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Todessymphonie (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
368 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3481-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Todessymphonie - J.T. Ellison
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Ein totes Mädchen. Drapiert wie auf einem alten Gemälde. Dazu spielt klassische Musik. Schnell ist klar, dies ist das Werk des Dirigenten. Eines Psychopathen, der sich junge Frauen greift und sie in einem gläsernen Sarg verhungern lässt, bevor er sich an ihnen vergeht. Und der sein Unwesen offensichtlich nicht nur in Nashville treibt. Bald werden in Italien ganz ähnlich hergerichtete Opfer gefunden. Handelt es sich wirklich um einen international agierenden Serienmörder? Oder liegen hier zwei Künstler im Wettstreit um das ultimative Meisterstück?

Gemeinsam mit FBI-Profiler John Baldwin und einem Kollegen von Scotland Yard wird Taylor Jackson nicht eher ruhen, bis sie den Mörder gefasst hat ...



J.T. Ellison wuchs in Colorado und Virginia auf und arbeitete nach dem Studium zunächst im Weißen Haus, bevor sie als Finanzanalystin und Marketing Director in die Privatwirtschaft wechselte, wo sie für verschiedene Verteidigungs- und Luftfahrtunternehmen tätig war. Ihr Debüt und gleichzeitig ihren Durchbruch erlangte sie mit ihrer »Taylor-Jackson-Reihe« . Für die Recherche hat sie eng mit der Forensischen Abteilung des Metro Police Department Nashville sowie dem FBI zusammengearbeitet, um ihre Bücher möglichst authentisch zu gestalten. Sie lebt mit ihrem Mann in Nashville.

1. KAPITEL


Gavin Adler zuckte zusammen, als ein kurzer Ton aus seinem Computer erklang. Er schaute überrascht auf die Uhr; es war schon sechs Uhr abends. Während der Wintermonate erinnerte ihn die einsetzende Dunkelheit daran, dass es an der Zeit war, den Laden zu schließen, aber nach der Umstellung auf Sommerzeit musste er sich einen Wecker stellen, um daran erinnert zu werden. Ansonsten würde er sich in seinem Computer verlieren und nie nach Hause gehen.

Er stand von seinem Stuhl auf, reckte sich, fuhr den Computer herunter und griff nach seiner Kuriertasche. Was für ein Tag. Was für ein langer und glorreicher Tag.

Er nahm seinen Abfall mit, die Überreste seines Mittagessens. Es gab keinen Grund, die Bananenschalen über Nacht im Papierkorb zu lassen. Er machte das Licht aus, schloss die Tür ab, warf den Plastikmüllbeutel in die Mülltonne und machte sich auf den Weg zu dem zwei Straßenecken entfernt liegenden Parkplatz. Sein weißer Prius war eines von wenigen Autos, die dort noch standen.

Auf dem Weg aus der Stadt heraus hörte Gavin Musik auf seinem iPod. Wie immer war viel los auf den Straßen, und so kroch er geduldig durchs West End, nahm dann die Ausfahrt zur I-40 und fuhr langsam weiter Richtung Memphis. Hinter der White Bridge klarte der Verkehr auf und er kam gut durch. Die Fahrt dauerte zweiundzwanzig Minuten, er hatte es gestoppt. Nicht schlecht.

Er verließ den Highway an der McCrory Lane und ging in sein Fitnessstudio. Das YMCA war voll wie immer. Er checkte ein, zog sich in der Umkleidekabine um, rannte fünfundvierzig Minuten, ging danach zwanzig Minuten auf den Stepper, machte einhundert Sit-ups und legte zum Ende noch zehn Minuten Schattenboxen drauf. Dann trocknete er sich ab. Er nahm seine Kuriertasche, ließ die Sportschuhe im Spind und schlüpfte wieder in seine orangefarbenen Crocs, die er schon den ganzen Tag getragen hatte. Er ließ seine Trainingsklamotten an – sie würden zu Hause direkt in die Waschmaschine gehen.

Er ging über die Straße zu Publix, kaufte ein Hähnchen-Cordon bleu und eine Fertigmischung für Kartoffelpüree, eine Packung herzhafte Buttermilchbiskuits, frische Bananen und Katzenfutter. Mit seinen Einkäufen kehrte er zu seinem Auto zurück und fuhr in die Nacht hinaus. Er hatte keine Menschenseele gesehen. Seine Gedanken waren ganz mit dem beschäftigt, was zu Hause auf ihn wartete.

Dunkel. Einsam. Leer.

