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Die Quokka-Insel (eBook)

Franken Krimi
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
400 Seiten
Emons Verlag
978-3-98707-214-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Quokka-Insel -  Helmut Vorndran
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Beststellerautor Helmut Vorndran in Höchstform. Zwischen Bamberg und Coburg verschwinden Menschen und tauchen plötzlich an den unterschiedlichsten Orten wieder auf. Zum Beispiel an fremden Stränden in der Südsee - allerdings nicht im Originalzustand. Dann gibt es die ersten Toten, und die Bamberger Polizei nimmt fieberhaft die Spuren auf. Unter der tätigen Mithilfe von Ermittlerferkel Presssack versuchen die Kommissare Haderlein, Lagerfeld und Neukommissarin Kira Sünkel einem wahnsinnigen Mörder Einhalt zu gebieten.

Helmut Vorndran, geboren 1961 in Bad Neustadt/Saale, lebt mehrere Leben: als Kabarettist, Unternehmer und Buchautor. Als überzeugter Franke hat er seinen Lebensmittelpunkt im oberfränkischen Bamberger Land und arbeitet als freier Autor unter anderem für Antenne Bayern und das Bayerische Fernsehen. www.helmutvorndran.de

Helmut Vorndran, geboren 1961 in Bad Neustadt/Saale, lebt mehrere Leben: als Kabarettist, Unternehmer und Buchautor. Als überzeugter Franke hat er seinen Lebensmittelpunkt im oberfränkischen Bamberger Land und arbeitet als freier Autor unter anderem für Antenne Bayern und das Bayerische Fernsehen. www.helmutvorndran.de

Der Laster

Der Leiter der Dienststelle der Bamberger Kriminalpolizei wurde nicht selten von höhergestellten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens behelligt. Meist handelte es sich dabei um führende Personen aus Politik oder Wirtschaft, deren Kinder irgendetwas angestellt hatten, was im Normalfall strafrechtliche Konsequenzen nach sich zog. Dann schlugen die Herren Väter hier auf, um auf verschiedenste Art und Weise zu versuchen, ihrem pubertierenden Filius den üblichen Werdegang eines straffälligen Sünders zu ersparen. Nur in ganz wenigen Fällen hatte sich Robert Suckfüll tatsächlich breitschlagen lassen, und das auch nur unter der Voraussetzung, dass er sich dabei keiner Rechtsbeugung schuldig machte. Bedauerlicherweise konnte es schon mal zu Anfeindungen, Drohungen oder gar wüsten Beschimpfungen kommen, wenn Menschen meist männlichen Geschlechts, die im realen Leben keinen Widerspruch mehr gewohnt waren, überraschend selbigen erfuhren. Auf genau so ein Szenario stellte sich Robert Suckfüll jetzt also ein, als ihm der Besuch des in ganz Franken bekannten Firmenmoguls Michael Brosst angekündigt wurde.

Nun wusste Robert Suckfüll nicht wirklich viel über den Hauptgesellschafter der Firma Brosst Mechatronics, auch wenn er seinerzeit zur Eröffnung des neuen Firmengebäudes draußen am Berliner Ring eingeladen gewesen war und zusammen mit seiner Frau Eleonore eine ausgiebige Führung durch das imposante Gebäude genossen hatte. Bei dieser Gelegenheit durfte er ein paar kurze Höflichkeitsfloskeln mit dem Hausherrn wechseln, das war es dann aber auch schon gewesen. Zeit, sich auf den prominenten Besuch einzustellen, blieb ihm indes nicht, denn besagter Firmeninhaber kam bereits durch die Tür der Dienststelle geschritten, im Schlepptau einen Mann in dunklem Anzug und mit nach hinten gegelten grauen Haaren, den Fidibus auf Anhieb als Juristen identifizierte. Da er selbst einer war, roch er seine Artgenossen bereits auf etliche Kilometer Entfernung, wobei er in der Regel bestrebt war, diese Abstände beizubehalten. Das ging im vorliegenden Fall nun nicht mehr, denn Honeypenny führte die beiden Besucher an den Kollegen Haderlein und Huppendorfer vorbei direkt zu seinem gläsernen Büro, dessen Tür er jetzt öffnete, um die beiden illustren Herrschaften in sein Allerheiligstes zu bitten.

