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Das Dickicht (eBook)

Juha und Lux vom LKA Hamburg ermitteln
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
336 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01965-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Dickicht -  Nikolas Kuhl,  Stefan Sandrock
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Ein smartes Ermittlerduo, auf das die Krimiwelt gewartet hat, und ein Twist, bei dem sich die Nackenhaare aufstellen ... Ein Must-have für alle, die richtig gute Spannung lieben. Juha Korhonen und sein Kollege Lucas «Lux» Adisa vom LKA Hamburg werden zu einem Entführungsfall hinzugezogen. Schnell merkt Juha, dass der Fall frappierende Parallelen zu einem fast zwei Jahrzehnte zurückliegenden Verbrechen aufweist, einem seiner ersten Einsätze beim LKA, der ihn bis heute nicht loslässt. Damals wurde der vierzehnjährige Daniel Boysen in einer Kiste im Wald vergraben und konnte nur noch tot geborgen werden. Der Täter beging Suizid. Bei den Ermittlungen entdeckt Lux Unstimmigkeiten in der Akte Boysen. Warum hat der damalige Kommissar nach Abschluss des Falles weiterermittelt, bevor er kurz darauf starb? Juha und Lux folgen seinen Hinweisen immer tiefer ins Dickicht der Vergangenheit. Hat man sich seinerzeit vorschnell mit der falschen Lösung zufriedengegeben? Stück für Stück offenbart sich eine Tragödie, in der Opfer zu Tätern wurden und umgekehrt - und die ihren Schatten bis in die Gegenwart wirft ...

Nikolas Kuhl, geb. 1986 in Münster, schreibt Drehbücher und ist Kopf der Rockband Giant Crow. 

Nikolas Kuhl, geb. 1986 in Münster, schreibt Drehbücher und ist Kopf der Rockband Giant Crow.  Stefan Sandrock, geb. 1976 in Bilbao, arbeitet für den NDR und kuratiert Ausstellungen.

4


JUHA

Die Kollegen hatten ihr Equipment in dem mit Panoramafenstern gesäumten Wohnzimmer der Kobayashi-Villa bereits aufgebaut.

Mechthild wirkte angespannt. Sie schaute kurz auf, als Juha und Uwe eintraten, wandte sich dann aber wieder Selma Burg zu, die gerade dabei war, Hideo Kobayashi auf das erwartete Telefonat mit dem Entführer vorzubereiten. Scheinbar unwillkürlich fasste Mechthild nach ihrem deutlich lichter gewordenen Haaransatz. Ein kleiner Tick, den Juha häufiger bei ihr beobachtete, seit sie die wesentlich jüngere Selma Burg unter ihre Fittiche genommen hatte.

Kobayashi trug eine antiquierte Jogginghose, ein St.-Pauli-Shirt von anno dazumal und grüne Laufschuhe. Trotz des lässigen Outfits strahlten seine Gestalt und Haltung eine bemerkenswerte Autorität aus. In einem Anzug hätte man ihn unweigerlich für den Chef der ganzen Aktion gehalten.

Selma Burg beendete das Briefing und suchte unauffällig Mechthilds Blick, die nickte in mentoraler Bestätigung. Zufrieden zog Selma Burg ihren üppigen Pferdeschwanz fester, wodurch ihre Augenbrauen noch ein Stück weiter die Stirn hinaufrutschten und ihrer ohnehin schon hellwachen Aura zusätzlich den Ausdruck permanenter Überraschung verliehen. Selma Burg. Pah! Juha hatte sie bereits bei ihrer ersten Begegnung als Streberin vorverurteilt, als sie sich beflissen jedem Einzelnen im LKA persönlich vorgestellt hatte.

Kobayashi wandte sich von den beiden Frauen ab und trat ans Panoramafenster. Er sah hinaus, während er seine Finger hinter seinem Rücken verknotete, beugte sich dann vor und hauchte gegen die Scheibe. In den trüben Fleck malte er ein Dreieck und beobachtete, wie es sich auflöste. Jetzt sah man ihm die Erschöpfung an. Aber als er Uwe und Juha bemerkte, kam er mit ausgestreckter Hand auf sie zu und stellte sich mit einer leichten Verbeugung vor.

Uwe nannte ebenfalls seinen Namen, Juha tat es ihm gleich. «Korhonen, Kriminalhauptkommissar LKA Hamburg.»

Kobayashi nickte.

Plötzlich stand Selma Burg vor Juha und grinste breit. «Na, haben sie dich doch noch gefunden? Uwe hätte heute Morgen ja fast ’ne Suchmeldung rausgegeben.»

Juha täuschte ein Lachen vor. «Sehr witzig, Selma Burg.»

