Denali (eBook)
320 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99958-8 (ISBN)
Ben Moon ist Outdoor- und Lifestylefotograf sowie Filmemacher mit eigener Produktionsfirma. Seine Fotografien und Beiträge wurden in Magazinen und Zeitungen wie The New York Times, GQ und National Geographic veröffentlicht, und er arbeitete für zahlreiche namhafte Firmen. In dem Kurzfilm »Denali« erzählte er 2015 sehr berührend von der Freundschaft zu seinem außergewöhnlichen Hund. Der Film ging viral, erreichte über 15 Millionen Menschen und beeindruckt auch heute noch online und auf Filmfestivals. Als leidenschaftlicher Surfer und Kletterer lebt Ben Moon nah am Meer und an den Bergen in Pacific City, Oregon.
Ben Moon ist Outdoor- und Lifestylefotograf sowie Filmemacher mit eigener Produktionsfirma. Seine Fotografien und Beiträge wurden in Magazinen und Zeitungen wie The New York Times, GQ und National Geographic veröffentlicht, und er arbeitete für namhafte Firmen wie Adidas, Sony und Subaru. Der leidenschaftliche Surfer und Kletterer lebt in Pacific City, Oregon.
Auf den ersten Blick
Ein Hund ist nicht zuletzt ein Hilfsmittel der persönlichen Entwicklung: Er existiert, um deine Existenzängste zu lindern, um dich Lektionen zum Thema Liebe und Freundschaft zu lehren und um dir zu zeigen, wie du ein besserer Mensch sein kannst.
David Dudley
Nachdem ich an der Grand Valley State University ein Programm für Sportmedizin absolviert hatte, zog ich von den Großen Seen nach Oregon. Und zwar zusammen mit Melanie, der Frau, die ich soeben im weisen Alter von 23 Jahren geheiratet hatte. Sie war zwanzig. Keiner von uns hatte je zuvor die Westküste besucht, aber die Berge und der nordwestliche Pazifik erschienen verlockend genug, um den oberen Mittelwesten hinter uns zu lassen.
Nach der Trauung ließen wir uns aber zunächst in Grand Haven nieder, das schon lange meine liebste Stadt am Lake Michigan war. Hier surfte ich meine ersten Wellen. Trotzdem machte es mich bald unruhig, so nah an dem Ort zu wohnen, in dem ich aufgewachsen war. Ich sehnte mich nach den Klettergebieten, die ich in Zeitschriften sah. Ich schmökerte in Reiseführern über den Nordwestpazifik, staunte über beeindruckende Berggipfel, zahllose Klettergebiete und verschiedenste Freizeitaktivitäten. Ich träumte davon, in den Westen zu ziehen, zu diesen Bergen und an den Pazifischen Ozean. Und ich träumte von Abenteuern, von denen ich bisher nur in Reiseführern gelesen hatte.
Ein paar Monate nach unserer Hochzeit zog ein alter Freund nach Aloha, Oregon. Eingekeilt zwischen Beaverton und Hillsboro, gesäumt von Filialen großer Ketten und Gebrauchtwagenhändlern trug dieser industrialisierte Vorort von Portland einen denkbar unpassenden Namen. Bei einem Telefonat erzählte ich diesem Freund von meinem Wunsch, in den Westen zu ziehen, und er bot an, uns ein Zimmer in seiner Wohnung zu vermieten. Es schien die perfekte Gelegenheit zu sein, um Richtung Westen zu kommen.
Melanie und ich packten, was wir besaßen, in unseren alten Isuzu Rodeo, bevor wir uns auf der US 31 nach Süden aufmachten. Wir navigierten durch den Ballungsraum von Chicago und fuhren anschließend nach Nordwesten, bis die lange Gerade der Interstate 94 uns durch die gefrorene Prärie von North Dakota brachte. Wir verbrachten die Nacht in Bozeman, Montana.
Ich verspürte eine gewisse Erleichterung, weil der Westen uns mit seinen freundlichen Bewohnern und umwerfenden Ausblicken willkommen hieß. Ehrfürchtig betrachtete ich die Landschaft von Coeur d’Alene, Idaho. Doch dann fiel erst die Servolenkung aus, und in dem deprimierenden Dorf Ritzville, Washington, wurden die Scheinwerfer immer schwächer. Die Lichtmaschine gab ihren Geist auf. Es war Wochenende, deshalb mussten wir herumtelefonieren, bevor wir einen Automechaniker fanden, der am nächsten Morgen eine neue Lichtmaschine bringen und einbauen würde.
Als wir ein bescheidenes, aber hausgemachtes Abendessen zu uns nahmen, fragte der Kellner, wohin wir wollten. »Portland!«, sagte ich voller Aufregung. »Mann, ich wünschte, ich könnte von hier weg«, sagte er und ließ den Kopf hängen, »aber ich kann nicht.« Ich war verblüfft von dieser resignierten Haltung. Erinnerungen an Klassenkameraden, die Jobs in Fabriken gefunden hatten und neben ihren Eltern eingezogen waren, kamen mir in den Sinn.
