Der Mörder ist selten der Gärtner (eBook)
367 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-6107-9 (ISBN)
Landurlaub mit Leiche
Mit Herzblut betreibt Esther Dumanski die Pension »Sonnenblume« in der Nähe des Starnberger Sees. Allerdings liegt die Herberge abgelegen in einem Wald und hat alles andere als Seeblick. Als dann noch akute Geldnot bei den Dumanskis Einzug hält, hat die begeisterte Hobby-Gärtnerin Esther die Idee, Landurlaub gepaart mit Gartenkursen anzubieten - als Schnupperkurse für neugierige Städter und Stressabbau für überbeanspruchte Büromenschen. Der Plan scheint aufzugehen: Schon bald tritt die erste Gruppe Garten-Fans ihren Urlaub bei Esther an. Leider dauert es nicht lange, bis die Naturerholung erheblich gestört wird, denn die Truppe findet eine Leiche im benachbarten Wald. Da stellt sich die Frage: Ist der Mörder etwa einer von ihnen?
Ein humorvoller Krimi zum Trendthema Gärtnern
<p><strong>Thomas J. Fraunhoffer</strong>, Jahrgang 1971, ist seit 1990 Polizeibeamter im Freistaat Bayern. Er lebt mit Ehefrau, zwei Miniponys und einer Krimikatze auf dem Land in der Nähe von Augsburg.</p>
KAPITEL 3
Aaron Krapf stieg auf der Beifahrerseite aus dem klimatisierten Jeep und streckte sich. Es fühlte sich an, als hätte er den brasilianischen Regenwald betreten, sein T-Shirt klebte augenblicklich am Körper. Hinten schälten sich seine Begleiter Cindy Adler und Rochus Friesenstein aus den Sitzen. Die beiden hatte er am Starnberger Bahnhof kennengelernt, als sie auf ihren Chauffeur von der Pension Sonnenblume warteten, einen Julius Dumanski.
»Ganz schön warm«, meinte Cindy, auf deren Stirn sich sofort Schweißperlen bildeten.
»Besser als frieren«, sagte Rochus, ein Hüne von knapp zwei Metern, der von seinem Aussehen her gut als Statist in einen Wikingerfilm gepasst hätte. Eine blonde Mähne, die einen Löwen neidisch gemacht hätte, das Gesicht eingerahmt von einem wilden Vollbart, der unten in drei kleinen Zöpfen auslief. Aaron schätzte ihn auf Anfang vierzig. Da er Friseur war, begutachtete Aaron zuerst immer die Haare seines Gegenübers, und da hätte er bei Rochus den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag gehabt. Ein Schnitt hier oder da würde dem Blonden gut stehen. Vielleicht sogar ein Zopf, um nicht gar so angsteinflößend rüberzukommen. Obwohl die klaren blauen Augen extreme Freundlichkeit ausstrahlten.
Cindy dagegen hatte einen Pixie-Cut, eine schwarze Kurzhaarfrisur, oben etwas länger, dafür an den Seiten und am Hinterkopf kurz rasiert. Ihr goldenes Nasenpiercing glänzte in der Sonne. Am linken Ohr trug sie einen auffallenden Stecker in Form einer silbernen Schlange, die sich an der Rückseite nach oben schlängelte. Der Schlangenkopf mit dem geöffneten Maul beugte sich über das Ohr an der Vorderseite nach unten. Es machte den Eindruck, als wollte die Schlange in die Ohrmuschel beißen. Das rechte Ohr war mit sechs silbernen Steckern verziert. Der Blick von Cindys braunen Augen war hellwach und neugierig.
Julius Dumanski schlug die Fahrertür zu und machte eine ausholende Bewegung. »Willkommen in der Pension Sonnenblume, meine lieben Freunde.«
»Wirklich nett«, kommentierte Aaron, der ehrlich überrascht war über diese kleine Perle im Nirgendwo. Nach der holprigen Irrfahrt durch einen dunklen Wald öffnete sich wie eine Oase vor ihnen eine Lichtung, auf der sie nicht nur die gepflegte Pension mit einem gekiesten Parkplatz vorfanden, sondern auch eine Garage mitsamt Carport. Dahinter glitzerte das Wasser eines kleinen Sees in der Sonne, die direkt auf die Lichtung schien. Libellen huschten im Zickzack über die Oberfläche. Zwei Enten watschelten trötend an Aaron vorbei, ihr Ziel war offensichtlich das kühle Nass, denn sie bewegten sich zielstrebig auf den Weiher zu.
