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Ich verspreche dir: Ich werde nicht sterben (eBook)

Spiegel-Bestseller
Wie eine Diagnose das Leben einer Familie schlagartig änderte von Denise und Hendrik Verst
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
Community Editions (Verlag)
978-3-96096-314-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich verspreche dir: Ich werde nicht sterben -  Denise Verst,  Hendrik Verst
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Diagnose: Autoimmune Hepatitis. Und das mit Anfang 30. Für Hendrik und Denise Verst bricht 2015 die Welt zusammen. 5 Jahre später braucht Hendrik dringend eine neue Leber. Die 7-köpfige Familie steht vor großer Ungewissheit: Wird Papa rechtzeitig ein passendes Spenderorgan bekommen?

Jetzt, 2 Jahre nach der Transplantation, arbeiten Denise aka Mathellaslife und Hendrik aka fitdad_hendrik die Zeit des Bangens und Hoffens in einem gemeinsamen Buch auf - bewegend, ehrlich und aufschlussreich.





<p>Der ganz normale Wahnsinn in einer 7-köpfigen Familie: Vom Elternsein über den Hausbau bis hin zuLifestyle-Themen - all das zeigen Denise Verst aka Mathellaslife und ihr Mann Hendrik aka fitdad_hendrikihren mehr als 600.000 Follower*innen. Doch nicht nur das: Seitdem der junge Vater 2015 schwer erkrankte,nutzen die beiden ihre Reichweite auch, um über das wichtige Thema der Organspende aufzuklären.</p>

Der ganz normale Wahnsinn in einer 7-köpfigen Familie: Vom Elternsein über den Hausbau bis hin zu Lifestyle-Themen — all das zeigen Denise Verst aka Mathellaslife und ihr Mann Hendrik aka fitdad_hendrik ihren mehr als 600.000 Follower*innen. Doch nicht nur das: Seitdem der junge Vater 2015 schwer erkrankte, nutzen die beiden ihre Reichweite auch, um über das wichtige Thema der Organspende aufzuklären.

Oktober 2020

DENISE

Mein Blick fiel auf die Uhr. Kurz nach halb acht, in der Küche herrschte das allmorgendliche Chaos. Josie und Ella schaufelten Schokomüsli in sich hinein, Matheo hatte wie üblich auf einer exakt abgemessenen Mischung aus vier verschiedenen Cerealien bestanden. Ich machte mich auf die Suche nach den verschollenen Brotdosen, entsorgte die gammligen Reste vom Vortag und spülte die Dosen. Dann befüllte ich sie mit Broten und Obst. Und schon nahm das ewige Drama seinen Lauf. Egal, was ich hineinpackte, irgendein Kind hatte immer etwas daran auszusetzen. Für Diskussionen hatte ich an diesem Morgen jedoch keine Zeit, denn mir fiel gerade noch rechtzeitig ein, dass Josie ja Sport hatte. Also schnell den Turnbeutel gepackt, Carlie in die Babytrage geschnallt, und los ging es, um die Zwillinge in der Kita abzuliefern, während Josie sich auf den Weg zur Grundschule machte.

Kaum war ich wieder zu Hause, kam Tylor, meine Älteste, verschlafen die Treppe herunter. „Warum hast du mich nicht geweckt?“, fragte sie genervt. „Jetzt komm ich voll zu spät!“

Natürlich hatte ich sie geweckt. Aber Teenager kriegt man nicht so leicht wach, wenn sie nicht wollen, und irgendwie hatte ich mir eingebildet, sie wäre längst unterwegs.

Als die Haustür hinter ihr zufiel, brauchte ich erst mal Kaffee. Wer mich kennt, weiß, dass ohne Kaffee bei mir gar nichts geht. Also legte ich Carlie ins Bettchen und stellte den Kaffeevollautomaten an. Ein Fauchen und Gluckern bestätigte meine böse Ahnung: Er zickte mal wieder! Das hätte ich in diesem Moment am liebsten auch getan. Nur war gerade keiner da, der mich gehört hätte. Hendrik arbeitete im Homeoffice, vier von unseren fünf Kindern waren in Schule und Kita, und Carlie schlief den Schlaf einer Neugeborenen: tagsüber so fest, dass nichts sie wecken konnte, und nachts …
na ja, wie das eben so ist.

Willkommen bei den Versts, an einem ganz gewöhnlichen Dienstagmorgen.

Dass dieser Tag alles andere als gewöhnlich werden sollte, ahnte ich nicht, während ich putzte, das Essen vorbereitete und mich auf die Kinder freute. Bei all dem Chaos liebte ich meine Familie über alles. Ein besseres Leben hätte ich mir nicht wünschen können. Nur meine Pflanzen, die regelmäßig vertrockneten, hätten das anders gesehen.

