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Der Turmfalke (eBook)

Niederrhein Krimi
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
288 Seiten
Emons Verlag
978-3-98707-134-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Turmfalke -  Thomas Hesse,  Renate Wirth
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Das Kult-Kommissariat vom Niederrhein ermittelt zwischen Vorgartenparadies und Spielhölle. Lebemann Thorwald Timmermann liegt erschossen und mit Farbe überschüttet auf der Kiesfläche seines grauen Vorgartens. Stecken militante Umweltschützer dahinter, die seit Wochen gegen die Tristesse der niederrheinischen Steingärten demonstrieren? Das Weseler K1 ermittelt auf Hochtouren, während Gero von Aha eine ganz andere Fährte verfolgt: Undercover begibt er sich in die illegale Glücksspiel-Szene, in der der Tote aktiv war - und ist ihr sogleich verfallen. Kann er den Mord aufklären, bevor er selbst zum Opfer wird?

Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der »Rheinischen Post« am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist. Bekannt wurde er u.a. durch Niederrhein-Krimis zusammen mit Thomas Niermann und Renate Wirth.

Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der »Rheinischen Post« am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist. Bekannt wurde er u.a. durch Niederrhein-Krimis zusammen mit Thomas Niermann und Renate Wirth.Renate Wirth, Jahrgang 1957, ist Gestalttherapeutin, Künstlerin und Autorin.

ZWEI


Freitag, der 15. September, zehn Uhr, Bislicher Insel, Tiny House auf dem Anwesen von Bauer Kösters, Streuobstwiese am Eyländer Weg

Arthur Barneby Krause konnte es nicht leiden, wenn Lisa zu den Treffen in seine Hütte kam. Sie verbreitete ständig eine Unruhe, die nicht zu der friedvollen Umgebung passte, in der sich seine Bleibe und seine Seele befanden. Sie gehörte zu den jungen Frauen, die partout die Welt verändern wollten, sich auf alles einließen, wenn es nur der Sache dienlich war. Sie war emsig in der Gruppe, schlug sich manche Nacht um die Ohren, um sich am nächsten Morgen wieder um die Kinder in ihrer Kitagruppe zu kümmern. Ihre Tätigkeit färbte auf ihren Sprachgebrauch ab, jeder Mensch, mit dem sie sich unterhielt, fühlte sich innerhalb kürzester Zeit im besten Fall wohlwollend aufmerksam behandelt oder ansatzweise verarscht, so lieb und betont, so zugewandt, wie ihre Kommunikation war.

Für Arthur war jeder Dialog mit ihr eine Herausforderung für seine Geduld und Toleranz. Außerdem hatte sie ihren Kleinwagen, einen E-Smart in Mädchenrosa, wieder einmal am Straßenrand abgestellt, sodass der Bauer garantiert in wenigen Minuten auftauchen würde, um mit ihr zu meckern. Arthur übernahm das mal vorweg.

»Lisa, bitte beruhige dich, du titschst hier herum wie ein Flummiball, und ich wette, dein Wagen steht schon wieder im Weg. Stell ihn doch beim Naturforum ab, sonst haben wir gleich wieder Kalle Kösters am Hals, weil deine Karre seinen Trecker behindert. Und außerdem ist dein Wagen so auffällig, der wirkt wie ein Hinweisschild zu meinem Domizil, und du weißt, dass mir das nicht gefällt.«

»Oh, entschuldige bitte, wie dumm von mir, ich will dir keinen Ärger bereiten, unsere Mission ist zu wichtig, um sie zu gefährden. Ich dachte nur, wir müssen doch schnell …« Ihr Tonfall war zuckersüß, Mimik und Gestik unterstrichen jedes Wort.

Arthur beherrschte sich, wies nach draußen. »Nix da, du musst deine Karre vom Straßenrand wegfahren. Und danach reden wir. Los, mach schon!«

Widerwillig stand sie auf, verkniff sich ein rüdes Wort und verließ das kleine Haus. Der Kurt schaute ihr nach.

»Die hat sich extra heute krankgemeldet, damit sie am Vormittag hier sein kann, das hat sie mir auf dem Weg durch die Obstbaumwiese erzählt. Warum wolltest du sie dabeihaben? Die quatscht doch wie ein Wasserfall, und wir können nicht wissen, wer gerade unter dem Strahl steht.«

Justin, den jeder Fliege nannte, meinte nur, einer für alle, alle für einen, das wäre doch der Leitspruch der Aktionsgruppe. »Oder? Die gehört dazu, und bis jetzt hat sie doch geschwiegen, wie wir alle.«

Der Kurt holte sein Smartphone hervor, ein gebrauchtes, überholtes, da legte er Wert drauf, und rief eine überregionale Onlinezeitung auf, die ihre Reporter mit dem Näschen für den neuesten Skandal oder die letzte Sensation quer durch die Republik verteilt hatte.