«Was machst du hier eigentlich, wollt ihr uns das Ding abnehmen, oder was?» Ihr war die Aufregung, die so eine Situation mit sich brachte, zwar anzumerken, aber für ihr Alter war sie ziemlich cool, fand Juha.

«Nein, nein, keine Sorge. Sag mir einfach Bescheid, sobald ich helfen kann.» Er schaute zu Uwe und Mechthild, die gerade offensichtlich das gleiche Thema besprachen. Mechthild wirkte inzwischen wesentlich weniger irritiert. Sie nickte Juha zu, als sie bemerkte, dass er sie ansah. Er erwiderte den Gruß.

«Okay, Juha. Holt euch erst mal Kopfhörer», sagte Selma Burg.

«Alles klar, danke, Selma Burg.»

Ein Handy klingelte, und für wenige Sekunden geriet alles in Bewegung, und ein murmelndes Stimmengewirr schwoll an. Kobayashi nahm Platz, und jemand reichte ihm ein Headset. Wenige Augenblicke später war es totenstill im Zimmer, und der Aufruhr war gespannter Starre gewichen. Ein Beamter an einem Laptop vergewisserte sich mit einem Blick in die Runde, dass alle bereit waren, und drückte eine Taste.

«Hier spricht Kobayashi.» Seiner Sprachmelodie wohnte ein zarter japanischer Akzent inne, der die lange Zeit in Deutschland überdauert hatte.

Eine offenbar künstlich verfremdete Stimme antwortete. «Herr Kobayashi, Sie haben mich sehr enttäuscht.»

«Mich trifft keine Schuld. Der Zug hatte keine Fenster.»

«Was?»

«Der Zug hatte keine Fenster», wiederholte Kobayashi stoisch.

Stille.

«Sind Sie noch dran?», fragte Kobayashi. «Ich wollte Sie nicht …»

«Hat aufgelegt», sagte der Beamte am Laptop.

Kobayashi schaute erschrocken zu Mechthild. Die hob beschwichtigend die Hände und sagte: «Cool bleiben. Der ruft wieder an», während sie den Blick durch die Runde schweifen ließ. Bei Uwe blieb er hängen und verriet Juha, dass sie überraschter war, als sie tat. War der Typ wirklich so ein Amateur? War ihm tatsächlich nicht bewusst gewesen, dass der Zug keine Fenster hatte und die Lösegeldübergabe deswegen scheitern musste? Oder war er einfach unzurechnungsfähig? Dann mussten sie besonders vorsichtig sein.

Das erneute Klingeln erlöste alle aus ihrer Starre. Die Beamten setzten ihre Kopfhörer wieder auf, rückten näher an ihre Laptops. Einvernehmliches Nicken.

Diesmal meldete sich Kobayashi mit einem schlichten: «Ja.»

«Der Preis hat sich erhöht. 300000 Euro.»

«Bedeutung hat für mich nur das Wohl meiner Tochter. Aber wenn Sie sagen, der Preis erhöht sich, meinen Sie dann auf 300000 Euro oder um 300000 Euro?»

Juha schlug sich innerlich gegen die Stirn. Am Ende der Leitung blieb es einen Moment still. Dann kam erneut die blecherne Stimme: «Ich rufe wieder an.»

«Aufgelegt.» Kobayashi ließ den Hörer sinken.

Kollektives Stirnrunzeln machte sich breit.

Selma Burg ergriff das Wort. «Kommt es euch nicht auch komisch vor, dass er offenbar unschlüssig ist, ob er nun 300000 oder 400000 Euro will?»

Mechthild nickte. «Ja, das ist tatsächlich auffällig. Wie interpretierst du das?»

«Eine Möglichkeit: Er ist nicht alleine. Vielleicht muss er sich mit einem Partner abstimmen.»

«Okay, das ist möglich.»

Das Telefon klingelte.

«Sie machen das wirklich gut», ermutigte Mechthild Kobayashi, bevor das Gespräch angenommen wurde.

«Die 300000 kommen obendrauf.»

«Sie bekommen das Geld. Ich habe mich an Ihre Regeln gehalten. Kann ich jetzt bitte mit meiner Tochter sprechen?»

«Du hast dich an die Regeln gehalten? Denkst du, ich weiß nicht, dass die Bullen längst mithören?»

Juha fiel auf, dass der Entführer zum «Du» übergegangen war.

«Ich verstehe nicht, was Sie meinen.» Stille. «Bitte legen Sie nicht wieder auf. Lassen Sie uns das in Ruhe klären.»

«In Ruhe? Meinst du, damit die Bullen mich in Ruhe tracken können, oder was? Denkst du, ich bin behindert?»

Kobayashi sah Hilfe suchend zu Mechthild, die ihm nickend eine Hand entgegenstreckte.

«Ich gebe Sie weiter», sagte Kobayashi stockend, bevor er Mechthild das Headset gab.

