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Schöne Bescherung auf Compton Bobbin (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
240 Seiten
Schöffling & Co. (Verlag)
978-3-7317-0008-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schöne Bescherung auf Compton Bobbin -  Nancy Mitford
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Köstlich amüsant und very British: eine elegante Weihnachtsgesellschaft auf dem Land endet im Fiasko.  Der Schriftsteller Paul Fotheringay kann es nicht fassen: Nicht genug, dass ihn seine Angebetete Marcella verschmäht. Sein tödlich ernstes Romandebüt wird von der Presse als das lustigste Buch des Jahres gefeiert. Um zumindest seinen literarischen Ruf wiederherzustellen, recherchiert er für eine Biografie über die viktorianische Schriftstellerin Mary Bobbin und schleicht sich auf Compton Bobbin, dem Anwesen ihrer jagdbesessenen Nachfahrin, ein. Lady Bobbin organisiert dort eine Weihnachtsfeier mit wild zusammengewürfelten Gästen: Es treffen u. a. ihre rebellische Tochter Philadelphia, deren Schar an Verehrern und eine Horde ungezogener Kinder aufeinander. Und dann ist da noch Pauls Bekannte, die schöne Ex-Kurtisane Amabelle Fortescue, die ihre Feiertage zufällig in einem nahegelegenen Cottage verbringt ...  Je deutlicher wird, wie wenig die Gäste der Weihnachtsgesellschaft zusammenpassen, desto vergnüglicher die Lektüre: Nancy Mitfords zweiter Roman, erstmals 1932 veröffentlicht, ist ein köstlich amüsanter Ausflug in die Welt der Reichen und (nicht immer) Schönen. Mitfords bissiger Humor und Sinn für Situationskomik lässt kein Auge trocken.

Nancy Mitford wurde 1904 in London als älteste der später legendären Mitford-Schwestern geboren. In ihren Romanen beschrieb sie scharfzüngig das Leben der englischen und französischen Upper Class. Sie gehörte der Londoner Bohème an und war mit Evelyn Waugh befreundet, der sie zum Schreiben ermutigte. Der literarische Durchbruch gelang ihr allerdings erst 1945 mit ihrem Roman Englische Liebschaften. Mitford starb 1973 in Versailles.

Nancy Mitford wurde 1904 in London als älteste der später legendären Mitford-Schwestern geboren. In ihren Romanen beschrieb sie scharfzüngig das Leben der englischen und französischen Upper Class. Sie gehörte der Londoner Bohème an und war mit Evelyn Waugh befreundet, der sie zum Schreiben ermutigte. Der literarische Durchbruch gelang ihr allerdings erst 1945 mit ihrem Roman Englische Liebschaften. Mitford starb 1973 in Versailles.

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In der Tate Gallery gibt es einen Raum, der in diesen unbelehrbaren Zeiten kaum je gezielt angesteuert wird, sondern meist nur als Durchgang zu den französischen Gemälden der Sammlung von Sir Joseph Duveen dient. Viele Kunstliebhaber, die schon unzählige Male hindurchgeeilt sind, könnten vermutlich kein einziges der hier ausgestellten Glanzstücke der viktorianischen Kultur benennen, geschweige denn beschreiben, so sehr verweigert sich der menschliche Geist jenen Eindrücken, mit denen er nichts anfangen kann.

Und so war die Existenz dieses Raums auch Paul Fotheringay nicht bewusst gewesen, bevor er sich am 2. November hier wiederfand. An diesem Tag nahm er zum ersten Mal die unansehnlichen großformatigen Werke der »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte«-Schule wahr, die hier hingen, aufgelockert von ein paar drittklassigen Präraffaeliten und einigen sorgfältig ausgeführten Zeichnungen von Ruskin. Paul saß auf einer harten, blank polierten Bank und beobachtete eine ältere Dame, die mit mäßigem Erfolg versuchte, die hübschen, aber schlichten Gesichtszüge von Mrs Rossetti abzumalen. Denn es war Publikums-Maltag in der Tate. Paul fragte sich, wie die alte Dame es schaffte, die Farbe so wunderbar glatt aufzutragen. Sie war wirklich sehr geschickt. Bei seinen eigenen künstlerischen Versuchen mit Pinsel und Leinwand hatte er stets nur einen Haufen dicker Farbkleckse hervorgebracht, aber das war natürlich sein persönlicher Stil und, wie er meinte, kein ganz schlechter. Dennoch war er sich bewusst, dass er selbst mit größter Anstrengung die Farben niemals so ebenmäßig auftragen könnte, wie es der alten Dame scheinbar mit leichter Hand gelang.

