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Jerry Cotton Sonder-Edition 240 (eBook)

Das Haus der tanzenden Gangster

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7159-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 240 - Jerry Cotton
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So stand sie vor mir: süß, unverdorben und hinreißend talentiert. Lucy Lapp, das Mädchen der Amish-Sekte, wollte als Showstar den Broadway erobern. Aber das Muscialtheater, an dem sie ihr erstes Engagement erhielt, wurde von der Unterwelt beherrscht. Zur traditionellen Kulissenintrige kamen Erpressung und Mord hinzu. Und statt Applaus gab es scharfe Schüsse - im Haus der tanzenden Gangster!

1


John Blyth hörte den Mann neben sich an der Bar die ersten Takte von Strangers in the Night pfeifen. Blyth zuckte zusammen. Jedes Mal wenn er eine telefonische Erpresserforderung des Theater-Rackets erhalten hatte, war genau dieser Sinatra-Song im Hintergrund zu hören gewesen. Er war das Erkennungszeichen der Gangster.

Blyth zuckte so heftig zusammen, dass er einen Teil seines Drinks verschüttete, der attraktiven Frau neben ihm aufs Sommerkleid. Er entschuldigte sich hektisch und schaute dabei den Mann an, der gepfiffen hatte. Der war mittelgroß, breitschultrig und nicht älter als Mitte zwanzig.

Er hatte eine gezackte Narbe auf der linken Wange. Er grinste Blyth an, und er sah in seinen Augen das kalte Glitzern des Todes. Die fast farblosen Augen waren wie Eiskristalle.

Blyth hörte auf sich zu entschuldigen. Er steckte das Taschentuch weg, legte einen Geldschein auf die Theke, viel zu viel für die Zeche und das kleine Malheur, und eilte hinaus. Im Foyer der Gentleman Rankers Bar im Theaterdistrikt gab es eine Telefonzelle. Darin stand eine ältere Lady und klagte einer Bekannten ein schweres Herzeleid, dass ihr Pudel krank war, ihr Psychiater sie nicht verstand oder Ähnliches.

Ungeduldig klopfte Blyth mit einem Dime gegen die Glastür. Die Lady winkte ab. Blyth gestikulierte. Der Empfangschef des Restaurants, zu dem die Bar gehörte, schaute missbilligend zu ihm herüber.

Blyth öffnete die Tür der Telefonzelle.

»Ich muss wegen eines Notfalls dringend telefonieren«, erklärte er der Lady und streckte schon die Hand nach dem Hörer aus. »Es geht um Leben und Tod.«

»Das kann jeder sagen«, erwiderte sie, räumte jedoch die Zelle.

Blyth drückte die Gabel nieder, warf seine Münze ein und versuchte sich vergebens an die Durchwahlnummer beim FBI zu erinnern. Nicht einmal die Sammelnummer fiel ihm ein. Wertvolle Augenblicke vergingen, bis er sie im Telefonbuch gefunden hatte.

Er tastete die Nummer ein. Eine rauchige Frauenstimme meldete sich.

Blyth sah, wie der junge Mann mit der gezackten Narbe auf der Wange die Bar verließ. Er erkannte ihn an seinem eleganten hellen Anzug. Dazu hatte der Mann einen breitkrempigen Künstlerhut in der gleichen Farbe aufgesetzt. Solange man seine Augen nicht sah, konnte man ihn für einen Bohemien halten.

»Geben Sie mir G-man Cotton, aber rasch!«, verlangte Blyth von der Telefonistin.

Der Mann im hellen Anzug stand vor der Zelle und spitzte den Mund zum Pfeifen. Er griff in die Tasche. Blyth blieb fast das Herz stehen. Der andere zog jedoch nur ein goldenes Feuerzeug und zündete sich die im Mundwinkel hängende Zigarette an.

Er blies Rauch in Blyths Richtung und ging hinaus.

