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May Morrigans mysteriöse Morde (eBook)

Eine Buchhändlerin greift durch. Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
333 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-6123-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

May Morrigans mysteriöse Morde - Katherine Black
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May Morrigan, Bibliothekarin a. D., trägt bevorzugt Perlenkette und Pastell, ihr Herzensort ist ihre imposante Buchhandlung. Die alte Dame lebt in einem englischen Landidyll vor den Toren Londons, gemeinsam mit ihren beiden Dackeln und ihrem alten Studienfreund Fletcher. Ein beschauliches Leben - wäre da nicht Mays Hang, unliebsame Menschen aus dem Verkehr zu ziehen. Wer die Gemeinschaft stört, wird kurzerhand eliminiert. Als ein junges Mädchen aus dem Dorf verschwindet, ist ihr krimineller Ehrgeiz geweckt: Endlich scheint May einen würdigen Gegner gefunden zu haben. Wer steckt hinter der Entführung? Gab es weitere Fälle? Und kann sie den Täter noch vor der Polizei zur Strecke bringen ..?



<p><strong>Katherine Black</strong> ist gebürtige Texanerin, hat jedoch den größten Teil ihres Lebens in England verbracht. Sie hat Kunstgeschichte und Crime Fiction studiert. <strong>MARY MORRIGANS MYSTERIÖSE MORDE</strong> ist ihr erster Roman; er wurde für den <b>YEOVIL LITERARY PRIZE </b>nominiert. Katherine Black hat ein Faible für Reisen, Kunst, gutes Essen und exzentrische Charaktere.</p>

Kapitel 1


Green, Green Grass of Home

Beschwingten Schritts und warm eingepackt ging May Morrigan nach Blackheath Village. Der Wind peitschte über die Heide und zerzauste ihre weißen Haare. Sie atmete tief durch; die kühle Luft wirkte reinigend. Der Tag war schön, frostig, aber hell. Als sie auf dem Heideland stand, hob sie das Gesicht zum blauen Himmel und ließ die Spinnweben vom Wind fortblasen. Sie stellte sich vor, wie sie sich in langen silbrigen Fäden hinter ihr abwickelten. Mit ihrer verlässlichen Kelly-Handtasche am Arm machte sie sich auf den Weg zur Buchhandlung.

Fast ihr ganzes Leben hatte May in Blackheath verbracht. Als sie über die Heide ins Dorf kam, nickte sie bekannten Gesichtern grüßend zu. Eine Lehrerin aus der Grundschule St. Julian’s blieb stehen und erkundigte sich, ob May wieder etwas für die Lesekampagne spenden würde. Ja, ganz bestimmt. Jean Drysdale führte ihren Hund Tarquin aus. Sie winkte May zu und dankte ihr für die Blumen, die sie ihrer Tochter zur Geburt ihres ersten Kindes geschickt hatte. Mit Vergnügen.

Betty Danvers, die gerade aus der Bäckerei kam, fragte May, ob sie am Nachmittag an der Besprechung zur Planung der Epiphaniasfeier in der Kirche teilnehmen wolle. Als die beiden Frauen in der Tür stehen blieben, um sich zu unterhalten, drängte sich Harriet Nibley mit einem Ausruf des Unmuts an ihnen vorbei. May verlor durch den Stoß das Gleichgewicht und musste sich am Türrahmen festhalten. Ein Ischiasschmerz schoss ihr aus der Hüfte bis in den Knöchel. Sie drehte sich um und beobachtete Harriet, wie sie zur Ladentheke stapfte.

Jawohl, May würde an der Versammlung teilnehmen.

Als May die Buchhandlung erreichte, war es dort noch dunkel. Und das, obwohl sie offiziell schon eine Viertelstunde geöffnet hatte. Sie war nicht überrascht. Es war der 2. Januar, und Bastian erholte sich wahrscheinlich noch von der Silvesterfeier. Sie hob das Bündel Zeitungen auf, das auf der Schwelle lag, suchte in ihrer Handtasche nach den Schlüsseln und schloss die Tür auf. Ein Glöckchen feierte ihre Ankunft mit einem Klingeln.

Große eiserne Heizkörper hielten den Laden warm und einladend; es roch darin nach Steifleinen, Leder, altem Holz und Bienenwachs. May sog den Duft genießerisch ein und betrachtete die Staubflöckchen, die im Sonnenlicht schwebten, welches durch die Fensterscheiben hereinfiel.

