine Passion finde und meine Familie überzeuge, dass diese absolut großartig ist


Nach dieser langen und zermürbenden Zeit des Suchens und Grübelns stolpere ich eines Tages völlig überraschend, ungeplant und unverhofft in meine neue Leidenschaft. Ich würde liebend gern eine anrührende Geschichte erzählen, dass mich Bienen schon immer magisch angezogen haben. Dass mir ein gütiger, graubärtiger Großvater oder eine ältere Imkerin die Welt der Imkerei geduldig und liebevoll nahegebracht haben. Meine Geschichte ist jedoch eine andere. Eine sehr viel unspektakulärere. Aber vielleicht zeigt sie gerade deshalb ganz gut, dass es für einen Neuanfang manchmal nur einen winzigen Funken braucht.

An einem strahlend sonnigen Sommertag schiebe ich in Gedanken versunken unseren Sohn im Buggy durch die Landschaft, bis ich an einem Feldrand ein sanftes Brummen vernehme und auf einen Bienenstand aufmerksam werde. »Ssssssmmmmmmmmmmssssmmmm«, höre ich es gleich darauf auch fröhlich aus dem Buggy glucksen. Minutenlang verharre ich und verfolge das emsige Treiben, die Sonne kitzelt auf meiner Nase, und ich lausche dem sanften Summen der Bienen.

Schlagartig ist es um mich geschehen. Ich spüre, dass mich irgendetwas ganz tief berührt und dass mich dieses Gefühl zugleich völlig überrascht und verwirrt. Rückblickend habe ich genau in diesem Augenblick meine Passion gefunden, ohne dass ich es auch nur ansatzweise rational erklären könnte. Beinahe magisch werde ich von der Ahnung angezogen, dass jeder Bienenstock uralte Weisheiten und Regeln in sich birgt, die uns grundlegende Dinge des Lebens lehren. In einem Kinderbuch unserer Töchter habe ich erst wenige Tage zuvor gelesen, dass Honigbienen bereits seit über fünfzig Millionen Jahren auf der Welt leben und sich jeder Veränderung erfolgreich angepasst haben. Dies hat mich überrascht und zugleich mein Interesse geweckt – wenn die Dinosaurier es nicht vermocht haben zu überleben, wie konnten es diese kleinen Wesen schaffen?

Eigentlich haben Insekten bislang nicht zu den Tieren gehört, die mich in großes Verzücken versetzen. Gegen Hunde oder die flauschigen Kaninchen unserer Kinder kommt auf den ersten Blick auch nur schwer an, wer sechs Beine, vier Flügel und einen Panzer hat, eher als störend gilt und von vielen genervt vom Gartentisch weggewedelt wird. Aber ich spüre in diesem Moment unweigerlich, dass ich mehr über die feinen Brummer erfahren möchte.

So ziehe ich am Abend eins meiner ältesten Kinderbücher aus dem Regal, um mich darin zu vertiefen: Mein Klassenlehrer hat mir vor vielen Jahren das wunderbare Bienenbuch von Jakob Streit geschenkt. Mein halbes Leben hat es geduldig darauf gewartet, nun neu von mir entdeckt zu werden! Und ich spüre zugleich immer stärker, dass ich mit den Jahren stetig dankbarer für die Art und Weise geworden bin, wie man uns an der Waldorfschule angehalten hatte, auf die Welt und uns selbst zu blicken. Stets achtsam seine Umwelt wahrzunehmen und die Welt in ihrer Ganzheit zu begreifen – diese Haltung bietet mir nun, in meiner persönlichen Krise, die Möglichkeit, mich neu zu denken.

Es kann losgehen!


»Nein, das ist absoluter Wahnsinn!« Fassungslos schaut mich mein Mann an. Noch vor wenigen Minuten hatten wir entspannt die Füße in den warmen Sand gesteckt und die abendliche Stimmung in der kleinen griechischen Strandtaverne genossen. Die Kinder spielen am Strand und bauen kleine Steintürme – der perfekte Zeitpunkt, um frei über unsere Pläne fürs nächste Jahr zu sprechen.

