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Das Elektrokardiogramm (eBook)

Leitfaden für Ausbildung und Praxis

(Autor)

eBook Download: PDF | EPUB
2015 | 10., aktualisierte und erweiterte Auflage
440 Seiten
Thieme (Verlag)
978-3-13-201310-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Elektrokardiogramm - Rainer Klinge
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Sehen und verstehen Alle EKG-Phänomene werden logisch abgeleitet und müssen nicht mühsam auswendig gelernt werden. 430 Abbildungen, davon über 230 Original-EKGs Schnelle Orientierung - Alle wichtigen Zahlen und Normwerte übersichtlich in Tabellen zusammengestellt. - Ein Glossar erklärt die wichtigsten Begriffe. - Verzeichnisse der Abkürzungen und Abbildungen. Effektiv lernen - Merkkästen mit den wichtigsten Aussagen. - In jedem Kapitel Fragen und Übungen zur praxisnahen Erfolgskontrolle. - EKGs in Originalgröße zum Üben standardmäßiger EKG Auswertung in der Praxis Alles in einem Buch Ruhe-EKG, Schrittmacher EKG, Belastungs-EKG, Langzeit-EKG, Artefakte Neu in der 10. Auflage - Kapitel Artefakte - Fragen + Übungen zu Erfolgskontrolle in den einzelnen Kapiteln - Neues, übersichtlicheres Layout - Verbesserte Qualität der EKG-Abbildungen - Übungs-EKGs in Originalgröße

