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Im Schatten der chemischen Synthese - Luitgard Marschall

Im Schatten der chemischen Synthese

Industrielle Biotechnologie in Deutschland (1900–1970)
Buch | Softcover
384 Seiten
2023 | 2. Auflage
Campus (Verlag)
978-3-593-36585-5 (ISBN)
CHF 138,60 inkl. MwSt
Die Biotechnologie gilt gegenwärtig als Schlüsseltechnologie. Doch blieben die chemisch-pharmazeutischen Großunternehmen in Deutschland lange Zeit äußerst zurückhaltend gegenüber der biotechnologischen Produktion. Was sie inzwischen als Zukunftstechnologie preisen, erachteten sie bis in die 1970er Jahre als nachrangig. Der Einsatz der Biotechnologie blieb in Deutschland über lange Jahre auf jene Nischen begrenzt, die denen die Verfahren der chemischen Synthese an ihre technischen und wirtschaftlichen Grenzen stießen. Als bloße Nischentechnologie stand sie hier mehr und länger als in anderen hochindustrialisierten Ländern im Schatten der chemischen Synthese. Das Buch geht den Ursachen dieses langwierigen Diffusionsprozesses nach. Es zeigt, infolge welcher technik- und branchenspezifischen, aber auch nationalen Charakteristika die Biotechnologie gerade in Deutschland so lange unterbewertet wurde und liefert so einen Beitrag zur Identifikation von Innovationshemmnissen in Deutschland.

Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 2000

Luitgard Marschall studierte Pharmazie und promovierte im Fach Technikgeschichte über die Geschichte der Biotechnologie. Als Wissenschaftsjournalistin befasst sie sich mit den Wechselwirkungen zwischen Technik, Umwelt und Gesellschaft.

Inhalt

Einleitung
1. Gegenstand, Fragestellung und Methode
2. Forschungsstand und Quellenlage

1. Gärungsforschung im 19. Jahrhundert: Akademische Weichenstellung
1.1 Akademische Gärungsforschung
1.2 Industrielle Gärungsforschung
1.3 Staatliche Gärungsforschung
1.4 Resümee

2. Mikrobiologische Forschung im 20. Jahrhundert: Das Beispiel
des Instituts für Gärungsforschung und Stärkefabrikation zu Berlin
2.1 Mikrobiologische Forschung: Im Dienste anderer Wissenschaften
2.2 Gründung des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation zu Berlin
2.3 Organisationsstruktur
2.4 Aufgaben

3. Biotechnologie im 20. Jahrhundert: Technologische Alternative oder Nischentechnologie3.1 Biologische versus chemische Verfahren
3.2 Durchsetzung der chemischen Hochdrucksynthese
3.2.1 Das "Dahinsiechen" der Biotechnologie in der Weimarer Republik
3.2.2 Die Instrumentalisierung der chemischen Hochdrucksynthese durch die Nationalsozialisten
3.2.3 Die subsidiäre Funktion der Biotechnologie im Dritten Reich
3.3 Die Nachkriegsära: Verankerung der Biotechnologie in Nischen
3.4 Versuche der Gegensteuerung
3.5 Zusammenfassung

4. Innovative oder rückständige Technologie? Wahrnehmung und Bewertung der Biotechnologie durch die Teerfarbenindustrie
4.1 Das Beispiel der Penicillinherstellung
4.1.1 Penicillinforschung in Deutschland
4.1.2 Penicillinforschung in England und in den USA
4.1.3 Fazit4.2 Fortschritt durch Verwissenschaftlichung
4.2.1 Die empirische Grundlage der chemischen Synthese
4.2.2 Die Rationalisierung der chemischen Synthese
4.2.3 Auswirkungen für die Teerfarbstoffindustrie
4.2.4 Ausbildung und Stabilisierung des wissenschaftsbasierten Fortschrittskonzepts
4.3 Schattenseiten des wissenschaftsbasierten Fortschrittskonzepts
4.3.1Eine Technik "im Stadium der krassen Empirie"
4.3.2 Restriktion alternativer Forschungsmethoden
4.3.3 Verwissenschaftlichung als Selektionsfaktor

5. Fallstudie Boehringer Ingelheim: Die biotechnologische Herstellung organischer Säuren
5.1 Firmenprofil
5.2 Das biotechnologische Pilotprojekt: Anknüpfung an traditionelle Produktionstechniken
5.2.1 Weinsäurefabrikation als technische Verfahrensgrundlage
5.2.2 Erster Umgang mit der Biotechnologie
5.3 Die biotechnologische Milchsäureherstellung vor dem Hintergrund nationaler Rohstoffvorkommen und Wirtschaftspolitik
5.3.1 Technische Grundlagen und Verfahrensentwicklung
5.3.2 Nationale Wirtschaftspolitik als begrenzender Faktor
5.4 Innerbetriebliche Diffusion der Biotechnologie: Die Zitronensäureproduktion
5.4.1 Probleme der defizitären Forschungsinfrastruktur
5.4.1.1 Kooperative Verfahrensentwicklung
5.4.2 Ausbau der biotechnologischen Forschung: Die Gründung des Instituts für Gärungschemie in Prag
5.5 Durchsetzung der chemischen Synthese
5.6 Zusammenfassung

6. Fallstudie Röhm: Die biotechnologische Enzymherstellung
6.1 Firmenprofil
6.2 Produktionsschwerpunkt Enzyme
6.2.1 Traditionelle Herstellung von Enzymen
6.3 Produktionsschwerpunkt Kunststoffe
6.3.1 Staatliche Forcierung der Kunststoffproduktion
6.3.2 Wachstumsmarkt Kunststoffe
6.4 Wiederbelebung des Enzymsektors
6.5 Zusammenfassung

7. Fallstudie Merck: Die Kombination chemischer und biologischer Verfahrensschritte am Beispiel der Herstellung von Vitamin C
7.1 Firmenprofil
7.2 Die Herstellung von Vitamin C
7.2.1 Isolierung aus pflanzlichen Rohstoffen
7.2.2 Herstellung nach Reichstein und Grüssner
7.2.3 Fabrikationsaufschwung im Krieg
7.3 Biotechnologische Entwicklung nach 1945
7.3.1 Einführung der Fermentertechnik
7.3.2 Ausbau der Mikrobiologie
7.4 "Handwerkszeug der Chemie" oder eigenständige Produktionstechnik?
7.5 Zusammenfassung

Schlußbetrachtung

Erscheint lt. Verlag 6.7.2023
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Maße 140 x 213 mm
Gewicht 486 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Allgemeines / Lexika
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Technikgeschichte
Naturwissenschaften
Schlagworte Biotechnologie • Chemische Industrie • Deutsches Reich 1871-1918; Sozial-/Wirtschafts-Geschichte • Deutschland, Geschichte; Sozial-/Wirtschafts-Geschichte • Deutschland /Technik • Gärungsforschung • Gärungsforschung im 19. Jahrhundert • Großforschung • Industrieforschung • Mikrobiologische Forschung • Mikrobiologische Forschung im 20. Jahrhundert • Naturwissenschaften • Penicillinherstellung • Pharmazeutische Industrie • Technikgeschichte • Technik, Geschichte • Teerfarbenindustrie
ISBN-10 3-593-36585-5 / 3593365855
ISBN-13 978-3-593-36585-5 / 9783593365855
Zustand Neuware
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