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Kölner Kasino (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
224 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3600-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kölner Kasino - Reinhard Rohn
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Köln, wie es wirklich ist. Raffiniert, wendungsreich, kultig. Am Aachener Weiher wird ein Mann erstochen aufgefunden, gekleidet wie ein tibetischer Mönch. Der Schock ist groß, als sich herausstellt, dass es sich um den Bruder des Oberbürgermeisters handelt. Als wenige Tage später ein weiterer Mord im Umfeld von Kölns oberstem Bürger geschieht, sieht Hauptkommissar Jan Schiller den OB selbst in Gefahr. Könnte er das nächste Opfer sein? Oder hat er womöglich etwas mit den Taten zu tun? Eine Spur führt die Ermittler schließlich zum Deutzer Hafen und zu einem zweifelhaften Bauprojekt ...



Reinhard Rohn wurde 1959 in Osnabrück geboren und ist Schriftsteller, Übersetzer, Lektor und Verlagsleiter. Seit 1999 ist er auch schriftstellerisch tätig und veröffentlichte seinen Debütroman 'Rote Frauen', der ebenfalls bei Aufbau Digital erhältlich ist.

Die Liebe zu seiner Heimatstadt Köln inspirierte ihn zur seiner spannenden Kriminalroman-Reihe über 'Matthias Brasch'. Reinhard Rohn lebt in Berlin und Köln und geht in seiner Freizeit gerne mit seinen beiden Hunden am Rhein spazieren.

 

3


Schiller sah, wie Birte zum Wasser hinunterlief. Klar, dass sie nicht zuerst zum Toten gegangen war; Leichen anzuschauen überließ sie gern ihm.

Sie nickte ihm zu. »Ich habe den Zeugen befragt, der uns alarmiert hat«, sagte sie, als müsste sie sich rechtfertigen.

Der Mann blickte zu ihnen herüber, er hockte an einem Baum; offensichtlich trug er eine Trainingshose und keine Schuhe. »Ein Obdachloser aus dem Park?«

»Ein promovierter Biostatiker, der zwischen den Bäumen schläft«, erwiderte Birte und hielt ihm eine Visitenkarte hin.

»Was soll das sein – ein Biostatiker?«

Birte lächelte. »Keine Ahnung – hat wohl irgendwas mit Medizin zu tun. Jedenfalls ein merkwürdiger Typ.«

Sie hatten sich der Plastikplane genähert, auf die zwei Techniker den Toten gelegt hatten. Die beiden trugen hohe Gummistiefel und Gummihosen, wie Schiller sie von Anglern kannte.

»Morgenstund hat Gold im Mund«, sagte einer der beiden, ein glatzköpfiger Mittvierziger, der tatsächlich Schmitz hieß, der kölscheste aller Familiennamen, und der für seinen seltsamen und oft deplatzierten Humor bekannt war. »Gut, dass ich an Schlaflosigkeit leide.«

Der Tote mochte etwa fünfzig Jahre alt sein, er war mager, hatte ein bleiches, eingefallenes Gesicht, sein Schädel war kahl rasiert, er trug eine graue Leinenhose und ein ebenso graues Hemd, das in Höhe des Bauchnabels aufgerissen war und sich blutig verfärbt hatte. An seinen Füßen steckten weiße Stoffschuhe.

»Schlaf wird gemeinhin überschätzt«, sagte eine Stimme hinter Schiller. Dr. Monika Grams, die Rechtsmedizinerin, eilte in ihrer roten Lederjacke auf sie zu. »Na«, sagte sie zu Schiller, »wir beiden Hübschen haben uns ja lange nicht gesehen.« Birte hingegen bedachte sie mit keinem Blick, als wäre sie nicht mehr als eine unbedeutende Assistentin. Das war schon bei früheren Gelegenheiten so gewesen. »Was haben wir denn hier?«, fuhr die Rechtsmedizinerin dann fort, während sie einen Metallkoffer abstellte und sich Latexhandschuhe überstreifte. »Sieht aus, als hätte sich ein tibetischer Mönch nach Köln verirrt.«

»Tragen tibetische Mönche nicht alle orangefarbene Kleidung?«, fragte Birte in einem unfreundlichen Tonfall.

