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Schattenschwester (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
500 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-32000-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
(CHF 12,65)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
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Zwei gefährliche Schwestern, ein Waisenhaus voller Geheimnisse und eine Ermittlerin, die nie aufgibt: ein Fall für Idun Lind!
Elvira verschwand vor drei Jahren spurlos aus einem Kinderheim. Dann stürzt sie bei einer Trauung vom Kirchturm in den Tod. Hat die junge Frau sich das Leben genommen, oder wurde sie ermordet? Kommissarin Idun Lind beginnt mit ihrem Partner Calle Brand im Kinderheim zu ermitteln, wo sich ein verstörendes psychologisches Porträt von Elvira abzeichnet. Da findet Idun heraus, dass erst vor wenigen Monaten noch ein Mädchen aus dem Heim verschwand - und die Kriminalkommissarin ahnt nicht, in welch schrecklichem Gefängnis sich das Kind befindet ...

Idun Lind und Calle Brand sind ein unschlagbares Team - erfahren Sie in »Apfelmädchen«, wie die beiden ihren ersten Fall lösen.

Tina N. Martin wurde 1980 geboren und lebt in der Stadt Boden an der schwedischen Grenze zu Finnland. Dort spielt auch ihre Thriller-Reihe über die Kriminalkommissarin Idun Lind, die in »Apfelmädchen« erstmals ermittelt. Tina N. Martins Debütroman schlug in ihrem Heimatland ein wie eine Bombe: Leser*innen wie Kritiker*innen begeisterten sich so sehr für »Apfelmädchen«, dass der Thriller Platz 1 der schwedischen Bestsellerliste erreichte. Auch die deutsche Ausgabe befand sich wochenlang unter den Top 10 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Wenn Tina N. Martin nicht schreibt, arbeitet die studierte Literaturwissenschaftlerin als Lehrerin an einer Schule in Boden.

Elvira Lind hat beschlossen zu sterben. Der Gedanke ist ihr über die Jahre öfter gekommen und jedes Mal wieder verflogen, doch nach sechs Monaten innerhalb geschlossener Mauern und hinter vergitterten Türen steht ihr Entschluss fest. Heute ist es so weit: Sie will das Bettlaken durch den Gittereinsatz in der Tür schlingen, hat schon kontrolliert, ob es hält, und sichergestellt, dass die Tür ihr Gewicht tragen kann, obwohl sie derzeit mehr wiegt denn je.

Im Grunde hätte sie sich bereits tags zuvor umbringen können, doch sie wollte ein letztes Mal das befreiende Gefühl des Einschlafens erleben und das Grauen verspüren, an einem weiteren Tag aufzuwachen, an einem letzten Morgen voller Panik angesichts ihrer Lage, einfach um sich selbst davon zu überzeugen, dass der Tod die einzig richtige Entscheidung ist. Endlich hat ihre Lebensangst ein Ende. Elvira hat nie verstanden, warum es Todesangst heißt, wenn es doch das Leben ist, das einem Angst macht.

Eine Kindheitserinnerung flackert auf, in der ihre Mutter eine Rolle spielt. Elvira versucht, sie festzuhalten, kann sie aber nicht vollends greifen und ärgert sich, als die Erinnerung ihr prompt wieder entgleitet. Von allen Dingen, die sie im Leben vermisst hat, macht dies ihr den größten Kummer: keine Mutter gehabt zu haben, die gesund, stark und liebevoll war. Elvira weiß natürlich, dass ihre Mutter krank war, dass das Problem in ihrem Kopf steckte und all die Unzulänglichkeiten nur darauf zurückzuführen waren. Dass die blöde Kuh vom Jugendamt nur deshalb der Ansicht war, Elvira könne nicht zu Hause wohnen bleiben. Kranke Mütter verlieren das Sorgerecht für ihre Kinder, während Väter mit allem davonkommen.

Elvira hat oft darüber nachgedacht, wie es hätte werden können, wenn ihre Mutter nicht krank gewesen wäre. Womöglich hätte sie Zimtschnecken gebacken, sie vom Hort abgeholt, zum Fußballtraining und zu Freundinnen gefahren, an Elviras Geburtstagen Luftballons aufgeblasen. Ohne die Krankheit hätte sie Elvira die Haare geflochten, ihr im Sommer die verschrammten Knie verpflastert, im Dezember mit ihr zusammen den Weihnachtsbaum geschmückt, Sahnebonbons gekocht und Geschenke eingepackt. Doch nichts dergleichen hat ihre Mutter gemacht. Weil sie krank war, im Kopf und in der Seele.

