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Jerry Cotton Sonder-Edition 238 (eBook)

Debüt eines Killers

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6722-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 238 - Jerry Cotton
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Mr. High schickte mich ins Bergland von South Dakota. Er machte keinen Hehl daraus, dass mein Auftrag ein halbes Selbstmordunternehmen war. Ich sollte einen Mann aufspüren, der vor einer einzigartigen Karriere in der Unterwelt stand. Einen Mann, dessen erster Mord so raffiniert und ausgeklügelt und so perfekt in Szene gesetzt worden war, dass die großen Bosse von New York bis Miami aufhorchten ... Es war das sensationelle Debüt eines Mörders.

2


Clive Shayne war so nichtssagend gestorben, wie es auf der Leinwand niemals hätte geschehen können. Aber er war mit einem Glücksgefühl gestorben, in dem festen Glauben daran, dass er Phil und mir geholfen hatte, den Killer zu stellen.

Langsam richtete ich mich auf. Das Sirenengeheul erstarb vor der Kneipe. Ich war froh, dass ich die Fernsehleute verscheucht hatte. In diesem einen Fall war es mir gelungen, die Würde des Sterbenden zu wahren. Doch gegen den beklemmenden Trend, das wusste ich, konnte ich nichts tun. Überall auf der Welt hatten sie angefangen, Menschen im Augenblick ihres Todes zu filmen – ob Verschüttete nach einem Erdbeben oder von Gewehrkugeln Zerfetzte bei Rassenunruhen. Es genügte nicht mehr, Schauspieler das Sterben spielen zu lassen. Die Leute, die sich mit Filzlatschen und Bierflasche von der Bildröhre beflimmern ließen, wollten die prickelnde Erregung der Wirklichkeit.

Ich empfand stille Genugtuung darüber, dass niemand außer mir Clive Shayne hatte sterben sehen. Nicht einmal die Umstehenden im J. P. Clarke's hatten es genau mitgekriegt. Clive war mit der Würde vom Leben in den Tod gewechselt, auf die nach meinem Ermessen jeder Mensch ein Recht hat.

Männer in Weiß stürmten herein. Ich wandte mich ab. Phil stieg durch das zerborstene Fenster herein. Einer der irischen Barkeeper schob sich heran. Er hielt uns wortlos ein kleines Tablett mit Whiskygläsern entgegen. Wir nahmen an und bedankten uns mit einem Nicken für die Geste.

Der Notarzt schickte die Sanitäter mit der Trage weg. Der Whisky brannte wohltuend in der Kehle. Ich winkte ab, als der Arzt zu Erklärungen ansetzen wollte. Wir kannten dieses elende Geschäft lange genug, um zu wissen, dass Ambulanzwagen keine Toten transportieren.

Floyd Greene sehnte sich nach einem Cabrio, nach Sommersonne und nach dem Fahrtwind. Laut sagen durfte er so etwas nicht. Stone hätte ihn glatt für schwachsinnig erklärt. Unter ungünstigsten Voraussetzungen konnte das dazu führen, dass er seinen engsten Mitarbeiter feuerte.

Die Voraussetzungen waren verdammt ungünstig.

Sherman Stone kutschierte nur noch verriegelt und verrammelt durch Manhattan. Summend und weich wie auf einem Luftkissen glitt der Lincoln Town Car über den Asphalt. Die Vorhänge der Fondfenster waren zugezogen, alle Panzerglasscheiben geschlossen. Ebenso die Trennscheibe zwischen Cockpit und hinterer Sitzbank. Der Fahrer trug eine mausgraue Livree. Stone hatte schon immer das altväterlich Stilvolle geschätzt. Die Straßenschluchten waren nur in einem kleinen, nach vorne gerichteten Ausschnitt zu sehen.

Greene hasste es, sich von allem abzuschotten. Für ihn war das keine Problemlösung.

»Wenn du dich verkriechst«, hatte er zu Stone gesagt, »dann ist das, als ob du der ganzen Welt sagst, was für ein schlechtes Gewissen du hast. Ich an deiner Stelle würde mich überall sehen lassen, Manny. Wie sonst auch. Würde jedem ins Gesicht grinsen und ihnen allen zeigen, dass sie mich mal sonst wo können.« Er war der Einzige, der Sherman Stone »Manny« nennen durfte.

»Ich bin aber nicht du«, hatte Stone gesagt. Mehr nicht. Und von einer geschäftlichen Besprechung zur anderen fuhr er weiter mit verhängten Fenstern. Wenn er den Lincoln Town Car benutzte, waren gleichzeitig der Rolls Royce und der Mercedes 500 unterwegs. Wer es auf ihn abgesehen hatte, musste schon verdammt genau nachforschen, um herauszufinden, in welchem Wagen sich der große Sherman Stone wirklich befand.

Das Telefon summte.

Floyd Greene nahm den Hörer von der Mittelkonsole und meldete sich. Der Mithörlautsprecher war eingeschaltet. Stone hasste jede Art von Heimlichkeiten.

»Ein Ferngespräch, Sir«, sagte die Frau in der Vermittlung für den Autotelefonverkehr. »Für Mister Stone persönlich.«

»Ich übernehme das«, entgegnete Greene mit einem Seitenblick.

»Tut mir leid, Sir. Der Anrufer verlangt ausdrücklich Mister Stone persönlich. Wenn ich ihn nicht erreiche, muss ich die Verbindung abbrechen.«

Stone hob diese große Hand, die trotz Maniküre immer noch aussah wie eine Bergarbeiterhand. Seine Bewegung wirkte müde. In den letzten Tagen hatte er eine Menge hämischer Anrufe erhalten. Die Ratten glaubten, ein sinkendes Schiff erobern zu können, um es wieder flottzumachen.

