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Gecko Undercover (eBook)

Tales of Transformation II

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 5. Auflage
274 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-6754-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gecko Undercover -  Judith Sixel
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'Gecko Undercover' ist Band 2 der fünfbändigen Reihe 'Transformation'. Mimi Rotermund und ihr Gefährte begeben sich auf eine gemeinsame Pilgerreise nach Rom. Dass ihnen dort ein Cold Case begegnet, war nicht im Programm vorgesehen. Als Mimi überdies das Thema Transformation einholt, gelangen beide Kriminalisten an ihre Grenzen. Und darüber hinaus ... 'Sie hatte den untersten Punkt erreicht. Aber es war nicht das Ende. Der Punkt waberte und wuchs, versuchte sich auszudehnen und stieß gegen Wände, die ihr unerwartet ein Gefühl von Geborgenheit vermittelten. Gleichzeitig spürte sie instinktiv, dass es nicht ratsam wäre, sich einzunisten in der klebrigen Verkapselung. Sie musste versuchen, sich zu befreien, wollte sie sich selbst nicht vollständig abhandenkommen ...' Mehr Bücher und ein persönlicher Blog der Autorin unter: judith-sixel.com.

Judith Sixel ist ausgebildete Krankenschwester und Doktorin der Philosophie. Sie hat als Haus- und Familienfrau, Deutschlehrerin, Briefseelsorgerin und freie Lektorin gearbeitet, hat Schreibwerkstätten geleitet und als Schreibcoach und Ghostwriterin anderen zum Buch verholfen. Heute genießt sie die Freiheit, ihre eigenen Buchideen zu verwirklichen.

Judith Sixel ist ausgebildete Krankenschwester und Doktorin der Philosophie. Sie hat als Haus- und Familienfrau, Deutschlehrerin, Briefseelsorgerin und freie Lektorin gearbeitet, hat Schreibwerkstätten geleitet und als Schreibcoach und Ghostwriterin anderen zum Buch verholfen. Heute genießt sie die Freiheit, ihre eigenen Buchideen zu verwirklichen.

Wie es Mimi in die Heimat und Punkti in die Ferne zog


 

Als Mimi das Café Muffendorf betrat, dachte sie im ersten Moment, sie hätte sich in der Tür geirrt. Die reinste Kindertagesstätte! Der Raum war erfüllt von krabbelnden Kleinkindern und schwatzenden Müttern, die Kaffee tranken. Im vergangenen Jahr, als sie noch in Muffendorf wohnte, war dies eine Künstlerkneipe gewesen. Allerdings war sie auch nur am späten Abend oder Wochenende hergekommen. Als Kriminaloberkommissarin hatte sie es sich nicht leisten können, an einem gewöhnlichen Werktagnachmittag im Café zu sitzen.

Sie stand noch unschlüssig im Eingang, als jemand ihr aus der hintersten Ecke zuwinkte. Er hatte sich nicht verändert, unverwechselbar sein senfblonder Lockenkopf, doch in dem Spiegel, der darüber hing, schritt sie auf eine Frau mit kupferroter Pagenfrisur und Intellektuellenbrille zu, die sich offiziell Helene Sabine Anders nannte und ihr immer noch fremd war. Doch wenn der Verlauf dieser Begegnung sich so gestaltete, wie sie es sich erhoffte, würde sie bald wieder die Alte sein. Unter der Perücke war ihr blondes Haar schon fast wieder zur alten Länge nachgewachsen. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich so auf die Wiederkehr des alten Zopfes freuen konnte!

Punkti wirkte verlegen. Vermutlich hatte auch er ein Problem mit ihrer Maskerade oder mit dem Ambiente des Cafés oder beidem. Nur zögernd kam das Gespräch in Gang. Mimi fragte ihn nach der Arbeit, und er erzählte von Kolleginnen und Kollegen, von erfolgten oder geplanten Veränderungen.

Für Dezernatsleiter Frank Maikamp war dies das letzte Jahr bei der Kripo Bonn. Zum Jahresende würde er zur Bundespolizei nach Potsdam wechseln. Seine Frau eröffnete in den grünen Weiten Brandenburgs einen Reiterhof, Riekes Ranch. Es gebe bereits eine Internetseite, die den Chef in seiner neuen Rolle als nebenberuflicher Havelcowboy zeigte, berichtete Punkti und beobachtete sie aufmerksam, als wollte er testen, was sie noch für den Ex-Geliebten empfand.

