Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Castor Pollux Sammelband 1 (eBook)

Die frühen Abenteuer 1

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
256 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7569-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Castor Pollux Sammelband 1 - Michael Schauer
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
(CHF 6,80)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Vier spannende Romane um CASTOR POLLUX, den Bezwinger der Finsteren.
Im ersten Sammelband lesen Sie:
Der Vampir von Rom
Angriff der Nebelreiter
Stirb in der Arena, Castor Pollux!
Medusas Sohn

In dieser historischen Grusel-Serie kann man die Spannung spüren, wenn römische Aristokraten mit mysteriösen Flüchen behaftet werden und sich finstere Kulte in den Katakomben der Stadt versammeln. Vampire, Totenfresser und andere grauenhafte Wesen versetzen die römische Welt in Angst und Schrecken.

Hier unten herrschten Dunkelheit und Tod. Doch dieser Tod war lebendig, kratzte mit langen Krallen über kahle Steinwände, kroch unentwegt und gleichsam ohne Ziel durch das Verlies, in das seit Jahren kein Licht mehr gefallen war. Die Luft war kühl, stickig und verbraucht und roch faulig. Die Wesen scherte es nicht, diese Dinge hatten für sie keine Bedeutung. Sie kannten nur den Hunger.

Über hundert waren es an der Zahl. Klagendes Stöhnen entrang sich ihren ausgetrockneten Kehlen. Rot glühende Augen starrten durch die Finsternis. Die Wesen waren ausgemergelt, ihre Knochen bohrten sich durch die lederartige, kalkweiße Haut. Ihre Gesichter glichen Skelettfratzen, ihre Haare, spröde und verfilzt, fielen ihnen bis über die mageren Schultern. Manche trugen noch ihre Tuniken, schmutzig und zerfetzt, andere waren völlig nackt. Sie alle einte das Bewusstsein, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis sie endgültig ausgezehrt waren und in einen tiefen, ewig dauernden Schlaf fallen würden.

An der Oberfläche gab es Nahrung. So nah und doch unerreichbar. Sie konnten die Stimmen hören, aus weiter Ferne drangen sie zu ihnen hinunter. Wütendes Gezanke, zärtliche Liebesschwüre, leidenschaftliche Seufzer, Lachen und Weinen. Zu Tausenden wandelten die Menschen über die Erde. Durch die Adern jedes Einzelnen strömte der köstliche Nektar, den sie so sehr begehrten, den sie brauchten, um zu existieren.

Blut.

Einige der Wesen lagen apathisch auf dem Boden oder lehnten an der Wand. Andere konnten nicht aufhören, über die feuchte Erde zu kriechen wie Regenwürmer. Manchmal erfasste sie der Mut der Verzweiflung, und dann robbten sie in Richtung des Schachts, doch ein ums andere Mal verließen sie ihre spärlichen Kräfte, lange bevor sie auch nur in die Nähe gekommen waren.

Sie kannten den Weg nach oben. Dort hatte es jemanden gegeben, den sie fürchteten, der die Macht hatte, sie zu vernichten. Also hatten sie gewartet. Als seine Präsenz endlich verschwunden war, waren sie bereits zu erschöpft und ausgezehrt gewesen. In diesem Zustand wäre es ihnen niemals gelungen, ihre Beute niederzuringen. Eine Beute, die im Gegensatz zu ihnen höchst agil war. Ein Stich mit der Lanze, ein Hieb mit dem Schwert konnte ihnen zwar nichts anhaben. Doch auch sie waren nicht davor gefeit, in Stücke gerissen zu werden. Und sie fürchteten das Feuer.

Also warteten sie schicksalsergeben auf ihr Ende.

Warum hatte der Meister sie hergebracht, um sie dann zu vergessen? Sie wussten es nicht. Da waren nur noch Erinnerungsfetzen, wie Lichter in einer dunklen Nacht. Hin und wieder flammten sie auf, um sogleich zu verlöschen. Der Meister hatte ihr Blut getrunken und sie in seinesgleichen verwandelt, und dann sie hatten auf seinen Befehl hin das Blut von anderen getrunken. Auf diese Weise hatten sie sich vermehrt, waren zu einer kleinen Armee angewachsen.

