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Macht, Mord und Gartenzwerge (eBook)

Ein Schweiz-Krimi | Das humorige Spin-Off mit Lutz und Schmidt aus »Und wohin jetzt mit der Leiche?« | Ein cozy Krimi aus der Schweiz

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
304 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0742-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Macht, Mord und Gartenzwerge - Rahel Urech
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Rapperswil-Jona steht Kopf

Ein zuckendes Bein am Rumpf eines erstarrten Mannes, ein Unfall, der keiner ist, die Stadtplanerin, einbetoniert im Schrebergarten. Dies ist erst der Anfang einer Reihe von mysteriösen Vorkommnissen, die die Stadt Rapperswil erschüttern.

Bald stecken Kriminalpolizist Andy Lutz und sein übereifriger Kollege Ruben Schmidt knietief in einem Sumpf aus Verführung, Intrigen und Erpressung. Und mittendrin lauert Horst, der Zwerg mit der Axt - bereit, seine Opfer in den Wahnsinn zu treiben.

Mit Humor und einem Augenzwinkern zeichnet Rahel Urech das Bild einer idyllischen Kleinstadt, in der nichts ist, wie es zu sein scheint.



<p>Rahel Urech, Jahrgang 1977, studierte Biologie an der Universität Zürich und Journalismus an der Schweizer Journalistenschule MAZ. Zwölf Jahre lang arbeitete sie als Redakteurin bei verschiedenen Tageszeitungen, bevor sie sich 2018 mit einem Kommunikationsbüro selbstständig machte. Heute schreibt sie im Auftrag von Agenturen und der Eventbranche.</p>

5


Donnerstag, 11. August

Andy Lutz war bereits wach, als um acht Uhr sein Wecker klingelte. Behänder als sonst an einem Wochentag setzte er sich in seinem Bett auf und drückte den Ausschaltknopf. Um elf Uhr fünfzehn ging sein Flug nach Zypern, wo er nach einer Flugdauer von drei Stunden und fünfunddreißig Minuten landen sollte. Hanna würde ihn am Flughafen abholen. So hatten sie es gestern am Telefon vereinbart.

Leise ächzend stellte Lutz sich auf die Beine und begann mit den morgendlichen Übungen, die seine Physiotherapeutin ihm verordnet hatte. Arme auf Schulterhöhe ausstrecken, langsam heben und senken, heben und senken. Nach einer halben Minute spürte er ein Ziehen in den Oberarmen und biss die Zähne zusammen, während er überlegte, ob er Hanna etwas mitbringen sollte. Die Cassis-Pastillen, die sie so mochte? Die runden Schokolade-Kugeln vom Zürichsee? Widerstreitende Gefühle tobten in seinem Innern, wenn er an ihr Wiedersehen dachte. Er freute sich auf sie, denn in der gemeinsamen neuen Wohnung allein zu sein, frustrierte ihn. Gleichzeitig war er beunruhigt, besorgt und ja – auch etwas verärgert.

Das Ziehen in seinen Oberarmmuskeln ging in Schmerz über, und Lutz ließ die Arme sinken. Gedankenverloren starrte er auf das abstrakte Bild einer italienischen Stadt mit engen Häuserzeilen und langen Treppen, das über dem Schreibtisch hing. Hanna hatte es gemalt. Es gefiel ihm, denn es war kraftvoll, bunt und verströmte die Lebendigkeit, für die er sie liebte.

Lutz seufzte, beugte sich vornüber und versuchte, mit den Fingerspitzen seine Zehen zu berühren – ein hoffnungsloses Unterfangen.

Er war vor allem deshalb verärgert, weil er sich gekränkt fühlte, gestand er sich ein. Hanna und er hatten die Altstadtwohnung in Rapperswil keine zwei Wochen bewohnt, da war sie auch schon wieder abgereist. Nach Zypern, um ihrer Freundin beizustehen, die in einer Beziehungskrise steckte – wieder einmal. Das war jetzt vierzehn Tage her.

Georgios, der Zypriote, dem Astrid verfallen war, hatte bis vor wenigen Monaten in Zürich ein griechisches Restaurant geführt, war dann aber – Lutz vermutete Geldprobleme – zurück auf seine Insel gezogen, und Astrid war ihm gefolgt. Kurz danach fingen die Schwierigkeiten an; Georgios verbrachte die meisten Nächte auswärts, ließ sich auch tagsüber kaum blicken, und Astrid war verzweifelt.

