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Fundraising in der Hospiz- und Trauerarbeit - ein Praxisbuch (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
119 Seiten
Vandenhoeck und Ruprecht (Verlag)
978-3-647-99276-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Fundraising in der Hospiz- und Trauerarbeit - ein Praxisbuch -  Nicole Friederichsen,  Stefan Springfeld
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Die Aufgaben in der Hospiz- und Palliativarbeit und in anderen gemeinnützigen Vereinen und Organisationen werden immer komplexer. Dazu zählt auch das Fundraising als Generierung von Spenden und Ressourcen, denn die Einrichtungen sind zu einem Teil auf Spenden und ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen. Für das Fundraising im Trauerbereich bietet dieses Buch handfeste Unterstützung: Mit einem Praxischeck ist zunächst schnell zu erkennen, was in einer Organisation gut läuft, aber vor allem auch, was noch besser werden könnte. Die Autoren präsentieren eine Menge praktischer Ideen für Veranstaltungen und Kampagnen, die schnell und einfach umsetzbar sind, auch unter Nutzung des dazugehörigen Download-Materials.

Nicole Friederichsen, Sozialwirtin, gibt als Trauerbegleiterin und Fundraiserin für gemeinnützige Institutionen und Vereine in der Hospiz- und Trauerarbeit Workshops und leitet den OVIS-Verlag.

Nicole Friederichsen, Sozialwirtin, gibt als Trauerbegleiterin und Fundraiserin für gemeinnützige Institutionen und Vereine in der Hospiz- und Trauerarbeit Workshops und leitet den OVIS-Verlag.Stefan Springfeld, Diplom-Kaufmann, ist Unit-Leiter bei der Digitalagentur »Die Etagen«, wo er digitale Marketingkonzepte für Unternehmen aus den Bereichen Industrie/Automotive und Medizin entwickelt. Als Sterbe- und Trauerbegleiter arbeitet er ehrenamtlich beim Osnabrücker Hospiz e. V.

2Was ist Fundraising?


Viele große gemeinnützige Organisationen (u. a. Ärzte ohne Grenzen e. V., UNICEF e. V., Deutsche Welthungerhilfe e. V.) haben Fundraising-Maßnahmen fest in ihre Marketingplanungen aufgenommen, um damit die Umsetzung ihrer Ziele und Visionen zu unterstützen. Sie beschäftigen zum Teil Fachkräfte im Bereich Fundraising (oft ist Fundraising dort in das Marketing integriert) und planen bundesweite oder länderübergreifende Kampagnen.

In der heutigen Zeit ist das Potenzial von Fundraising größer und der Umfang von Fundraising-Maßnahmen um ein Vielfaches komplexer als noch Mitte der 1990er Jahre.

Bevor wir uns nun mit der Frage der praktischen Einsatzmöglichkeiten von Fundraising im Bereich der Hospiz- und Palliativarbeit befassen, benötigen wir ein einheitliches Verständnis und eine ethische Reflexion von Fundraising.

2.1Definition und Begriffsherkunft


Wann das Fundraising als Form des Marketing erfunden wurde, lässt sich nicht eindeutig belegen. Erste Formen (z. B. Mitgliedsbeiträge, ehrenamtliche Arbeit) werden allerdings schon lange von gemeinnützigen Organisationen eingesetzt. Etwa seit 1995 sind erste Nennungen von Fundraising als Trendwort verzeichnet (Herberg, Kinne u. Steffens 2004, S. 125). Der Autor Michael Urselmann definiert Fundraising (englisch: fund=Kapital, to raise=beschaffen) als »systematische Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Aktivitäten einer gemeinwohlorientierten Organisation, welche darauf abzielen, alle benötigten Ressourcen (Geld-, Sach- und Dienstleistungen) durch eine konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen der Ressourcenbereitsteller (Privatpersonen, Unternehmen, Stiftungen, öffentliche Institutionen) zu möglichst geringen Kosten zu beschaffen« (Urselmann, 2018, S. 1).

Kapital bezeichnet demnach nicht nur Geld, sondern alle benötigten Ressourcen für den Betrieb einer gemeinnützigen Organisation. Daher wird Fundraising oft zu Unrecht als Möglichkeit zur Akquise allein von Geldspenden angesehen.