Rainer Klinge: Das Elektrokardiogramm 1
Innentitel 
4 
Impressum 
5 
Widmung 
6 
Vorwort zur 10. Auflage 7
Abkürzungen 8
Inhaltsverzeichnis 10
Teil I Das normale EKG 
20 
1 Anatomische Grundlagen 21
Lage des Herzens im Thorax 21
Herzhöhlen und große herznahe Gefäße 21
Regionen der Herzkammern 23
Fragen/Übungen 24
2 Anatomie und Physiologie des Erregungsbildungs- und Erregungsleitungssystems 25
Vorbemerkung 25
Sinusknoten (primäres Erregungsbildungszentrum) 25
Erregungsausbreitung in den Vorhöfen und Erregungsüberleitung zum Atrioventrikular-Knoten 26
Atrioventrikular-Knoten und -junktionales Zentrum 26
Intraventrikuläres Leitungssystem 26
Fragen/Übungen 27
3 Anatomie der Herzkranzarterien und ihre Versorgungsbereiche 28
Vorbemerkung 28
Aufzweigungen der linken Herzkranzarterie 28
Aufzweigungen der rechten Herzkranzarterie 30
Versorgungsbereiche der Herzkranzarterien 30
Fragen/Übungen 31
4 Elektrophysiologische Grundlagen 32
Vorbemerkung 32
Ruhepotenzial 32
Aktionspotenzial (Erregung) 33
Depolarisation 33
Plateau 34
Repolarisation (Erregungsrückbildung) 34
Refraktärzeit 34
Erregungsfortleitung 35
Elektromechanische Kopplung 35
Spontane diastolische Depolarisation am Sinusknoten 35
Vektoren 36
Polung im EKG 38
Größe der Spannungen im EKG 39
Projektion von Vektoren auf Ableitungen 39
Fragen/Übungen 42
5 Definition des EKGs und seiner Anteile 43
Vorbemerkung 43
P-Welle 43
PQ-Zeit 44
QRS-Komplex 44
Q-Zacken 45
R-Zacken und S-Zacken 45
QS-Komplex 47
ST-Strecke 47
T-Welle 47
QT-Zeit 48
U-Welle 48
Fragen/Übungen 50
6 Standard-EKG-Ableitungen 51
Vorbemerkung 51
Bipolare Extremitätenableitungen (I, II, III) 52
Verstärkte unipolare Goldberger-Ableitungen (aVR, aVL, aVF) 52
Unipolare Brustwandableitungen nach Wilson (V1 bis V6) 53
Fragen/Übungen 56
7 Ergänzungsableitungen 57
Vorbemerkung 57
Ableitungen nach Nehb 57
Ableitungen nach Frank 57
Routineprogramm und erweitertes Routineprogramm der EKG-Registrierung 58
Fragen/Übungen 58
8 Herzwandlokalisationen im EKG 61
Herzwandlokalisationen im Routine-EKG mit Zusatzprogramm 61
Fragen/Übungen 61
9 EKG-Auswertung mit Bestimmung der Achsen von P, QRS und T 62
Vorbemerkung 62
Bestimmung der Herzfrequenz 62
Exakte Frequenzbestimmung mit dem EKG-Lineal 62
Exakte Frequenzbestimmung ohne EKG-Lineal 62
Ungenaue Frequenzbestimmung 62
Ausmessen der Zeitwerte 64
Bestimmung der elektrischen Herzachse 66
Bestimmung der elektrischen Herzachse anhand der Höhe der Zacken mithilfe des Einthoven-Dreiecks 66
Bestimmung der elektrischen Herzachse anhand der Flächen des QRS-Komplexes 70
Herzachsenbestimmung anhand der Flächen des QRS-Komplexes sowie aller Ableitungen des Cabrera-Kreises (Extremitätenableitungen I, II, III und verstärkt unipolare Goldberger-Ableitungen aVR, aVL und aVF) 71
Bedeutung der Achsen von P, QRS und T 77
Lagetypen 80
Linkstyp 81
Indifferenztyp 82
Steiltyp 83
Rechtstyp 84
Überdrehter Rechtstyp 85
Überdrehter Linkstyp 86
Sagittaltyp 87
Grenzlagetypen 89
Beschreibung des EKGs in den Brustwandableitungen V1 bis V6 91
Fragen/Übungen 92
10 Routinemäßige Auswertung eines EKG 94
Vorbemerkung 94
Systematische EKG-Auswertung 95
Übungs-EKG in Originalgröße 97
Fragen/Übungen 99
Teil II Das pathologische EKG 100
11 Rhythmusunabhängige Veränderungen 101
Formveränderungen der P-Welle (Übersicht) 101
P-pulmonale (P-dextrokardiale) 102
P-mitrale (P-sinistroatriale) 103
P-kardiale (P-biatriale) 104
Zusammenfassung: Veränderungen der P-Welle bei Vorhofhypertrophie 105
Rückläufige Vorhoferregung (negative P-Wellen) 106
Blockierung des Bachmann-Bündels 108
Veränderungen des QRS-Komplexes (Erregungsausbreitungsstörungen in den Herzkammern, Schenkelblockbilder) 110
Normale Erregungsausbreitung in den Kammern 110
Veränderung der Q-Zacke (der Septumerregung bzw. des Erregungsausbreitungsbeginns in den Herzkammern) 112