Dabei ist der Mann keine Träne wert, dachte Lutz, während er leicht in die Knie ging, um seine Finger wenigstens in die Nähe seiner Zehenspitzen zu bringen.

Vor seinem geistigen Auge tauchten Georgios’ weiße Lackschuhe auf, die Socken mit dem Burberry-Muster und der vor Öl glänzende, bis zu den Ohren gezwirbelte Schnurrbart. Zu so viel Eitelkeit fehlten ihm die Worte.

Ist ein so selbstbezogener Mensch überhaupt fähig, eine wechselseitig zufriedenstellende und dauerhafte Beziehung zu führen?, überlegte Lutz und richtete sich schwer atmend auf.

Er hätte nicht gedacht, dass Astrids hormoninduzierte Verblendung so lange anhalten würde. Inzwischen musste ihr – und Hanna sowieso – doch klar sein, dass eine Beziehung mit Georgios zum Scheitern verurteilt war.

Weshalb, zum Teufel, war Hanna dann noch dort?

Das unausgesprochene Fragezeichen und sein stiller Vorwurf lasteten auf ihren Telefongesprächen, die etwas Gezwungenes bekamen, und Lutz fragte sich beunruhigt, ob Hanna wirklich nur die gemeinsame Wohnung verlassen hatte.

Prompt tauchten unangenehme Erinnerungen an Brigitte auf, und er hatte das dringende Gefühl, etwas unternehmen zu müssen. Er wollte es nicht vergeigen. Diesmal nicht.

Vor einigen Tagen hatte er deshalb einen Flug nach Zypern gebucht. Wenn wir am Flughafen aufeinandertreffen, werde ich wissen, wie es um unsere Beziehung steht, hoffte Lutz. Sein alter Lederkoffer stand bereits gepackt bereit.

Er ließ sich auf die Knie nieder, um Liegestütze zu machen, die letzte seiner Übungen. Gerade stemmte er sich keuchend von Nummer fünf in die Höhe, da vibrierte das Handy auf dem Nachttisch. Hanna vermutlich, die wissen wollte, ob er rechtzeitig aufgestanden war. Erleichtert über die Unterbrechung – die sechste Liegestütze war immer ein Kampf – griff er nach dem Mobiltelefon. Stirnrunzelnd starrte er die Nachricht an. Sie stammte nicht von Hanna, sondern von Ruben Schmidt. Sein Arbeitskollege schickte ihm einen blutüberströmten Smiley, in dessen Schädel ein Messer steckte. Bing. Eine weitere Nachricht. Diesmal ein Kackhaufen mit betrübtem Gesicht.

Lutz blickte konsterniert auf das Display. Was zum Teufel wollte der Junge ihm damit sagen? Dass er es scheiße fand, dass er in Urlaub fuhr? Und was bedeutete der Schädel mit dem Messer; war das die moderne Version davon, jemandem Hals- und Beinbruch zu wünschen?

»Sitten hat der Junge«, schnaubte Lutz, legte das Mobiltelefon zur Seite und marschierte ins Badezimmer. Mit Emojis zu kommunizieren war wirklich der Gipfel an Faulheit. Gereizt drehte er an den altmodischen Wasserhähnen, bei denen er höllisch aufpassen musste, dass er sich nicht verbrühte. Man stelle sich vor, er hätte Schmidts Nachricht falsch verstanden. Dann müsste er wohl annehmen, dass dieser ihm eben eine Morddrohung geschickt hatte.

Eingehüllt in Wasser und Dampf verpasste Lutz, dass sein Telefon klingelte und die nächste Viertelstunde nicht damit aufhörte.

Als er, gefolgt von einer Dampfwolke, im Bademantel aus dem Badezimmer trat, da läutete es erneut – diesmal jedoch an der Haustür. Mit dem Handtuch die Haare trocknend ging Lutz zum Eingang, öffnete – und hätte die Tür am liebsten wieder zugeschlagen. Was, zum Henker, suchte Schmidt hier, vor seiner Wohnung? Er hatte Urlaub! Typisch für ihn, dass er immer dann störte, wenn man ihn am wenigsten brauchen konnte.

»Was willst du?«, knurrte Lutz.

Statt einer Antwort hielt ihm der Junge sein Mobiltelefon mit dem erstochenen Emoji unter die Nase und blickte ihn vorwurfsvoll an. »Hast du nicht gesehen, was ich dir geschickt habe?«

»Ich interessiere mich nicht für den Kinderkram, den du in der Gegend rumschickst«, entgegnete Lutz unwirsch, machte kehrt und ging in die Küche, um Kaffee aufzusetzen.