2.2Ressourcengeber


Das Fundraising von gemeinnützigen Organisationen richtet sich maßgeblich an vier Ressourcengeber:

•Privatpersonen,

•Unternehmen,

•Stiftungen,

•öffentliche Institutionen.

Das Ziel von Fundraising ist neben der Beschaffung von Ressourcen der Aufbau von langfristigen Beziehungen zu den Ressourcengebern. Urselmann stellt in seinem Werk »Fundraising« die Spendenbereitschaft der Ressourcengeber in Form einer Spenderpyramide dar (siehe Abbildung 1).

Viele gemeinnützige Organisationen sprechen alle Ressourcengeber in gleicher Form an, zum Beispiel per Brief. Da aber gemeinnützige Organisationen zunehmend um eine begrenzte Anzahl an Ressourcen konkurrieren, benötigt es ein Umdenken in der Kommunikation, das heißt eine zielgruppenspezifische Ansprache auf den jeweils geeigneten Kommunikationskanälen (Urselmann, 2018, S. 46). Großspender haben ggf. ein anderes Kommunikationsbedürfnis hinsichtlich Umfang und Intensität als Interessenten. Junge Menschen nutzen zum Teil andere Kommunikationskanäle als Ältere, um sich über die Möglichkeit von Spenden zu informieren (z. B. Facebook, Instagram, Websites vs. Zeitung und Informationsstände).

Abbildung 1: Spenderpyramide (Urselmann, 2018, S. 18)

2.2.1Privatpersonen


Privatpersonen sind in mehrfacher Hinsicht wichtige Bereitsteller von Ressourcen, da sie im privaten und beruflichen Kontext als Botschafter eines Hospizes oder einer Palliativorganisation fungieren. Als Angehörige von sterbenden Menschen, als ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende oder als Unterstützer der Organisationsziele haben sie oftmals einen unterschiedlich großen Einblick in die Tätigkeiten der Organisation.

Privatpersonen werden allerdings nur dann Ressourcen bereitstellen und für die Ziele der Organisation in einem anderen (z. B. beruflichen) Kontext eintreten oder werben, wenn sie der Organisation auf verschiedenen Ebenen vertrauen und sich mit ihr identifizieren. Das setzt nicht nur eine transparente Kommunikation der Hospize und Palliativeinrichtungen mit den Ressourcengebern voraus, sondern auch den Aufbau einer langfristigen Beziehung. Hierbei ist auch die Wertschätzung von Spenderinnen und Spendern wichtig, die nur einen kleinen Beitrag leisten können oder wollen. Der Umgang und die Kommunikation mit Kleinspendern trägt zum Gesamteindruck (Image) ihres Hospizes bzw. ihrer Palliativeinrichtung bei.

Eine langfristige Beziehung zwischen einer Privatperson und einer gemeinnützigen Organisation ermöglicht eine bessere Planbarkeit der Spenden (Dienstleistungs-, Sach- und Geldspenden). Je höher die Aufwände, zum Beispiel die Personalkosten, einer Organisation werden, desto wichtiger ist eine langfristige Planbarkeit der Zuwendungen.

Darüber hinaus ist die Bereitschaft zu spenden in der Bevölkerung rückläufig und gleichzeitig entstehen vermehrt gemeinnützige Organisationen, die mittels Fundraising um die Spendenbereitschaft von Privatpersonen werben. Die Akquise von Spendern ist dadurch kostenintensiver geworden.

Gleichzeitig ist die Wechselbereitschaft von Privatpersonen höher, wenn sich eine Organisation nicht aktiver als bisher um die Spender bemüht (Urselmann, 2018, S. 18). Spender möchten transparent informiert werden, etwa darüber, wie viel ehrenamtliche Arbeitszeit geleistet wurde, welche Spendenbeträge gesammelt wurden und wie sie eingesetzt werden.

Privatpersonen haben manchmal den Wunsch nach einem bzw. nach mehr Mitspracherecht, daher kann es zu Anregungen, Verbesserungsvorschlägen oder Kritik an der Organisation oder an Teilbereichen kommen. Zu einer transparenten Kommunikation und dem Aufbau von langfristigen Beziehungen gehört deshalb der professionelle und souveräne Umgang mit Anmerkungen oder Kritik.

Ein mit der Leitung des Hospizes oder der Palliativeinrichtung abgestimmtes Kommunikationskonzept hilft in solchen Fällen, eine einheitliche Sprache zu sprechen und wertschätzend zu reagieren.

