Jerry Cotton Sonder-Edition 232 (eBook)
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6268-7 (ISBN)
Nachts explodierte eine Höllenmaschine auf dem streng bewachten Gelände des Weltraumforschungsinstituts und hinterließ einen Toten. Bei den Ermittlungen stachen wir in einen wahren Ameisenhaufen von durcheinander wimmelnden Gangstern, Geheimdiensten und Verrätern. Die größte Überraschung aber rührte von unserer eigenen Regierung her - und vom Golden Girl ...
1
Am Montag, dem 7. Januar, nachts um 2:04 Uhr explodierte auf dem Gelände des für die Regierung arbeitenden Raumforschungsinstituts Space Research Laboratory eine Höllenmaschine.
Angeblich wurde niemand verletzt. Dennoch gab es einen Toten. Aber von dem wollte niemand etwas wissen.
Als das FBI weisungsgemäß die Ermittlungen aufnahm, stießen wir in einen wahren Ameisenhaufen von durcheinander wimmelnden Gangstern, Geheimdiensten und Verrätern.
Die größte Überraschung freilich kam von einer Seite, von der es kein Special Agent des FBI erwartet hätte – von der eigenen Regierung ...
New York lag unter einer Schneedecke. Die Kinder fanden es schön, die Erwachsenen weniger, die Autofahrer fluchten.
Mein Freund Phil Decker und ich genossen ein dienstfreies Wochenende. Und da wir schon von Berufs wegen die ganze Woche mit dem Wagen unterwegs sind, waren wir klug und ließen den Jaguar schön in der Garage.
Wir gingen zu Fuß zu einem netten Restaurant, aßen gut und spielten in meiner Wohnung anschließend noch zwei Partien Schach. Ein edler Scotch brachte uns die nötige Bettschwere, und Phil fuhr verhältnismäßig früh mit einem Taxi nach Hause.
Es kann nicht viel später als elf gewesen sein, als ich ins Bett kam. Trotzdem hatte ich das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, als mich das verdammte Telefon wieder aus dem Schlaf riss.
Ich schaltete die Nachttischlampe ein und stellte gähnend fest, dass es 2:30 Uhr war. Ein Landarzt konnte auch kein unruhigeres Leben haben.
Ich nahm den Hörer ab. »Cotton.«
»Hier spricht High«, tönte die Stimme unseres Distriktchefs durch die Leitung. »Tut mir leid, dass ich Sie wecken muss, Jerry.«
»Oh, Sir, das habe ich nun mal unterschrieben«, sagte ich und unterdrückte das zweite Gähnen.
»Was?«, fragte Mr. High verdutzt.
»Unseren Dienstvertrag. Da steht in irgendeinem Paragrafen, dass man sich als Special Agent des FBI verpflichtet, zu jeder Zeit und an jedem Ort der Vereinigten Staaten einsatzbereit zu sein.«
»Es freut mich, dass Sie um diese Zeit schon Ihren Humor griffbereit haben, Jerry. Vielleicht werden Sie ihn brauchen. Sie müssen nämlich raus. Nehmen Sie Phil mit. Falls Sie Verstärkung brauchen, wenden Sie sich an unseren Einsatzleiter vom Nachtdienst.«
»Das klingt ja nach einer Haupt- und Staatsaktion.«
»Das wird es vielleicht auch werden. Kennen Sie das Space Research Laboratory?«
»Gehört habe ich das schon mal. Im Augenblick sagt es mir nichts.«
»Das Institut liegt auf einem Areal, das früher zum Güterbahnhof in der Südbronx gehörte. Es arbeitet für die Regierung, wahrscheinlich fürs Pentagon.«
»Hat jemand versucht, das Institut zu stehlen?«, fragte ich in dem missratenen Versuch, witzig zu sein.
»Nein, aber jemand hat versucht, es in die Luft zu sprengen.«
»Ein Institut, das fürs Verteidigungsministerium arbeitet? Sir, wenn die nicht einmal ihre eigenen Einrichtungen schützen können, wie wollen sie unser Land verteidigen?«
»Fragen Sie die Zuständigen, Jerry. Ich erwarte Ihren Bericht, sobald Sie einen Überblick gewonnen haben.«
»Okay, Sir.«
Ich legte den Hörer auf und konnte in dieser Minute nicht ahnen, dass ich bereits den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Freilich in einer ganz anderen Weise, als ich es mir damals dachte.
Ich rief Phil an und erklärte ihm, dass es nichts Schöneres gebe, als frische Schneeluft zu atmen. Bevor er auflegen konnte, fügte ich schnell hinzu, dass er in zwanzig Minuten an der gewohnten Ecke stehen solle.
Während ich mich rasierte und duschte, blubberte in meiner Kaffeemaschine das Wasser, sodass ich beim Anziehen immerhin einen Schluck Kaffee trinken konnte.
Der Schnee auf den Straßen lag handbreit hoch, und es schneite schon wieder mit schönen, großen, sanft herabrieselnden Flocken. Ich fuhr vorsichtig, zweimal rutschte mir das Hinterteil doch weg.
»Ich dachte, du wolltest mich bloß mal auf den Arm nehmen«, brummte Phil, als er zu mir in meinen roten Jaguar stieg.
»Nett von dir, dass du trotzdem aufgestanden bist«, lobte ich und erzählte von Mr. Highs Anruf.
Ich konzentrierte mich aufs Fahren, Phil döste vor sich hin. Bei einem anderen Wetter hätte ich das magnetische Warnlicht aufs Dach gesetzt, damit wir ein bisschen schneller vorangekommen wären. Bei dem Schnee konnten wir auf beides verzichten, denn an ein schnelles Fahren war gar nicht zu denken.