»Da, lest euch das mal durch, ach was, der Aufmacher sagt schon alles. Die Macher der Blödzeitung haben als Erste öffentlich einen Zusammenhang zwischen der weißen Farbe auf dem Toten und den Schottergegnern gestrickt. Da steht es in riesigen Lettern auf Seite eins!« Er hielt das Display so, dass die anderen erkennen konnten, was er meinte.

Fliege zitierte mit zittriger Stimme: »›Toter lag weiß markiert auf seinem Kies! Gegner von Schottergärten jetzt radikal? Eigner von individuell gestalteten Gartenanlagen künftig in Lebensgefahr?‹«

Er schaute auf zu Arthur, der kopfschüttelnd dasaß.

»Sind die bekloppt? Und du kannst nichts dagegen machen, ich meine, wir sind da echt machtlos. Pack das weg, bevor Lisa wieder hier ist, die dreht sonst durch.«

Der Kurt schnaufte kurz. »Das Blatt liegt überall aus, meinst du nicht, dass Lisa es spätestens morgen wissen wird? Sie mag ein wenig naiv sein und herumnerven, aber sie ist nicht dumm. Es ist doch besser, offen miteinander umzugehen, wir müssen gemeinsam da durch und wieder raus, sonst waren die ersten Schritte unserer Aktion echt für den Arsch.«

Lisa zog sich sorgfältig ihre Schuhe aus und betrat den Raum exakt bei den letzten beiden Worten. »Liebe Freunde, es gibt Worte, die unsere Kommunikation nicht bereichern, bleiben wir doch nett und friedlich miteinander. Arthur, was ist der Grund für dieses Treffen außer der Reihe?«

Die drei Männer schwiegen, Fliege rieb sich die Hände, Arthur schaute nach draußen, fixierte den Turmfalken, der über den Obstbäumen seine Runde zog, der Kurt schaute beide an und räusperte sich.

»Es ist nicht besonders gut gelaufen bei unserer letzten Aktion.«

Lisa richtete sich auf. »Was willst du mir damit sagen?«

»Wir mussten den Einsatz in Dinslaken abbrechen. Die Farbeimer, die noch im Kofferraum standen, habe ich gestern zurück nach Bottrop gebracht, mein Freund stellt sie dort in einem Schrebergarten unter.«

Fliege zeigte auf seine Füße. »Neue Schuhe. Unter den alten Tretern haftete noch Farbe, ich habe alles zum Wertstoffhof gebracht.«

Lisa schaute irritiert von einem zum anderen. »Ihr verheimlicht mir etwas, das sehe ich doch. Ich spüre förmlich, dass etwas nicht stimmt. Bitte redet mit mir. Arthur?«

Arthur setzte sich ihr gegenüber und nahm ihre Linke zwischen seine Hände, eine Geste, die er als Kind immer als tröstlich und sicher empfunden hatte. »Lisa, es hat einen Zwischenfall gegeben. Die Farbe ist nicht nur auf dem Kies in einem hoffnungslos versteinten Vorgarten gelandet. Die beiden haben erst im Lichtschein, den ein Bewegungsmelder auslöste, erkannt, dass da jemand lag.«

»Wie, da lag einer?«

Der Kurt platzte fast, es lief ihm alles zu langsam. »Mensch, da lag ein Toter im Vorgarten, und die Farbe, mit Schmackes verschüttet, hat ihn zum Teil überdeckt.«

Lisa sprang auf, entzog Arthur ihre Hand. »Ein Toter? Wer war das? Habt ihr etwas damit zu tun? Wie konnte das passieren? Wir sind doch die Friedlichen, kleben uns nicht einmal auf verdichtete Bodenflächen und achten sogar darauf, dass unsere genutzte Farbe ökologisch abbaubar ist. Und dann das? Ein toter Mann! Was habt ihr gemacht?«

Sie setzte sich wieder, wedelte sich Luft zu, ihr Gesicht war vor Aufregung rot angelaufen.