Dachte ich jedenfalls.

Offensichtlich habe ich den Eindruck, den die vergangenen Monate und Jahre auf meinen Mann gemacht haben, deutlich unterschätzt. Seit unserem Aufbruch aus Berlin gleicht unser Leben einem Wirbelsturm von ständig neuen Herausforderungen und Eindrücken. Unser altes Jugendstilhäuschen hat sich kurz nach unserem Einzug in eine Großbaustelle verwandelt, während wir versuchen, mit unseren Zwillingsmädchen darin einen halbwegs normalen Alltag zu leben. Und nach unserem Kanada-Abenteuer krabbelt und quietscht nun unser drittes Kind fröhlich über die alten Dielenböden und verwandelt unser Haus wieder in ein heilloses Kleinkindchaos.

Obgleich wir beide mit einer großen Neugierde auf alles Neue dem Leben gegenüberstehen und der damit verbundenen Unruhe durchaus entspannt begegnen, ist für meinen Mann jetzt ganz klar der Punkt erreicht, an dem Ruhe einkehren muss. Und mit Ruhe meint er offensichtlich das gemütliche Aufschlagen der Wochenzeitung auf der Gartenbank, ohne dass im Hintergrund Handwerker mit ohrenbetäubendem Lärm den geschmacklosen Fünfzigerjahre-Anbau abreißen oder unsere Kinder die Zeitung in tausend Fetzen zu Konfetti zerlegen. Und ganz sicher nicht die Art von Ruhe und Besinnung, die ich mit dem Aufstellen von zwei Bienenvölkern im Garten andeute.

Zudem sind die Dimensionen unseres kleinen Häuschens und des dazugehörigen Gartens überschaubar, und damit ist die Begeisterung unserer steingartenliebenden Nachbarn nur eingeschränkt kalkulierbar. Aber nachdem wir seit frühesten Studienzeiten zusammen die absurdesten Situationen erlebt und die grundlegenden Entscheidungen für unser Leben gemeinsam getroffen und durchgezogen haben, ist meinem Mann schon jetzt die Hoffnungslosigkeit seiner Position bewusst. Und genau für diese letztlich bedingungslose Bereitschaft, jedes Abenteuer mitzugehen, liebe ich ihn ja auch so sehr.

Mit einem tiefen Seufzer schiebt er seinen Stuhl zurück, schaut mir in die Augen und sagt schließlich mit seiner warmen, ruhigen Stimme: »Na gut, dann erzähl mir mal deinen Plan.«

Zugegeben, meine eigene kleine Imkerei ist an diesem Punkt nicht mehr als eine vage Idee. Und die nächsten zwei Jahre halten mich unser Sohn und meine Familie so auf Trab, dass ich kaum mehr schaffe, als abends zwischen Kissen und Kind Imkerbuch um Imkerbuch zu studieren. Meinen Plan gebe ich jedoch nicht auf, und schließlich wird der allererste Schritt konkret: Ich nutze den nächsten Winter, um mir eine grundlegende Basis zu schaffen, und besuche an der Imkerschule Schleswig-Holsteins eine Reihe an Schulungen. Plane, welches Material ich zu Beginn brauche, und hoffe, im Frühling vielleicht schon mit meinem ersten Bienenvolk starten zu können.

Meine Begeisterung für die Bienen hat mich allerdings schon jetzt auf neues, unbekanntes Terrain geführt: Ich bin tatsächlich zum allerersten Mal in meinem Leben Mitglied in einem Verein! In unserer digitalen Welt wirkten Vereine auf mich bislang eher anachronistisch. Dass die Mitgliedschaft in einem Imkerverein als Bienenhalter*in jedoch wichtig ist, leuchtet mir schnell ein. Allein schon, da man so direkt haftpflichtversichert ist – denn obwohl Bienen als wilde Tiere eingestuft werden, haften Imker*innen für ihre Bienen. Aber auch der gegenseitige Austausch scheint mir gerade zu Beginn meiner Imkerkarriere sinnvoll. Bislang ist mein Wissen über Bienen und Imkerei ja nur recht theoretisch mit meinem Imkerkurs und mit dem Wissen aus meiner Imkerei-Literatur unterfüttert.