Intraventrikuläre Ausbreitungsstörungen (Schenkelblockbilder) 113
Hemiblöcke 129
Erregungsrückbildungsstörungen: Veränderung der T-Welle und/oder der ST-Strecke 148
Klassifizierung der Erregungsrückbildungsstörungen 148
Detaillierte Darstellung der ST-T-Veränderungen 151
Auswirkungen von Elektrolytstörungen und Medikamenten auf die Erregungsrückbildung 159
Erregungsrückbildungsstörungen in Form von QT-Zeit-Verlängerungen 164
Lokalisation von Erregungsrückbildungsstörungen 167
Niederspannung (Niedervoltage) 168
Hochspannung (Makrovoltage) 170
Fragen/Übungen 171
12 Rhythmusstörungen 173
Vorbemerkung 173
Nomotoper Herzrhythmus 173
Vom Sinusknoten ausgehende Störungen der Erregungsbildung 173
Sinusarrhythmie 173
Sinusbradykardie 174
Sinustachykardie 175
Sinusknotenstillstand 177
Sinusknotensyndrom (Sick-Sinus-Syndrom) 178
Heterotope Herzrhythmen 179
Von den Vorhöfen ausgehende Störungen der Erregungsbildung 180
Vorhofflattern 180
Vorhoftachykardie 183
Vorhofflimmern 183
Vorhofflimmerflattern 187
Vorhofrhythmus 188
Vom Bereich um den AV-Knoten ausgehende Störungen der Erregungsbildung 189
AV-junktionaler Rhythmus 189
AV-Knoten- bzw. AV-junktionale Tachykardie 192
Wandernder Schrittmacher 193
Pararrhythmien 195
AV-Dissoziation 195
Interferenzdissoziation 195
Parasystolie 195
Von ventrikulären Erregungsbildungszentren ausgehende Störungen der Erregungsbildung 198
Bradykarde ventrikuläre Rhythmen 199
Akzelerierter idioventrikulärer Rhythmus 200
Tachykarde ventrikuläre Rhythmusstörungen 200
Extrasystolen 208
Supraventrikuläre Extrasystolen (SVES) 211
Ventrikuläre Extrasystolen (VES) 217
Ersatzsystolen 227
Kombinationssystolen 228
Fragen/Übungen 230
13 Erregungsüberleitungsstörungen 232
Atrioventrikuläre Überleitungsstörungen (AV-Blockierungen) 232
AV-Block I. Grades 233
AV-Block II. Grades 234
AV-Block III. Grades (totaler AV-Block) 236
Sinuatriale Überleitungsstörungen (SA-Blockierungen) 239
Sinuatrialer Block I. Grades 239
Sinuatrialer Block Grad IIa 239
Sinuatrialer Block Grad IIb 239
Sinuatrialer Block III. Grades 239
Präexzitationssyndrome (WPW-Syndrom, LGL-Syndrom) 241
Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom) 241
Lown-Ganong-Levine-Syndrom (LGL-Syndrom) 243
Mahaim-Syndrom 244
Anfälle (Paroxysmen) und Tachykardien bei Präexzitation 245
Fragen/Übungen 246
14 Herzinfarkt im EKG 247
Koronare Herzkrankheit (KHK) 247
Herzinfarkt – Definition 247
Lokalisation des Herzinfarkts 248
Stadien eines ST-Hebungs-Myokardinfarkts (STEMI) 249
Stadium 0 des Herzinfarkts (STEMI) 249
Stadium I, ST-Stadium des Herzinfarkts 250
Stadium 0–I 252
Stadium I–II, ST-T-Stadium des Herzinfarkts 254
Stadium II, T-Stadium des Herzinfarkts 255
Stadium II–III des Herzinfarkts 256
Stadium III (Endstadium des Herzinfarkts) 257
Sichere Infarktzeichen 257
Pathologische Q-Zacken (Infarkt-Q, Pardée-Q) 257
Infarktalter 259
EKG-Veränderungen beim inferioren Infarkt (Unterwandinfarkt) 259
EKG-Veränderungen beim anterioren Infarkt (Vorderwandinfarkt) 260
EKG-Veränderungen beim posterioren Infarkt (Hinterwandinfarkt) 263
EKG-Veränderungen bei Herzinfarkt und zusätzlichen intraventrikulären Erregungsleitungsstörungen 267
Infarktbild und linksanteriorer Hemiblock 267
Infarktbild und Sagittaltyp 268
Infarktbild und Rechtsschenkelblock sowie bei Rechtsschenkelblock plus linksanteriorem Hemiblock 269
Infarktbild und Linksschenkelblock 273
Veränderungen im EKG durch mehrere Herzinfarkte 275
Veränderungen im EKG beim rechtsventrikulären Infarkt 276
Alte Nomenklatur der Herzinfarkte 276
Rudimentäre Infarkte 277
Transmuraler Infarkt 279
Komplikationen beim Herzinfarkt 279
Herzrhythmusstörungen 279
Herzinsuffizienz 280
Herzwandaneurysma 280
Herzwandruptur 283
Fragen/Übungen 284
15 EKG-Veränderungen bei verschiedenen Erkrankungen 285
Entzündliche Herzerkrankungen 285