Der Ziegelbau der Pension war an der oberen Hälfte mit Holz verschalt, die untere in einem freundlichen Gelbton gestrichen. Das Dach war mit rostroten Biberschwanz-Ziegeln gedeckt, eine hölzerne Treppe führte zum Haupteingang mit offener Doppeltür. Direkt daneben flankierten zwei Olivenbäume in Terrakottakübeln eine Holzbank, auf der eine rote Katze im Schatten döste.
In diesem Augenblick fuhr eine Limousine auf den viereckigen Hof und parkte neben ihnen. Kies knirschte unter den Reifen. »Großer Gott, wo bin ich da gelandet?«, maulte der Fahrer, als er sich aus dem Fahrersitz zwängte und schnaufend die Arme aufs Wagendach legte. »Das ist ja am Arsch der Welt!« Der Kerl hatte eine gedrungene Statur, die in einen hellgrauen Anzug gequetscht war, und eine Glatze, auf der Schweißperlen glitzerten. Aus einer zerknitterten Zigarettenschachtel fingerte er einen Glimmstängel, zündete ihn mit einem Zippo-Feuerzeug an und inhalierte mit geschlossenen Augen. »Tut das gut«, sagte er und blies Rauchwolken in den strahlend blauen Himmel.
»Sie wollen zu uns?«, fragte Julius Dumanski.
»Von wollen kann keine Rede sein. Meine Frau hat mir diesen Wahnsinns-Trip eingeredet und einfach so gebucht, ohne mich zu fragen. Sie meint, ich stehe kurz vor dem Burn-out und soll mir ein Hobby suchen, bei dem ich mich wieder erden kann. Pffft, ausgerechnet ein Gartenseminar hat sie für mich ausgesucht. Wie soll ich da runterkommen, ich hasse Gartenarbeit, das erledigt bei uns meine Frau. Dann schickt sie mich für einen Entspannungskurs an den Starnberger See. Okay, sage ich mir, ist sicher ganz nett da in Bayern, genieße ich halt von meinem Zimmer den Blick aufs Wasser. Aber wo lande ich? Nichts als Bäume hier.« Er nahm erneut einen tiefen Zug an seiner Zigarette.
Aaron hätte sich nicht gewundert, wenn der Typ sie einfach aufgegessen hätte, so gierig, wie er daran zog.
»Sie hätten Ihrer Frau widersprechen können«, merkte Julius mit einem Schmunzeln im Gesicht an.
»Widerrede? Zwecklos! Sie kennen meine Frau nicht.«
»Nein, kenne ich nicht«, antwortete Julius. »Aber ich bin sicher, meine Frau wird Sie …«
»Ja, ja, ja«, unterbrach ihn der grobe Klotz unhöflich und schnippte den Zigarettenstummel in den Kies.
Aaron wollte dem Kerl, den er auf Anfang fünfzig schätzte, bereits eine entsprechende Erwiderung entgegenschleudern, da kam ihm Cindy zuvor.
»Kannst ja wieder umdrehen zu deiner Frau, wenn es dir dort besser gefällt«, wies sie den Mann zurecht und stemmte die Hände in die Hüfte. »Außerdem wirft man keine Kippen weg, das ist schädlich für die Umwelt. Schon mal was von Grundwasserverunreinigung gehört? Das Gift einer einzigen Dreckskippe verschmutzt bis zu sechzig Liter Grundwasser.«
Die Kleine gefiel Aaron, er lächelte sie an.
»Gebucht ist gebucht, das Geld ist bereits überwiesen, jedenfalls eine Anzahlung. Ich will schon sehen, wofür ich die Kohle abdrücke. Bin schließlich Geschäftsmann«, sagte der Grobian stolz, machte aber keinerlei Anstalten, die Kippe aufzuheben.
»Aha, ein Geschäftsmann«, machte Cindy und verdrehte die Augen.