Gavin fuhr um Punkt 20:30 Uhr vor dem im Ranchstil gebauten Haus vor. Sein Kater, ein grauer Burmese namens Art, empfing ihn an der Tür und beklagte laut seinen leeren Napf. Bevor er irgendetwas anderes tat, gab er als kleines Schmankerl ein paar Löffel Nassfutter in die Futterschüssel, also kein Grund für Art, übellaunig zu sein. Der Kater fraß mit steil hochgestrecktem Schwanz und schnurrte und knurrte dabei leise.

Gavin schaltete die Stereoanlage ein, und Dvořák erfüllte das Wohnzimmer. Einen Moment lang ließ er die Musik über sich hinwegrauschen, sein rechter Arm bewegte sich im Gleichklang mit dem Bass. Die Musik erfüllte ihn, machte ihn vollständig und ganz. Art kam und stellte sich neben ihn, schlang seinen Schwanz um Gavins Bein. Er lächelte ob der Unterbrechung und kratzte den Kater hinter den Ohren. Art bog vor Vergnügen seinen Rücken durch.

Nachdem er das abendliche Ritual absolviert hatte, stellte Gavin den Ofen an, sprenkelte etwas Olivenöl in eine Glasform, legte das Hühnchen darauf und ließ es fünfundvierzig Minuten backen.

In der Zwischenzeit duschte er, schaute auf dem iPhone nach seinen E-Mails und aß dann. Er ließ sich Zeit. Das Hühnchen war heute Abend besonders gut. Dazu trank er ein eiskaltes Corona Light direkt aus der Flasche, in deren Hals er eine Zitronenspalte gesteckt hatte.

Er spülte das Geschirr ab. Es war jetzt 22:00 Uhr. Er gab sich selbst die Erlaubnis. Er war ein sehr guter Junge gewesen.

Das Vorhängeschloss an der Tür zum Keller glänzte vor Versprechungen und Schmierfett. Er steckte den Schlüssel hinein und hielt ihn beim Drehen fest, damit er nicht klapperte. Er nahm das Schloss mit sich, wobei er achtgab, mit dem Öl nicht an seine Kleidung zu kommen, denn die Flecken gingen nie wieder heraus. Er schaute sich um, dass Art nicht in der Nähe war. Er mochte es nicht, wenn der Kater in den Keller ging. Doch er sah ihn auf dem Küchentisch sitzen und sehnsüchtig auf den Platz starren, auf dem eben noch Gavins Teller gestanden hatte.

Hinter der Tür führten die Stufen in totale Schwärze. Er betätigte einen Schalter, und Licht flutete die Treppe. Er steckte das Schloss durch den Riegel an der Innenseite der Tür und drückte es zu. Es hatte keinen Sinn, ein Risiko einzugehen.

Sie schlief. Er war still, um sie nicht zu wecken. Er wollte sie sowieso nur anschauen.

Der Käfig aus Plexiglas hatte die Form eines Sargs, der durch eine längs verlaufende Trennwand in zwei gleich große Abteile geteilt wurde. Löcher im Boden dienten dem Abfluss und Löcher im Deckel der Luftzufuhr. Er stand auf einer erhöhten Plattform, die Gavin selber gebaut hatte. Der Betonfußboden hatte einen Ablauf; er musste nur Wasser durch die Öffnung strömen lassen und voilà, alles sauber. Er ließ das Wasser ein paar Minuten laufen, um die Rückstände wegzuspülen, und schaute dann wieder zu seinem Liebling hinüber.

Ihre Lippen waren aufgerissen, ihre Haare fielen aus. Sie hatte jetzt eine Woche lang kein Essen und Wasser erhalten und verbrachte immer mehr Zeit schlafend. Ihre Lethargie war erwünscht. Er freute sich schon auf den Moment, wenn ihr Leiden ein Ende hatte. Er verspürte kein wirkliches Bedürfnis, sie zu quälen. Ihr Herz musste nur einfach aufhören zu schlagen. Dann könnte er sie haben.

Er leckte sich über die Lippen und schämte sich wegen seiner Erektion.

Er atmete ihren Duft tief ein, aalte sich in der moschusartigen Süße ihres sterbenden Fleisches und ging dann zu dem Tisch in der Ecke. In dem Keller gab es weder Spinnen noch Staub, noch die übliche Muffigkeit. Gavin ließ es nicht zu. Dieser Ort war sauber. Makellos.

