Narbenwald #Thriller (eBook)
388 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-7375-1 (ISBN)
Du hast es gesehen. Du hast es gehört. Du hast nichts gesagt. Wirst du es überleben?
Königstein im Taunus: In einem verlassenen Hotel werden die Augäpfel eines Mannes entdeckt, darunter steht mit Blut geschrieben: 'Er hat es gesehen!' Nur einen Tag später findet die Polizei auch die dazugehörige und schwer misshandelte Leiche. Noch bevor Kriminalhauptkommissar Marc Davids und seine Kollegin Zoé Martin eine erste Spur verfolgen, verbreitet sich in den Sozialen Medien ein auf YouTube gepostetes Video. Es zeigt den nächtlichen Polizeieinsatz im Hotel, den Tatort, die Ermittler, alle grausamen Details - nur nicht den Mord.
Kurz darauf werden auf der Baustelle eines Luxushotels zwei menschliche Ohren gefunden - und wieder ein mit Blut geschriebener Satz: 'Er hat es gehört!' Auch dieses Mal erscheint unmittelbar danach ein Video auf YouTube.
Marc Davids und Zoé Martin von der Abteilung für Sonderermittlungen in Frankfurt stehen vor einem grausamen Rätsel: Hat der Killer die Videos gedreht? Fordert er die Polizei heraus? Will er den Ermittlern Hinweise liefern? Oder wird der Mörder selbst von einem wahnsinnigen YouTuber verfolgt?
Der erste Fall für Marc Davids und Zoé Martin: Düster. Brutal. Verstörend. Ein atemloser Pageturner, in dem nichts so ist, wie es scheint.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
<p><strong>Chris Dominik</strong> ist ein Thriller-Autor aus Frankfurt am Main. Im Schatten der Skyline, zwischen Bankentürmen und Rotlicht, ermitteln seine Kommissare Marc Davids und Zoé Martin von der Sondereinheit AS9.</p> <p>In seinen Büchern vermischt er geschickt Realität und Fiktion, was die Geschichten düster und unvorhersehbar macht. In den Hochhausschluchten Frankfurts gibt es mehr als nur Verbrechen; es gibt Wahrheiten, die seine Charaktere an den Rand ihres Verstandes bringen.</p> <p>»Meine Geschichten sollen die Leserinnen und Leser in eine Welt führen, in der nichts so ist, wie es scheint, die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Die Seele kann ein dunkler Ort sein.«</p> <p>Der Autor freut sich über jede Besucherin und jeden Besucher auf seiner Instagram-Seite chris_dominik_autor</p>
Kapitel 1
»Guten Abend, Herr von Thun. Schön, Sie wieder bei uns zu haben. Schicker Anzug. Neu? Diese Taschenuhr habe ich noch nicht an Ihnen gesehen, habe ich recht? Ich frage mich, ob Sie die wirklich benutzen oder wie jeder normale Mensch das iPhone aus der Tasche ziehen. Warten Sie, jetzt weiß ich, was heute anders ist. Sie sind nicht so besoffen wie gewöhnlich. Sie riechen zwar immer noch nach Trinkhalle, aber der Schweißgeruch ist dezenter. Das wird Ihre Frau sicher begrüßen. Sie sind wieder allein hier? Das heißt also exzessiver Alkoholkonsum und teure Escortdamen? Jeder wie er kann, nicht wahr? So, da wären wir. Achter Stock, Suite mit Blick ins Tal, wie gewünscht. Übrigens, Sie müssen nicht am Fenster auf das Taxi warten. Ich schicke die Dame direkt und diskret zu Ihnen. Nein, danken Sie mir nicht. Ein Schein sagt mehr als tausend Worte. Ich wünsche Ihnen auch einen angenehmen Abend. Bis morgen!«
Ben Warner trat aus dem Aufzug im obersten Stockwerk des Kronen Hotels. Ein schmales Lächeln umspielte seine Mundwinkel, und ein Gefühl der Zufriedenheit breitete sich in ihm aus. Der beige gemusterte Teppich ließ seine auf Hochglanz polierten Schuhe einsinken. Er zelebrierte seine imaginären Konversationen, die er mit einigen ausgewählten Hotelgästen der letzten Jahre führte. Die Anzahl angenehmer oder, besser gesagt, gewöhnlicher Gäste überwog. Doch an die erinnerte er sich kaum. Sie waren wie durchlaufende Posten, die wenig Chancen hatten, sich irgendwie im Gedächtnis zu verankern.
In Erinnerung blieben die Extreme. Einerseits die Netten, Zuvorkommenden, Großzügigen. Die ihm nicht das Gefühl gaben, lediglich ein Bediensteter zu sein, über den sie jederzeit nach Belieben verfügen konnten. Solche, die mit einem Lächeln und ehrlicher Freude ihren Aufenthalt genossen und sich nicht über zu wenige, zu viele, zu große, zu kleine, zu braune oder zu weiße Federn im Kopfkissen beklagten. Und natürlich diejenigen, die mit dem Trinkgeld besonders spendabel waren. Solche Gäste hatten seine Arbeit in den letzten Jahren angenehm gemacht und erinnerten ihn daran, warum er sich damals für den Job im Hotelgewerbe entschieden hatte.