Bald jedoch wanderten seine Gedanken von der Außenwelt zu seinem inneren Elend. Wenn ein Mann in den zwei wichtigsten Bereichen seines Lebens über das erträgliche Maß hinaus leiden muss, wenn monatelange Mühen Früchte tragen, die bitterer sind als ein Scheitern, und wenn sich im selben Moment auch noch seine Angebetete endgültig als aller Bewunderung unwürdig erweist, dann ist dieser Mann wahrhaft unglücklich.

Dies ging Paul durch den Kopf, und unter dem marternden Doppelblick von Mrs Rossetti grübelte er zum hundertsten Mal über die beiden Gründe für seine momentane Schwermut nach, nämlich das Verhalten seiner Verlobten Marcella Bracket sowie die Reaktion der Öffentlichkeit auf seinen ersten Roman Kuriose Kapriolen, der in dieser Woche erschienen war. Es war schwer zu sagen, was ihn mehr verletzte. Das Echo auf den Roman wirkte auf den ersten Blick äußerst positiv. Selbst jene Kritiker, die nicht mit ihm in Eton oder Oxford gewesen waren, hatten das Buch ausführlich und überraschend einhellig gelobt; der Scheck, den er später von seinem Verleger bekommen würde, versprach deutlich größer auszufallen als jene, die (gottlob) so oft junge Autoren davon abhalten, jemals wieder den Stift aufs Papier zu setzen. Kurz, das Buch war unzweifelhaft ein Erfolg. Aber welches Lob, welche Aussicht auf klingende Münze konnte den unglücklichen Paul darüber hinwegtrösten, dass sein Buch, dieses Kind seiner Seele, in das er mehr als ein Jahr Arbeit gesteckt hatte, in das all die Verbitterung eines leidenden Gemüts geflossen war und das, wie er meinte, mit hingebungsvollem Ernst von den feinen Schattierungen der Psyche eines jungen Mannes erzählte und sich schließlich mit dem Selbstmordpakt von Held und Heldin zu einem fast unerträglich tragischen Höhepunkt aufschwang, dass dieses Buch von allen Seiten als das witzigste und absurdeste Werk der letzten Jahre bejubelt worden war. Er, der beim Schreiben nur ein einziges Ziel vor Augen gehabt hatte, nämlich von der kleinen Schar der Gebildeten und Kultivierten aufrichtigen Beifall zu erhalten, stand jetzt als Clown und Witzbold da und musste das Gekicher und Gejohle des Pöbels ertragen.

Seine Augen füllten sich mit Tränen, während er noch Mrs Rossettis Gesicht anstarrte, sodass ihre Züge verschwammen und ihr wolliges Haar noch wolliger wurde, und bekümmert dachte er daran zurück, wie ein Kritiker nach dem anderen ihn als den neuen Humoristen und sein Buch als das komischste Buch des Monats beschrieben hatte. Traurig zog er ein Bündel Zeitungsausschnitte aus der Tasche. Er kannte sie längst auswendig, und sie noch einmal anzusehen war, als würde man auf einen entzündeten Zahn drücken in der Hoffnung, dass der Schmerz vielleicht doch nicht unerträglich ist.

 

 

WITZIGER ROMAN EINES NEUEN SCHRIFTSTELLERS

 

Eine willkommene Abwechslung zur Düsternis von Miss Lions Tragödie auf dem Bauernhof beschert uns Paul Fotheringay mit seinem ersten Roman, Kuriose Kapriolen, der amüsantesten Neuerscheinung seit Monaten. Die launige Komödie ist durchweg humorvoll und wird sicherlich den Weg ins Bücherregal all jener Leser finden, die eine gute Schmunzellektüre zu schätzen wissen.

 

 

AMÜSANTER DEBÜTROMAN

 

… Und so konnte auch ich nicht umhin, angesichts der absurden Abenteuer von Mr Fotheringays Helden Leander Belmont mehrfach in lautes Lachen auszubrechen … Auch wenn Kuriose Kapriolen wenig bis gar nichts mit dem wahren Leben zu tun hat, muss man dem Autor für eine so witzige Geschichte überaus dankbar sein.