Schmidt ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und folgte ihm. »Für mich auch gerne«, sagte er und setzte sich unaufgefordert auf einen der Barhocker. »Milch und Zucker, bitte.«

Lutz brummte etwas Unverständliches. Kaum zu glauben, dass er diese Nervensäge wieder an der Backe hatte. Vor etwa einem Jahr, als sie beide noch bei der Kantonspolizei Zürich angestellt gewesen waren, hatten sie zusammen einen Fall bearbeitet. Zwei Frauen waren vermisst worden und eine ganze Kette von Eiscafés war in Flammen aufgegangen. Am Ende war Schmidt überzeugt gewesen, dass sie den Fall gelöst und den Schuldigen gefunden hatten. Lutz hatte keinen Grund gesehen, Schmidt diesen Glauben zu nehmen, und ihn die Lorbeeren einheimsen lassen. Die wahren Brandstifter waren mit seinem stillschweigenden Segen davongekommen und hatten dankbar ihre zweite Chance ergriffen. Insofern konnte man also sagen, dass die Zusammenarbeit zwischen Schmidt und ihm ganz gut funktioniert hatte.

Doch der Junge hatte Lutz, der ohnehin zweifelte, ob immer gerecht war, was Recht war, vor Augen geführt, wie wenig objektiv die Entscheide der Obrigkeit und ihm selbst oft ausfielen, und dass er nicht immer das beste Vorbild war. Deshalb war Lutz froh gewesen, sich vorzeitig in die Pension verabschieden zu können und – als schönen Nebeneffekt – Schmidt, seinen Übereifer und seine totale Absenz von Menschenkenntnis hinter sich zu lassen.

Aus verschiedenen Gründen hatte sich die Frühpension dann allerdings als Fehlentscheid herausgestellt. Einer davon war, dass Lutz weder das Talent noch die Geduld zum Angeln besaß, ein anderer, dass die alten Säcke auf dem Lindenhof ihm beim Schach andauernd auf die Kappe gaben. Und so kehrte Lutz nach drei Monaten wieder in den Polizeidienst zurück. Zunächst arbeitete er wieder in Zürich, dann, als sich abzeichnete, dass er mit Hanna nach Rapperswil ziehen würde, meldete er sich bei der Kriminalpolizei in Sankt Gallen, die ihn augenblicklich einstellte. Personalmangel auf allen Ebenen. Die Kantonspolizei hatte Mitte Juli sogar vier ihrer Polizeistationen vorübergehend schließen müssen, so verzweifelt war die Lage.

Am ersten August, dem Nationalfeiertag, hatte Lutz seine neue Stelle in Sankt Gallen angetreten, und über wen stolperte er im Klosterhof zwölf auf dem Weg zu seinem Antrittsgespräch? Ruben Schmidt, groß, blond, schlaksig und blauäugig in jedem Sinn des Wortes. Lutz schüttelte im Stillen den Kopf, als der Junge ihn im Flur zackig und in astreinem Hochdeutsch begrüßte. Hatte er diese lästige Marotte noch immer nicht abgelegt? Obwohl an Schmidt nur sein Name (und die Großmutter) deutsch war, wechselte er ins Hochdeutsche, wann immer er etwas als wichtig einstufte, mit der Folge, dass das Schweizerdeutsch öfter auf der Strecke blieb. Lutz war noch nicht dahintergekommen, was er mit dem Sprachenwechsel bezweckte. Vermutlich wollte er seriöser oder glaubwürdiger erscheinen – in jedem Fall verlorene Liebesmüh, fand er.

Wenig später saß Lutz für sein Antrittsgespräch im Büro von Christine Imhof, der Leiterin der Kriminalpolizei und seine neue Vorgesetzte. »Meine Zürcher Kollegin Moser hat mich gewarnt«, sagte sie am Ende des Gesprächs. »Deine Stärke sei es, kreativ zu denken, deine Schwäche,...

Erscheint lt. Verlag 19.11.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20 Tod • Ermittlung • Gartenzwerg • Humor • Kleingarten • Lutz und Schmidt • Mord • Mord in der Kleinstadt • regionalkrimi schweiz • Schrebergarten • Schweizer Autorin • Spin-Off • Und wohin jetzt mit der Leiche • unschlagbares Duo • Untergrundmafia • unterhaltenden Mordermittlung • unterhaltendes Polizistenduo
ISBN-10 3-7499-0742-0 / 3749907420
ISBN-13 978-3-7499-0742-7 / 9783749907427
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