Michael Brosst gab sich mit festem Händedruck und ernstem Gesicht als führender Kopf des Brosst-Familienunternehmens zu erkennen, dann stellte er Robert Suckfüll seinen Anwalt und Firmenjuristen Dr. Ludwig Vogel vor, dessen Haarpomade intensiver roch als jede kubanische Zigarre, die Fidibus jemals zu Tode gerollt hatte. Als die beiden Herrschaften auf den Sesseln vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatten, wollte Fidibus eigentlich den Gesetzen der Höflichkeit Genüge tun und ihnen Wasser, Kaffee oder beides anbieten, jedoch hatte der ihm gegenübersitzende Michael Brosst offenbar keinerlei Interesse an solchen Nebensächlichkeiten. Eher schon daran, das Heft des Handelns in der Hand zu behalten. Er legte ein Mobiltelefon auf den Schreibtisch des Chefs der Bamberger Kriminalpolizei, um sodann kurz und knapp, ohne erkennbare Emotion, sein Anliegen vorzutragen.

»Herr Suckfüll, der Geschäftsführer der Firma Brosst, Herr Philipp Schultheiß, ist allem Anschein nach von Unbekannten entführt worden. Ich habe dieses Mobiltelefon auf der Windschutzscheibe meines Wagens gefunden. Kurz darauf erhielt ich einen Anruf von einer männlichen Person, die mir mitteilte, sie – er benutzte den Plural – hätten Philipp Schultheiß in ihrer Gewalt. Das ist der Sachstand, wie gehen wir jetzt vor?«

Fidibus schaute seinen prominenten Besucher überrascht an, aber Brosst machte nicht den Eindruck, als würde er bloß mutmaßen oder womöglich unter einem traumatischen Schock stehen, der ihn zum Fabulieren animierte. Nein, der Mann klang eher so, als würde er gerade eine Gesellschafterversammlung befehligen. Wenn Michael Brosst eine Aussage tätigte, handelte es sich um Tatsachen, da waren Zweifel völlig unangebracht.

Als Folge dieser unerwarteten dramatischen Botschaft erhob sich Robert Suckfüll aus seinem Sessel, öffnete seine gläserne Bürotür und rief: »Mein lieber Franz, kommen Sie doch einmal zu uns herein. Und seien Sie besser darauf gefasst, dass es länger dauern könnte.«

In der Firma Brosst Mechatronics, und zwar sowohl am Standort Coburg wie auch im Gebäude am Berliner Ring in Bamberg, begannen sich erste Gerüchte auszubreiten, irgendetwas Ungewöhnliches sei in den oberen Etagen der Firma im Gange. Nichts Genaues wusste man nicht, jedoch wurde gemunkelt, dass es dabei irgendwie um den neuen Geschäftsführer Philipp Schultheiß ging, der schon den ganzen Vormittag mit Abwesenheit glänzte. Wahrscheinlich war es nur mal wieder einer dieser berühmten Nachrichtenirrläufer, die sich in großen Firmen gerne einmal verselbstständigten, etwa nachdem eine Küchenkraft in der Kantine eine vollkommen nebensächliche Bemerkung über jemanden aus der Führungsriege gemacht hatte. Das war zumindest die Auffassung von Uwe Schierling, dem stellvertretenden Chef-Informatiker im Bamberger Hochleistungsrechenzentrum der Firma. Auch wenn die Verspätung des CEOs im Rechenzentrum für eine Außergewöhnlichkeit sprach. Denn eigentlich stand in wenigen Minuten ein Besprechungstermin mit Schultheiß und dem Leiter des Rechenzentrums, seinem Chef Gerald Wozniak, sowie seiner bescheidenen Wenigkeit an.

Der Termin war anberaumt worden, um die fundamentale Neuausrichtung der IT in der Firma zu erörtern. Der neue CEO schien etwas Großes mit ihnen vorzuhaben. Von Investitionen in Millionenhöhe war hinter vorgehaltener Hand die Rede, allerdings auch von fundamentalen Misstönen in der Chefetage zwischen Schultheiß und Seiner Eminenz Michael Brosst persönlich, das hatte zumindest Wozniak angedeutet. Der stand mit Michael Brosst schon seit Jahren auf Kriegsfuß. Das Rechenzentrum war nicht gerade das Lieblingsprojekt des Firmengründers, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Für den alten Fuchs waren Informatiker nur verrückte Nerds, die ihr Geld mit Arbeiten verdienten, für die noch vor ein paar Jahrzehnten ein Taschenrechner ausgereicht hätte.