Monika Grams antwortete nicht. Sie beugte sich vor, hob das feuchte zerrissene Hemd an und runzelte die Stirn. »So eine tiefe Messerwunde sieht man nicht alle Tage. Da hat ihm jemand wirklich eindrucksvoll den Bauch aufgeschlitzt. Schätze, dass ein ziemlich langes Messer dem armen Kerl die Aorta durchtrennt hat. Das macht einem beinahe sofort den Garaus.«

»Mord also«, sagte Schiller.

Die Rechtsmedizinerin richtete sich wieder auf. »Wo genau hat man den Toten gefunden?«

Schiller deutete hinter sich. Die Wasserkante lag nur einen Schritt hinter ihnen. »Er hat wohl direkt hier im Wasser gelegen. In diesem Weiher bewegt sich nichts. Da gibt es nicht viel Abtrieb.«

»So ein Schnitt bedeutet einen sofortigen erheblichen Blutverlust«, erklärte Monika Grams. »Da müsste die Stelle schnell zu finden sein, wo man ihm das Messer in den Bauch gestoßen hat.«

»Ja«, sagte Birte in einem vorgeblich einschmeichelnden Ton, »Sie haben wieder einmal recht, Frau Doktor.« Sie deutete auf eine Stelle im Gras, nur einen halben Meter von ihnen entfernt. »Hier genau hat der Mann gestanden und ist dann ins Wasser gekippt.«

Nun entdeckte Schiller auch die Blutspritzer auf dem Boden; es sah aus, als hätte ein Maler nachlässig mit roter Farbe herumgespielt.

»Wir müssen das alles absperren«, rief er einem Beamten zu. »Und dann werden wir Taucher brauchen, die sich den Grund des Weihers ansehen. Vermutlich hat der Täter das Messer gleich vor Ort weggeworfen.«

Monika Grams lächelte ihn süffisant an. »Wie gut, dass es bei der Kripo noch Leute gibt, die eindeutige Befehle erteilen können. Ich habe noch etwas für Sie. Könnte Ihnen und Ihrer hübschen Kollegin helfen.« Zum ersten Mal warf sie Birte einen kurzen Blick zu. Das Portemonnaie jedoch, das sie dem Toten aus seiner Leinenhose gezogen hatte, hielt sie Schiller hin.

Der Tote hieß Henner Brohl, er war sechsundvierzig Jahre alt und in Köln geboren.

Das Bild in seinem Personalausweis hätte jedoch nicht auf den Mann schließen lassen, den sie erstochen aus dem Weiher geborgen hatten. Brohl wirkte auf der Aufnahme wie ein drahtiger, muskulöser Sportler, sein Haar war halblang und so blond, als hätte er es gefärbt. Als Adresse war auf dem Ausweis Lindenstraße 8 vermerkt, eine Straße also gleich um die Ecke. Der Ausweis war allerdings bereits elf Jahre alt und abgelaufen.

»Wir könnten vorbeigehen und uns irgendwo einen Kaffee besorgen«, sagte Schiller mit dem Blick auf Birte. Zwei Beamte machten sich daran, mit Flatterband das gesamte Ufer bis zum Museum und zu dem Japanischen Kulturinstitut, das sich anschloss, abzusperren, während Monika Grams in ein Smartphone sprach.

»Frau Doktor nervt ein wenig«, sagte Birte so laut, dass man sie bis zum Ufer verstehen konnte. »Sie will dich und mich provozieren, scheint mir, aber das tun frustrierte Frauen bekanntlich gerne. Kennst du dich ja mit aus.« Birte lächelte.