Auf der anderen Seite waren diejenigen, auf die er am liebsten verzichtet hätte. Die Nörgler, die Überheblichen, die ständig Unzufriedenen. Er hatte ihnen meistens schon beim Einchecken angesehen, dass sie nur gebucht hatten, um sämtliche Hotelmitarbeiter an die Grenzen ihrer Leidensfähigkeit zu bringen. Die Zitrone im Wasser forderten, um im selben Moment der Auszubildenden im Restaurant mitzuteilen, dass die Zitronensäure auf keinen Fall die empfindlichen Lippen berühren dürfe. Denen es im Sommer zu warm, im Winter zu kalt, im Frühling zu schön und im Herbst zu Herbst war. Schuld am Herbst waren die gerade anwesenden Mitarbeiter. Und wenn diese nicht gewillt waren, aus Herbst Frühling zu machen, wurde gerne der Vorgesetzte hinzuzitiert, um mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass man schließlich im Oktober für Frühlingswetter bezahlt hatte.
Auch bei Ben dauerte es ungefähr zwei Jahre, bis die professionelle, innere Abgestumpftheit, flankiert von freundlichstem Servicelächeln, Teil seines Arbeits-Ichs geworden war. Er hatte diesen Zustand perfektioniert. Er konnte mit nahezu engelsgleicher Geduld überflüssige Diskussionen mit Gästen führen, während er sich innerlich an die schönsten Orte der Welt dachte. Manchmal malte er sich aus, wie sich die Situation wohl entwickeln würde, wenn er dem Gast obszöne Objekte mit einem wasserfesten Stift auf die Stirn kritzelte. Kindisch. Dafür effizient.
Doch auch diese Superkraft konnte nicht verhindern, dass sich einige ganz besondere Gäste noch nach Jahren im Unterbewusstsein tummelten und dort für Unruhe sorgten. Und genau mit diesen unterhielt sich Ben nun so, wie es seiner Meinung nach schon immer angebracht gewesen wäre. Jetzt, da die Tage des Hotels gezählt waren und sich die Gäste für immer verabschiedet hatten, konnte er seine offenen Rechnungen eine nach der anderen begleichen. Das tat gut. Sehr gut sogar.
Im Flur des achten Stockwerks herrschte Stille. Der märchenhafte Tiefschlaf, aus dem das Hotel nicht mehr erwachen sollte, umnebelte seine Gedanken. Er war die einzige Person im ganzen Haus. Keine Gäste, keine Angestellten, niemand. Zu beiden Seiten erstreckten sich die Korridore des alten Gebäudes, die jeweils zu drei Mastersuiten führten. Am Kopfende des rechten Flügels gab es einen Notausgang, der auf einen Dachvorsprung mündete. Von dort aus führte eine an der Außenmauer des Hotels befestigte Feuertreppe nach unten. So vertraut, so vertraut.
Er ging ein paar Schritte in den gläsernen Erker, der einen beeindruckenden Blick auf das unterhalb gelegene Königstein und den die Stadt umgebenden Taunus bot. Das Grün der Tannen erschien im Abendlicht verwaschener, ja, mystischer, als es am Tag der Fall war. Bis auf wenige Zentimeter trat er an die etwa sechs Meter breite Panoramascheibe heran.
Ben spürte die Wärme der untergehenden Sonne auf seinem Gesicht und atmete die trockene Luft tief durch die Nase ein. Es hatte etwas Erhabenes. Er sollte der letzte Mensch sein, dem dieser Anblick vergönnt war, bevor die Bautrupps anrückten, um das Gebäude zu entkernen und mit jeder Teppichfaser, mit jedem Mauerstein die Erinnerungen und Geschichten dieses Hauses verschwinden lassen würden. Morgen war es so weit. Dann würde er sich ein letztes Mal aus dem System ausloggen und das Kronen Hotel endgültig seine Türen schließen.
Er blickte auf die Kiesstraße, die sich bergauf durch den Hotelpark schlängelte und in einem von Büschen eingefassten Rondell vor dem Haupteingang endete. Die Einfahrt war von hier nicht zu sehen. Sie lag von dichten Tannen verborgen weiter unten im Tal.
Im selben Moment schob sich ein schwarzer BMW aus dem Wald, passierte die letzte Reihe hochgewachsener Tannen und näherte sich dem Hotel.
»Herzlich willkommen, Herr Doktor Rehmer, es ist mir eine Freude, Sie als letzten Gast im Kronen Hotel begrüßen zu dürfen. Sie hätten natürlich auch jedes andere Hotel im Ort wählen und mir damit Arbeit ersparen können. Nun gut, wo Sie schon mal hier sind, habe ich Ihnen den ausgeräumten Wäschekeller hergerichtet. Ruhig, kühl, geräumig und bestimmt ohne Service«, spottete Ben, während er sich umdrehte, den Aufzugknopf drückte und sich auf den Weg zur Rezeption machte.
