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Savannenherz (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
324 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-3093-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Savannenherz -  Rymur oddi Dynyol
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Ein Gott ist niemandem Rechenschaft schuldig. Er gibt oder nimmt. Er ist mächtig und erhaben. Er ist das Licht oder die Dunkelheit. Leben oder Tod. Hoffnung und Verzweiflung. Alles und nichts. Überall und nirgendwo. Ich aber bin ein Mensch. Doch wer bin ich? Momentan hat meine Meinung ein unumstößliches Gewicht. Die meisten wagen nicht, mir zu widersprechen. Ich bin in eine Situation geraten ... unverschuldet und unbeabsichtigt. Andere würden sagen, ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Aber ob es wirklich richtig ist, dass ich hier bin? Wo soll ich bloß anfangen? Habt ihr eine Ahnung, wie es ist, ein Gott zu werden?

Rymur oddi Dynyol lebt in einem kleinen Ort im Südwesten Deutschlands, ist Künstler, Selfpublisher und träumt von einer kleinen, vielleicht irgendwann einmal größeren Autorenkarriere. Von sich selbst sagt er, er sei kein Denker, sondern ein Demiurg und Bote, der erschafft und schöpft. Er glaubt, dass sich Wesen dieser und anderer Welten über seine Werke mitteilen, indem sie ihn lenken, Worte, Sätze, Texte bilden und auf diese Weise etwas kreieren, das nicht allein aus seinem Geist entsteht. Kernthemen seiner Bücher sind oft die Suche nach Vollendung, Liebe und Zugehörigkeit. Aber auch Leid, Zerstörung und Grausamkeit.

Rymur oddi Dynyol lebt in einem kleinen Ort im Südwesten Deutschlands, ist Künstler, Selfpublisher und träumt von einer kleinen, vielleicht irgendwann einmal größeren Autorenkarriere. Von sich selbst sagt er, er sei kein Denker, sondern ein Demiurg und Bote, der erschafft und schöpft. Er glaubt, dass sich Wesen dieser und anderer Welten über seine Werke mitteilen, indem sie ihn lenken, Worte, Sätze, Texte bilden und auf diese Weise etwas kreieren, das nicht allein aus seinem Geist entsteht. Kernthemen seiner Bücher sind oft die Suche nach Vollendung, Liebe und Zugehörigkeit. Aber auch Leid, Zerstörung und Grausamkeit.

Namenlos

 

Angenommen, ich bin ein Gott. Habt ihr eine Ahnung, wie es ist, einer zu sein? Glaubt ihr denn, dass ich einer bin?

Ich bin ein Mensch. Doch momentan hat meine Meinung bei einem Savannenvolk ein unumstößliches Gewicht. Die meisten ihrer Angehörigen wagen nicht, mir zu widersprechen. Ich bin hier in eine Situation geraten … unverschuldet und unbeabsichtigt. Andere sagen, ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Aber ob das gut war? Wo fange ich an?

 

Ich kam aus dem südlichen Reich und reiste durch die Welt. Nicht freiwillig, versteht sich. Ich wurde aus meiner Heimat verbannt. An dessen nördlicher Grenze wurde ich ausgesetzt und bin nach Norden gewandert, durch einen unendlichen Wald, der zu meiner großen Freude ein Ende hatte. Jenseits des Waldes, den nie jemand durchquert hatte, durchschritt ich die Weiten einer Savanne. Das war der schlimmste Teil meiner Exilreise – obwohl ich bis dahin geglaubt hatte, der Wald sei grauenhafter. Ich litt oft Hunger und Durst. Ehrlich gesagt, weiß ich heute nicht mehr, wie ich das überlebte. Ich habe nicht nachgedacht, war immer weiter und weiter gewandert und hatte die Qualen aus meinen Gedanken verbannt.

An einem der ungezählten heißen Tage in der weiten trockenen Ebene kam ich an einer kleinen Schlucht vorbei – ein Erdriss. Ich hatte überhaupt nicht bemerkt, dass sich die Landschaft in die felsige Gestalt wandelte. Ich suchte nach Wasser, um meiner ausgetrockneten Kehle das Gefühl zu geben, am Leben zu sein. Den Hunger verdrängte ich, bis er übergangen war. Menschen kamen lange ohne Nahrung aus, aber nicht ohne Wasser. Dass es nicht schlau war, am Rand einer Klippe nach Wasser zu suchen, leuchtet mir heute ein. Damals war mein Verstand von der Sonne weggebrannt.