Der vorherige Geschäftsführer hatte sich an dieser Thematik bereits die Zähne ausgebissen und deswegen letztendlich seinen Hut nehmen müssen. Ob der Neue sich auch so engagiert und risikofreudig zeigte, musste sich erst noch herausstellen. Jedenfalls sollte es heute zunächst ein persönliches Treffen der beiden Alphatiere der Firma in einem Bamberger Restaurant geben und danach den gemeinsamen Termin im Rechenzentrum. Aber da Gerald Wozniak auch noch nicht hier war, nahm Uwe Schierling an, dass sich dieses Geschäftsessen wohl einfach noch etwas hinzog.

Nun gut, vielleicht war an Brossts Abneigung den hier arbeitenden Informatikern gegenüber auch sein Vorgesetzter Gerald Wozniak nicht ganz unschuldig. Er selbst kam einigermaßen mit ihm klar, die meisten anderen in der Firma aber eher nicht, die anderen Abteilungsleiter eingeschlossen. Das war nicht wirklich verwunderlich, denn der Leiter des Rechenzentrums war nicht besonders umgänglich, von diplomatisch ganz zu schweigen. Gerald hatte es eben nicht so im Umgang mit Menschen, die verstanden ihn meistens nicht. Er konnte dafür umso besser mit seinem Rechner.

Uwe Schierling hielt seinen Vorgesetzten für regelrecht genial. Abgedreht, ja vielleicht sogar ein wenig verrückt, aber genial. Fast hatte er den Eindruck, Gerald Wozniak sei eine menschgewordene Rechenmaschine, die aus Versehen in einen biologischen Körper gesteckt worden war. Entsprechend ruppig fielen dann auch manche Besprechungen aus. Wenn Wozniak mit der Außenwelt kommunizieren sollte, was bei Terminen mit dem aus seiner Sicht niederen Volk wie Vorständen und Firmeninhabern zweifelsohne der Fall war, konnte man nie wissen, wie das ausging. Für Wozniak waren diese Manager alle eingebildete Halbaffen, die wie eine Kuh das Uhrwerk betrachteten, das er ihnen zu erklären versuchte. Leider benötigte er gewisse Summen Geld, um dieses Uhrwerk namens Rechenzentrum zu modernisieren, das ihm die Kühe aber nicht geben wollten, vor allem wenn es nach dem namensgebenden Firmenchef ging, der ja noch an die Wunderwaffe Taschenrechner glaubte. Heute sollte es also unter anderem wieder um das leidige Thema Budgeterhöhung gehen, und Schierling war gespannt, wie dieses Meeting ausgehen würde, das nun quasi jeden Moment beginnen musste.

Das glaubte er noch ungefähr zwei Stunden, bis ihn eine allgemeine Nachricht für die leitenden Angestellten der Firma erreichte. Es handelte sich um eine kurze, knappe Mitteilung aus der Firmenzentrale in Coburg. Uwe Schierling las die Mail mehrere Male, konnte er doch absolut nicht glauben, was dort geschrieben stand.

Der Auszubildende der Dachdeckerfirma Kotschenreuther, Max Fabian, war kurz vor Feierabend damit beschäftigt, als letzte Aufgabe des heutigen Tages das Werkzeug aus der Doppelkabine des Pritschenwagens zu räumen. Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste, sagte der Chef immer, man wisse nie, wer heutzutage so alles im Dorf herumschleiche. Dass in der Nacht Dachlatten vom Hof geklaut wurden, kam immer mal wieder vor, war aber ehrlich gesagt zu verschmerzen. Bei einer Handkreissäge oder einer Flex sähe die Sache aber bereits wesentlich kostspieliger aus, das gäbe dann schon richtig Ärger, wenn solche Maschinen über Nacht verschwänden. Das galt es durch Verräumung in die abschließbare Werkstatt zu verhindern, und dafür war heute Max zuständig.

Eigentlich war die ganze Auf- und Abladerei ein Witz, denn zur Baustelle in Watzendorf waren es von der Werkstatt und der angrenzenden Lagerhalle der Firma bestenfalls siebenhundert...

Erscheint lt. Verlag 25.7.2024
Reihe/Serie Franken Krimi
Kommissar Haderlein
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte aktuelle politische themen • Bamberg • Coburg • Entführung • Franken Krimi • Gesellschaftskritik • humorvoll • KI • Klimawandel • Mord • Polizeikrimi • Satirisch • Satirischer Polizeikrimi • Situationskomik • Spannung • tiefscharzer Humor • wirklichkeitsnah
ISBN-10 3-98707-214-8 / 3987072148
ISBN-13 978-3-98707-214-7 / 9783987072147
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