Mein Bild von Menschen, die imkern, ist zu diesem Zeitpunkt zugegebenermaßen ziemlich vorurteilshaft: männlich, älter, konservativ. Zumindest habe ich bislang keine Frauen oder jüngere Menschen kennengelernt, die imkern. Wenn ich auf Wochenmärkten oder auf Reisen Honig kaufte, waren die Imker stets freundliche ältere Herren, die sich der Imkerei verschrieben haben. Vielleicht hat mein vorurteilsvoller Blick auf die Imker auch mit den spießig konservativen Gärten zu tun, die sich in meiner Wahrnehmung oftmals hinter den gelben Einheitsplastikschildern mit der Aufschrift »Honig aus eigener Imkerei« auftun. Statt der auf dem Werbeschild abgebildeten Korbimkerei mit Strohbienenkörben stehen dort inmitten akkurat gestutzter Hecken, exakt geharkter Petunienbeete und sorgfältig gestrichener Jägerzäune meistens die dunkelgrün angestrichenen Standard-Styroporkisten.

Nur Minuten nach einem kurzen ersten Anruf bei Friedrich, dem Vorsitzenden des Imkervereins unserer Region, landet in meinem E-Mail-Postfach die Einladung zum Vereinstreffen am nächsten Donnerstag in der Dorfkneipe Zum Eckkrug im Nachbarort. »Eigentlich kenne ich diese Altherrenclubs aus meiner Zeit in der Finanzkommunikation noch zu gut«, sage ich leise zu mir, unschlüssig, was ich von dem Abend erwarten soll. Meine Vorurteile werden schließlich jedoch fast noch übertroffen.

Beim Betreten der Dorfkneipe, deren Inneneinrichtung mindestens seit Anfang der 1980er-Jahre unverändert geblieben sein muss und die mit ihren Wimpeln auf den Regalen eine Ästhetik und einen Charme versprüht, wie ich es zuletzt vor dreißig Jahren bei Schützenfesten in meiner westfälischen Heimat erlebt habe, erblicke ich bei meinen ersten Vereinssitzungen tatsächlich fast nur ältere Herren in gediegen gedeckter Rentnerkleidung.

Nur wenige Jahre später befindet sich die Imkerszene in einem Umbruch. Bienen zu halten gilt als neues Yoga, gerade in urbanen Metropolen wie Berlin, London, Boston, New York und Kopenhagen. Ob als Beitrag zur Rettung von Bienen, der Bestäubung und der Welt oder um selbst näher am Takt der Natur zu sein – in den Großstädten summt es mittlerweile von vielen Dächern, Balkonen und Dachgärten. Gerade dort finden die Bienen in den Parks, Alleen, auf den Balkonen und Friedhöfen prächtige Trachtquellen fast über das ganze Jahr, da die Städte über eine deutlich höhere Biodiversität als unsere Äcker und Felder auf dem Land verfügen.

Und schaut man sich um, wer sich heute dem Hipster-Thema Imkern zuwendet, wird klar: Imkern wird immer...

Erscheint lt. Verlag 6.5.2022
Reihe/Serie Sehnsuchtsorte
Sehnsuchtsorte
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte Deutschland
Reisen Reiseführer Europa
Schlagworte Abgeschieden • Auszeit • Baltic Sea • Bienen • Bienenstock • Bienenzucht • Eden Books • Familie • Flucht aus der Stadt • Honig • Idylle • Imkerei • Imkerin • Imkern • Küste • Lübeck • Meer • Memoir • Mutter • nachhaltige Landwirtschaft • Nachhaltigkeit • nachhaltig leben • Natur • Natürlich • Neuanfang • Neustart • Ostsee • Raps • Rapsblüte • Sachbuch • Schleswig-Holstein • Sehnsucht • Sehnsuchtsort • Sommerurlaub • Steilküste • Strand • Urlaub • Veränderung • Wabe • Zwillinge
ISBN-10 3-95910-371-9 / 3959103719
ISBN-13 978-3-95910-371-8 / 9783959103718
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