Elvira stemmt die Hände auf die Matratze und steht auf. Ihr Bauch sieht aus wie ein Wasserball, die Haut ist gerissen. Immer noch sechs Wochen Schwangerschaft. Es zieht im Kreuz, wenn sie sich bewegt. Gestern hatte sie eine Zwischenblutung und musste heulen, weil die nicht früher eingesetzt hatte. Sie hatte lange gehofft, eine Fehlgeburt zu erleiden, am Ende jedoch einsehen müssen, dass es dazu nicht kommen würde. Elvira weiß genau, dass sie nicht Mutter werden kann, nicht Mutter werden darf. Sie darf nicht riskieren, dass ihr Kind ähnlich aufwachsen muss wie sie selbst. Außerdem sitzt sie hinter Gittern, innerhalb geschlossener Mauern in klammen Räumen tief unter der Erde. Hier unten kann doch kein Mensch als Elternteil funktionieren – ganz gleich, ob man krank in der Seele ist oder nicht.

Noch ist es Nacht, noch ist keine Klaviermusik aus den Lautsprechern gekommen. Der Schein der gedimmten Lampe draußen im Aufenthaltsraum fällt durch die Gittertür und wirft ein verzerrtes Schattennetz auf den Steinboden. Elviras Zimmer ist klein und kühl, es gibt ein Bett, eine Toilette und ein Waschbecken aus Edelstahl, nichts weiter. Elvira weiß, dass die Tür abgeschlossen ist, aber das macht nichts. Man kann sich trotzdem ganz hervorragend daran erhängen.

Sie dreht sich um und will gerade das Laken abziehen, als sich etwas tief in ihrem Innern verkrampft. Schon in der nächsten Sekunde rauscht das Fruchtwasser aus ihr hinaus. Sie ist verdattert und fasziniert zugleich: Es ist so viel, dass es vom Boden bis hoch zu den Oberschenkeln zurückspritzt. Als sich die erste Wehe in ihr Kreuz krallt, schlägt die Faszination um in Panik. Die Schmerzen sind übermächtig und kommen nicht annähernd so zögerlich, wie es in dem Geburtsratgeber stand, der auf dem Boden neben ihrem Bett liegt. Elvira gerät ins Wanken, muss sich an der Wand abstützen, und allmählich dämmert ihr, dass Eile geboten ist. Sie muss sofort das Laken aufhängen, durchs Gitter ziehen, erst einen ordentlichen Knoten und darunter eine ausreichend große Schlinge binden.

Sie beugt sich vor, bekommt das Laken jedoch nicht mehr zu fassen, weil bereits die nächste Wehe einsetzt – so heftig, dass ihre Knie weich werden. Elvira sinkt laut stöhnend zu Boden, und ihr kommen die Tränen. Das hätte nicht passieren dürfen, sie kann dieses Kind nicht gebären, es muss in ihr sterben.

Sie schließt die Augen und versucht, alle Kraft zusammenzunehmen. Will aufstehen und das Laken abziehen, ehe die nächste Wehe kommt. Den Schmerzen die Stirn bieten und spüren, wie sie wieder verebben, und dann sofort die Tür in Angriff nehmen. Vielleicht schafft sie den Knoten, bevor die nächste Wehe einsetzt – die wird sie an der Tür über sich ergehen lassen, den Schmerz ertragen und dann die Schlinge binden. Drei Schmerzenswellen, schlimmstenfalls vier, so viel muss sie noch aushalten, dann ist es ausgestanden, und sie darf wieder schlafen: mit dem Laken um den Hals und dem ungeborenen Kind für alle Ewigkeit in ihrem Bauch.

Unwillkürlich schießt ihr durch den Kopf, wie ungewohnt es sich anfühlt, einen echten Plan zu haben, als auch schon die nächste Wehe einsetzt – und das mit solcher Wucht, dass ihr schwarz vor Augen wird. Es ist fast, als krampfte ihr ganzer Leib. Ihr Rücken zwingt sie, sich hintüberzustrecken. Elvira presst die Augen zu, versucht, die Sekunden zu zählen, doch der Schmerz ist unerbittlich. Stöhnend legt sie sich auf die Seite, und dann schreit sie den Irrsinn, der sich immer fester um ihr Kreuz und um ihren Bauch legt, hemmungslos hinaus. Kaum dass die Welle zu verebben beginnt, rollt die nächste heran – sie kommen so schnell hintereinander, dass es nicht mehr zu ertragen ist. Es zerreißt sie, und es fühlt sich an, als würde ihr Rücken schier explodieren. Elvira hört sich selbst schreien und beißt sich in die Wangen, bis die Haut komplett wund ist.

Zwei weitere Wellen, und sie kann dem Druck nicht länger standhalten. Sie stößt einen Schrei aus, bei dem ihre Stimme bricht, irgendwas passiert mit ihren Beinen, sie zittern unkontrolliert. Stöhnend wälzt sie sich auf den Rücken, legt die Hände unter die Oberschenkel und zieht die Knie an. Übelkeit steigt in ihr auf, und sie fühlt sich, als würden ihr die Augen aus dem Schädel platzen. Sie dreht den Kopf zur Seite, kotzt auf den Boden, heult und würgt. Stirbt sie jetzt? Auch gut, das wollte sie ohnehin.

