All you can eat - Die Geschichte von dem grossen weissen Hai in Basel (eBook)
424 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-3578-5 (ISBN)
Im September 1982 geboren, zeigte Simon schon früh sein Interesse für Filme, Bücher und Geschichten. Einer seiner ersten Filme war "Der Weisse Hai - Jaws" - und entfachte nicht nur eine Faszination für Haie, Filme über sie sondern alles, was mit Geschichten zu tun hat. Nach seiner Ausbildung zum Verkäufer für Unterhaltungselektronik, erfüllte er seinen Traum in einer Videothek zu arbeiten und über Filme zu reden. Eine Leidenschaft, die er 2018, nach wöchentlichen Kinobesuchen, zu einem Youtube Channel verwandelt hat, und als True Basel über die neusten Filme spricht. Simon arbeitet, lebt und schreibt in Basel.
KAPITEL 2
Das Ozeanium
1
Alicia fühlte sich wie in einem Wartezimmer beim Zahnarzt. Sie hasste den Zahnarzt. Unbequeme, blaue Plastikstühle, in der Mitte ein kleiner Tisch, auf dem Zeitschriften für die Wartenden lagen, und riesige Ölgemälde an den Wänden neben den Fenstern. Doch Malena Bös’ Büro-Wartezimmer hatte keine Fenster, es waren kleine Aquarien, die bei der Eröffnung wahrscheinlich Fische und Wasser in sich haben und das Ambiente sicherlich anheben würden. Die Ölgemälde, die alle Angriffe von Haien porträtierten und wirkten, als kosteten sie Millionen.
Wer malt sowas?, fragte sich Alicia, während sie mit dem Fuss tippend auf die Audienz bei Malena Bös wartete.
Die Tür blieb weiter verschlossen und ihre Uhr bestätigte, dass die gute Frau sie schon dreissig Minuten warten liess. Sie schlug ihr rechtes Bein über das linke, blies dabei eine Strähne aus ihrem Gesicht und lehnte sich zurück.
Warum ich?, fragte Alicia sich in einer Endlosschleife, aber sie wusste natürlich die Antwort. Keiner in der Redaktion hatte Lust, mit Frau Bös zu reden, und als Praktikantin war sie nun mal die Freiwillige.
Endlich öffnete sich die Tür und Malena Bös trat heraus. Sie trug einen beigen Rockanzug und hatte ihre Haare zu einem kleinen Turm hochgesteckt. »Frau Bauer?«
Alicia mühte sich aus dem zu tiefen Plastiksitz heraus, ging mit ausgestreckter Hand und einem Lächeln auf die millionenschwere Geschäftsfrau zu. »Frau Bös, es ist mir eine grosse Ehre!«
»Haben eure Männer die Eier verloren?«, ignorierte Malena die Hand, drehte sich um und ging wieder in ihr Büro.
Alicia blieb vor der geöffneten Tür stehen und musste erst ihren Mund wieder schliessen.
»Kommen Sie«, setzte sie sich an ihren Schreibtisch, »oder gehen Sie gleich wieder?«
Mit einem feinen Räuspern trat Alicia ein und schloss die Tür, die aus verstärktem Stahl bestand, hinter sich. Es wirkte düster in dem Büro, was auch an der dunkelblauen Tapete und dem eher schwachen Licht lag, das von Leuchten in der Decke erzeugt wurde. Auch gab es keine Fenster, aber natürlich hingen auch hier Gemälde von weiteren, sehr blutrünstigen Haiattacken.
»Bitte, setzen Sie sich!«, deutete Malena auf den Stuhl vor ihrem übergrossen Eichenschreibtisch.
Alicia setzte sich und nahm ihren Notizblock und einen Stift aus der Handtasche.
»Wie putzig!«, lächelte Malena herablassend.
»Bitte?«
»Wie alt sind Sie? Machen Sie gerade ein Praktikum?« Malena zeigte grinsend ihre etwas zu weissen Zähne.
»Ich weiss nicht, was mein Alter für eine Rolle spielt ...« Alicia versuchte zu lächeln, was nicht ganz so gut gelang, wie sie sich das erhoffte.
»Sie sind so klein ...«, blinzelte Malena mit ihren falschen Wimpern. »Ziehen Sie so ein leuchtendes Dreieck an: Sie könnten glatt als Kindergartenkind durchgehen!« Sie hörte sich nicht nur gerne reden, sie liebte es zudem, andere einzuschüchtern.
»Wie konnten Sie ein fünffach abgelehntes Projekt realisieren?«, begann Alicia mit der ersten Frage.
Malena stutzte, wechselte ihren Schwerpunkt und legte die linke Hand flach auf ihren Schreibtisch.
»Die Gerüchte, dass Sie sich mit Bestechungen der Einsprachen entledigt haben, sind nicht gerade leise!«, fuhr Alicia fort.
»Kein Kommentar!« Das Lächeln auf Malenas aufgespritzten Lippen starb einen kalten Tod.
»Das Volk und die Umgebung waren klar gegen den Bau! Als das Projekt an sie überging, versiegten die Einsprüche!«
»Ich habe wohl eine gewinnende Art!«, schlossen sich ihre Lippen zu einer geraden Linie.
