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Schwarze Wut (eBook)

Thriller | Ein weiterer spannungsgeladener Roman der SPIEGEL-Bestsellerautorin – Will Trent im Einsatz

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
512 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0804-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schwarze Wut - Karin Slaughter
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Special Agent Will Trent muss sich in Macon, Georgia, als krimineller Biker getarnt in einen Drogenring einschleusen, um die Drahtzieher vor Ort zu entlarven. Doch undercover holen Will seine eigenen Dämonen ein - und schon bald sieht er sich mit der Möglichkeit konfrontiert, von Sara Linton, der Frau, die er liebt, enttarnt zu werden. Denn Saras Stiefsohn schwebt in Gefahr, und sie wird plötzlich ebenfalls in Wills Fall verwickelt. Doch scheinbar stehen die beiden dieses Mal auf gegnerischen Seiten ...



Karin Slaughter ist eine der weltweit berühmtesten Autorinnen und Schöpferin von über 20 New York Times-Bestseller-Romanen. Dazu zählen »Cop Town«, der für den Edgar Allan Poe Award nominiert war, sowie die Thriller »Die gute Tochter« und »Pretty Girls«. Ihre Bücher erscheinen in 120 Ländern und haben sich über 40 Millionen Mal verkauft. Ihr internationaler Bestseller »Ein Teil von ihr« ist 2022 als Serie mit Toni Collette auf Platz 1 bei Netflix eingestiegen. Eine Adaption ihrer Bestseller-Serie um den Ermittler Will Trent läuft derzeit erfolgreich auf Disney+, weitere filmische Projekte werden entwickelt. Slaughter setzt sich als Gründerin der Non-Profit-Organisation »Save the Libraries« für den Erhalt und die Förderung von Bibliotheken ein. Die Autorin stammt aus Georgia und lebt in Atlanta. Mehr Informationen zur Autorin gibt es unter www.karinslaughter.com

2.


Donnerstag

Atlanta, Georgia

Aufzüge in Krankenhäusern waren notorisch unzuverlässig, aber Sara Linton hatte den Eindruck, dass es in den Aufzügen im Grady Memorial in Atlanta ganz besonders knirschte. Trotzdem drückte sie wie ein Spielsüchtiger vor einem Automaten jedes Mal wieder in der vagen Hoffnung auf die Knöpfe, dass die Türen sich so schneller öffneten.

»Na, komm schon«, murmelte Sara und starrte die Nummern über der Tür an, als könnte sie sie dazu zwingen, auf sieben zu springen. Mit den Händen in den Taschen ihres weißen Laborkittels stand sie da, während die Anzeige auf zehn sprang, auf neun und dann bei acht stehen blieb.

Sara tippte mit dem Fuß auf den Boden und sah auf die Uhr. Und dann packte sie das kalte Grauen, als sie Oliver Gittings durch die Aufzugtür treten sah.

Als fest angestellte Kinderärztin in der Notaufnahme des Grady Hospital war Sara verantwortlich für eine Gruppe von Studenten, die sich – trotz gewisser Indizien, die auf das Gegenteil hindeuteten – einbildeten, eines Tages Ärzte werden zu wollen. Die Nachtschichten waren besonders mühsam. Der Mond hatte etwas an sich, das ihre kleinen Hirne in Brei zu verwandeln schien. Sara fragte sich oft, wie einige von ihnen es überhaupt schafften, sich alleine anzuziehen, geschweige denn die Aufnahmeprüfungen für die medizinische Fakultät gemeistert hatten.

Oliver Gittings war eines der besseren Beispiele. Oder der schlimmeren, wie es öfter der Fall war. In den letzten acht Stunden hatte er es geschafft, sich eine Urinprobe über den Kittel zu kippen und sich versehentlich ein steriles Tuch an den Ärmel zu nähen. Zumindest hoffte sie, dass es ein Versehen gewesen war.

»Dr. Linton …«

»Kommen Sie mit«, sagte Sara, verließ den Aufzug und ging zur Treppe.

»Wie gut, dass ich Sie gefunden habe.« Oliver rannte hinter ihr her wie ein eifriges Hündchen. »Es hat sich da ein interessanter Fall ergeben …«

Oliver fand all seine Fälle interessant.

»Geben Sie mir die Eckdaten.«

»Ein sechsjähriges Mädchen«, sagte er und zog zweimal an der Ausgangstür, bevor er merkte, dass sie in die andere Richtung aufging. »Dom erzählt, das Mädchen hat sie mitten in der Nacht geweckt, weil sie einen Schluck Wasser will. Sie gehen die Treppe runter. Das Mädchen stolpert. Mom packt sie am Arm. Irgendwas knackt. Das Mädchen fängt an zu schreien. Mom bringt sie hierher.«

Sara ging voraus die Treppe hinunter. »Und die Röntgenaufnahme zeigte eine Torsionsfraktur«, mutmaßte sie.