Irgendwann tauchte Hendrik auf.

„Kaffee kannst du vergessen“, sagte ich.

„Schon wieder kaputt?“

„Ja“, grummelte ich.

„Weißt du was?“, meinte er, während er Carlie auf den Arm nahm und sich mit ihr auf die Couch kuschelte. „Du wünschst dir doch schon so lange eine Siebträgermaschine. Lass uns nachher nach Essen fahren. Wenn uns eine gefällt, dann nehmen wir sie mit.“

Das war Musik in meinen Ohren, ich freute mich riesig.

Nachmittags, während Tylie auf die Zwillinge aufpasste, fuhren wir los. Carlie nahmen wir mit; mit ihren acht Wochen hatte ich sie am liebsten immer bei mir.

Allein schon beim Anblick der glänzenden Siebträgermaschinen war meine Müdigkeit wie weggeblasen.

Während ein Verkäufer uns verschiedene Maschinen zeigte, beugte Hen-drik sich zu mir. „Ist dir auch so kalt?“, fragte er leise.

Kalt? Meine Jacke stand offen, in der Trage vor meiner Brust schlief Carlie. Ich tastete nach ihren winzigen Händen und den Beinchen, sie waren warm. Mich selbst brauchte er erst gar nicht fragen, acht Wochen nach der Geburt waren meine Hormone noch derart durcheinander, dass ich auch ohne Jacke hätte rausgehen können, obwohl schon Ende Oktober war. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich auf die Worte des Verkäufers, der in mir gleich den Kaffee-Junkie erkannt hatte und mit vielversprechenden Details um sich warf.

„Ist dir wirklich nicht kalt?“, fragte Hendrik wieder.

Ich warf einen Blick in den Verkaufsraum. Die Tür stand offen, ließ Herbstluft herein. An der Theke saßen Leute in Hemd, Blazer, Shirt und tranken Kaffee, niemand schien zu frieren. Eine vage Unruhe erfasste mich. Wir entschieden uns rasch für eine Maschine, einer der Mitarbeiter trug sie hinaus zum Wagen.

An der Kasse starrte der Kassierer Hendrik an. Ich folgte seinem Blick. Hendriks Hand hatte zu zittern begonnen.

„Da stimmt was nicht“, sagte Hendrik. Ein Blick in sein blasses Gesicht sagte mehr als alle Worte. Da stimmte etwas ganz gewaltig nicht!

„Willst du zum Arzt?“, fragte ich, nachdem wir bezahlt hatten und beim Wagen standen.

Hendrik schwieg einen Herzschlag lang, dann nickte er. „Ja“, sagte er nur.

Dieses eine Wort.

Fünf Jahre waren vergangen, seit seine Autoimmunhepatitis diagnostiziert worden war. Fünf Jahre, in denen er Magenspiegelungen, Krampfadern in der Speiseröhre und vieles mehr stillschweigend erduldet hatte. Nie hatte er Ja gesagt, wenn ich ihn gefragt hatte, ob ich ihn zum Arzt fahren sollte.

Natürlich war mir nicht verborgen geblieben, dass Hendrik in den vergangenen Wochen abgenommen hatte. Dass er müde war, erschöpft. Das war ja auch kein Wunder mit vier lebhaften Kindern und einem Baby. Aber das hier hatte eine andere Dimension, das spürte ich genau. Wie ferngesteuert legte ich Carlie in den Kindersitz, wir fuhren nach Hause. Im Kopf überschlug ich die Möglichkeiten. Die Kinder waren daheim, ich wollte unser Baby nicht allein lassen, in die Arztpraxis dürfte ich wegen der Corona-Verordnungen nicht mitkommen. Ich würde eine gute Freundin fragen, ob sie Hendrik fahren könnte.

Kaum waren wir zu Hause, meinte er: „Ich schaff das nicht, ruf einen Krankenwagen.“ Er zitterte inzwischen so heftig, dass er sich fast nicht auf den Beinen halten konnte.

„Setz dich doch“, sagte ich, während Panik in mir hochschoss. Aber er schüttelte den Kopf. Er hatte Angst, nicht wieder hochzukommen. Angst, dass er innerlich verblutete. Mein Puls begann zu rasen, als ich nach dem Telefon griff. Nie hatte ich mir vorstellen können, wie schwer es ist, in einer Notsituation einen Krankenwagen zu rufen.

Kaum hatte ich jemanden dran, fing ich an zu weinen.