Manchmal können Anmerkungen oder Verbesserungsvorschläge, die von außen an die Organisation herangetragen werden, die Arbeitsprozesse tatsächlich verbessern. Hier lohnt sich ein reflektierter Blick auf die vorgeschlagenen Änderungen, auch wenn diese mit einem zeitlichen Aufwand verbunden sind.

Die Bereitstellung von Ressourcen durch Privatpersonen kann auf unterschiedliche Weise erfolgen:

•durch einmalige oder regelmäßige Geldspenden (u. a. durch eine Mitgliedschaft),

•durch Nachlass- oder Bußgeldspenden,

•durch Sachspenden und Zeitspenden, zum Beispiel durch die Übernahme von Aufgaben im Rahmen eines Ehrenamtes.

Ein solches Ehrenamt kann sehr unterschiedlich gestaltet sein, zum Beispiel:

•Übernahme von Aufgaben in der Außendarstellung des Hospizes oder der Palliativeinrichtung, etwa durch einen Informationsstand auf einem Wochenmarkt,

•Unterstützung der Verwaltung bei der Pflege der Mitgliederdaten, Planung und Organisation von Infobriefen, Newslettern, Pflege der Homepage,

•Tätigkeiten in der stationären oder ambulanten Trauer- und Sterbebegleitung (setzt in der Regel eine entsprechende Qualifizierung voraus),

•Tätigkeiten in der ehrenamtlichen Leitung von Supervisionsgruppen.

Fakten-Check

•Informieren wir die Privatpersonen, die uns Ressourcen bereitstellen, darüber, wie wir die Ressourcen eingesetzt haben (z.B. in Form eines Jahresberichtes)?

•Informieren wir die Öffentlichkeit darüber, wie gespendet werden kann (z.B. durch Nachlass- oder Bußgeldspenden)?

•Pflegen wir langfristig angelegte Beziehungen zu den privaten Bereitstellern von Ressourcen?

•Bringen wir Kleinspendern ausreichend Wertschätzung entgegen?

•Weiß die Öffentlichkeit um die ehrenamtlichen Einsatzmöglichkeiten in unserem Hospiz oder unserer Palliativeinrichtung? Wenn nein: Welche Möglichkeiten der öffentlichen Information passen zu unserer Organisation?

•Haben wir ein Kommunikationskonzept, das regelt, wie wir auf Anmerkungen und Kritik konstruktiv und wertschätzend reagieren?

2.2.2Unternehmen


Unternehmen scheinen auf den ersten Blick eine attraktivere Zielgruppe als Einzelpersonen zu sein, da sie in der Regel eine größere Anzahl an Ressourcen bereitstellen können. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass ein alleiniger Fokus auf Unternehmen aus folgenden Gründen auch riskant sein kann:

•Viele Unternehmen spenden nicht selbstlos, sondern erwarten eine öffentliche Erwähnung der Spende.

•Unternehmen verfolgen mit einer Spende in der Regel auch eigene Interessen.

•Einem Unternehmen kann die positive Auswirkung einer Spende auf den Spenderkreis (u. a. Privatpersonen) wichtig sein. Beispielsweise kann eine Unternehmensspende einen positiven Effekt auf die anderen Spenderinnen und Spender haben, wodurch diese zu potenziellen Kunden des Unternehmens werden können.

•Unternehmen haben eine erhöhte Wechselbereitschaft bei den Organisationen, die sie unterstützen.

Letzteres bedeutet für ein Hospiz oder eine Palliativeinrichtung ein besonderes Risiko, da ein Unternehmen regelmäßige und hohe Spenden kurzfristig einstellen kann. Dadurch kann es in...

Erscheint lt. Verlag 12.8.2024
Reihe/Serie Edition Leidfaden – Begleiten bei Krisen, Leid, Trauer
Zusatzinfo mit 22 Abb. und Download-Material
Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Ehrenamt • Ehrenamtliche • ehrenamtliche Mitarbeit • Finanzierung • Fundraising • gemeinnützige Institutionen • Hospiz • Hospizvereine • Palliative Care • Spenden • Spendenbeschaffung
ISBN-10 3-647-99276-3 / 3647992763
ISBN-13 978-3-647-99276-1 / 9783647992761
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