»Ja. Das Mädchen hatte eine Quetschung hier am Arm …«

Sara drehte sich um, um zu sehen, wohin er deutete. »Das heißt, Sie vermuten einen Missbrauch. Haben Sie eine Gesamtuntersuchung des Skeletts angeordnet?«

»Ja, aber die Radiologie ist dicht. Meine Schicht ist fast vorbei. Ich dachte mir, stattdessen reagiere ich lieber gleich und rufe D-FACS an, damit Bewegung in die Sache kommt.«

Sara blieb abrupt stehen. Die Division of Family and Children’s Services, so etwas wie das Jugendamt. »Wollen Sie sich wirklich so weit aus dem Fenster hängen und das Kind dem System überantworten?«

Oliver zuckte mit den Schultern. »Das Mädchen ist zu still. Und die Mutter ist nervös, unwirsch. Sie will nur wissen, wann sie wieder gehen können.«

»Wie lange sind sie schon hier?«

»Keine Ahnung. Ich glaube, die Aufnahme war gegen eins.« Sara sah erneut auf die Uhr. »Es ist jetzt 5.58 Uhr in der Früh. Sie sind schon die ganze Nacht hier. Ich würde auch gehen wollen. Sonst noch was?«

Allmählich schienen Oliver die ersten Zweifel zu beschleichen. »Na ja, der Bruch …«

Sara ging weiter die Treppe hinunter. »Kein spezifischer Bruch weist eindeutig und ausschließlich auf Kindesmisshandlung hin. Wenn Sie D-FACS anrufen, wird das zu einer juristischen Angelegenheit. Wenn die Mutter eine Missbrauchstäterin ist, wollen Sie sie nicht damit durchkommen lassen. Und dann brauchen Sie wasserdichtes Beweismaterial. Macht die Kleine den Eindruck, als hätte sie Angst vor ihrer Mutter? Oder schaut sie einem in die Augen und beantwortet Fragen? Gibt es noch andere Verletzungen? Erkennbare Entwicklungsstörungen? Ist sie Bettnässerin? Gibt es eine Vorgeschichte von Besuchen in der Notaufnahme? Wie stellt sie sich allgemein dar?«

Oliver antwortete nicht sofort.

»Ist sie gesund?«, fuhr Sara fort. »In gutem Ernährungszustand?«

»Ja, aber …«

»Stopp.« Sara hatte keine Lust auf eine Diskussion. Sie sah von Neuem auf die Uhr. »Dr. Connor löst mich gleich ab, aber Sie haben ja meine Nummer. Fordern Sie eine Gesamtuntersuchung des Skeletts an, und stellen Sie fest, ob es frühere Brüche oder Verletzungen gab. Sagen Sie dem Sicherheitsdienst, dass er die Mutter im Auge behalten soll. Rufen Sie die anderen Notaufnahmen an, und finden Sie heraus, ob das Mädchen je dort aufgenommen wurde.« Sara mäßigte ihren Ton, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie ihm etwas beibringen wollte und ihn nicht tadelte. »Oliver, fünfundsechzig Prozent aller Fälle von Kindesmisshandlungen werden in Notaufnahmen entdeckt. Wenn Sie in der Kinderheilkunde bleiben wollen, wird dies ein Problem sein, mit dem Sie sich Woche für Woche herumschlagen werden. Ich will damit nicht sagen, dass Sie sich irren. Ich will nur sagen, dass Sie sämtliche Fakten kennen sollten, bevor Sie das Leben dieses Mädchens völlig durcheinanderbringen. Und das seiner Mutter.«

»Ja, Ma’am.« Mit beiden Händen tief in den Taschen lief er die Treppe runter.

Sara blieb noch für einen Moment stehen. Ihr war klar, dass Olivers Ego nun ohnehin schon angeknackst war, auch ohne dass sie ihm auf den Fersen folgte. Stattdessen setzte sie sich auf die unterste Stufe und kontrollierte ihr Krankenhaus-Blackberry. Sie verdrehte die Augen, als sie sich durch all den Verwaltungsmist klickte, der ihre Inbox verstopfte. Besprechungen, Konferenzen, verweigerte Anforderungen und neue Prozeduren für jene Anforderungen, Beratungskonferenzen und geplante Treffen.