Es folgen mehrere merkwürdige Minuten der Stille; Elvira liegt auf dem Steinboden auf dem Rücken, atmet durch den Mund, schließt die Augen, und ihr dämmert, dass es keinen Zweck mehr hat zu kämpfen. Die Zimmerdecke scheint Wellen zu schlagen, die Wände wölben sich, und sie ahnt, dass jetzt das Kind kommen wird. Sie hofft nur, dass es tot zur Welt kommt und dass es schnell geht.

Als die Schmerzen abermals einsetzen, fühlen sie sich anders an. Das Krampfen tut nicht mehr ganz so weh wie zuvor, mit einem Mal scheint ihr Körper zu funktionieren, er presst wie von selbst nach unten, scheint ganz von allein zu wissen, was er tun muss. Elvira greift erneut unter ihre Schenkel und zieht das Kinn in Richtung Brustkorb. Sie will schreien, kann aber nicht mehr, ihr Mund öffnet sich nicht, ihr ganzes Gesicht zieht sich zusammen. Sie schreit durch die Nase, und es ist, als würde ihr Unterleib in Flammen stehen. Bei der nächsten Wehe verliert sie die Kontrolle, spürt, wie ihr Unterleib zerreißt, als der Kopf des Kindes aus ihr herausgleitet. Es geht zu schnell – eine Geburt soll bis zu einem ganzen Tag andauern, wenn es das erste Kind ist, so steht es in ihrem Buch. Elvira wird das Buch in Fetzen reißen, sobald diese Hölle ausgestanden ist. Sie ist siebzehn und liegt mutterseelenallein auf einem Steinboden. Eingesperrt und mit Lebensangst.

Als sich die nächste Wehe anbahnt, holt sie tief Luft. Die Schmerzen lodern, und über die Tränen hinweg stöhnt sie laut auf, als der kleine Körper aus ihr hinausgleitet. Dann urplötzlich entspannt sie sich, obwohl ihr Unterleib immer noch schmerzt wie eine klaffende Wunde. Elvira schließt die Augen, lässt ihre Beine los, lehnt sich zurück und gestattet sich einen Moment der Ruhe auf dem kalten Boden.

Herr im Himmel.

Es ist vorbei.

Sie möchte nur einen Augenblick lang durchatmen, ehe sie sich wieder ihrem Tod widmen will. Dem Laken um ihren Hals. Es ist lange her, seit sie sich etwas so sehr gewünscht hat.

Ein Gurgeln zwischen ihren Beinen. Es klingt kümmerlich und schwach. Langsam schlägt Elvira die Augen auf, überlegt kurz, liegen zu bleiben, stemmt sich dann aber unter enormen Mühen schwerfällig hoch.

Bereits im nächsten Moment hört alles um sie herum auf zu existieren. Zwischen Elviras Beinen liegt ein kleines Mädchen: nackt und schrumpelig, mit vollem Haarschopf und zugekniffenen Augen. Die dünnen Ärmchen bewegen sich langsam, die Fäuste sind geballt, die Haut ist glitschig und flammend rot. Es ist, als würde das Herz in Elviras Brust explodieren. Nie zuvor hat sie etwas Schöneres gesehen.

Sie streckt sich nach dem Mädchen aus, schiebt ihm die Hände ungeschickt unter den Rücken, und ihre Arme zittern, als sie den kleinen Körper hochhebt. Sie ist übervorsichtig, als bestünde das Mädchen aus feinstem Glas. Als sie es sich an die Brust legt, fängt die Kleine an zu schreien. Erst ist es ein zittriger Laut, doch sowie die Lunge sich füllt, wird er stärker. Elvira schluchzt vor Erleichterung,...

Erscheint lt. Verlag 27.12.2024
Reihe/Serie Kommissarin Lind ermittelt
Übersetzer Leena Flegler
Sprache deutsch
Original-Titel Sorgsystern
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • Anne Mette Hancock • eBooks • Faber Pedersen • Frida Skybäck • Geschwister • Henning Mankell • Holm Bolther • Idun Lind • Jan-Erik Fjell • Johanna Mo • Katrine Engberg • Kinderheim • kinder pflege • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Lina Bengtsdotter • mariette lindstein • Neuerscheinung • Schweden • Schwestern • Skandinavien Krimi • skandinavien thriller • Søren Sveistrup • Spannung aus Schweden • Stieg Larsson • Thriller • thriller neuerscheinung 2025 • Waisenhaus • weibliche Ermittler
ISBN-10 3-641-32000-3 / 3641320003
ISBN-13 978-3-641-32000-3 / 9783641320003
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