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Merano fatale (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
304 Seiten
Emons Verlag
978-3-98707-156-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Merano fatale -  Elisabeth Florin
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Spritzige Lektüre mit Spannung und Humor: Am Tappeinerweg über Meran wird ein Kurgast ermordet. Während Ispettore Emmenegger kurz hofft, den Fall und seine Bergtour unter einen Hut zu bekommen, ändert sich alles, als die Mutter seiner Verlobten im Kommissariat auftaucht - und behauptet, den Mann vergiftet zu haben. Das ist ja eine schöne Familie, in die Emmenegger da einheiraten wird! Widerstrebend tauscht der Ispettore die Wanderstiefel gegen Lackschuhe und nimmt die Ermittlungen in der feinen und nicht ganz so feinen Gesellschaft Südtirols auf.

Elisabeth Florin wuchs in Süddeutschland auf; ihre journalistische Laufbahn begann sie in den 1980er Jahren bei der RAI in Bozen. Von den Menschen in Südtirol und ihrer Geschichte fasziniert, verbringt sie seither viel Zeit in Meran und Umgebung. Sie arbeitete 25 Jahre lang als Finanzjournalistin und Kommunikationsexpertin in Frankfurt am Main.

Elisabeth Florin wuchs in Süddeutschland auf; ihre journalistische Laufbahn begann sie in den 1980er Jahren bei der RAI in Bozen. Von den Menschen in Südtirol und ihrer Geschichte fasziniert, verbringt sie seither viel Zeit in Meran und Umgebung. Sie arbeitete 25 Jahre lang als Finanzjournalistin und Kommunikationsexpertin in Frankfurt am Main.

Cherchez la femme

Café Unterweger am Tappeinerweg

18 Uhr

Vor dem Eingang zum Café Unterweger hat sich eine Menschentraube gebildet. Die Leute stehen auf den Zehenspitzen und versuchen, über die Hecke zu spähen. Ein paar tuscheln miteinander.

Emmenegger seufzt. Die Segnungen von WhatsApp, Twitter und Co. »Ich vermute, eine der Kellnerinnen hat das Wasser nicht halten können. Hoffen wir mal, dass sie kein Foto der Leiche ins Internet gestellt hat.«

»Was wollen die bloß hier? Es gibt doch nichts zu sehen.«

»Das ist denen egal. Je weniger man sieht, desto grusliger kann man es sich ausmalen.«

Vor der Tür steht der Carabiniere Patrici. Er ist der große Schweiger des unsäglichen Duos der Station Meran-Mitte, in Insiderkreisen auch als Pat und Patachon bekannt. Er starrt über Emmenegger hinweg, als halte er vor dem Buckingham Palace Wache. Bloß dass dem König solche Ohrfeigengesichter bestimmt nicht vors Schloss kommen.

Patrici hat abstehende Ohren, eine gebrochene Nase und rot unterlaufene Augen wie ein Bernhardiner.

»Guten Morgen, Kollege«, sagt Eva mit zuckersüßer Stimme. »Sei so nett und lass uns durch.« Patrici rührt sich keinen Zentimeter.

Emmenegger greift nach seinem Handy. »Gib die Tür frei, Pat. Oder soll ich den Chef anrufen?«

In Patricis Miene zucken Blitze, als er seinen Spitznamen hört, aber er tritt zur Seite.

***

Am Tatort ist die Hölle los.

Jemand brüllt Anweisungen. Arnold Kohlgruber, Leiter der Meraner Spurensicherung, ist wie üblich der Meinung, alle außer ihm wären begriffsstutzig und taub. Wie immer tun seine Leute so, als hörten sie ihn nicht.

Kohlgruber ist gar nicht mal so unbeliebt, aber ständig Zielscheibe von Spott und derben Scherzen.

In grüner Schutzkleidung und mit Pinzetten und Plastikbeuteln zur Beweissicherung ausgestattet, nehmen seine Mitarbeiter gerade die letzten Proben innerhalb eines abgesperrten Areals um die Leiche.

Zwei Serviererinnen stehen an der Bar und rauchen.

Ansonsten ist das Lokal leer.

Gerade hat Kohlgruber Eva und Emmenegger bemerkt. Schon stürzt er auf sie zu. Eva raunt Emmenegger ins Ohr: »Achtung, Kohli-Bakterium im Anmarsch. Ich nehme schon mal Zeugenaussagen auf.«

Und weg ist sie. Emmenegger würde auch gern ausbüxen, aber es ist zu spät.

»Ich weiß schon, was hier passiert ist«, schallt es ihm entgegen.

War ja klar. Emmenegger verdreht die Augen.