Gut gelaunt trat Dr. Rehmer wenig später aus der Drehtür, durchquerte das Foyer und steuerte zielstrebig die Rezeption an. Er war ein hagerer Mann Ende fünfzig, mit gestutztem grau meliertem Bart und einem modischen Haarschnitt. Für gewöhnlich erlaubten seine zu kurz geschnittenen Anzüge den Blick auf seine bleichen Knöchel oder farbig gemusterten Socken. Gelbe Streifen, rote Streifen, hellblaue Ballons.
»Guten Abend, Ben, schön, Sie noch einmal zu sehen. Sie machen also hier das Licht aus? Hoffentlich erst morgen. Ich brauche heute Abend noch etwas davon. Kaum zu glauben, dass es dieses Hotel bald nicht mehr geben wird. Ich parke übrigens direkt vor dem Eingang. Wenn sich einer der anderen Gäste beschweren sollte, geben Sie mir Bescheid. Aber das Problem sollten wir ja nicht haben.«
Ben hatte den Redeschwall kommen sehen. Er war ihn ebenso gewohnt wie den jovialen Ton und die flachen Witze, die Dr. Rehmer gerne und häufig in seine Monologe einbaute. Er war keiner der nervigen Gäste. Er redete einfach immer etwas zu viel und zu laut.
»Herzlich willkommen. Wir hätten Ihnen gerne eine der Suiten gegeben, Herr Doktor, nur dort wurden die Betten bereits abgebaut«, entschuldigte sich Ben höflich, während er die Zimmerkarte codierte.
»Das ist vollkommen in Ordnung. Ich werde duschen, noch etwas an meinem Vortrag feilen und fernsehen. Oder haben Sie die TV-Geräte auch schon entfernt?«
Bevor Ben antworten konnte, griff Dr. Rehmer nach der Zimmerkarte, verabschiedete sich und machte sich lachend auf den Weg zum offenen Fahrstuhl.
»Bis morgen früh. Ich werde gegen halb neun auschecken. Dann gehört das Hotel Ihnen wieder ganz allein. Ehrlich gesagt, ist es schon etwas gruselig als einziger Gast in einem so großen Hotel, finden Sie nicht? Hoffentlich haben Sie die Brandmelder noch nicht abgenommen. Bei meinem Glück brennt es ausgerechnet heute. Aber Sie passen ja auf mich auf, nicht wahr? Gute Nacht, Ben.«
Ben sah ihm nach, während sich die Aufzugstür schloss.
»Stets zu Ihren Diensten, Doktor Rehmer.«
Ben wachte unsanft auf. Er saß noch immer mehr oder weniger auf dem Drehstuhl im Büro hinter der Rezeption. Der Stuhl musste nach hinten gerollt sein, denn seine Beine, die er auf dem Tisch abgelegt hatte, schlugen auf dem Boden auf, ließen ihn nach vorne kippen und rissen ihn endgültig aus dem Schlaf. Der Film, den er auf seinem iPad streamte, war bereits zu Ende, ohne dass er sich an den Schluss erinnern konnte. Wie lange hatte er geschlafen?
Ben stemmte sich aus dem Stuhl, dehnte seinen Nacken in alle Richtungen und schaute auf sein Handy. 1:15 Uhr. Früher war dieser Raum ein normales Büro gewesen. Vier Mitarbeiter kümmerten sich um alles, was in einem Hotel anfiel. Jetzt befanden sich hier nur noch ein Schreibtisch nebst Bürostuhl und eine alte, ausziehbare Schlafcouch, die von den Mitarbeitern der Nachtschicht genutzt wurde, um sich ein paar Minuten auszuruhen. Er musste vor ungefähr einer Stunde eingenickt sein. Unter normalen Umständen wäre ihm das nie passiert. Doch jetzt, allein in einem abgedunkelten, ruhigen Hotel ohne Gäste und Kollegen, fiel das Wachbleiben schwerer.
Ben fröstelte. Ihm Foyer war auf Notbeleuchtung umgestellt worden, die ihr Übriges zur einschläfernden Stimmung beitrug. Die Rezeption war...
Erscheint lt. Verlag | 1.10.2024 |
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Reihe/Serie | Ein Davids-und-Martin-Thriller |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Bestseller • bethrilled • Brutal • Cross • ermitteln • Ermittlerin • Fitzek • Frankfurt • Gruber • HART • Krimi • Lostplaces • Marc Raabe • Pageturner • Poznanski • Rache-Thriller • Reihe • Reihenfolge • Serienkiller • Serienmörder • Social Media • Spannung • Strobel • Thriller • youtube |
ISBN-10 | 3-7517-7375-4 / 3751773754 |
ISBN-13 | 978-3-7517-7375-1 / 9783751773751 |
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Größe: 1,8 MB
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