Wir mussten durch ganz Manhattan hinauf in den Norden. Ich benutzte die Third Avenue Bridge über den Harlem River und bog nach rechts in den Bruckner Boulevard ein. Phil glaubte, an dem Institut irgendwann einmal vorbeigekommen zu sein. Deshalb fuhr ich nach seinen Anweisungen bis zur letzten Querstraße vor dem East River.
Nach links bog eine Straße ab, die sich ein wenig großspurig Locust Avenue nannte. Rechts zog sich ein über mannshoher Maschendrahtzaun hin, der oben mit einer sechsfachen Reihe von Stacheldraht bewehrt war. Dahinter lagen ein- und zweistöckige Gebäude mit flachen Dächern. Wir sahen nirgendwo ein Licht brennen, abgesehen von den Laternen, die an hohen Peitschenmasten hingen und das ganze Gelände ziemlich gut ausleuchteten. Überall lag Schnee, der im Licht der Laternen glitzerte.
Ich hatte angenommen, dass längst ein paar Streifenwagen der City Police vom nächsten Revier eingetroffen wären und uns mit ihren Lichtern den Tatort anzeigen würden, aber es war nicht ein einziges zu sehen.
»Wieso ist die City Police noch nicht hier?«, fragte ich. »Wir hatten es doch garantiert weiter als die Cops vom nächsten Revier.«
»Keine Ahnung«, erwiderte Phil und schaute sich langsam um. »Wenn Mister High dich nicht angerufen hätte, würde ich sagen, dass uns irgendjemand verladen hat. Hier sieht alles ganz friedlich ...«
Er beendete seinen Satz nicht, sondern stapfte plötzlich durch den knöcheltiefen Schnee auf den Maschendrahtzaun zu und daran entlang.
Ich folgte ihm. »Was ist los?«
»Da vorn war irgendetwas im Schnee«, murmelte Phil und ging mit vorgebeugtem Oberkörper weiter.
Es schneite immer noch. Trotzdem fanden wir die Spuren – ein sicheres Zeichen dafür, dass sie noch nicht besonders alt sein konnten.
Auf der anderen Seite des Zauns stand ein niedriges, ziemlich lang gezogenes Gebäude nur etwa einen Yard vom Zaun entfernt. Es hatte eine dicke Schneemütze auf, bis auf eine Stelle dicht an der Ecke, wo es Einbuchtungen gab.
Und genau auf derselben Linie, außerhalb des Zauns, waren ebenfalls Vertiefungen im Schnee. Phil bückte sich und fuhr mit der nackten Hand wie streichelnd über den Neuschnee.
»Da!«, sagte er und zeigte auf ein paar dunkle Flecke, die er unter dem Neuschnee freigelegt hatte.
»Könnte Blut sein«, murmelte ich, machte kehrt und lief zurück zu meinem Jaguar.
Ich zog das Mikrofon unseres Sprechfunkgeräts aus der Halterung und rief die Leitstelle.
»Cotton. Wir sind oben in der Südbronx, Bruckner Boulevard, dicht am East River. Schickt uns jemand von der Spurensicherung«, sagte ich und drückte das Mikrofon zurück, bevor der Kollege in der Leitstelle antworten konnte.
Eilig schloss ich den Kofferraum auf und zog die Wolldecke heraus, die ich dort immer liegen habe. Mit dem Stabscheinwerfer aus dem Handschuhfach lief ich zu Phil zurück. Wir breiteten vorsichtig die Decke über die schon halb zugeschneiten Spuren, die nach Blutstropfen aussahen.
Dann machten wir uns mit dem Stabscheinwerfer daran, die gerade noch erkennbaren Eindrücke im Schnee zu verfolgen. Sie führten von dem Maschendrahtzaun fort in Richtung auf die nach Norden abzweigende Locust Avenue. Wir waren den Spuren schon etwa fünfzig Yards gefolgt, als ich stehen blieb.
»Warte mal!«, sagte ich und kniete nieder.
Wie vorhin Phil wischte ich mit der flachen Hand und sehr behutsam über den Neuschnee. Darunter lag eine an der Oberfläche hart gefrorene Schicht von Altschnee. Als ich sie freigelegt hatte, glänzten uns mattschwarze Flecke entgegen. Ich schaltete den Stabscheinwerfer wieder ein – und aus dem matten Schwarz wurde im grellen Licht ein dunkles Rot.
»Das ist Blut«, sagte ich überzeugt. »Da ist einer von dem Dach über den Zaun gesprungen, der verletzt war.«
»Hat allerhand Blut verloren«, meinte Phil und zeigte auf die größeren Flecke, die es zwischen den kleineren gab. »Vielleicht ist er nicht weit gekommen.«
Wir richteten uns wieder auf. Ich schaltete den Stabscheinwerfer aus, denn die Trittspuren waren auch im Licht der Straßenlaternen noch zu erkennen. Wir folgten ihnen weiter. Ich klappte den Kragen meines Trenchcoats hoch. Es schneite ja noch immer.
Wir waren von der Einmündung der Locust Avenue noch zwanzig Yards entfernt. Wie in allen New Yorker Straßen waren auch dort Autos am Straßenrand geparkt. Wir hatten deshalb nicht auf die endlose Blechschlange...
Erscheint lt. Verlag | 30.3.2024 |
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Reihe/Serie | Jerry Cotton Sonder-Edition |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner |
ISBN-10 | 3-7517-6268-X / 375176268X |
ISBN-13 | 978-3-7517-6268-7 / 9783751762687 |
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Größe: 871 KB
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