Perikarditis (Herzbeutelentzündung) 285
Perimyokarditis 285
Myokarditis (Herzmuskelentzündungen) 288
Kardiomyopathien 292
Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie (HOCM) 294
Akute Rechtsherzbelastung (Lungenembolie) 295
Chronische Rechtsherzbelastung (chronisches Cor pulmonale) 300
Chronische Linksherzbelastung 303
Situs inversus 305
Fragen/Übungen 308
Übungs-EKG in Originalgröße 309
Teil III EKG-Sonderformen 312
16 Intrakardiales Elektrokardiogramm 313
Vorbemerkung 313
His-Bündel-EKG 314
Fragen/Übungen 314
17 Elektrophysiologische Untersuchung 315
Vorbemerkung 315
Fragen/Übungen 316
18 Schrittmacher-EKG 317
Vorbemerkung 317
Beschreibung des Prinzips 317
Indikationen zur Herzschrittmacherimplantation 319
Allgemeine Indikationen 319
Spezielle Indikationen der Herzschrittmachertherapie 319
Nomenklatur der Schrittmachertypen 320
EKG bei einem ventrikulären Ein-Kammer-Schrittmacher 321
EKG bei einem atrialen Ein-Kammer-Schrittmacher 324
EKG bei einem Zwei-Kammer-Schrittmacher 326
Vorhofgesteuerter Kammer-Schrittmacher (VAI-Modus) 326
AV-sequenzieller Schrittmacher (DDD-Modus) 327
Biventrikulärer Schrittmacher 330
Implantierbarer Cardioverter-Defibrillator (ICD) 332
EKG bei Schrittmacherdefekten 333
Typen und Ursachen von Schrittmacherdefekten 333
Hinweise auf einen Schrittmacherdefekt im EKG 334
Schrittmacherüberwachung 337
Fragen/Übungen 338
19 Belastungs-EKG 339
Definition und Voruntersuchungen 339
Methoden 340
Indikationen für die Fahrradergometer-Belastung 340
Kontraindikationen der Fahrradergometer-Belastung 341
Vorbemerkung 341
Generelle Kontraindikationen für eine Fahrradergometer-Belastung jedweder Fragestellung 341
Kontraindikationen für eine Fahrradergometer-Belastung zur Abklärung einer koronaren Herzkrankheit 343
Medikamentenpause vor einer Fahrradergometer-Belastung 343
Kontraindikationen für eine Fahrradergometer-Belastung zur Verifizierung und Beobachtung von Herzrhythmusstörungen 344
Kontraindikationen für eine Fahrradergometer-Belastung zur Verifizierung eines Belastungshypertonus bzw. zur Überwachung einer medikamentösen Blutdruckeinstellung 344
Kontraindikationen für eine Fahrradergometer-Belastung zur Abklärung der Belastbarkeit von Patienten 345
Ausrüstung 345
Wahl des Fahrradergometers 345
Belastbarkeit des Patienten 346
Durchführung der Ergometerbelastung 348
Vorbereitung 348
Registrierung 349
Nachbeobachtung 350
Abbruchkriterien (Zwischenfälle) 351
Für die Auswertung des Belastungs-EKG festzuhaltende Daten 351
Beurteilung eines Belastungstests 353
Auf eine koronare Herzkrankheit hindeutende Veränderungen im Belastungs-EKG 354
Nicht auf eine koronare Herzkrankheit hindeutende Veränderungen im Belastungs-EKG 360
Beim Belastungstest auftretende Veränderungen unabhängig von der Fragestellung koronare Herzkrankheit 361
Fragen/Übungen 362
20 Langzeit-Elektrokardiografie 363
Vorbemerkung 363
Durchführung 363
Indikationen 363
Auswertung 363
Fragen/Übungen 364
Übungs-EKG in Originalgröße 366
Auswerten eines Schrittmacher-EKGs 366
Teil IV Artefakte 370
21 Artefakte im EKG – Übersicht 371
22 Bedienerbedingte Artefakte 372
Vorbemerkung 372
Vertauschte Extremitäten-Elektroden 372
Vertauschte Brustwandelektroden 373
Mangelnder Haut-Elektroden Kontakt 375
Fragen/Übungen 375
23 Apparatebedingte Artefakte 376
Wechselstromstörungen 376
Weitere elektrische Störungen 376
Dämpfung bzw. Auslöschung 378
Drosselung der Papiervorlaufgeschwindigkeit 378
Fragen/Übungen 379
24 Patientenbedingte Artefakte 380
Vorbemerkung 380
Artefakte durch verstärkte Respiration 381
Bewegungsartefakte 381
Fragen/Übungen 393
Übungs-EKG in Originalgröße 393
Beurteilung und Anmerkungen zur Auswertung des EKGs in 395
Teil V Anhang 396
25 Verzeichnis der Abbildungen 397
26 Verzeichnis der Tabellen 408
27 Verzeichnis der Merkkästen 410
28 Glossar 414
Sachverzeichnis 433