Der Computer, ein Mac Air, den er sich als verspätetes Weihnachtsgeschenk gegönnt hatte, erwachte zum Leben. Ein paar Tastenkombinationen auf der Tastatur, dann sprang das WiFi-System an und er war online. Bevor er die Möglichkeit hatte, seine Lesezeichen durchzugehen, klingelte sein iChat. Der Username, der auf dem Monitor erschien, lautete IlMorte69. Er und Gavin waren sehr gute Freunde. Gavin antwortete. Sein eigener Nickname hot4cold poppte rot in zehn Punkt Arial auf.

Mein Puppenhaus ist beinahe fertig, Hot. Wie steht’s bei dir?

Hey, Morte. Meins ist auch fast komplett. Ich bin gerade hier für einen Zwischencheck. War deine Reise gut?

Mein Freund, unbeschreiblich. Was für eine tolle Zeit. Aber es ist gut, wieder zu Hause zu sein.

Neue Puppen?

Eine. Köstlich. Leichter Fang. Wie eine Ratte im Keller.

Gavin zuckte zusammen. Manchmal war Morte ein wenig unsensibel. Aber was sollte man machen? Es war schwer für Gavin, mit Leuten zu reden. Die Onlinewelt war seine Auster, sein Ventil. Er hatte andere Freunde, die nicht ganz so grob waren wir Morte. Apropos … er schaute auf seine Kontaktliste und sah, dass Necro99 ebenfalls online war. Er schickte ihm ein kurzes Hallo und wandte sich dann wieder seinem Chat mit Morte zu.

Was meinst du, wann du fertig bist?

Morte antwortete beinahe sofort.

In zwei Tagen. Hast du es so gemacht, wie wir es besprochen haben? Bei der Entsorgung warst du vorsichtiger als beim Einfangen, oder?

Gavin spürte Ärger in sich aufsteigen, entspannte sich dann aber wieder. Morte hatte recht, ihn zu schelten. Er hatte immerhin einen Fehler gemacht. Er hatte schnell gelernt, dass es wichtig war, Mortes Instruktionen genau zu folgen. Sehr, sehr wichtig.

Ja, es war perfekt. Ich schicke dir ein Foto.

Er lud die Bilder hoch, und bei ihrem Anblick beschleunigte sich sein Atem. So wunderschön. Morte reagierte nach wenigen Sekunden.

Mein Gott. Das ist perfekt. Zauberhaft. Du bist ein wahrer Künstler geworden.

Danke.

Gavin errötete. Komplimente anzunehmen gehörte nicht zu seinen Stärken. Er warf einen Blick über seine Schulter, wusste, dass er zum Ende kommen musste.

Morte, ich muss los. War ein langer Tag heute.

Das denk ich mir. Pass auf dich auf. Vergiss nicht, nur noch zwei Tage. Ich erwarte Fotos!

Bye.

Ein Bild tauchte auf seinem Monitor auf – Morte hatte ihm ein Geschenk geschickt. Gavin betrachtete das Foto; seine Ohren brannten. Oh, Morte war erstaunlich gut mit der Kamera. So viel besser als er selber.

Mortes Puppe zeigte keine Animation, keine Bewegung. Ihre Augen waren geschlossen. Gavin drehte seinen Stuhl herum, damit er sein eigenes Puppenhaus sehen konnte, seine eigene Puppe, die in der Dunkelheit lag. Allein. Er musste ihr eine Freundin suchen, und zwar bald. Wenn Mortes Mädchen doch nur schwarz wäre. Mit weißem Fleisch konnte er nichts anfangen.

Ein weiteres Klingeln – dieses Mal war es die Antwort von Necro. Er fragte Gavin, wie es ihm ginge, ob es in der Community irgendwelche Neuigkeiten gäbe. Gavin sagte Nein, er habe nichts gehört. Er hatte sein Ohr aber auch nicht so sehr am Pulsschlag wie Morte – Morte war der Architekt ihrer Onlinewelt. Gavin hatte seine Freunde tief in einem verschlafenen Sex-Messagebord gefunden und war so froh, sie zu haben....

Erscheint lt. Verlag 1.10.2024
Reihe/Serie Ein Fall für Taylor Jackson
Übersetzer Ivonne Senn
Sprache deutsch
Original-Titel The Cold Room
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20.Jahrhundert • Ermittlung • Forensik • Hass • Mord • Roman • Serienkiller • Serienmörder • Spannung • Thriller • USA • Verbrechen
ISBN-10 3-8412-3481-X / 384123481X
ISBN-13 978-3-8412-3481-0 / 9783841234810
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