Hier musste Mimi sich nicht verstellen. Die vermeintliche Sensation interessierte und erstaunte sie nicht sonderlich. Frank wollte schon seit längerem nach Potsdam wechseln, wenngleich eigentlich mit ihr zusammen. Aber da zeigten sich Männer seines Schlags flexibel. Ein Reiterhof im Nebenerwerb, das würde ihm gut zu Gesicht stehen, die verstorbene Erbtante seiner Frau mochte den finanziellen Weg dazu ebnen, und wenn die Pferde seiner lahmenden Ehe wieder auf die Sprünge halfen, sollte es ihr recht sein. Sie hatte mit dem Kapitel abgeschlossen.

Die nächste Nachricht hingegen traf sie ins Mark. Ihr langjähriger Stellvertreter werde zum Jahresende in den vorzeitigen Ruhestand treten, und die Nachfolge habe man ihm angetragen, sagte Punkti und konnte seinen Stolz nicht verbergen. Just in dem Jahr, in dem er seinen dreißigsten Geburtstag feierte, würde er zum Kommissariatsleiter aufsteigen, dem jüngsten im Lande, womit auch seine Beförderung zum Oberkommissar nur noch eine Frage der Zeit war.

Es war ein Gefühl, als empfinge sie ihr berufliches Todesurteil. Die geplante Neubesetzung ihres Postens konnte nur bedeuten, dass man nicht mehr mit ihrer Rückkehr in den Polizeidienst rechnete.

 

Vor gut einem Jahr, als man hinter ihrem Rücken beschlossen hatte, dass sie fürs Erste verschwinden sollte, war ihr der Mitarbeiter noch als willkommener Fluchthelfer erschienen. Ohne ihn befände sie sich vermutlich noch immer in der Psychiatrie. Jetzt aber war sie ein freier Mensch, der endlich mit dem leidigen Thema Transformation abschließen wollte. Sie hatte ihrem Vater einen langen Brief geschrieben, in dem sie ihm schilderte, wie unerträglich das Leben als Privatdetektivin für sie war, und hatte ihn inständig um Hilfe gebeten, damit sie wieder in ihren alten Beruf zurückkehren konnte. Er hatte prompt geantwortet und ihr Mut gemacht: Sie solle durchhalten, er werde sehen, was sich machen ließe. Und jetzt das!

Sie nahmen ihr das Recht auf die Ausübung ihres Berufs, der einen wesentlichen Teil ihrer Identität ausmachte, nur weil etwas geschehen war, was eine Polizeibehörde und einen Leitenden Oberstaatsanwalt in Erklärungsnot brachte! Man konnte einen Menschen doch nicht einfach mit Geld, falschen Papieren und einer Perücke versorgen und erwarten, dass er unter verändertem Design weiter funktionierte!

Ihr geschah Unrecht. Aber wo sollte sie ihr Recht einklagen? Es gab kein Gericht, das sich mit möglichen Folgen von Mensch-Tier-Verwandlungen beschäftigte. Sie hatte selbst kein Interesse daran, ihren Fall öffentlich zu machen. Schon sah sie die Schlagzeilen in den Medien vor sich: „Kriminalkommissarin als Ratte im Dienst“. Oder: „Metamorphose – die neue Geheimwaffe der Polizei?“ Oder in den Blättern mit den dicksten Lettern: „Verwandelte Polizistin jagt Rattenmeute auf Verbrecher“. Der Fall würde sich in Windeseile verbreiten. Am Ende könnte sie sich gar nicht mehr aus dem Haus wagen.

So wie es aussah, musste sie für immer ein Zwitterwesen bleiben – halb Mimi Rotermund, halb Lena Anders. Zwei Pole, die sich nicht vertrugen, vielmehr gegenseitig aufhoben, vernichteten. Anfangs hatte sie die Privatermittlungen noch als eine ganz interessante Abwechslung betrachtet, aber mittlerweile spürte sie nur noch Widerwillen gegen die rothaarige Schnüfflerin, die ihren Kunden auch noch schöntun musste. Wie eine Prostituierte kam sie sich vor, die sich für Geld an jeden heftete – an Ehepartner, die jemand anderen liebten, an Kinder, die lieber mit Freunden Computerspiele machten als zur Klavierstunde zu gehen, an Nachbarn, die sich gegenseitig mit Dreck bewarfen. Es ödete sie an. Sie war nun mal mit Leib und Seele Kriminalistin, ein Mensch der Tat, den bloßes Beobachten nie ausfüllen würde. Und nebenbei fühlte sie sich immer noch als die Vorgesetzte dieses jungen Mannes, der ihr bei Kaffee und Streuselkuchen mitteilte, er werde in Kürze ihren Stuhl einnehmen.