1 Anatomische Grundlagen


1.1 Lage des Herzens im Thorax


Das Herz liegt zu 2 Dritteln im linken und zu einem Drittel im rechten vorderen Thoraxraum und wird großenteils vom Brustbein bedeckt. Es befindet sich im Herzbeutel (Perikard), der von Lungengewebe umgeben ist. Die untere Herzgrenze steht im Allgemeinen in der Höhe des 5. Zwischenrippenraumes (Interkostalraum, ICR) etwas oberhalb des Schwertfortsatzes des Brustbeines (▶ Abb. 1.1a, ▶ Abb. 1.1b). Bei schlanken Patienten kann das Herz ganz hinter dem Brustbein verschwinden, bei adipösen Menschen liegt es fast waagerecht dem vom Abdomen hochgedrückten Zwerchfell auf und überragt das Brustbein deutlich nach links.

Abb. 1.1 Schematische Lage des Herzens im Thoraxraum (Quelle: Benninghoff u. Goerttler, Lehrbuch Anatomie des Menschen, Urban & Schwarzenberg).

Abb. 1.1a Medioklavikularlinie (A) und vordere Axillarlinie (B) und die Interkostalräume 1–5.

Abb. 1.1b Herzhöhlen und große Gefäße nach Entfernung der Schlüsselbeine:
1=linke V. brachiocephalica
2=Aorta ascendens
3=V. cava superior
4=Pulmonalarterienhauptstamm
5=linkes Herzohr (linker Vorhof)
6=linker Ventrikel
7=rechter Ventrikel
8=rechter Vorhof
X=Processus xiphoideus (Schwertfortsatz des Brustbeins)

1.2 Herzhöhlen und große herznahe Gefäße


Das Herz besteht aus 4 Herzhöhlen – aus 2 Kammern (Ventrikel) und 2 Vorhöfen (Atrium). Es ist im Inneren von der Herzinnenhaut, dem Endokard, ausgekleidet und außerdem von der Außenhaut, dem Epikard, umgeben. Der rechte Ventrikel liegt vorn direkt hinter und auch noch links neben dem Brustbein (immer vom Patienten aus gesehen).

Der linke Ventrikel liegt hinten, in der Ansicht von vorn sieht man nur einen schmalen Streifen des linken Ventrikels, der die linke äußere Herzbegrenzung bildet (▶ Abb. 1.1b).