Arnold Kohlgrubers Steckenpferd sind Tathergangsanalysen, seiner Meinung nach die hohe Kunst jeder Mordermittlung. Zuständig ist für so was die Mordkommission, also Emmenegger, aber das ist Kohlgruber einerlei. Er glaubt nämlich fest daran, dass er mit einer besonderen Begabung gesegnet ist.

Erst neulich hat er Emmenegger in einem schwachen Moment erzählt, dass er bereut, nicht selbst Kriminaler geworden zu sein.

Seither dankt Emmenegger seinem Herrgott jeden Tag dafür, dass der das verhindert hat.

Meistens trompetet Kohlgruber seine Theorie überall herum. Dann werden im gesamten Polizeihaus Wetten mit Geldeinsatz abgeschlossen, ob er ausnahmsweise richtigliegt. Auch ein blindes Huhn – Meistens laufen sie allerdings haushoch gegen ihn. Gottlob weiß Kohlgruber nichts davon.

»Es war Selbstmord. Ihr könnt gleich wieder gehen.«

Überrascht starrt Emmenegger den Spusi-Chef an. »Wie kommst denn auf so was, Arnold?«

Kohlgruber deutet hinüber zu der zusammengesunkenen Gestalt. »Erst mal hat er keine äußeren Verletzungen.«

»Jetzt hör aber auf. Du weißt doch selber, dass manche Stichwunden winzig sind. Außerdem …«, Emmenegger schaut hinüber zu der Leiche, »… stand irgendwas auf dem Tisch?«

»Ein Glas Rotwein, das umgekippt ist.«

»Und?«

Schnauben. »Wir haben natürlich Fingerabdrücke gesichert. Der Rest von dem Wein ist unterwegs ins Labor. Verschwendung von Steuergeldern.«

»Ich verstehe nicht, wieso du dich auf Selbstmord versteifst.«

»Schau ihn dir gleich mal an. Er sieht furchtbar mitgenommen aus.«

»Was hast du denn erwartet – das blühende Leben?«

Kohlgruber wedelt den Einwand mit einer Handbewegung fort. »Ja, tot ist er schon, aber ich meine was anderes. Ich wette, er hatte was Unheilbares.«

»Also wirklich!«

»Du musst dich reinversetzen in die Menschen, Emmenegger. Der Mann sieht nach der Diagnose den ganzen Jammer vor sich, fährt ein letztes Mal nach Meran und –«

»Und knipst sich das Licht auf der Sonnenterrasse vom Unterweger aus, in Anwesenheit von fünfzig Touristen, die Sahnetorten futtern?«

Kohlgruber schmollt. »Du bist immer so negativ. Vielleicht wollte er einfach ein bisschen Gesellschaft am Ende.«

»Hast du mal an dem Rest von dem Rotwein gerochen?«

Kohlgruber verzieht angeekelt das Gesicht. »Bei meiner empfindlichen Nase?« Neuerdings hat sich der Spusi-Chef wunde Schleimhäute zugelegt. »Igor hat das gemacht.« Igor ist Kohlgrubers bester Mann. »Es roch bloß nach Rotwein, sagt er.«

»Seid ihr mit dem Toten durch? Kann ich rüber?«

»Igor!«, schreit Kohlgruber im Falsett.

Der stemmt sich hoch und hebt den Daumen.

»Geldverschwendung«, meckert Kohlgruber schon wieder. »Der Mann hat irgendwas genommen, was schnell …«

Er spricht ins Leere. Emmenegger steht bereits neben dem Toten.

***

Der Mann trägt einen hellen Sommeranzug. Dezent und elegant. Im Kragen ist das Etikett eines bekannten Meraner Herrenschneiders eingenäht.

Vorsichtig greift Emmenegger in die Sakkotasche des Toten. Eine Brieftasche. Eine grüne Kreditkarte von American Express. Ein Ausweis mit einem Namen und einem Ort. Ulrich Brünner aus Frankfurt am Main.

In einer Brusttasche steckt eine goldene Karte mit Magnetstreifen, vermutlich eine Zimmerkarte. In der anderen ein schwarzes Handy von Motorola, ein altmodisches Gerät, mit dem man nur telefonieren kann.

Nirgendwo ein Tablettenröhrchen oder Blister. Emmenegger hat gelernt, auf sein Bauchgefühl zu hören. Und das sagt ihm: Das hier war kein Selbstmord.

Eva tritt neben ihn.

»Hilf mir mal.« Gemeinsam nehmen sie den Toten bei den Schultern, aber er lässt sich nicht aufrichten. Die Leiche ist starr und steif.