»Cotton«, hörte er. »Was kann ich für Sie tun?«

Blyth nannte seinen Namen.

»Sie ermitteln wegen der Erpressungen im Theatre District, oder? Wegen des Whistler-Falls? Ich habe Ihnen eine dringende Mitteilung zu machen.«

»Dann kommen Sie doch zum FBI, Mister Blyth. Ihr Name ist mir ein Begriff. Sie werden erpresst?«

»Ja, G-man. Ich ... ich kann nicht kommen. Ich fühle mich bedroht. Gerade habe ich den Whistler gehört. Ich glaube es zumindest. Ich bin in der Gentleman Rankers Bar. Können Sie mich nicht abholen? Ich traue mich nicht auf die Straße.«

»Bleiben Sie dort. Ich weiß, wo sie ist. Ich fahre sofort los.«

»Danke, G-man. Ich ... Mein Gott, da ist er! Der Whistler steht vor meiner Zelle! Er will mich umbringen ... Er ...«

Blyth ließ den Hörer sinken. Er hörte nicht mehr, was der G-man zu ihm sagte.

Abwehrend streckte er dem Killer die offene linke Hand entgegen. Er sah nur breite Schultern und einen hellen Anzug. Den Hut hatte der Killer tief ins Gesicht gezogen. Die in einem teuren Schweinslederhandschuh steckende Rechte hielt eine vernickelte 45er Colt-Pistole.

Der Killer pfiff wieder Strangers in the Night. Blyth hatte Todesangst. Er suchte verzweifelt nach einem Ausweg.

»Nicht schießen!«, flehte er. »Bitte, bitte, nicht schießen! Ich zahle, ich unterwerfe mich. Ich bringe jeden geforderten Betrag auf und ...«

»Zu spät!«, zischte der Killer.

Die 45er krachte. Blyth spürte einen gewaltigen Schlag gegen die Brust und wusste, dass das der Tod war. Der Killer schoss mehrmals auf ihn, und es schmerzte viel schlimmer, als sich Blyth den Tod durch Erschießen vorgestellt hatte. Da war nichts mit einem einzigen harten Schlag, nach dem sofort barmherziges Vergessen folgte.

Blyth schrie und presste die Hände gegen die Einschusswunden. Er sah sein Blut an der Tür mit den Kugellöchern, von denen gezackte Sprünge verliefen. Schon im Angesicht des Todes wollte Blyth die Tür aufstoßen und sich auf seinen Mörder stürzen.

Jetzt hatte er keine Angst mehr.

Er fiel dem Killer genau vor die Füße.

Der wandte sich dem vor Schreck erstarrten Empfangschef zu und sagte scharf: »Rühr dich nicht von der Stelle, Buddy! Sonst muss ich dir leider einen verplätten, klar?« Er tippte mit dem rauchenden Pistolenlauf melodramatisch an die Hutkrempe und huschte in den Seitengang, der zur Toilette führte.

»Los, Phil!«, schrie ich, knallte den Hörer hin und griff nach Jackett und Schulterholster.

Phil, der mir eben noch ruhig in unserem Office beim FBI gegenübergesessen hatte, fuhr hoch wie von der Tarantel gestochen. Wir rasten aus dem Office zum Expressfahrstuhl und saßen nach zwanzig Sekunden in meinem Jaguar. Der 260-PS-Motor kam sofort. Phil pappte die Magnetschiene mit dem Warnlicht aufs Dach und schaltete auf meinen Wink hin die Sirene ein.

Ich fuhr aus der Tiefgarage. Quer über die Federal Plaza ging die Fahrt zum Broadway. Unterwegs erläuterte ich Phil knapp, was los war, und er gab die Meldung über Funk an unsere Zentrale und an die City Police.

Trotz Feierabendverkehr erreichten wir den Theatre District und die Gentleman Rankers Bar in zehn Minuten. Das war Rekord.