Als ich den Abgrund entlangschritt, vernahm ich ein seltsames Röhren. Ich folgte dem Geräusch, von dem ich dachte, dass es ein sterbendes Tier sei, was für mich Essen bedeutete. Ich hoffte auf ein kleines, schwaches oder krankes Gnu oder etwas ähnliches, was eine willkommene Abwechslung und ein Segen gewesen wäre. Das Fleisch hätte mich gesättigt, das Blut meinen Durst gelöscht. Ich weiß, ekelhaft, aber in Extremsituationen macht man einiges, das man sonst nie machen würde.

Ich ahnte ja nicht, was oder wen ich entdeckte. Nichts hätte mich darauf vorbereitet. Es war ein Löwenjunges – glaubte ich zuerst – das zu nah am Abgrund gespielt hatte und hinunter auf einen Felsvorsprung gefallen war. Von dort aus war es nicht mehr in der Lage, hinaufzuklettern. Dazu waren die Wände zu steil. Das helle Röhren und Fiepsen war eine Art Hilferuf. Es erschrak, als es mich entdeckte, und erstarrte. Misstrauisch betrachteten wir einander, bis es aufstand und sich auf die Hinterbeine wie ein Mensch stellte! Es streckte seine Arme nach mir aus und flehte mich herzzerreißend an, ihm zu helfen.

Ich war ... überrumpelt? Nicht nur, dass es aufrecht stand, nein, es sprach! Ich weiß bis heute nicht, warum Menschen und Leoniden eine ähnliche Sprache besitzen. Das gehört zu den Geheimnissen der Welt.

Als mich das kleine Ding mit Tränen in den Augen um Hilfe bat, brach meine Starre zusammen und ich entschloss mich, zu helfen. Denn wenn es hier war, gab es andere seiner Art. Vielleicht waren sie ja so freundlich, mir ein wenig Proviant für die Rettung eines ihrer Angehörigen zu schenken. Dass ich in dieser Situation überhaupt so weit dachte, grenzte an ein Wunder, so ausgezehrt wie ich war.

„Warte dort“, krächzte ich trockenen Halses und trat so nahe an den Abgrund, dass mir schwindelig wurde. Ich legte mich flach auf den Bauch und streckte den Arm nach dieser seltsamen Kreatur aus. Nur wenige Zentimeter trennten seine Pfote von meiner Hand. Verzweifelt sprang das Kleine plötzlich hoch.

„Nicht!“, rief ich, doch es war zu spät. Es verlor auf dem schmalen Podest das Gleichgewicht und stürzte in den Abgrund. Nur durch seine schnelle Reaktion hielt es sich in letzter Sekunde fest, hing jetzt hilflos da unten und schluchzte.

Zuerst wusste ich nicht, was zu tun war. Ich kam zwar auf die Idee nach seinen Leuten zu suchen und sie herzubringen, doch so lange hielt sich das Junge nicht. Vorsichtig kletterte ich deshalb die Steilwand hinunter. Obwohl es nur wenige Meter waren, kam es mir schrecklich tief vor, bis ich endlich den Felsvorsprung erreichte. Anders als auf der Klippe konnte ich mich hier nicht flach hinlegen. Ich kniete nieder und streckte den Arm so weit wie möglich.

„Nimm meine Hand! Schnell!“, blaffte ich. Sofort hatte sich das Kleine festgekrallt und zog sich selbst hoch. Voller Angst stieß es seine Krallen in mein Fleisch, um nicht abzurutschen. Ich schrie auf. Mehr aus Überraschung, denn vor Schmerz.

Ich zog es hoch, es sah mich mit schreckgeweiteten Augen an. „Kletter' auf meinen Rücken“, sagte ich. Hastig änderte es seine Position und kraxelte dorthin, wo es mich sofort mit Armen und Beinen umklammerte. „Halt dich fest!“

Ich kletterte denselben Weg hinauf, den ich herunter gekommen war. Der Aufstieg gelang schneller und innerhalb einer Minute waren wir oben. Völlig außer Atmen zog ich mich über die Kante und blieb erschöpft auf dem Boden liegen. Das kleine Wesen sprang von mir weg und rannte davon. Ohne ein Wort des Dankes ließ es mich zurück.

„Warte!“, rief ich hinterher, doch entweder hörte es mich schon nicht mehr oder es ignorierte mich. Bald war es im hohen Gras verschwunden. Ich war nicht verärgert, dazu fehlte mir die Kraft. Dennoch wurmte es mich, dass es mir nicht mal gesagt hatte, wo das nächste Wasserloch oder ein Platz zum Ausruhen war. Mein einziger Anhaltspunkt war die Richtung, in die es sich davongemacht hatte.