Sie steckte das Blackberry wieder ein und tastete die Taschen nach ihrem Handy ab. Das war doch schon um einiges besser. Ihr Vater hatte ihr einen blöden Witz über Schnecken gemailt, den er im Waffle House gehört hatte. Ihre Mutter hatte ihr ein Rezept weitergeleitet, das sie nie nachkochen würde. Ihre Schwester hatte ihr eine lange E-Mail mit einem Foto von Saras Nichte im Anhang geschickt. Sie markierte die Mail als ungelesen und speicherte sie für später. Die nächste Nachricht stammte von Saras Freund. Vor einer Stunde hatte er ihr ein Foto seines Frühstücks geschickt: sechs Mini-Donuts mit Schokoglasur, ein Brötchen mit Käse und Ei und eine große Cola.

Sara wusste nicht, wer von ihnen beiden zuerst einen Herzinfarkt bekommen würde.

Eine Tür ging auf, und Dr. Felix Connor steckte den Kopf ins Treppenhaus. Er musterte Sara argwöhnisch. »Woher dieser fröhliche Gesichtsausdruck?«

»Weil ich jetzt heimfahren kann, nachdem du endlich da bist.«

»Lass mich nur noch schnell aufs Klo gehen.«

Sara steckte das Handy wieder in die Tasche und stand auf. Oliver war nicht der Einzige, der allmählich nach Hause wollte. Aufgrund einer Magen-Darm-Grippe, die im Krankenhaus wütete, hatte Sara in der vergangenen Woche mehrere Nachtschichten hintereinander übernommen. So langsam hatte sie das Gefühl, für ihre gute Gesundheit bestraft zu werden.

Nach Hause. Schlafen. Stille. Während sie die Notaufnahme durchquerte, machte sie bereits Pläne. Dank ihres verrückten Dienstplans hatte sie jetzt vier freie Tage vor sich. Sie würde ein Buch lesen. Mit den Hunden laufen gehen. Ihren Freund daran erinnern, warum sie zusammen waren.

Dieses letzte Vorhaben zauberte ihr ein Grinsen ins Gesicht. Als Reaktion bekam sie einige merkwürdige Blicke. Nicht viele Leute waren glücklich, hier im Grady zu arbeiten – im letzten aus öffentlicher Hand finanzierten Krankenhaus Atlantas. Überwiegend war hier eher das abgebrühte Auftreten von ehemaligen Frontkämpfern verbreitet. Allein schon die Medizin an sich war ein schwerer Kampf, aber das Grady stand im Großen und Ganzen synonym für Guadalcanal: Messerstechereien, Schlägereien, Vergiftungen, Vergewaltigungen, Schießereien, Morde, Drogenüberdosen.

Zum Glück ging es hier nur um Pädiatrie.

Vor dem Computer neben dem Schwesternzimmer blieb Sara stehen. Sie rief die Akte von Olivers Patientin auf. Die Röntgenaufnahme zeigte eindeutig einen Bruch des Oberarmknochens durch eine starke Verdrehung. Entweder hatte die Mutter wahrheitsgemäß geschildert, was passiert war, oder sie war schlau genug gewesen, um sich eine glaubhafte Erklärung einfallen zu lassen.

Sara hob den Blick und sah zu dem Bereich mit den offenen Vorhängen hinüber, der wie zu erwarten mit Stammkundschaft belegt war. Ein paar Säufer schliefen ihren Rausch aus. Ein Junkie, der jedes Mal damit drohte, sich umzubringen, wenn er verhaftet wurde. Eine ältere Obdachlose, die eigentlich in eine psychiatrische Anstalt gehörte, das System aber immer wieder austrickste, sodass sie auf der Straße bleiben durfte. Olivers kleines Mädchen schlief zusammengerollt auf der hintersten Pritsche. Die Mutter saß auf einem Stuhl daneben. Auch sie schlief, aber ihre Hand hielt die ihrer Tochter. Den Wachmann, der nur wenige Meter entfernt stand, hatte sie nicht mal bemerkt.

Nicht zum ersten Mal wünschte sich Sara, die Natur hätte ein System entwickelt,...

Erscheint lt. Verlag 24.9.2024
Reihe/Serie Georgia-Serie
Übersetzer Klaus Berr
Sprache deutsch
Original-Titel Unseen
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Belladonna • Bestseller • Georgia • Georgia / Atlanta • Georgia reihe • Karin Slaughter • karin slaughter will trent reihe • Sara Linton • Spannung • Spiegel-Bestellerautorin • Thriller Buch • USA • Will Trent • will trent reihe
ISBN-10 3-7499-0804-4 / 3749908044
ISBN-13 978-3-7499-0804-2 / 9783749908042
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