Die Buchhandlung bestand aus drei kleinen, offenen Räumen voller Regale, Tische und Bücherstapel. Sie lag an der Ecke von Montpelier Vale und Royal Parade, dem tiefsten Punkt von Blackheath Village, und durch die Fensterreihe in der langen Wand hatte man einen fabelhaften Blick auf die Heide. In der hintersten Ecke hatte Bastian ein paar Stühle und ein abgewetztes Ledersofa aufgestellt. Dort schenkte er heiße Getränke aus und veranstaltete Lesungen und dergleichen.

Das Familienvermögen hatte May ermöglicht, das Haus zu kaufen, nachdem sie in den Vorruhestand getreten war. Der frühere Inhaber von Burgos Books war eine Stütze der Dorfgemeinschaft gewesen. Er hatte im Laden gearbeitet und in der Wohnung darüber gewohnt. Nach seinem Tod hatte sein Sohn kein Interesse an dem Geschäft gezeigt. Die Gelegenheit hätte nicht günstiger sein können.

May hatte in der British Library gearbeitet, als diese noch zum British Museum gehört hatte. Damals hatte sie nicht einmal British Library geheißen, sondern British Museum Reading Room. Im »Lesesaal« zu arbeiten war großartig gewesen. Unter der gewaltigen Kuppel vom Wissen der Welt umgeben zu sein hatte sich angefühlt, als lebe sie im umtriebigen Gehirn eines Genies. Das hatte sich geändert, als die Bibliothek in neue Räumlichkeiten unweit des Bahnhofs St. Pancras umgezogen war. May hatte nach Kräften versucht, sich anzupassen, aber das brandneue Gebäude war ihr im Vergleich mit ihrem geliebten Lesesaal immer wie das Innere eines Raumschiffs vorgekommen. Zu unpersönlich, zu viel Weiß, zu viel Licht, und das Lüftungssystem war dermaßen effizient, dass sogar der tröstliche Geruch der Bücher verloren ging.

Sie war so bald als möglich in den Ruhestand gegangen.

Die Buchhandlung schenkte May Trost und gab ihr etwas im Herzen von Blackheath Village zu tun. Nachdem vor drei Jahren bei James Krebs diagnostiziert worden war, hatte sie Sebastian Lovelace als Geschäftsführer eingestellt. Bastian war mit Leib und Seele bei der Sache. Er hatte einen Internetauftritt erstellt, die Auswahl an seltenen Ausgaben vergrößert und das Café im hinteren Teil des Ladens eingerichtet. Nach einem halben Jahr hatte May ihm die Wohnung über dem Geschäft angeboten, damit sie sich noch weiter aus der Verantwortung zurückziehen konnte. Alles war prächtig gelaufen. May hatte jemanden gefunden, der die Buchhandlung genauso liebte wie sie, und zudem einen guten Freund gewonnen.

Während sie die Zeitungen sortierte, kamen Schritte die Holztreppe herunter, und Bastian trat durch die Tür im hinteren Teil des Ladens. »Morgen, May. Frohes neues Jahr. Ich hatte nicht damit gerechnet, dich heute zu sehen.«

Sebastian Lovelace war Mitte vierzig. Er hatte einen ungepflegten Bart und hellblaue Augen unter verfilztem dunklem Haar. Byronisch war das Wort, das einem in den Sinn kam: kompliziert, intellektuell, zufrieden, aber von leiser Melancholie umgeben. Die Frauen umschwärmten ihn. Er genoss ihre Gesellschaft regelmäßig, hielt aber dennoch Distanz. Der Umstand, dass er Achondroplasie hatte, sich als »Zwerg« identifizierte und einen Meter fünfunddreißig groß war, verstärkte nur seine enigmatische Anziehungskraft.

»Frohes neues Jahr, Bastian.« May beugte sich vor, küsste ihn auf die Wange und zuckte leicht zusammen, weil ihr die Hüfte schmerzte. »Hattest du ein schönes Silvester?«

»Auf jeden Fall war es denkwürdig.« Sein Blick schweifte zu der Tür, die zu seiner Wohnung führte, und zurück zu May. »Was macht die Hüfte?«

»Werde bloß nicht alt.« Sie verzog das Gesicht und seufzte. »Obwohl das natürlich besser ist als die Alternative. Ich habe mich gefragt, ob du noch das Exemplar von …«

Polternde Schritte auf der Treppe schnitten ihr das Wort ab. Eine junge Frau stolperte durch die Tür zur Wohnung.