Mit reparierter Lichtmaschine fuhren wir am nächsten Tag weiter, und als die Nacht hereinbrach, überquerten Melanie und ich mit unserem stotternden SUV auf der Marquam Bridge den Willamette River im Nordwesten von Portland. Tief hängender, bedrückender Nebel verhüllte den Großteil der Stadt. In den folgenden drei Wochen wurde der Rekord der meisten Tage ohne Sonnenschein gebrochen. Doch dieser Trostlosigkeit zum Trotz war ich begeistert davon, mich an einem Ort mit solchem Outdoorpotenzial zu befinden.
In der ersten Zeit in unserem neuen Zuhause warteten wir also auf Sonnenschein. Wer hat diesen Ort Aloha genannt, wenn sich die Sonne hier nie blicken lässt?, fragte ich mich oft. Doch als ich eines Morgens Richtung Osten auf die Canyon Road einbog, bohrten sich endlich Sonnenstrahlen durchs Grau und brachten die umwerfenden schneebedeckten Umrisse des Mount Hood zum Vorschein, der wie ein Monument vor mir aufragte. Ich wohnte nun schon fast einen Monat in Oregon und hatte keine Ahnung gehabt, dass der Berg so nah war. Mein Herz jubelte bei der Vorstellung, eines Tages auf den strahlend weißen Hängen zu snowboarden und den Gipfel zu erklimmen.
In der darauffolgenden Woche hielt ich bei einem Laden für Sportausrüstung und entdeckte auf der Theke einen Kletterführer für den Smith Rock. Ich sprach den Ladenbesitzer darauf an: »Sieht aus, als wäre das ein toller Ort zum Klettern. Ist das hier in der Nähe? Und wann wäre die beste Zeit, um dort zu klettern?«
»Smith liegt ungefähr drei Stunden südöstlich von hier. Es ist ein unglaubliches Gebiet. Man kann da das ganze Jahr über klettern, solange es nicht schneit«, antwortete er. Meine Neugier war geweckt, und ich kaufte das Buch sofort. Damals wusste ich noch nicht, wie viel speziell dieses Klettergebiet mir in den nächsten Jahren bedeuten würde.
Nachdem ich Melanie das Buch gezeigt hatte, waren wir uns einig, dass ein Ausflug dorthin fällig war. Also fuhren wir die drei Stunden bis zur Cascade Range und kamen eines späten Abends beim Smith Rock an. Während wir das Zelt aufbauten, spürte ich bereits eine riesige Präsenz in der Nähe, konnte meiner Fantasie aber noch keine visuellen Eindrücke bieten. Ich schlief unruhig, weil ich die Aussicht auf einen Tag, an dem wir ein echtes Klettergebiet erkunden würden, einfach zu aufregend fand. Da ich in der Region der Großen Seen aufgewachsen bin, war das hier etwas absolut Neues für mich. Die Luft der Hochwüste war erfüllt vom ungewohnten Duft nach Salbei und etwas unangenehm Vertrautem. Erst später erfuhr ich, dass es Wacholderbeeren waren, aber in dem Moment erinnerte es mich an die Zeit, als meine Mom ein gerettetes Kätzchen aufgenommen hatte, das seine Blase auf meinem Bett und im hintersten Winkel meines Schranks geleert hatte.
Als der Morgen dämmerte, öffnete ich den Reißverschluss am Zelt, weil ich austreten musste. Der Anblick da draußen war allerdings ein solcher Schock, dass ich meine Blase komplett vergaß. Stattdessen versuchte ich, die Pracht des zerklüfteten Amphitheaters aus rötlichem Fels in mich aufzunehmen, das den Campingplatz umgab. Ich schaute hinunter zum Fluss, der sich durch den Canyon schlängelte, und strengte meine Augen in dem schwachen Morgenlicht an, um die kletterbaren Linien auf den steilen Flanken zu erkennen. Einerseits war ich euphorisch, andererseits war mir vor lauter Einschüchterung auch ein wenig übel. Diese Vulkanwände aus Tuffstein waren einfach so viel majestätischer als alles, was ich bis dahin gesehen oder zum Klettern in Betracht gezogen hatte.
Für »traditionelles« Crack Climbing oder Rissklettern benutzt man Klemmgeräte (Cams), die in Spalten mit parallelen Wänden platziert werden, und Klemmkeile (Nuts), die man an Engstellen in die Spalten schiebt. Diese ganzen Gegenstände werden nach dem Klettern wieder entfernt. Beim Sportklettern ist man dagegen auf Haken angewiesen, die dauerhaft in eine Felswand geschraubt sind und an die man mithilfe von Expresssets – zwei Karabiner mit einer Schlinge dazwischen – Seile clippt. Die einzelnen Punkte sind je nach Terrain zwei bis zwanzig Fuß voneinander entfernt. Befindet man sich fünf Fuß oberhalb des letzten eingeclippten Hakens, stürzt man mindestens zehn Fuß tief, plus die Länge, um die das eigene Körpergewicht das Seil dehnt, bevor der Sturz aufgefangen wird. Sportkletterei wird tendenziell eher an Felswänden betrieben, wo es für Hände und Füße kleine Vorsprünge oder Vertiefungen gibt, aber keine Spalten, die für demontierbare Cams oder Nuts sicher genug wären.
Um ein Gefühl für das Klettern an nackten, vertikalen Felswänden zu bekommen, probierte ich ein paar leichtere Routen zum Aufwärmen aus. Dabei wurde mir klar, dass die Schwierigkeit bei jedem Grad enorm war und die Entfernung zwischen den Haken, in die ich meine Expressschlinge clippte, größer war, als ich es je erlebt hatte. Immer wenn ich eine Position fand, um meine Sicherung am nächsten Haken zu befestigen, merkte ich, dass meine Füße eine gute Körperlänge oder noch weiter von der letzten Sicherung entfernt waren. Das bedeutete, dass ich bei einem Sturz bis zu zwanzig Fuß tief fallen würde. Ich packte die kleinen Vorsprünge fester und bewegte mich auf Zehenspitzen nach oben. Dabei hoffte ich, das klebrige Gummi meiner Kletterschuhe würde an den winzigen Felsnasen haften bleiben, die so wirkten, als würden sie jeden Moment unter meinem Körpergewicht abbrechen. Ich war so darauf fixiert, zu den Sicherungspunkten am Ende meiner Route zu gelangen, dass ich einen der Haken ausließ. Zitternd vor Angst sah ich die lange Seilschleife, die locker zwischen dem Knoten an meinem Klettergeschirr und meiner letzten Sicherung weit unten baumelte. Noch ein paar letzte Züge, und ich clippte mich mit tauben Fingern in die finalen Sicherungspunkte. Vor Erleichterung seufzte ich auf. Wow, dachte ich, dafür bin ich in den Westen gezogen.
Während Melanie und ich uns in der Ehe und unserem neuen Zuhause in Oregon einrichteten, merkte ich, dass ich mir einen Hund wünschte. Ich verbrachte Stunden über Hundebüchern und recherchierte, welche Rassen am besten zu dem Outdoorleben passen würden, nach dem ich mich sehnte. Doch letzten Endes empfand ich es als unfair, überhaupt einen Hund zu adoptieren, bevor mein Traum wahr geworden war: meine Tage mit Klettern und Erkunden der Strände und Wüsten hier im Westen zu verbringen.
Die Stadt ist kein Ort für einen Hund, dachte ich....
Erscheint lt. Verlag | 30.9.2021 |
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Übersetzer | Henriette Zeltner-Shane |
Zusatzinfo | Mit acht Seiten Farbbildteil |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Denali: A Man, a Dog, and the Friendship of a Lifetime |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Reisen ► Reiseberichte ► Nord- / Mittelamerika | |
Schlagworte | Abenteuer • auf Reisen arbeiten • bester Freund • bester Freund des Menschen • Bücher über Freundschaft • Buch über Hunde • Buch USA • Bulli • Campervan • digitale Nomaden • Draußen leben • Freundschaft mit Tier • Geschenkbuch für Hundebesitzer • Geschenkbuch für Hundefans • Geschenk für Hundebesitzer • Geschenk für Hundefreunde • Geschenk outdoor • Geschichte über Krebserkrankung • Hundebesitzer • Hundebuch • Hundefreundschaft • Hunde Freundschaft • Hunde-Freundschaft • Hundehalter • Hundeherz • Hundeleben • Hundeliebe • Hunde Liebe • Hunde-Liebe • Hundeliebhaber • Hundeseele • Hundewelpe • Hund Freundschaft • Inspirierend • Kletterabenteuer • Klettern • Krankheit • Krankheitsgeschichte • Krebs besiegen • krebs bücher • Krebserkrankung • Krebs heilen • Lebensgeschichte • leben unterwegs • Memoir • mit Hunden • Motivationsbuch • Mutmachbuch • Outdoor • Outdoorerlebnisse • Outdoorlife • Reisebericht • Reiseleben • rock climbing • Surfen • surfer • Surfer Lifestyle • traurige Bücher • unterwegs arbeiten • vanlife |
ISBN-10 | 3-492-99958-1 / 3492999581 |
ISBN-13 | 978-3-492-99958-8 / 9783492999588 |
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Größe: 21,6 MB
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