Alicia lächelte. »Warum so eine Wasserwelt in einem Binnenland? Ist das nicht Tierquälerei?«
Malena brachte wieder ihr Lächeln auf die Lippen, allerdings waren die Augen davon nicht betroffen. »Sie vergessen den wissenschaftlichen Aspekt an so einer Wasserwelt. Nicht alle können es sich leisten, in am Meer liegende Länder zu reisen, die vergleichbare Einrichtungen vorweisen können. Wir bieten denjenigen die Faszination der Meere hier im Herzen von Europa. Direkt vor der Haustür, möchte man sagen.«
Alicia notierte dies und zeigte mit dem Stift anschliessend auf Malena. »Mit Meerestieren auf engstem Raum?«
»Wie Sie vielleicht bemerkten, verfügen wir über sehr viel Platz, wovon normale Zoos und Aquarien nur träumen können! Insbesondere unser Wassersystem ist das modernste der Welt.« Malena zündete sich einen Zigarillo an.
»Auch für einen Killerwal?«
»Sie sollten Ihre Haare offen tragen, dass käme Ihrem Gesicht zugute!«, zwinkerte Malena.
Alicia kannte diese Abwehrhaltung. »Sie möchten sich also nicht zur Orca-Geschichte äussern?«
»Ich möchte keine Gerüchte kommentieren, das ist mir zu müssig!«, zog sie an ihrem Zigarillo und drehte sich zur Seite.
»Seaworld erhielt eine Anfrage!«, hakte sie nach.
»Nicht von mir, Schätzchen!«
»Womit wollen Sie dann Leute anlocken? Die meisten Haie hatten wir schon im Zoo, Krokodile ...«
»Diese Information ist noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt!«, unterbrach sie Alicia.
»Genau so wie die Stimmen, die gegen den Bau waren? Keiner von Ihnen trat danach noch an die Öffentlichkeit!«
Malena legte seufzend den Zigarillo in den Aschenbecher. »Sie drehen sich im Kreis ... wie ein alter Plattenspieler!«
»Weil die Fragen Ihnen unangenehm sind?«
»Flap, flap!«, drehte Malena den Zeigefinger in der Luft.
»Ist dieses Schweigen nicht ein Schuldeingeständnis?«, klopfte Alicia mit dem Stift auf das Notizbuch.
Seufzend schien sie die Reporterin zu bemitleiden. »Für so was habe ich wirklich keine Zeit! Hüpfen Sie mal besser zurück in Ihren Bau und lassen Sie die wirklich wichtigen Leute ihre Arbeit erledigen. Ja?«
Alicia rieb mit dem Handrücken über die Stirn. »Einfach so?«
Malena rollte ihren Stuhl zurück, erhob sich und drückte einen Knopf an der Wand neben dem riesigen, weiten Gemälde hinter ihrem Bürostuhl. Beinahe geräuschlos schob sich das Gemälde nach oben und offenbarte ein Panoramafenster. »Wissen Sie, wo wir sind?«
»In ihrem Büro?«
Malena nickte und drehte sich zum Fenster. »Und wo ist das Büro?«
»Im Ozeanium? In Basel ...« Alicia legte den Stift auf das Notizbuch. »Ich verstehe nicht genau, worauf sie hinaus wollen …«
»Kommen Sie!«, winkte Malena.
Etwas verdutzt nahm sie den Block und ihren Stift in die Hand, stand auf und ging um den Schreibtisch zu Malena. Sie verlor sich in dem leeren, überdimensional gross wirkenden Aquarium.
»Das ist Tank 1, die zukünftige Heimat unserer Attraktion, und mein Büro befindet sich direkt unter der Wasseroberfläche!«
Alicia fiel die Stahltür wieder ein, als sie eintrat, und sie wandte sich von der ewigen Tiefe wieder zu Malena. »Warum ist das so?«
»Weil ich es kann!«, zwinkerte Malena und ging an ihr vorbei zur Tür.
Alicia warf noch einen letzte Blick in den Tank, ehe sie schaudernd dem Tank den Rücken zudrehte.
Malena wartete an der wieder geöffneten Tür. »Das Interview ist hiermit beendet!«
»Wir haben doch kaum ein Interview geführt.«
»Lassen Sie sich einen neuen Termin geben«, lächelte Malena falsch. »Ich habe noch Wichtigeres zu tun!«
Alicia schulterte ihre Tasche und blieb vor Malena stehen. »Das war ... interessant, kurz, aber interessant.«
»Ja ... husch, husch!«, schob Malena sie aus dem Büro und schloss die Tür.
»Wow ...«, spürte sie die Tür in ihrem Rücken und schulterte ihre Tasche, bevor sie den Fahrstuhl ansteuerte.
2
Schwitzend lief Jason durch den Eingangsbereich in die Haupthalle des Ozeaniums und mühte sich auf den Empfang zu.
»Hey, ich bin Jason, mein Vater arbeitet hier …«, rückte er seine Brille zurecht und wischte Schweiss von seinem Hals.
Die Empfangsdame musterte ihn, lächelte aber schlussendlich und deutete auf eine Tür. »Du kannst dort auf ihn warten, er wird gleich bei dir sein!«
»Danke!« Mit den Händen am Rucksack, wie ein Vorschüler, ging er nach links auf die ihm gezeigte Tür zu. Dabei stiess er beinahe mit einer kleinen Frau zusammen, die auf ihr Handy fixiert war.
»Kannst du nicht aufpassen?«, keifte sie ihn sichtlich genervt an und ging weiter, ohne überhaupt aufzusehen.
Jason folgte ihr mit seinem Blick und rückte erneut seine Brille zurecht. Im Grunde war er froh, dass sie ihn nicht...
Erscheint lt. Verlag | 15.10.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 3-7583-3578-7 / 3758335787 |
ISBN-13 | 978-3-7583-3578-5 / 9783758335785 |
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