Lange Stunden später, nach einer weiteren schrecklichen Wanderung ohne Verstand und Bewusstsein, brach ich zusammen. Meine Reiseutensilien lösten und verteilten sich auf dem Boden. Die tragenden Lederriemen hatten sich im Verlauf der letzten Tage gelockert, ohne dass ich mir die Mühe machte, sie wieder festzuzurren. Ich hatte womöglich schon andere Sachen verloren, es aber nicht bemerkt. Das letzte Geräusch, das ich hörte, war der Gong, als mein kleiner Kochtopf gegen einen Stein rollte. Dann umfing mich Dunkelheit.

 

Als ich aufwachte, aber noch nicht die Augen öffnete, glaubte ich, das Erlebnis mit der vermenschlichten Löwenkreatur sei eine Ausgeburt meines erschöpften Verstandes gewesen. So etwas Bescheuertes fiel nur mir ein. Ich war schon immer der Phantast in der Familie. Ein Grund, weshalb man mich oft gemieden hatte. Meine Leute waren ein Haufen purer Realisten, für die alles beweisbar sein musste, weil es sonst nicht existierte. Meine Schwestern sind mir gegenüber tolerant geblieben, hatten mich aber nicht selten nur mit ausgestreckten Armen angefasst. Zugegeben, meine Phantasien war bizarr. Wobei dieser Traum hier alles Bisherige übertraf.

Ein menschlicher Löwe. Was für ein Blödsinn.

Weil es nichts nützte, entschied ich mich schwerfällig dazu, die Augen endlich aufzumachen. Ich erwartete einen hellblauen Himmel gespickt mit der gnadenlos sengenden Sonne, die mir die Haut verbrutzelte. Umso überraschter war ich, als ich eine Zeltplane aus grob gewobenem Stoff entdeckte, die sich über mein Blickfeld spannte. Ich sah mich um, bis ich über die geknüpften Teppiche, Krüge, Verzierungen und viele andere Dinge hinweg auf einem niedrigen hölzernen Tisch Brot, Fleisch und eine Schale mit Wasser entdeckte, die ich gierig fixierte. Ich kämpfte mich aus meiner Paralyse empor und zu dem Tisch hin, der einen Meter entfernt neben mir stand. Mein Magen sprang grummelnd hin und her. Ich verlor keine Zeit, stopfte das leckere Mahl in mich hinein und würgte es kaum gekaut herunter. Es war eine Geschmacksexplosion! Selbst fürstliche Speisen hätten das hier nicht übertrumpft. Es war göttlich!

Erst nachdem ich satt war, stellte ich mir die Frage, wo ich mich befand? Ich brauchte ein paar Momente, um mich dazu durchzuringen, aufzustehen und nach draußen zu schleichen. Zwar war ich schaulustig, aber ein Teil von mir wollte nicht hinsehen. Denn wenn es ein Traum war, wachte ich bestimmt in dem Moment auf, in dem ich das Zeltverdeck zur Seite schlug. Umso erstaunter war ich, ein Dorf aus Zelten sowie Ställen aus Pfählen mit Strohüberdachung zu entdecken, in denen seltsame kleine Vögel gehalten wurden. Ich schaute auf einen großen Platz, in dessen Mitte eine Art Totem stand. Doch das war nicht der Grund, weshalb ich staunte. Als ich einen kleinen Schritt heraustrat, sah ich in ein Löwengesicht, dessen Besitzer drei Meter entfernt von mir stand. Das Gesicht starrte zurück. Verdammt! Das war doch kein Traum gewesen! Der hier war um einiges größer als das Junge. Hilfe!

Es schrie auf, dass es mir in den Ohren wehtat, und alle anderen auf dem Platz in unsere Richtung sahen. Viele Augenpaare richteten sich auf mich. Ich kam mir vor wie auf dem Präsentierteller. Ein paar entfernten sich hastig, liefen durch das Zeltdorf und riefen: „Er ist wach! Er ist wach!“

Wie sollte ich reagieren? Ich war inmitten des Dorfes dieser seltsamen Wesen. Wenn sie nur halb so kräftig und flink waren wie echte Löwen, dann hatte ich keine Chance zu entkommen. Mutig schritt ich auf sie zu, misstrauisch wurde ich observiert. Als ich bei dem mir nächst Stehenden ankam – ich glaube, es war ein Mann, der buschigen und dichten Mähne nach zu urteilen – hob ich die Hand und grüßte ihn mit einem beklommenen „Hallo“. Seine Augen weiteten sich und ich war mir nicht sicher, ob er mich nicht gleich anfiel und das Genick brach. Stattdessen fiel er auf die Knie und rief: „Er hat zu mir gesprochen!“ Nach ihm knieten die anderen vor mir im Gras.

 

Wenig später saß ich...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Anthro • Freundschaft • Liebe • Nomade • Religion • Vertrauen
ISBN-10 3-7598-3093-5 / 3759830935
ISBN-13 978-3-7598-3093-7 / 9783759830937
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