»Baz! Ich muss mich beeilen, sonst verpass ich den Zug. Tausend Dank für alles! Das war das tollste Silvester aller Zeiten!« Die junge Frau war groß, schlank und hübsch; sie hatte lange blonde Haare. Sie eilte zur Vorderseite des Geschäfts, zog nebenbei den Reißverschluss ihrer Winterjacke hoch, streifte sich Handschuhe über und schwang dann einen Rucksack auf, wobei sie ein paar Bücher von dem Tisch, an dem sie vorbeikam, wischte. Sie schlang die Arme um Bastian und küsste ihn auf die Wange. »Wir sehen uns bald.«

»Danke, Madison. Sehr gern. Gute Fahrt.« Bastian winkte ihr nach, während sie aus dem Laden stürmte und dabei mit dem Rucksack gegen die Tür schlug.

»Wie ich gerade sagte«, begann May, aber Bastian hob einen Finger, damit sie wartete. Wieder kamen Schritte die Treppe hinunter, und eine zweite junge Frau trat in den Laden. Sie war dunkel und anmutig.

»Ist Madison schon weg?«, fragte sie, beugte sich vor und küsste Bastian auf beide Wangen. Sie blickten aus dem Fenster und entdeckten Madison, die auf die Armbanduhr sah, ihre Mütze fallen ließ und fast vom Gewicht ihres Rucksacks umgerissen wurde, als sie versuchte, sie wieder aufzuheben. »Ich muss los. War schön mit euch.«

»Bye, Mackenzie. Bis bald mal.«

Die junge Frau lächelte, nickte May zu, verließ den Laden und gesellte sich zu Madison auf dem Gehsteig. Gemeinsam gingen sie Richtung Bahnhof davon.

May wandte sich Bastian zu und zog beide Brauen hoch.

Er zuckte mit den Achseln und hob die offenen Hände, wie um zu fragen: Was soll ich sagen? Seine Mutter war Französin, offensichtlich. »Tolle Frauen. Amerikanerinnen.«

»Hätte ich nie gedacht.« May lächelte.

Er ging zu dem hohen Stuhl hinter der Ladentheke, setzte sich und schüttelte sich die Haare aus den Augen. »Sorry wegen der Unterbrechung, wie kann ich weiterhelfen?«

Als sie wieder zu Hause war, wärmte sich May die noch immer eleganten Hände über dem Heizkörper im vorderen Zimmer. Ihr Haus, ein majestätisches georgianisches Gebäude mit symmetrischer Fassade namens Greenway, stand auf einer kleinen Anhöhe und bot einen pittoresken Blick über die Heide auf die Kirche St. Julian’s und Blackheath Village am anderen Ende. Fast konnte sie glauben, in einem Weiler auf dem Land zu leben, wären nicht der Verkehr gewesen und die Glastürme von Canary Wharf am Horizont.

Greenway, 1730 erbaut, hatte ein beliebtes Bordell beherbergt, bis Mays Ururgroßvater es bei einem Kartenspiel im Hinterzimmer des Three Tuns gewonnen hatte. In der folgenden Woche waren die Dirnen ausgezogen, und der Morrigan-Clan zog ein. Seitdem hatte immer ein Morrigan in Greenway gewohnt.

Tretend und schreiend war May in einem Schlafzimmer im oberen Stockwerk zur Welt gekommen. Nachdem sie erst zum Studium und dann zum Reisen ein Jahrzehnt fort gewesen war, hatte der Tod ihres Vaters sie nach Blackheath zurückgeholt. Sie hatte ihren Mann James mitgebracht, und gemeinsam hatten sie sich in Greenway ein Zuhause geschaffen. May kannte jeden Zoll des Gebäudes, von den Schornsteinaufsätzen auf dem Dach bis in die finstersten Ecken des Kellers.

Sie schaute auf die offene Heide mit dem weiten Himmel darüber. Der Anblick tröstete sie. Wie ihr Haus war die Landschaft eine Konstante. Auf ihrem Schreibtisch lagen alte Postkarten aus dem 19. Jahrhundert, die...

Erscheint lt. Verlag 29.11.2024
Übersetzer Dietmar Schmidt
Sprache deutsch
Original-Titel A Most Unusual Demise
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Arsen und Spitzenhäubchen • Cosy Crime • Dexter • Hobbyermittlerin • Krimis • Miss Marple • Schwarzer Humor • Serie • Serienkiller
ISBN-10 3-7517-6123-3 / 3751761233
ISBN-13 978-3-7517-6123-9 / 9783751761239
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