Dann hatte es die Kämpfe gegeben. Viele von ihnen waren vernichtet worden.

Wo war er? Warum rettete er sie nicht? Wieso ließ er sie leiden?

Ein Luftzug in der Finsternis.

Über hundert Köpfe hoben sich. Jene, die sich in einer Art Dämmerschlaf befanden, wurden wach, öffneten ihre glühenden Augen. Unruhe breitete sich unter ihnen aus, das leidende Stöhnen wich aufgeregtem Gemurmel. Sie waren nun wie Ratten, die einen Leckerbissen rochen.

Das Geräusch von Schritten. Sie spürten die Gegenwart des Wesens, das sich ihnen näherte. Eine Gegenwart, die ihnen vertraut war. Es fühlte sich warm und wohlig an.

Jetzt lagen sie auf den Knien, starrten erwartungsvoll in die Dunkelheit. Ihre Augen waren anders als die eines Menschen, sie benötigten kein Licht, um sehen zu können.

Da war er. Hochgewachsen, sehnig. Der Kopf kahl und glatt wie polierter Marmor, die Ohren spitz, die Gesichtszüge scharf geschnitten. Seine Augen glühten wie ein Stück Metall, das ein Schmied gerade aus dem Feuer gezogen hatte. Er trug eine schwarze Tunika, das typische Gewand eines Römers, und einen langen roten Mantel. Obwohl auch in ihm kein Leben war, strotzte er vor Kraft und war voller Tatendrang. Was für ein Unterschied zu ihnen. Doch sie fühlten keinen Zorn, keine Verbitterung. Kein Laut des Vorwurfs würde ihnen über die blassen Lippen kommen. Denn die Jahre der Qualen waren mit einem Schlag vergessen, hinweggefegt von der Freude über seine Rückkehr.

Rodan, ihr Meister, war wieder bei ihnen.

»Ihr habt lange auf mich gewartet.« Seine Stimme, kalt wie Eis, schneidend wie eine scharfe Klinge, so vertraut. »Ich sage euch, euer Warten hat sich gelohnt.«

Aufgeregt wisperten sie miteinander, wiegten ihre Oberkörper hin und her. Mit einem Zischen brachte er sie zum Schweigen.

»Die Stunde der Rückkehr ist da. Wir wurden geschlagen, doch meine Welt ist bereit für einen neuen Kampf. Bald schon werden wir über die Menschen herfallen, und diesmal wird niemand sie retten. Nicht ihre Götter, und nicht der Krieger, der sie einst beschützte. Sie haben große Macht, doch wir sind die Stärkeren. Zum zweiten Mal hat sich der Riss aufgetan, und diesmal ergreifen wir unsere Chance.«

Sie hörten seine Worte, wenngleich nur wenige unter ihnen den Sinn zu durchdringen vermochten. Sie hatten, noch als Menschen, nie höhere Ziele gekannt als das eigene Überleben. Sie würden alles tun, was der Meister von ihnen verlangte. Dies war ihr Daseinszweck.

Sie spürten, wie sich zwischen ihnen und ihm ein unsichtbares Band manifestierte. Ein Band, das es schon einmal gegeben hatte, das aber zerrissen worden war. Jetzt erneuerte er es. Sie existierten weiterhin getrennt, waren aber eins.

»Ihr seid schwach«, fuhr Rodan fort. »Ihr müsst zu Kräften kommen, bevor ihr zur Oberfläche aufbrechen könnt. Ich werde euch Nahrung beschaffen. Bald schon wird frisches Blut durch die Adern von jedem einzelnen von euch strömen.«

Als seine Worte verklungen waren, war die Aufregung unter ihnen beinahe mit Händen zu greifen. Sie spürten den Hunger, der in ihren Eingeweihten wühlte wie die scharfen Zähne eines Wolfs. Plötzlich war da noch etwas anderes. Ein besonderer Geruch, den sie seit vermeintlichen Ewigkeiten nicht mehr wahrgenommen hatten, stieg ihnen in die knochigen Nasen.

Der Duft nach Leben.