»Die junge Dame hat recht, was die Giftigkeit einer Zigarettenkippe angeht«, sprang ihr der Hausherr zur Seite. »Auch das Pflanzenwachstum wird negativ beeinflusst. Und das wollen wir doch nicht. Vor allem, weil wir hier bei einem Gartenseminar sind. Nicht wahr?« Julius blickte zuerst den Kerl, dann die am Boden glühende Kippe an. »Außerdem wollen Sie meine Frau nicht wütend erleben, glauben Sie mir. Weggeworfene Glimmstängel können gefährlich für Vögel und Enten werden, wenn sie sich die schnappen. Meine Esther reagiert extrem dünnhäutig auf so was.«
»Nicht zu vergessen die Brandgefahr«, mahnte Cindy. »Wir haben eine Arschhitze und sind mitten im Wald. Eine achtlos weggeworfene Zigarette, die noch glimmt, kann einen Brand auslösen, weshalb es absolut in Ordnung ist, dass solche Missetäter ein saftiges Bußgeld zahlen müssen. Ich überlege gerade stark, Denunziantin zu werden.«
»Okay, ich geb mich geschlagen.« Mühsam bückte er sich, hob die Kippe auf und sah sich suchend nach einem Mülleimer oder dergleichen um.
Cindy deutete auf seinen Wagen. »Haste keinen Aschenbecher in deiner Karre?«
Schweigend öffnete der Kerl die Fahrertür und entsorgte die Kippe.
Aaron schmunzelte. Der Entspannungskurs begann vielversprechend, das konnte noch heiter werden. Noch keine fünf Minuten vor Ort, und schon knisterte es unter den Teilnehmern.
»Hey, Smokey-Joe, ich bin übrigens die Cindy«, stellte sie sich vor und streckte dem Mann die Hand entgegen. »Ich finde, es gehört sich, die Namen voneinander zu kennen, da streitet es sich besser.«
Der Kerl betrachtete einen Augenblick die Hand, dann schüttelte er sie kräftig. »Will mal nicht so sein, wir hatten einen schlechten Start«, brummte er. »Schieben wir es mal auf die lange Anfahrt und die Hitze.« Er wischte sich mit der Handfläche den Schweiß von der Stirn. »Kohnle. Jan Kohnle aus Heidelberg. Cindy, ich bleib auch beim Du, denn ich nehme an, wir spielen alle im selben Team und wollen dieses Seminar besuchen?«
»Ich denke, Smokey-Joe hat einen Entspannungskurs bitter nötig«, raunte Cindy Aaron ins Ohr, als Kohnle sein Gepäck aus dem Kofferraum wuchtete.
»Das habe ich gehört«, rief er ihr über die Schulter zu. »Wenn, dann Smokey-Jan.«
»Smokey-Joe gefällt mir besser«, beharrte sie und lachte. »Gutes Gehör hast du ja.«
»Glücklicherweise waren die Wegweiser zur Pension richtig angebracht, sonst hätten Sie sich wirklich verfahren, Herr Kohnle«, blieb Julius beim förmlichen Sie, wie Aaron bemerkte. »Der Wald ist das reinste Labyrinth. Manchmal machen sich Jugendliche aus der Umgebung einen Spaß daraus, die Schilder zu vertauschen.«
In diesem Augenblick kam eine rothaarige Frau aus dem Haus gelaufen. »Meine Gartenfreunde«, rief sie ihnen entgegen. »Schön, dass ihr da seid. Mein Name ist Esther Dumanski. Meinen Mann Julius habt ihr bereits kennengelernt.« Sie schüttelte jedem die Hand. Ihr Gesicht war sonnengebräunt und voller Sommersprossen, auf der Nase saß eine Brille mit hellgrünem Gestell.
Die Frau erinnerte Aaron an eine Schauspielerin, allerdings kam er nicht drauf, welche.
Als sie dem Geschäftsmann die Hand reichte, brummte der ein »Dumanski klingt nicht gerade bayerisch«.
»Meinen Mädchennamen Grundlbauer als Alternative fand ich auch nicht gerade prickelnd«, gab sie lachend zurück. »Mein Mann stammt ursprünglich aus Duisburg.«
»Dumanski klingt fast wie Schimanski«, sagte Cindy schmunzelnd.
»So ungefähr«, antwortete Esther. »Da wir in den nächsten Tagen viel Zeit zusammen verbringen werden, schlage ich vor, dass wir uns beim Vornamen anreden und Du sagen. Nachdem ihr auf den Zimmern wart und euch ein wenig ausgeruht habt, führe ich euch gerne...
Erscheint lt. Verlag | 28.2.2025 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Amateurdetektive • Bayern • Garten-Krimi • Gärtner-Krimi • Hobby-Ermittler • Krimis • Regionalkrimi • Starnberger See • Thematischer Krimi |
ISBN-10 | 3-7517-6107-1 / 3751761071 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6107-9 / 9783751761079 |
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Größe: 985 KB
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