Der linke Vorhof ist in der Herzsilhouette kaum zu sehen, lediglich ein kleiner Teil des sog. Herzohres (einer zipfligen Ausstülpung des Vorhofs) ragt in der linken Herzbegrenzung zwischen dem Pulmonalarterienhauptstamm und dem Ventrikelbogen hervor.

Abb. 1.2 Anatomie des Herzens. Herznahe Gefäße in der Frontalansicht.

Der rechte Ventrikel bildet den rechten unteren Rand der Herzfigur. Der rechte obere Rand wird von der V. cava superior gebildet. In der linken oberen Herzbegrenzung sind von oben nach unten der Aortenbogen, der Pulmonalarterienhauptstamm und darunter das linke Herzohr zu sehen. ▶ Abb. 1.2 zeigt eine Frontalansicht des Herzens und der großen Gefäße.

Das venöse Blut fließt aus dem großen Kreislauf (Kopf, Extremitäten, Abdominalorgane) in die obere und untere Hohlvene (V. cava superior, V. cava inferior), von dort in den rechten Vorhof, von dort in die rechte Kammer, die das sauerstoffarme Blut über die Pulmonalarterien durch die Lungen pumpt. Bei der Lungenpassage wird Kohlendioxid (CO2) abgeatmet und Sauerstoff (O2) aufgenommen. Das sauerstoffgesättigte Blut gelangt durch die Pulmonalvenen (die also arterialisiertes, sauerstoffreiches Blut enthalten) in den linken Vorhof, von dort in die linke Kammer, die das Blut durch die Hauptschlagader, die Aorta, in den großen Kreislauf auswirft (▶ Abb. 1.3).

Abb. 1.3 Schematischer Querschnitt durch das Herz. Die Pfeile geben den Blutfluss an.
1=V. cava superior
2=rechter Vorhof
3=Trikuspidalklappe
4=rechter Ventrikel
5=Ventrikelseptum
6=Pulmonalarterie
7=Pulmonalvenen
8=linker Vorhof
9=Vorhofscheidewand
10=Mitralklappe
11=linker Ventrikel

Merke (1)

Anatomie des Herzens

  • Lokalisation: Das Herz liegt im linken vorderen Thoraxraum, zu einem großen Teil hinter dem Sternum (Brustbein). Es wird vom Perikardbeutel (Herzbeutel) umschlossen.

  • 4 Herzhöhlen: 2 Herzvorhöfe (li. u. re. Atrium), 2 Herzkammern (li. u. re. Ventrikel)

  • Herzhäute: Das Herz ist innen vom Endokard (Herzinnenhaut), außen vom Epikard (Herzaußenhaut) überzogen.

1.3 Regionen der Herzkammern


Die Vorhöfe haben gerade so viel Muskelmasse, dass bei ihrer Erregung im EKG kleine sichtbare Ströme in Form von P-Wellen zu erkennen sind. Die Erregung der Herzkammern ergibt aufgrund der stärkeren Muskelmasse der Ventrikel deutlich eindrucksvollere Zacken.

Wichtig

Der rechte Ventrikel tritt elektrokardiografisch im Vergleich zum linken Ventrikel durch seine geringere Muskelmasse kaum in Erscheinung.

Nicht nur anatomisch, sondern auch elektrokardiografisch lassen sich verschiedene Regionen des linken Ventrikels voneinander unterscheiden (▶ Tab. 1.1, ▶ Abb. 3.4).

Die Unterscheidung der Regionen der Herzkammern ist neben der elektrokardiografisch-anatomischen Zuordnung wichtig, da jede Region von bestimmten Ästen der beiden Herzkranzarterien (Koronararterien, ▶ Abb. 3.4) versorgt wird. Es kann daher mit Einschränkung aus der Lokalisation einer Veränderung im EKG rückgeschlossen werden, welche Kranzarterie erkrankt ist und mit welchen Komplikationen entsprechend ihrem Versorgungsbereich zu rechnen ist (▶ Abb. 3.4).

Tab. 1.1 Regionen des linken Ventrikels im EKG.

Regionen der linken Herzkammer

Aufteilung der Region

Vorderwand

anteriore Region
(anterior=vorne)

Vorderwandspitze

Vorderscheidewand

Vorderseitenwand

anteroapikal (Apex=Spitze)

anteroseptal (Septum=Scheidewand)
supraapikal (supra=oberhalb)

anterolateral

Seitenwand

laterale Region
(lateral=seitlich)

Vorderseitenwand

Hinterseitenwand

anterolateral

posterolateral

Unterwand

inferiore Region
(inferior=unten)

zwerchfellnah

diaphragmal (Diaphragma=Zwerchfell)

Hinterwand

posteriore Region
(posterior=hinten)

Hinterseitenwand

posterolateral

1.4 Fragen/Übungen


Testen Sie Ihr Wissen

Die Fragen dienen der Selbstprüfung. Im Text sind die wichtigsten Tatsachen in Merksätzen zusammengefasst. Die nachstehend aufgeführten Fragen beziehen sich auf diese Merkkästen sowie Tabellen und Abbildungen.

Bereitet die Beantwortung einer Frage Schwierigkeiten, so sollte der Leser den betreffenden Text noch einmal lesen.

  1. Beschreiben Sie die Lage des Herzens im Brustkorb.

  2. Wie heißt der Beutel, in dem das Herz liegt?

    ...

Erscheint lt. Verlag 27.5.2015
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizinische Fachgebiete Innere Medizin EKG
Schlagworte Aktionspotential • Akute Rechtsherzbelastung • Apparatebedingte Dämpfung/Auslöschung • Atrioventrikuläre Überleitungsstörungen • AV-Knoten • Belastungs-EKG • Bewegungsartefakte • Chronische Linksherzbelastung • Chronische Rechtsherzbelastung • diastolische Depolarisation • EKG-Ableitungen • EKG-Auswertung • EKG bei artrialem Einkammer-Schrittmacher • EKG bei Schrittmacher-Defekten • EKG bei ventrikulärem Einkammer-Schrittmacher • EKG bei Zweikammer-Schrittmacher • EKG-Sonderformen • Elektrophysiologische Grundlagen • Elektrophysiologische Untersuchungen • Entzündliche Herzerkrankungen • Erregungsausbreitung • Erregungsbildungsstörungen • Erregungsfortleitung • Erregungsrückbildung: T-Welle und ST-Strecke • Erregungsüberleitungsstörungen • Extremitätenableitung • Fahrradergometerbelastung • Goldberger-Ableitungen • Herzachse • Herzfrequenz • Herzinfarkt • Herzkammern • Herzkranz-arterien • His-Bündel-EKG • Implantierbare Cardioverter/ Defibrillatoren • Intrakardinales Elektrokardiogramm • Intraventrikuläres Leitungssystem • Lagetypen • Langzeit-Elektrokardiografie Verpolung • Potentialdifferenz • PQ-Zeit • P-Welle • QRS Komplex • QS-Komplex • QT-Dauer • QT-Zeit • Q-Zacken • Refraktärzeit • Respirationsartefakte • Rhythmusstörungen • Rhythmusunabhängige Veränderungen • Rudimentäre Infarkte • Ruhepotential • R-Zacken und S-Zacken • Schrittmacher-Def ekte • Schrittmacher-EKG • Schrittmacher-Überwachung • Sinus-knoten • Sinusknoten • Situs inversus • Stromstörungen • ST-Strecke • Transmuraler Infarkt • T-Welle • U-Welle • Vorhöfe n • Wechselströmungen • Zitterarterfakte
ISBN-10 3-13-201310-2 / 3132013102
ISBN-13 978-3-13-201310-0 / 9783132013100
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