 

„Da kann man dir ja gratulieren“, bemerkte sie bitter. „Wie heißt es doch: Des einen Tod ist des andern Brot!“

„Oh nein, Mimi, so darfst du das nicht sehen. Sobald du in den Dienst zurückkehrst, bist du natürlich wieder der Chef!“

„Na, klar. Und du wirst dann Papst.“

„Nein, Mimi, im Ernst: Ich hab‘ sofort gesagt, dass ich die Leitung nur stellvertretend übernehme, bis du wieder da bist.“

„War’s das? Ich meine, dafür hast du mich eigens aus Frankfurt herbestellt?“

Er schüttelte den Kopf und beugte sich vor. „Warst du schon mal in Rom?“, raunte er im Verschwörerton.

„Nein. Warum?“

„Warum nicht?“

„Warum fragst du überhaupt?“

„Ich wollte immer mal nach Rom. Ich finde es unvorstellbar zu sterben, ohne in Rom gewesen zu sein.“

Es klang feierlich wie ein Gelübde. Sie musste wider Willen lachen. Pathos reizte sie immer zum Lachen. „Dann warte doch einfach noch mit dem Sterben!“

Er blieb ernst. „Es wäre meine erste sorglose Reise, Mimi. Du musst wissen, meine Mutter hat jemanden kennengelernt. Und ich habe noch volle drei Wochen Resturlaub. In der neuen Position werde ich sicher so schnell nicht mehr zum Verreisen kommen …“

„Sicher nicht. Aber mir steht der Sinn momentan nicht nach Reisen.“

„Und wenn ich dich bitte mitzukommen? Mir zuliebe?“

„Nimm’s nicht persönlich, Punkti, aber mein Bedarf an Männern ist gedeckt.“

„Ich bin nicht Männer. Ich bin ich.“

„Schön für dich. Aber ich bin leider nicht mehr ich.“

„Wegen der Verkleidung, meinst du?“

„Auch. Und wegen der Ratte. Vor allem deshalb. Du weißt ja, diese verhängnisvolle Transformation ist passiert, als ich mit Frank zusammen war. So was darf sich auf keinen Fall wiederholen!“

Sie widmeten sich Kaffee und Kuchen.

„Hast du schon mal daran gedacht, dich untersuchen zu lassen?“, fragte Punkti vorsichtig.

„Tolle Idee. Die hatten andere auch schon. Auf der Geschlossenen haben sie mich in sämtliche Einzelteile zerlegt und verkehrt wieder zusammengefügt.“

„Aber es muss doch eine Ursache geben. Nichts geschieht ohne Grund!“

„Im Vertrauen, Punkti: ich war bei einer Geistheilerin. Ja, im Ernst. Sie hält es für möglich, dass ich besonders empfänglich sei für vagabundierende Quanten aus dem mentalen Raum, die unter bestimmten Umständen ein unkontrollierbares Spiel mit mir treiben.“

„Du – bei einer Geistheilerin?“

„Na ja, warum nicht? Sie war bisher die Einzige, die meine Transformation wenigstens ernstnahm und eine plausible Erklärung dafür lieferte.“

„Die irrlichternden Quanten nennst du eine plausible Erklärung?“

„Das war ja nicht alles. Sie sprach von gesteigerter Gehirnaktivität in emotionalen Ausnahmezuständen – Alkohol, Sex, Ekstase. Da könnte es zur unkontrollierten Potenzierung von psychischen Energien kommen, die sich in körperlichen Veränderungen niederschlagen, ähnlich wie bei Schamanen.“

„Cool! Das mit den Schamanen hat mich immer schon fasziniert. Ich meine, da muss doch irgendwas dran sein.“

„Aber ich bin keine Schamanin. Ich will das alles nicht! Und deshalb habe ich mir geschworen, dass ich künftig solche … Ausnahmezustände vermeide.“

Aus der Toilette kam Kindergeschrei.

„Potenzierung psychischer Energien“, wiederholte er, als man sein Wort wieder verstehen konnte, „entweder ist das Kokolores oder es müsste physikalisch nachweisbar sein. Ich hab‘ mal ein Buch gelesen über die AQIs, die kleinsten Quantenteilchen, und dass man die Welt im Licht der Quanten viel dynamischer verstehen muss, also mehr so, dass nichts feststeht und prinzipiell...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Detektiv • Höhlen • Italien • Kinder • Krimi • spannend • Unterhaltung
ISBN-10 3-7598-6754-5 / 3759867545
ISBN-13 978-3-7598-6754-4 / 9783759867544
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