Capturing the Moment (eBook)
208 Seiten
MITP Verlags GmbH & Co. KG
978-3-95845-764-5 (ISBN)
Michael Freeman ist ein international bekannter Fotograf und Autor, der sich auf Reise, Architektur und asiatische Kunst spezialisiert hat. Er ist zudem bekannt für seine Expertise bezüglich Special Effects. Er arbeitet für renommierte Magazine wie National Geographic und hat bereits mehr als 20 Fotografie-Bücher verfasst.
Michael Freeman ist ein international bekannter Fotograf und Autor, der sich auf Reise, Architektur und asiatische Kunst spezialisiert hat. Er ist zudem bekannt für seine Expertise bezüglich Special Effects. Er arbeitet für renommierte Magazine wie National Geographic und hat bereits mehr als 20 Fotografie-Bücher verfasst.
2
MOMENTE IN DER KAMERA
Das mag nicht die erwartete Methode sein, um verschiedene Momente voneinander zu trennen, aber es ist praktisch. Mit den drei Abschnitten – Momente in der Kamera, schnelle und langsame Momente – setze ich einfach fort, was ich in meinem letzten Buch, Capturing Light begonnen habe. Das heißt, ich organisiere sie so, wie ich tatsächlich arbeite. Zuerst kommt die Art von Moment, die im Sucher oder auf dem Bildschirm existiert und nicht unbedingt in der un-rekonstruierten Welt – oft nicht einmal in der wirklichen Welt. Lassen Sie es mich erklären. Da passiert etwas, das ist das eine. Das andere ist das, was wir sehen. Dies ergibt ein Foto. Hier ein Beispiel von einem schlechten Moment. Sie stehen auf einer Straßenseite und fotografieren etwas auf der anderen – etwa ein Pärchen, das sich gerade küssen will. Als Sie abdrücken, läuft Ihnen ein Passant unabsichtlich ins Bild und Sie haben nur ein unscharfes Etwas aufgenommen, das Ihren idealen Moment verdeckt. Pech gehabt, aber dieser schlechte Moment ist nur Ihnen und Ihrer Kamera passiert, niemandem sonst. Das Paar hat sich trotzdem geküsst und ist dann weitergegangen.
Doch Sie haben es verpasst.
Oder Sie fahren auf einer sich kurvigen Landstraße und als Sie um die Ecke biegen, sehen Sie vor sich einen wunderbaren Baum voller feuerroter Blüten. Es sind sogar drei Bäume nebeneinander. Da ist wenigstens eine Landschaftsaufnahme drin. Doch dann sehen Sie eine Frau, die vor den Bäumen entlangläuft. Es ist offensichtlich mehr als eine Landschaft; es ist ein Moment, wenn Sie es schaffen, die Frau zwischen den blühenden Bäumen aufzunehmen. Allerdings nur von Ihrem Standpunkt aus. Von anderen Stellen aus existiert dieser Moment nicht. Er passierte nur in der Kamera, nicht in der weiteren Welt.
Verstehen Sie, was ich meine? Wenn Momente nur in der Kamera existieren, dann können Sie andere praktische Dinge tun, um sie zu organisieren. Das hängt mit Ihrem Standpunkt, der Aufteilung des Bildes, dem Objektiv und vor allem der Gestaltung der Aufnahme zusammen. Das Foto der afrikanischen Wildhunde auf den Seiten 44-47 funktioniert wegen der Ausrichtung der Kamera zu den verschiedenen Hunden besser als die anderen Bilder. Das offene Maul des »Hauptdarstellers« berührt gerade so nicht die anderen Hunde. Natürlich sind sie sich überhaupt nicht nahe, aber gestalterisch wirkt es so.
ALLES PASST ZUSAMMEN Malabar-Lackbaum
Malabar-Lackbaum, Magwe-Division, Myanmar
Als Einstieg suchte ich einen typischen Moment. Ein Bild, das die Bühne für weitere Variationen bereitet und die üblichen Entscheidungen und Techniken demonstriert, mit denen sich der beste Moment einfangen lässt. Es überrascht nicht, dass die Fälle bei näherer Betrachtung immer spezieller wurden. Ich musste einen Schritt zurücktreten, um Situationen zu finden, die Parallelen zu anderen aufweisen und eine bestimmte Art von Moment zeigen. Hier in Myanmar ist ein solcher Moment – typisch für viele und dann auch wieder ganz einmalig. Die Beispiele in diesem Buch zeigen vor allem eines: Jeder Fall ist einzigartig. Genau wie der Moment, den Sie einfangen wollen.
Dies hier passt in die Kategorie, die ich für mich »alles passt zusammen« nenne. Sie läuft darauf hinaus, dass ich eine Szene habe, die mir gefällt, und ein kleineres Motiv das Puzzle quasi vervollständigt. Das alles existiert nur in meinem Kopf und im Sucher der Kamera, nicht jedoch außerhalb dieses sehr begrenzten Bezugsrahmens. Wenn ich alles richtig mache, ist es ganz und gar mein Bild. Das ist zumindest das Ziel.
Schwerpunkte
Wahrscheinliche Sequenz
Dem Motiv folgen
Format wechseln
Der mögliche Weg
Die Lage am Anfang, mit dem wahrscheinlichen Weg der Frau – den sie dann tatsächlich nahm.
In Myanmar war Sommer. Es war unglaublich heiß und kraftraubend, doch als mein Allrad-Wagen in der wenig besuchten Magwe-Division um die Kurve fuhr, sahen wir eine der wenigen guten Seiten der heißen Jahreszeit: einen Malabar-Lackbaum in voller Blüte. Es waren sogar drei Bäume, sich teilweise überschneidend. Und nein, die Farbe wurde nicht digital aufgehübscht. Die Landschaft an sich war einigermaßen interessant, doch eine Frau lief auf der Straße vor uns, und das schuf eine völlig andere, lohnenswerte Situation. Die Sonne stand recht hoch, ich wünschte mir insgeheim ein satteres Licht, nehme aber, was kommt – auf diese Weise sieht es heißer aus (was es auch war!). Ich sprang aus dem Auto und lief los. Ich erahnte den Weg der Frau und hoffte, dass sie ihn nicht abkürzte. Wahrscheinlich würde sie weiter nach rechts durch den Bildbereich laufen, wobei sie sich auf der linken Straßenseite hielt. Falls sie von der Straße abbog, würde sie aus meiner Sicht nach links weitergehen.
Das Hauptmotiv waren die Bäume, die die Frau im fertigen Bild zum Leben erweckt. Ich wollte möglichst viele rote Blüten im Bild haben und außerdem Platz für die Frau. Während ich lief, sortierte ich meine Optionen – von der ersten und wahrscheinlichsten zu denen, die ich zusätzlich erhoffte. Das Problem war, dass sie abbiegen oder sich umdrehen und mich bitten könnte, sie nicht zu fotografieren. Die erste verfügbare Aufnahme muss garantiert klappen. Ich hatte vier Lücken im Blick, die Sie auf der nächsten Seite geordnet nach zunehmender Unsicherheit sehen. Ich setzte meine Hoffnungen auf das dritte Bild, ein horizontales, und hoffte, dass auch das vierte klappte – vertikal, voller Rot, falls sie auf der Straße nach links lief.
Die erste Aufnahme würde nicht die beste sein, aber ich machte sie trotzdem, damit ich wenigstens ein sinnvolles Bild hatte. Für maximal viele rote Blüten musste ich im Hochformat fotografieren. Die Anordnung von Schatten und Sonnenlicht ließ die Frau weniger auffällig erscheinen. Sie ging weiter und ich folgte ihr, um für die Aufnahme, auf die ich setzte – ein Querformat –, sauberere Lücken auf beiden Seiten des Baumstamms zu erhalten. Meine zweite Option, ebenfalls Hochformat, funktionierte viel besser. Sie zeigt eine schön geschwungene Kaskade an Blüten und die Frau hebt sich in der Lücke vor den grünen Feldern gut ab. Anschließend ging ich wie geplant wieder auf Querformat. Die Hütte links neben dem Baumstamm stört den Umriss der Frau und ich drückte nicht ab, doch als sie sich rechts neben den Stamm bewegte, stimmte alles. Noch besser wurde es, als sie von der Straße abbog. Ich wartete etwa 12 Sekunden, bis sie für ein letztes Hochformat-Bild wieder auf der Straße erschien, doch es ist nicht so gut strukturiert wie erwartet.
In der Nachbearbeitung wirkte das Querformat am stärksten auf mich und erschien dann auch tatsächlich auf einer Doppelseite im Buch 7 Days in Myanmar, für das es gedacht war. Aber dann passierte etwas Interessantes für die Ausstellung, die die Buchpremiere begleitet. Eine weitere meiner Aufnahmen (zu sehen auf den Seiten 98-101) zeigt eine Reihe rotgekleideter Mönche auf einem vertikalen Bild. Der Gestalter der Ausstellung sah die Verbindung und hängte das vertikale Baumbild auf – die zwei Aufnahmen haben das, was Wilson Hicks, Bildredakteur von Life »den dritten Effekt« nennt. Sie lernen daraus, dass man die Verwendung nicht immer erraten kann, sodass es sich normalerweise auszahlt, ein bisschen mehr als das Übliche zu machen. Hier bedeutete es, vier Alternativen aufzunehmen und sich nicht mit einer Fassung zufriedenzugeben.
Die erhofften Bildaufteilungen
Von Anfang an strebte ich diese Anordnungen für die Bilder an. Die Pfeile zeigen, an welcher Stelle jeweils die Figur der Frau hineinpassen würde.
Schwerpunkte
Verhalten
Aktion gewünscht
Fokus der Aufmerksamkeit
EIN PASSENDER MOMENT Wildhunde
Dinge an ihre passenden Stellen zu setzen, bleibt das bestimmende Thema dieses Kapitels. In vielen Situationen, die eine gute Aufnahme versprechen, wird dies schnell die Hauptsorge. Hier war das ebenso, auf einer Safari in Tansania, wo ich einen guten Blick auf eine Gruppe afrikanischer Wildhunde (Lycaon pictus) hatte. Ich wollte aber nicht einfach nur eine effiziente Aufnahme, sondern eine richtig gute machen. In der Tierwelt will man normalerweise ein bestimmtes Verhalten fotografieren. Dazu braucht man Geduld und Glück. Alles, was Sie also grafisch und visuell aufbringen können, hilft deshalb.
Es war im Mikumi National Park, Tansanias viertgrößtem, allerdings nicht besonders stark besuchtem Park. Westlich von Daressalam gelegen, bietet er eine gute Gelegenheit, afrikanische Wildhunde zu beobachten, die aufgrund ihrer schrumpfenden Lebensräume als gefährdet gelten und nur schwer vor die Kamera zu kriegen sind. Dies hier war der Blick aus dem Auto mit einem 600mm-Objektiv – perfekt für ein horizontales Bild mit mehreren Hunden gleichzeitig. Wildhunde sind sehr sozial und jagen in großen Rudeln. Ihr Sozialverhalten ist recht spezialisiert – viele Interaktionen sollen Konflikte verhindern und die Harmonie in der großen Gruppe sichern.
Für meinen Moment blieben mir vermutlich einige Minuten. Ich wartete auf eine klare soziale Interaktion. Das Herumstehen mit offenem Maul ist eine Standardaktion bei diesen Wildhunden und soll wahrscheinlich eine Jagd initiieren. Mehr schien nicht zu passieren und so versuchte ich, das Beste daraus zu machen. Ich konnte mich kaum rühren – das Objektiv lag auf dem Fensterrahmen –, musste mich also auf das Timing und einige leichte Schwenks mit dem...
Erscheint lt. Verlag | 15.12.2017 |
---|---|
Reihe/Serie | mitp Edition ProfiFoto |
Verlagsort | Frechen |
Sprache | deutsch |
Schlagworte | Fotografie • Inspiration • Komposition |
ISBN-10 | 3-95845-764-9 / 3958457649 |
ISBN-13 | 978-3-95845-764-5 / 9783958457645 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 35,2 MB
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.