»Moment«, sagte Greene. »Mister Stone übernimmt.«

Er gab den Hörer weiter und beobachtete das verwitterte Gesicht des hochgewachsenen Mannes. Mit seinen fünfunddreißig Jahren wirkte Stone wie fünfzig. Dabei hatte er nie in den Kohlebergwerken von Wales geschuftet wie noch seine Großeltern, bevor sie in die Staaten gekommen waren.

»Ich bin Lucky Lansing«, tönte eine jungenhafte Stimme aus dem Einbaulautsprecher. »Merken Sie sich meinen Namen gut, Mister Stone.« Die Stimme klang geradezu fröhlich. »Das ist die Chance Ihres Lebens. Sie können mich haben. Natürlich können Sie auch ablehnen. Dann werden Sie noch eine Menge von mir hören. Allerdings nur von Ihren Spitzeln – über das, was bei der Konkurrenz läuft.«

»Schön, schön«, brummte Stone mit mühsam erzwungener Geduld. »Hören Sie zu, Sie Witzbold! Was, meinen Sie, gibt Ihnen das Recht, mich auf den Arm zu nehmen?«

»Falsch, Sir. Ich mache Ihnen ein Angebot.«

»Ich bin nicht an Angeboten interessiert.«

»Meins reißt Sie vom Hocker. Garantiert. Ich gehe mal davon aus, dass Sie ein paar ungelöste Probleme mit sich rumschleppen.«

»Darüber spreche ich nicht am Telefon. So long, Witzbold.« Stone wollte den Hörer weglegen.

»Halt, halt!«, schrie der Mann am anderen Ende der drahtlosen Verbindung. »Ich kann Ihnen wohl schlecht auf die Bude rücken. Von South Dakota nach New York ist es verdammt weit für einen, der das Geld für ein Flugticket nicht hat. Zur Sache, Sir. Fällt Ihnen zu dem Namen Bruce Malone was ein? Eine Menge, stimmt's? Ein lästiger Konkurrent, den man verdammt gerne vom Hals hätte. Sie haben das bislang nicht geschafft. Ich schaffe es. Was halten Sie davon?«

Stone hatte aufgehorcht. Doch nur einen Atemzug lang. Sein Interesse fiel in sich zusammen.

»Nichts«, knurrte er. »Ich habe die Nase voll von Spinnern.« Erneut wollte er auflegen.

»Kann ich verstehen.« Der Anrufer klang völlig gelassen und selbstsicher. »Sie brauchen mich auch nicht ernst zu nehmen. Noch mal im Klartext: Ich schaffe Ihnen Malone vom Hals. Gratis und franko. Wenn es erledigt ist, melde ich mich wieder. Dann sage ich Ihnen, warum.«

Es knackte im Hörer.

Sherman Stone schob ruckartig das Kinn vor und runzelte die Stirn.

Greene nahm den Hörer und legte ihn auf die Gabel.

Fast lautlos rollte der Lincoln Town Car die Fifth Avenue hinauf. Im Hotel an der Ecke East 71st Street würde Stone seine Unterführer treffen. Sie würden berichten, dass die Umsätze sowohl im Drogenhandel als auch im Glücksspiel weiter zurückgingen. Was noch lief, waren einzig die Nobelbordelle und die Nachtklubs. Das lag daran, dass die Kundschaft in dieser Branche nicht aus eingeweihten Kreisen stammte. Wer sich in der Szene auskannte, schenkte Stone nicht mehr das frühere Vertrauen.

Auf einmal verlangten sie Sicherheiten, bevor sie ein Geschäft mit ihm abschlossen.

»Die Welt ist voll von Verrückten«, sagte Floyd Greene. Er lachte und schüttelte den Kopf. Bedächtig zündete er sich eine Zigarette an. Die Klimaanlage schluckte den Rauch.

Stone wandte den Kopf und sah ihn aus schmalen Augen an. »Wieso ausgerechnet Malone?«

»Die liebe Konkurrenz. Na und?« Greene hob die Schultern und ließ sie wieder sinken.

»Von Donnelly hat er kein Wort gesagt«, murmelte Stone und rieb sich das Kinn. »Fast so, als wüsste er gar nichts davon.«

Greene blies die Luft durch die Nase. »Manny, fang jetzt nicht an, dir irgendwas einzureden.«

»Ich habe nicht gesagt, dass ich den Kerl ernst nehmen will. Aber du musst zugeben, dass es irgendwie komisch klang.«

»Komisch? Eher verlockend, würde ich sagen. Stell dir mal vor, das wäre Wirklichkeit! Kein Malone vorhanden! Dann könntest du tief Luft holen und dich ganz neu aufblasen, richtig?«

Stone grinste zum ersten Mal. »Du verstehst es mal wieder, zum Kern der Dinge vorzustoßen. Hast du dir den Namen gemerkt?«

»Von dem Anrufer?«

»Ich wüsste nicht, mit wem wir sonst noch gesprochen haben.«

Greene verzog das Gesicht. Er hasste Zurechtweisungen. Er konnte es nicht ausstehen, wenn jemand ihm Langsamkeit im Denken unter die Nase rieb. Stone war der Einzige, der das ungestraft tun konnte.

»Was mit L«, murmelte Greene.

»Lucky Sowieso.«

»Lucky Luciano, was?« Greene gluckste. »Würde zu dem Witzbold passen.«

»Landers, glaube ich«, sagte Stone sinnierend. »Zweimal L auf jeden Fall.«

Mr. High betrat das Vernehmungszimmer, schloss die Tür leise und gab uns mit einem Handzeichen zu verstehen, dass wir uns nicht stören...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2024
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-6722-3 / 3751767223
ISBN-13 978-3-7517-6722-4 / 9783751767224
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