Bei dem Restaurant in der 52nd Street herrschte ein Auflauf. Neugierige und Gäste des Gentleman Rankers drängten sich. Ein Patrol Car stand schon da, und ein zweites fuhr gerade mit jaulender Sirene und Warnlicht an. Die Menge wich vor meinem Jaguar auseinander. Er teilte sie wie ein Eisbrecher die Schollen.

Ich fuhr über den Bürgersteig. Der Autoverkehr war in der 52nd zum Stehen gekommen. Wir sprangen aus dem roten Flitzer. Ich schaute mich automatisch um. Man muss am Tatort sofort einen Überblick gewinnen.

Ein Cop versperrte den Eingang. Ich zeigte ihm die Dienstmarke. »G-men Cotton und Decker. Blyth hat uns angerufen. Wo bleibt denn der Notarzt?«

»Das wüsste ich auch gerne, Teufel noch mal«, erwiderte der Cop. »Allerdings könnte er nichts mehr ausrichten. Der Mann vor der Telefonzelle ist nämlich mausetot. Viermal mit einer 45er aus nächster Nähe getroffen. Das ist die Arbeit eines Berufskillers.«

»Sieht so aus. Wo sind die Tatzeugen?«

Ich erfuhr es und suchte sie auf. Mordkommission und Ambulanz trafen fast gleichzeitig ein.

Ich sprach mit dem schlotternden Empfangschef, der immer wieder »Ogottogott!« sagte. Phil lief zur Herrentoilette. Die Cops durchsuchten das Haus, um sich zu vergewissern, dass der Killer hier nirgends mehr steckte.

»Wer hat auf den Mann geschossen?«, fragte ich den Empfangschef Eric Lazenby. »Reißen Sie sich zusammen, Mann! Wir brauchen eine Beschreibung des Täters.«

Lazenby starrte wie hypnotisiert auf den Toten. Ich drehte Lazenby zur Seite und befahl den Cops, alle Personen, die wir nicht als Zeugen brauchten, aus dem Weg zu schicken. Das Viertel war abgesperrt.

Als Lazenby die Leiche nicht mehr vor Augen hatte, fasste er sich und sprudelte eine Täterbeschreibung hervor. Der helle Anzug und der Hut waren ihm besonders aufgefallen.

»Breitschultrig«, sagte er. »Jung, mit einer gezackten Narbe auf der linken Wange. Der Mann stand zuvor an der Bar. Er ging einmal weg, kam dann wieder und schoss auf den Mann in der Telefonzelle. Dann lief er in den Seitengang.«

»Warum haben Sie uns die Täterbeschreibung nicht eher gegeben?«, fuhr ich Lazenby an und stieß ihn dem inzwischen eingetroffenen Lieutenant Easton in die Arme. »Kümmere du dich um ihn, Cleary.«

Ich ging ins Freie, denn mir fiel ein, dass ich kurz vorher bei meinem Rundblick einen Mann im hellen Anzug unter den Zuschauern gesehen hatte. Er war auch noch da. Er stand in der Menge und hatte den von Lazenby erwähnten breitkrempigen hellen Hut auf. Ich drängte mich näher.

Der Mann hatte eine gezackte Narbe auf der linken Wange!

Er rauchte seelenruhig eine Zigarette und sprach mit einer üppig gebauten Frau im T-Shirt neben ihm.

»Schon wieder ein Mord«, sagte das Narbengesicht. »In New York ist man seines Lebens nicht mehr sicher. Was sich hier für Typen rumtreiben ...«

»Ja«, piepste die Frau. »Wenn ich das meinem Verlobten erzähle, wird er entsetzt sein. Ich war auch noch in der Nähe und habe die Schüsse gehört.«

Ich zog den 38er, packte das Narbengesicht mit der freien Hand und drehte ihm den Arm...

Erscheint lt. Verlag 20.7.2024
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-7159-X / 375177159X
ISBN-13 978-3-7517-7159-7 / 9783751771597
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