«Kriminalhauptkommissarin Schön, LKA Hamburg.»

«Ach was, ’ne Bullenschlampe.»

Mechthild überging die Beleidigung. «Haben Sie einen Namen? Wie soll ich Sie nennen?»

«Hieronymus.» Das kam wie aus der Pistole geschossen.

«Also, Hieronymus: Wir sind mit einem weiteren Übergabeversuch einverstanden. Allerdings können wir der Summe nicht zustimmen. Wir schlagen Ihnen 150000 Euro vor, unter der Bedingung, dass wir einen Lebensbeweis erhalten. Wir müssen sichergehen, dass es Charlotte gut geht.»

«Was haltet ihr davon: Ich schicke euch einen Finger von der, und das Lösegeld erhöht sich auf eine Million.»

«Ich bitte Sie, Charlotte nichts anzutun. Wenn Sie uns einen Beweis übermitteln, dass es Charlotte gut geht, überdenken wir unser Angebot. Können wir mit Charlotte sprechen? Ist sie in diesem Moment bei Ihnen?»

Plötzlich war durch die summende Trägerfrequenz etwas zu hören, das wie ein leidendes Seufzen klang.

«Hat der gerade geseufzt?», flüsterte Juha.

«Klang irgendwie so, ne?», sagte Uwe leise.

«Ist das ein Problem, Hieronymus? Wo ist Charlotte?»

«Sie ist nicht hier.»

In dem Moment reckte einer der Techniker den Arm hoch, Selma Burg huschte zu ihm hinüber. Mechthild hatte es aus dem Augenwinkel wahrgenommen, blieb jedoch vollkommen konzentriert und ließ sich nichts anmerken.

Selma Burg malte eine Markierung auf eine Karte. Dann noch eine zweite darüber und eine dritte. Daneben schrieb sie jeweils die Zahlen eins bis drei.

«Die sind ja alle in einer Linie», murmelte Juha.

Uwe schwieg einen Moment und sagte dann: «Er bewegt sich. Das ist die Bahnstrecke. Darum ändert sich der Funkmast dauernd.»

«Aber dann ist er ja gleich am Hauptbahnhof.»

Uwe nickte. Den gleichen Dialog führten der Techniker, Mechthild und Selma Burg, nur mit Blicken.

Selma Burg kam zu Uwe und Juha herüber, um nicht zu laut sprechen zu müssen. «Was meint ihr? Schicken wir vier Einheiten hin, die sich in der Nähe befinden, plus die, die ohnehin am Bahnhof unterwegs sind.»

Uwe nickte. «Aber kein Blaulicht, kein Einsatzgehabe. Einfach Routinestreife am Bahnhof. Er soll nicht denken, dass wir wissen, wo er ist. Die sollen aufmerksam sein und nach Personen suchen, die grob ins Profil passen: männlich, über achtzehn, allein unterwegs, kein Reisegepäck. Wenn einer wegrennt, können sie ja hinterherrennen. Ansonsten Füße stillhalten.»

Selma Burg nickte, zückte ihr Telefon und ging nach nebenan.

Juha gefiel die Strategie. Jetzt mit zwei MEKs den Bahnsteig besetzen – was sollte das bringen, falls sie überhaupt rechtzeitig dort waren? Man konnte schließlich nicht Hunderte Fahrgäste fragen, ob sie der Entführer waren.

Gar nicht so blöd, die Idee mit dem Zug, fand Juha. In gewissen Punkten bewies der Kerl wirklich Köpfchen, doch diese ganze Aktion schwankte auffällig zwischen clever und naiv, zwischen geplantem Vorgehen und unbedarfter Improvisation. Was war das nur für ein Typ?

«Wo ist Charlotte, wenn sie nicht bei Ihnen ist, Hieronymus?», fragte Mechthild.

«An einem sicheren Ort.»

«Gut. Was können Sie uns als Lebensbeweis liefern?»

Hieronymus überlegte offenbar am anderen Ende der Leitung. «Ich kann Ihnen ein Video...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte besondere Ermittler • Cold Case • deutsche Kriminalromane • Deutsche Krimis • Ermittlerduo • Ermittlerkrimi • Hamburger Ermittler • Hamburg-Krimi • intelligente Spannung • Kindesentführung • Krimi • krimi empfehlung • krimi entführung • krimi kommissare • Kriminalistik • Kriminalliteratur • kriminalroman hamburg • Krimis deutsche Autoren • Krimiserie Hamburg • Krimi Tipps • Polizei • Simone Buchholz Revolverherz • spannende Bücher • Suspense Deutsch • Sven Stricker Sörensen • ungelöster Kriminalfall
ISBN-10 3-644-01965-7 / 3644019657
ISBN-13 978-3-644-01965-2 / 9783644019652
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