Wie aufs Stichwort regte sich etwas in den Armen des Meisters. Jetzt erst bemerkten sie, dass er ein Bündel trug. Zartes Fleisch, jung, lebendig. Eine Frau. Sie war ohnmächtig gewesen, gerade erlangte sie wieder das Bewusstsein. Ein leises Stöhnen drang über ihre Lippen. Sie öffnete die Augen, doch sie konnte nichts sehen. Furcht ergriff sie. Sie spürten ihre Angst, welch ein wohltuendes Gefühl. Die Frau begann sich in den Armen des Meisters zu winden. Eisern hielt er sie fest.

Lippenpaare zogen sich zurück, enthüllten lange, nadelspitze Fangzähne.

»Sie wird nicht für alle reichen«, rief er ihnen zu. »Aber seid unverzagt. Schon bald werde ich zurückkehren und euch ein neues Opfer bringen. So lange, bis sich jeder von euch gelabt hat.«

»Wo bin ich?« Ihre Stimme, ängstlich und brüchig. »Wer bist du? Lass mich los.«

Rodans düsteres Lachen erfüllte die Dunkelheit. »Nein, mein Kind. Erkenne dein Schicksal.«

Jetzt sah sie die glühenden Punkte. Dutzende Augenpaare, die auf sie gerichtet waren. Sie begann zu schreien.

In den Ohren der Wesen waren ihre Schreie wie Musik.

Der Meister ließ sie einfach fallen. Schwer schlug sie auf der feuchten Erde auf. Sie wollte davonkriechen. Sie waren schneller, viel schneller. Die nahe Beute verlieh ihnen neue Kräfte. Wie wilde Tiere stürzten sie sich auf sie, rissen ihr das Gewand vom Körper, schlugen ihre Zähne in jedes Körperteil, das ihnen am nächsten war. Es dauerte nur Augenblicke, da sprudelte ihr Blut aus einem Dutzend Wunden, strömte warm in ihre Kehlen. Für jene, die das Glück hatten, etwas von ihr abzubekommen, war es ein unbeschreibliches Gefühl, und sie wünschten sich, es würde niemals enden.

Bald verebbten ihre Schreie. Nur die saugenden Geräusche der Kreaturen waren noch zu hören.

Zufrieden schlenderte Rodan durch die abendlichen Straßen der Metropole Rom. Überall drängten sich die Menschen. Wenn er sich ihnen näherte, machten sie ihm eilig Platz. Wie einen Schild schob er seine düstere Ausstrahlung vor sich her und teilte damit die Menge. Der Abend roch nach gegrilltem Fleisch und nach Unrat, nach Wein und nach menschlichen Ausscheidungen, ein stetes Stimmengewirr lag in der Luft. Rom war eine faszinierende Stadt, Millionen Menschen lebten hier auf engstem Raum zusammen, und während er zwischen ihnen hindurch schritt, nahm er einen Teil ihrer unendlich scheinenden Energie in sich auf.

Wenn er sich konzentrierte, konnte er seine Diener unter der Erde spüren. Einige Glückliche waren satt und zufrieden, nachdem sie sich an dem Blut des jungen Mädchens gelabt hatten. Die anderen beneideten sie darum und sehnten seine Rückkehr herbei – und ein neues Opfer.

Ein Lächeln umspielte seine dünnen Lippen. Sie brauchten noch ein wenig Geduld. Zunächst musste er sich selbst stärken. Damit er bei Kräften blieb, war es notwendig, dass er mindestens einmal täglich trank. Seine Macht war zwar groß, doch sie schwand umso schneller, wenn er ihr nicht regelmäßig frischen Lebenssaft zuführte.

Mit Befriedigung stellte er fest, dass es allmählich dunkel wurde, hier und dort wurden bereits Fackeln und Öllampen entzündet. Der Tag war nicht...

Erscheint lt. Verlag 12.10.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bastei • Bedrohung • Castor Pollux • Dämonen • Eroberung • Flüche • Gespensterkrimi • Gladiator • Horror • Kaiser Nero • Krieg • Legionär • Morde • Reise • Rom • Schattenreich • Schlacht • Übernatürliche Phänomene • Weltgeschichte • Weltmacht
ISBN-10 3-7517-7569-2 / 3751775692
ISBN-13 978-3-7517-7569-4 / 9783751775694
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 3,2 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich