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Jerry Cotton Sonder-Edition 252 (eBook)

Kein Lösegeld für Präsidenten

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7660-8 (ISBN)

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Jerry Cotton Sonder-Edition 252 - Jerry Cotton
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Sie wollten auf einen Schlag steinreich werden. Deshalb entführten sie zwei bedeutende Firmenchefs. Es waren sehr unterschiedliche Männer. Der eine gelassen und mutig. Der andere unbeherrscht und voller Angst um sein Leben. Der Fall wurde kritisch, als beide Firmen alle Forderungen der Kidnapper ablehnten. Sie zahlten kein Lösegeld für Präsidenten ...

1


»Wir sollten umkehren, Señor Wester.« Der einheimische Führer beschattete die Augen mit der Hand. »In zwei Stunden geht die Sonne unter!«

»Ich will diesen verdammten Vogel finden«, antwortete Matthew Wester. »Weiter!«

Am frühen Morgen hatte Wester den Kondor geschossen. Sich überschlagend, mit schlappenden Flügeln stürzte der riesige Vogel aus dem stahlblauen Himmel, und es sah so aus, als würde er seinem Jäger vor die Füße fallen. Dann breiteten sich die mächtigen Schwingen noch einmal aus. Der Absturz ging in einen langen Gleitflug über, und der Aufwind trug das Tier in die Felsen.

Wester verfolgte den letzten Flug des Kondors im Fernglas bis zu dem Augenblick, in dem der Vogel gegen eine steile, weißlich graue Felswand prallte, senkrecht abstürzte und am Fuß der Wand im Geröll verschwand. Die Entfernung schien weniger als fünf Meilen zu betragen. Wester und Pablo, der Indioführer, waren sofort aufgebrochen, um den Kondor zu holen.

Seitdem – schon mehr als zehn Stunden – suchten sie zwischen den steilen, zerklüfteten Kalkfelsen nach Westers Jagdbeute. Wester war besessen von der Vorstellung, den Kondor als Trophäe ausgestopft über dem Kamin seiner Villa schweben zu sehen. Keiner seiner Freunde, kein anderer Direktor der Goron Chemical, kein Mitglied des New Yorker Yacht Club hatte jemals einen Kondor geschossen. Mit einem Kondor konnte er sie alle schlagen.

Die dünne Luft machte das Atmen schwer. Jetzt da die Sonne an Kraft verlor, wurde es sehr schnell kalt.

Sie arbeiteten sich am Fuß einer Felswand entlang aufwärts, von der Wester geschworen hätte, sie wäre die Wand, gegen die der Vogel geprallt war. Aber auf eine geheimnisvolle Weise sahen alle Felsen gleich aus, sobald sie sich ihnen näherten.

Wester hörte hinter sich das Geräusch fallender Steine. Er drehte sich um und griff nach dem Fernglas.

Aus einer dunklen Spalte im Felsen löste sich ein Mann. Er trug einen grüngrauen Parka. In den Händen hielt er ein Schnellfeuergewehr.

Matthew Wester erschrak. Er vertauschte das Fernglas mit dem Funksprechgerät. Hastig drückte er auf den Rufknopf. Zwar würde der Hubschrauber nicht zwischen den Felsen landen können, seine Leibwächter waren jedoch schwer bewaffnet und konnten ihm aus der Luft Feuerschutz für einen Rückzug geben.

Ein Stoß traf ihn zwischen die Schulterblätter. Er stürzte nach vorne zwischen die Steine. Dabei verlor er das Funksprechgerät.

Das Gewehr, mit dem er den Kondor erschossen hatte, rutschte von seiner Schulter. Doch er bekam es noch zu fassen und wälzte sich auf den Rücken.

Pablo trat ihm gegen den Arm. Der Indioführer trug Leinenschuhe mit Bastsohlen. Trotzdem war der Tritt so hart und genau, dass Wester das Gewehr fallen lassen musste.

In der Faust des Indios funkelte die scharfe Klinge des Messers, mit dem er bei der letzten Rast für Wester Scheiben des harten Trockenfleischs geschnitten hatte. Er beugte sich über Wester.

»Sie sind nicht umgekehrt, Señor«, sagte er. »Es ist Ihre Schuld.« Mit der freien Hand nahm er das Gewehr an sich.

Wester wagte nicht sich aufzurichten. Er hörte das Knirschen der Steine unter den Schritten der Männer, die aus den Felsen herabkamen und einer nach dem anderen in seinem Blickfeld auftauchten. Wie der erste, den er gesehen hatte, trugen sie Parkas, Baskenmützen und in den Händen Schnellfeuergewehre.

Pablo grüßte mit erhobener Faust und gab Westers Gewehr einem mageren Bärtigen mit dunklen, brennenden Augen.

Sie wechselten kurze spanische Sätze.

Dann wandte sich der Bärtige an Wester. Sein Englisch war beinahe akzentfrei. »Sie sind Gefangener der Befreiungsbewegung Frente Popular. Wenn Sie zu fliehen versuchen, werden wir Sie erschießen. Stehen Sie auf!«

Wester wurden die Hände auf den Rücken gefesselt. Sie legten ihm eine Schlinge um den Hals, und ein Mann führte ihn, als wäre er ein Maultier.

Nach zwanzig Minuten erreichten sie den Eingang einer Schlucht. Auf einem Felsblock, der den Eingang versperrte, saß ein Wächter, die Maschinenpistole quer über den gekreuzten Knien. Vor den Füßen des Mannes lag mit ausgebreiteten Schwingen ein toter Kondor.

Vierundzwanzig Stunden später erhielt die Verwaltung der Gordon Chemical Company in La Paz folgende Mitteilung.

Der Generaldirektor Matthew Wester befindet sich in der Hand der Frente Popular. Für seine Freilassung fordern wir zehn Millionen Dollar. Die Summe werden wir zum Ankauf von Waffen verwenden. Venceremos!

Das Verwaltungsgebäude der Goron Chemical am unteren Broadway galt als einer der schönsten Wolkenkratzer New Yorks. Es war ein schlanker Vierzig-Etagen-Turm aus getöntem Glas und mattem Edelstahl. Bei Nacht drehte sich auf dem Dach das leuchtende Firmensymbol, gebildet aus den verschlungenen Buchstaben G, C und C, den Initialen von Goron Chemical Company. In den Wirtschaftsblättern und an der Börse wurde der Trust als die GCC bezeichnet.

An diesem Morgen warteten etwa fünfzig Reporter auf Kenneth Frost, den Präsidenten des Verwaltungsrats der GCC. Die Pressekonferenz fand im großen Sitzungssaal statt.

Kenneth Frost betrat den Raum wenige Minuten nach zehn Uhr. Seine Anzüge bezog er aus England, die Hemden aus Italien, und die Krawatten wurden ausschließlich für ihn in einer Seidenweberei in Hongkong angefertigt. Zweimal hatten ihn die Chefredaktionen der führenden Modezeitschriften zum »bestangezogenen Mann des Jahres« gewählt.

Er war ein ausgezeichneter Segler. Sein Golfhandikap lag dicht bei dem eines guten Profispielers. Seine Freundinnen wählte er aus dem Showstar-Angebot des Broadways und Hollywoods. Zwei- oder dreimal war er in Skandale verwickelt gewesen, die einen Mann mit geringerem Stehvermögen zu Fall gebracht hätten. Frost hatte seine Präsidentensessel mit Härte und Skrupellosigkeit zu behaupten gewusst.

Er setzte sich und rückte das Mikrofon zurecht.

»Guten Morgen«, sagte er. »Ich freue mich, dass Sie der Einladung der GCC gefolgt sind. Jede Frage, die Sie mir stellen, werde ich beantworten. Erlauben Sie, dass ich vorher eine Erklärung verlese.«

Ein Mann aus seinem Stab reichte ihm eine Ledermappe.

Frost zog eine dunkle Hornbrille aus der Brusttasche, setzte sie auf und las vor.

»Die Goron Chemical Company bedauert, mitteilen zu müssen, dass der Präsident ihrer Zweigniederlassung in La Paz, Bolivien, Mister Matthew Wester, von Guerilleros der Frente Popular entführt worden ist. Eine Lösegeldforderung von zehn Millionen Dollar wurde gestellt. Die Goron Chemical Company wird nicht auf diese Forderung eingehen. Sie wird Verhandlungen mit den Entführern von Mister Matthew Wester nicht aufnehmen. Als Nachfolger für Mister Wester wurde der bisherige Vizepräsident Chuck Random ernannt. Mister Random fliegt noch heute nach La Paz.« Er klappte die Ledermappe zu und nahm die Brille ab. »Ihre Fragen, Ladys und Gentlemen!«

Ein Journalist sprang auf. »Bedeuten Ihre Worte, dass die GCC Matthew Wester seinem Schicksal überlässt?«

»Ja.«

Eine Welle der Erregung durchlief die Versammlung.

»Halten Sie Ihre Entscheidung für human?«, rief eine Frau.

»Diese Entscheidung wurde lange vor der Entführung Matthew Westers gefällt. Alle Verträge, die die GCC mit ihren Spitzenangestellten schließt, enthalten eine Klausel, in der unsere Direktoren und Präsidenten bestätigen, dass sie sich des Risikos ihrer Position bewusst sind und jede Lösegeldzahlung im Fall einer Entführung ablehnen.«

»Das ist nackte Brutalität!«, schrie die Journalistin.

Kenneth Frost lächelte. »Ma'am, ich fürchte, Sie verstehen nichts von den Bedingungen des internationalen Geschäfts. Bedauerlicherweise sind die meisten Staaten Südamerikas politisch äußerst unruhige Gebiete. Bei der Erteilung von Konzessionen für die Ausbeutung und Verarbeitung von Bodenschätzen werden ausländische Gesellschaften von den Regierungen verpflichtet, Untergrundbewegungen und Oppositionsgruppen nicht durch Zahlung von Erpressungsgeldern oder Schutzgebühren zu unterstützen. Denn diese Summen würden ja nur zur Bekämpfung der Regierung verwendet. Die Guerilleros der Frente Popular haben angekündigt, sie würden von unseren zehn Millionen Dollar Waffen kaufen. Unsere Gesellschaft würde, falls wir Matt Wester auslösen, alle Konzessionen verlieren. Glauben Sie mir, dass der Verlust einige Hundert Millionen Dollar betragen würde. Sehr viel mehr also, als für Wester verlangt wird.«

Ein grauhaariger Zeitungsmann stand auf.

»Mister Frost, sind Sie sich bewusst, dass Sie einen Mann zum Tod verurteilen?«

»Ich verbitte mir Ihre unqualifizierte Behauptung«, antwortete Frost mit Schärfe. »Sie zwingen mich, Einzelheiten der Entführung mitzuteilen, die ich lieber verschwiegen hätte, weil ich ungern einen Menschen...

Erscheint lt. Verlag 4.1.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-7660-5 / 3751776605
ISBN-13 978-3-7517-7660-8 / 9783751776608
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