Flieges Hände flatterten, ein ungelenker Versuch der Beruhigung. »Wir haben nichts gemacht, ehrlich. Der lag da und war tot.«

»Und ihr schüttet einfach die Farbe über den Mann?«

»Wir haben ihn doch nicht gesehen, erst als das Licht ansprang. Zehn Sekunden lang ein Riesenschreck, der lag da, mit starren Augen, überall Blut unter seinem Kopf. Und somit auch unter der Farbe. Ich war wie gelähmt, dann hat der Kurt an meinem T-Shirt gezogen, hat geflüstert, los, renn, weg hier, und wir sind abgehauen.«

Lisa schaute einen nach dem anderen an. »Euch hat niemand gesehen?«

»Nein, alles ruhig auf der Straße, die Laternen waren aus wegen dieser städtischen Stromsparaktion, der sich auch Dinslaken angepasst hat, das Auto stand hinter der nächsten Ecke.«

»Dann ist es ja noch mal gut gegangen.«

Der Kurt schüttelte den Kopf. »Die einen sagen so, die anderen so …«

Er griff nach seinem Smartphone und reichte es Lisa. Zögerlich nahm sie es, schaute auf das Display, ihre Augen weiteten sich.

»Oh du mein Gott! Das ist das Ende unserer Aktion. Bisher gab es nirgendwo öffentliche Berichterstattung, und jetzt stehen wir bundesweit in diesem niveaulosen Blatt! Wenn die uns finden, dann kann ich meinen Job vergessen, der Träger meiner Kita versteht da keinen Spaß.«

Der Kurt nahm ihr sein Telefon aus der zitternden Hand, befürchtete, sie würde es fallen lassen, Arthur ergriff Lisas Hand erneut.

»Da steht nichts von uns, da sind Aktivisten erwähnt, die wissen nichts. Gar nichts. Und Fliege hat mit dem Kurt dafür gesorgt, dass nirgendwo Spuren zu finden sind. Alles ist clean, und wir drei haben in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hier Skat gespielt.«

Lisa ließ sich nicht beruhigen. »Nichts bleibt verborgen. Die kriegen uns.«

***

Staatsanwalt Nilsson begegnete der Behördenchefin van den Berg auf dem Flur des Kommissariats 1, beide hielten je eine aktuelle Ausgabe der Zeitung mit dem roten Logo in der Hand. Ein Kopfnicken zur wortlosen Begrüßung, sie hatten dasselbe Ziel. Die Tür zum Büro der Hauptkommissarin stand weit offen. Karin saß hinter ihrem Schreibtisch, Jerry Patalon hielt ein weiteres Exemplar in Händen, Nikolas Burmeester stand an dem Fenster mit Blick in die Aue, drehte sich um, Gero von Aha erschien als Letzter, er wirkte als Einziger ahnungslos.

»Oh, Vollversammlung bei der Chefin. Verzeihung, Frau van den Berg, konkret muss es heißen: bei der Chefin des K1. Karin, hast du an die Kaffeemaschine gedacht?«

Von Ahas Satz prallte an den Anwesenden ab, er schaute sich irritiert um. »Was ist falsch an meiner Frage? Kann mir bitte jemand erklären, was hier los ist?«

Erst jetzt fiel ihm die Anzahl gleicher Zeitungen ins Auge, die sich in diesem Raum befanden. Er griff nach dem Exemplar, das auf Karins Schreibtisch lag, blickte ungläubig auf die Schlagzeile des Tages, überflog den Artikel, hielt das Papier krampfhaft in der Hand, es knautschte und raschelte, er wies damit rundum. »Was ist das für ein Scheiß? Wo haben die das her?«

Die Behördenchefin ergänzte. »Unser neuer Fall sorgt für die Schlagzeile in diesem Blatt, wie erklären Sie das, Frau Krafft?«

Karin sprang auf, kam hinter dem Schreibtisch hervor und ging auf van den Berg zu, die plötzlich klein und grau wirkte. Und Karins Tonfall blieb weder freundlich noch leise.

»Was soll Ihre Frage bedeuten? Trauen Sie mir oder einem meiner Leute ernsthaft zu, dieses...

Erscheint lt. Verlag 27.6.2024
Reihe/Serie Karin Krafft
Karin Krafft
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Betrug • humorvoll • Karin Krafft • Mord • Niederrhein • Niederrhein Krimi • realistisch • Regionalkrimi • spannend • Spannung • Wesel • Xanten
ISBN-10 3-98707-134-6 / 3987071346
ISBN-13 978-3-98707-134-8 / 9783987071348
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