Schiller wandte sich ab. Die Anspielung war zu leicht zu verstehen. Mit der Vorgängerin von Monika Grams hatte er eine kurze Affäre gehabt; zumindest war es für ihn eine Affäre, nein, eigentlich ein bedauerlicher Irrtum gewesen, während Almut Schwäbe an die große Liebe geglaubt hatte; mittlerweile arbeitete sie zum Glück in Frankfurt am Institut für Rechtsmedizin und schickte ihm seit geraumer Zeit auch keine Kurznachrichten mehr.

»Brohl«, sagte er, statt auf Birtes Worte einzugehen, »so heißt doch auch unser Oberbürgermeister, oder irre ich mich? Friedrich Brohl … Zumindest von der Gesichtsform ähneln die beiden sich schon sehr. Wenn wir Pech haben, haben wir eben den Bruder unseres höchsten Bürgers aus dem Wasser gezogen.«

Schiller probte die Worte, während sie auf der Lindenstraße auf einen Kiosk zusteuerten, an dem soeben die Rollladen hochgezogen worden waren. Nadine, sie hat mir gestern etwas eröffnet, eine wirklich schöne Neuigkeit. Ich war ein wenig überrascht, aber es sieht wohl so aus, dass ich Vater werde … Nein, das waren nicht die richtigen Worte. Der schwarze Kaffee, den ihm der türkische Kioskbesitzer reichte, tat gut. Birte hatte einmal gemeint, bei dem, was er an Koffein den ganzen Tag zu sich nahm, müsste eigentlich Kaffee statt Blut durch seine Adern pulsieren.

»Polizei?«, fragte der Türke freundlich. »Ist was passiert?«

Schiller antwortete nicht, doch Birte sagte: »Nichts passiert. Wir suchen nur jemanden, der in der Gegend wohnt – Henner Brohl. Kennen Sie einen Mann, der so heißt?«

Der Kioskbesitzer lächelte. »Henner – der Schwimmer. Ja, hat hier gewohnt. Gegenüber. Er ist wieder da, war vorgestern bei mir. Trinkt aber kein Kaffee mehr, nur Tee. Sah schlecht aus, krank, richtig elend.«

Schiller setzte den Kaffee ab. »Sie haben ihn vorgestern gesehen?«

Der Mann nickte. »Brohl wollte alte Heimat sehen. Er war lange in Japan, war da Yogalehrer, glaube ich.«

Birte holte ihr Notizbuch hervor. Sie warf Schiller einen Blick zu. War dieses Gerede von tibetischen Mönchen gar nicht so weit hergeholt gewesen? »Was wissen Sie genau über Henner Brohl?«

Der Kioskbesitzer griff sich durch sein kurz geschorenes schwarzes Haar. »Was ist mit Henner?«, fragte er, nun in einem anderen, lauernden Tonfall.

»Wir führen Ermittlungen durch, in denen Herr Brohl eine Rolle spielt«, erklärte Schiller förmlich. »Es geht um ein Verbrechen gegen das Leben, also keine Kleinigkeit.«

»Brohl hat hier gelebt, hat immer seinen Stadt-Anzeiger bei mir gekauft und manchmal eine Flasche Bier, nur eine Flasche, nie zwei, dann war er auf einmal weg. Nach Japan, hat er mir vorgestern gesagt, weil er Ärger mit dem Gericht hatte.«

»Wann war das?«, fragte Birte.

»Vor zehn Jahren«, sagte der Kioskbesitzer. »Ja, ist lange her. Vorgestern habe ich ihn zum ersten Mal wiedergesehen. He, habe ich gesagt, was gibt es da in Japan zu essen – nur Reis?« Er schaute Schiller aus...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bestseller 2024 • Köln • Krimi • neuerscheinung 2024 • Regionalkrimi • Ruhrgebiet • Ruhrpott • Thriller
ISBN-10 3-8412-3600-6 / 3841236006
ISBN-13 978-3-8412-3600-5 / 9783841236005
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