 

 

EHEMALIGER STUDENT DEBÜTIERT ALS HUMORIST

 

 

Paul Fotheringays erster Roman Kuriose Kapriolen (Fodder & Shuttlecock, 7 Shilling 6 Pence) ist eines der unterhaltsamsten Bücher, die ich als Kritiker jemals zu lesen das Vergnügen hatte. Es erinnerte mich hier und da an die lustigsten Szenen bei Mr Wodehouse, hier und da an die zynischsten bei Mr Evelyn Waugh und war dabei dennoch von einer verblüffenden Originalität. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und werde es so bald wie möglich noch einmal lesen. Kuriose Kapriolen ist die Geschichte des verarmten jungen Aristokraten Lord Leander Belmont, der nach seinem Abschluss in Oxford keine angemessenere Arbeit findet als die eines Assistenten in einem Pfandleihhaus … Lord Leander ist eine ungemein komische Figur und seine Verlobte Clara ebenso. Insbesondere das letzte Kapitel, in dem sie sich in der Themse ertränken wollen, dank der Wachsamkeit der Wasserschutzpolizei aber nichts Tragischeres als ein Schlammbad zustande bringen, ist ein humoristisches Meisterstück. Ich habe gelacht, bis ich es buchstäblich nicht mehr aushalten konnte …

 

Verbittert erinnerte Paul sich daran, wie er dieses letzte Kapitel verfasst hatte, wie er die ganze Nacht hindurch an der richtigen Mischung aus Tragödie und Pathos gefeilt hatte. Beim Schreiben waren ihm die Tränen über die Wangen gelaufen. Die Verzweiflung zweier an ihrem Schicksal zerbrechender Seelen, denen es nicht einmal gelingt, aus einer Welt zu entfliehen, in der sie nichts mehr hält, schien ihm ein erhabenes, wunderschönes und bewegendes Thema zu sein. Aber absolut niemand, kein einziger Mensch hatte auch nur ansatzweise verstanden, was er ausdrücken wollte.

Er steckte die Zeitungsausschnitte wieder in die Tasche und zog einen Brief heraus, der seine Gedanken in noch schmerzlichere Bahnen lenkte.

 

Liebster Paul, (stand da,)

 

wie lieb von dir, mir ein Exemplar von Kuriose Kapriolen zu schicken – ich war ganz aus dem Häuschen, als ich die Widmung las, was für eine tolle Überraschung. Ich hoffe, dass es den Riesenerfolg hat, den es zweifellos verdient, ich persönlich fand es unendlich komisch. Ich habe von Anfang bis Ende gebrüllt vor Lachen. Ich wusste gar nicht, dass du so etwas Witziges schreiben kannst. Muss jetzt los, mein Schatz, ich gehe mit Eddie aus, also alles Liebe und viele Küsse von

 

Marcella

P. S. – Bis bald mal wieder.

 

Paul stieß einen tiefen Seufzer aus. Dass die Frau, für die er eine so verwirrende Bewunderung empfand, sein Buch auf diese Weise lächerlich machte, war ein Schlag, wenn auch kein tödlicher; um ehrlich zu sein, hatte er nie allzu große Stücke auf ihre geistigen Fähigkeiten gehalten. Unglücklich war er vor allem wegen der Grausamkeit und der Herablassung, mit der sie ihn behandelte.

Marcella Bracket besaß die schlimmsten Eigenschaften einer Großwildjägerin, und das in einem für ihr jugendliches Alter (sie war zweiundzwanzig) außerordentlichen Maß. Sie gehörte zur seltenen und unangenehmen Spezies des hohlköpfigen intellektuellen Snobs. Was für den gewöhnlichen Snob Earls und Marquis sind, waren für sie Dichter und Maler; sie wollte unbedingt zu den Kreisen gehören, die sie für die »geistige Elite« hielt, und von Berühmtheiten angebetet werden. Doch während sie über ihre Eltern einige Earls und Marquis kannte, war es ihr zu ihrem Leidwesen bisher noch nicht gelungen, auch nur die entfernteste Bekanntschaft mit einem Literaten zu schließen, und der einzige achtbare Künstler, dem sie je vorgestellt worden war, hatte sich nicht darum gerissen, ein Porträt von ihr anzufertigen. Daher sah sie im armen Paul, der sich aus vollkommen unverständlichen Gründen auf den ersten Blick in sie verliebt hatte, die verheißungsvolle unterste Sprosse jener Leiter des gesellschaftlichen Erfolgs, die sie so gerne erklimmen wollte. Sie ließ ihn sogar glauben, sie seien heimlich verlobt, damit sie mit ihm und seinen Freunden, die sie schon lange hatte kennenlernen wollen, umherziehen konnte und um sich von ihm bestimmte Floskeln und...

Erscheint lt. Verlag 17.9.2024
Übersetzer Eva Regul
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Cotswolds • Gesellschaftskomödie • Großbritannien • Klassiker • Mitford-Schwestern • Weihnachten • Winter
ISBN-10 3-7317-0008-5 / 3731700085
ISBN-13 978-3-7317-0008-1 / 9783731700081
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