»Eine der Kellnerinnen sagt, dass er zusammengesunken dasaß. Als sie ihm auf die Schulter getippt hat, kippte er vornüber«, berichtet Eva.

»Da waren die Muskeln also noch beweglich.« Emmenegger. »Der Tod kann nicht lange davor eingetreten sein. Warten wir ab, was unsere hochverehrte Frau Dr. Landers dazu sagt. Wenn die Dame geruht aufzutauchen.« Gerichtsmedizinerin Landers ist für ihre Faulheit und Überheblichkeit bekannt. Aber über die reißt keiner im Polizeihaus Witze.

Am linken Handgelenk des Toten blinkt eine schlichte silberne Uhr mit eingekerbten Rillen auf der Lünette.

»Das ist eine Uhr mit Handaufzug«, sagt Eva mit sachkundiger Miene. »Mein Vater hat auch so eine von früher, aber die trägt er nie.«

»So was gibt’s noch?«, staunt Emmenegger. Plötzlich empfindet er Respekt für den Toten, der offenbar ein altmodischer Mensch mit einem Sinn für klassische Schönheit war.

Er geht in die Hocke, um dem Toten ins Gesicht zu sehen. Der Mann ist Anfang, Mitte fünfzig, ungefähr im gleichen Alter wie er selbst. Silbergraue Haare, am Oberkopf zurückgekämmt, im Nacken kurz geschnitten.

Unwillkürlich zwirbelt Emmenegger seine braungrauen Strähnen, die für einen Mann im Staatsdienst viel zu lang sind.

Er versteht jetzt, wie Kohlgruber zu seiner Selbstmordtheorie kommt. Die Wangen des Toten sind hohl. Unter den Augen liegen dunkle Schatten.

Trotzdem wirkt der Mann nicht so, als wäre er krank gewesen. Die feinen Linien um den Mund sehen aus, als hätten sie sich erst kürzlich gebildet. Die weißen Lachfältchen in dem von der Meraner Sonne gebräunten Gesicht erzählen dieselbe Geschichte.

Ein Mann mit Humor. Aber dann, vor nicht allzu langer Zeit, kamen Schmerz oder Trauer.

Unter buschigen Brauen starren braune Augen ins Leere. Sie verraten nichts, aber das ist nie der Fall.

Wie immer ist Eva ehrfürchtig, fast ein bisschen kleinlaut, wenn sie dem Tod begegnet. Leise sagt sie: »Er hat ziemlich gut ausgesehen, findest du nicht?«

»Irgendwie erinnert er mich an Gregory Peck.«

Emmeneggers Vorgänger hatte ein Faible fürs Hollywood-Kino, und ein bisschen davon hat im Laufe ihrer langjährigen Zusammenarbeit auf Emmenegger abgefärbt.

Eva runzelt die Stirn. »Gregory… Peck? Wer ist denn das?«

In manchen Augenblicken fühlt sich der Altersunterschied von siebzehn Jahren zwischen Eva und ihm an wie ein Roman, der nie geschrieben wurde.

»Gregory Peck war ein berühmter amerikanischer Filmschauspieler in den fünfziger, sechziger Jahren. Meistens hat er aufrechte Männer gespielt, denen irgendwas Schicksalhaftes zustieß.«

»Den muss ich bei Gelegenheit mal googeln.«

»Irgendwas Interessantes vonseiten der beiden Kellnerinnen?«

»Der Tote war Stammgast, er kam in den letzten Jahren immer wieder ins Café«, antwortet Eva. »Heute war eine Frau in seiner Begleitung. Irgendwann ist sie gegangen. Der Mann hat noch eine Weile allein dagesessen. Gegen halb fünf hat eine der beiden Bedienungen gesehen, wie er am Tresen vorbei in Richtung Toilette ging.«

»Das war alles?«

»Ich hab’s erst einmal dabei belassen. Du willst ihre Aussage sicher auch hören und bestimmt nicht die Wiederholung.«

»Da hast du recht. Ich komme gleich.«

***

Was hat Emmeneggers Vorgänger, Commissario Pavarotti,...

Erscheint lt. Verlag 25.4.2024
Reihe/Serie Sehnsuchtsorte
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Commissario Pavarotti • Destinationskrimi • Ermittlerduo • Heiratsschwindel • Heiter • Ispettore Emmenegger und Eva Marthaler • Krimi mit Humor • Kriminalroman • Lokalkolorit • Meran • Merano Reihe • Mord • spannend • Spannung • Südtirol • Urlaubskrimi
ISBN-10 3-98707-156-7 / 3987071567
ISBN-13 978-3-98707-156-0 / 9783987071560
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