„Etwas stimmt nicht mit meinem Mann, er hat eine Leberzirrhose. Bitte kommen Sie sofort.“

Während ich unsere Adresse durchgab, verschlechterte sich Hendriks Zustand vor meinen Augen. Er zitterte jetzt am ganzen Körper. Noch nie hatte ich solche Angst um ihn gehabt. Meine Gedanken überschlugen sich. Die Kinder! Ich wollte auf keinen Fall, dass sie mitbekamen, in welch schlechtem Zustand ihr Papa war. Zum Glück spielten sie gerade oben im Kinderzimmer, das nach hinten rausging. Geistesgegenwärtig bat ich darum, dass die Sanitäter ohne Sirene vorfuhren.

Minuten später zuckte Blaulicht über die Fassade unseres Hauses.

„Was passiert jetzt, wo fahren Sie ihn hin?“, wollte ich wissen, als die Sanitäter Hendrik auf die Trage legten und in den Rettungswagen schoben. So ein grausames Gefühl, nicht an seiner Seite sein zu dürfen!

„Das entscheidet sich, wenn wir unterwegs sind. Wir geben Ihnen Bescheid“, antwortete der eine und zog die Hecktür zu. Im nächsten Moment fuhren sie auch schon los. Verloren sah ich dem Wagen hinterher. Jetzt sprang auch die Sirene an. Minuten später erfuhr ich: „Ihr Mann kommt in die Uniklinik Essen. Ein Arzt wird sich bei Ihnen melden.“

Und das Warten begann.

Es war schon Abend, als endlich der Anruf kam. Hendriks Blutwerte waren unfassbar schlecht. Das Ärztegremium war sich sicher, dass er einen Darminfarkt hatte. Jede Minute zählte: Denn wenn der Darm tatsächlich abstarb, würde er die Nacht ohne einen Eingriff kaum überleben. Gewissheit sollte eine explorative Laparotomie geben, ein Bauchschnitt, um einen Blick ins Innere des Körpers werfen und, wenn nötig, sofort operieren zu können.

„Und dann?“

„Dann werden wir den Teil des Darms chirurgisch entfernen, der am Absterben ist“, erklärte der Arzt mir.

Kurz danach rief Hendrik an. „Ich komme gleich in den OP“, sagte er und klang so schwach. „Das wird schon“, schob er hinterher. Natürlich machte er sich Sorgen, doch nicht um sich selbst, sondern um mich, um die Kinder. So ist er.

Ich konnte das alles nicht fassen. Mit dem Telefon in der Hand ging ich ins Bad, um ungestört reden zu können. „Was passiert denn jetzt?“

„Die schneiden mich auf und gucken, was mit dem Darm los ist. Im schlimmsten Fall muss ich einen künstlichen Ausgang bekommen.“ Er klang bedrückt.

„Dann lernen wir, wie man den Beutel wechselt. Hauptsache, es geht dir wieder besser“, sagte ich. Hauptsache, du lebst, dachte ich.

Und wieder begann das Warten.

Der Arzt hatte versprochen, nach der OP anzurufen. Enge Freunde kamen vorbei, es wurde spät, die Kinder schliefen längst. Noch immer hatte der Arzt sich nicht gemeldet. Irgendwann konnte ich die Ungewissheit einfach nicht mehr aushalten, rief in der Klinik an.

„Sie müssen die Leitung freigeben“, sagte die Stimme am anderen Ende. „Die ist nur für Notfälle.“

„Aber das ist doch ein Notfall! Mein Mann wird seit Stunden operiert. Ich muss wissen, wie es ihm geht. Ob er noch lebt!“

„Wenn er tot wäre, hätten wir Sie angerufen“, sagte die Stimme. Ein Satz, den ich nie vergessen werde.

Wieder verging Zeit, endlose, in die Länge gezogene Minuten. Danny, mein bester Kumpel, rief an meiner Stelle an, auch er bekam keine Auskunft. Ich schickte meine Freunde nach Hause. Nach Mitternacht verzog ich mich ins Bad und lief Runde um Runde im Kreis, während die Angst mich fest im Griff hatte. Meine Freundin Randa meldete sich,...

Erscheint lt. Verlag 24.11.2023
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Romane / Erzählungen
Studium 2. Studienabschnitt (Klinik) Humangenetik
Schlagworte Autoimmunhepatitis • Biografie • Erfahrungsbericht • Familie • Familienalltag • Familienleben • Gesundheit • Heilung • Influencer,mathellaslife • Junge Erwachsene • Kampf gegen Krankheit • Lebensgeschichte • Leberkrankheit • Lebertransplantation • Leberzirrhose • Mut • Organspende • Sachbuch • Schicksalsschlag • Spenderorgan • Transplantation • Wahre GEschichte
ISBN-10 3-96096-314-9 / 3960963149
ISBN-13 978-3-96096-314-1 / 9783960963141
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