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Jerry Cotton 3474 (eBook)

Ausgelöscht

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6173-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3474 - Jerry Cotton
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In einem Haus in High Falls, Upstate New York, hatte es eine Schießerei gegeben. Fünf Menschen waren tot, nur ein Mann hatte überlebt. Angeblich hatte er sich im oberen Stockwerk versteckt und die Füße gegen die Tür gestemmt, sodass die Mörder ihn nicht hatten finden können. Ein derartiges Massaker sah nach einem Racheakt der Mafia oder eines Drogenkartells aus. Doch schon bald stellte sich heraus, dass es sich um die Verzweiflungstat einer einzelnen Person handelte ...


Ausgelöscht

Verena Bogdanov fuhr hoch. Das war doch ein Schuss? Ja, kein Zweifel, das war ein Schuss gewesen. Draußen hatte jemand geschossen.

»Werner?«, rief sie.

Ihr Mann antwortete nicht. Draußen fielen weitere Schüsse. Verena Bogdanov erhob sich vom Sofa. Sie hatte gleich gedacht, dass die Geschichte gestern mit dem Schuss in die Luft noch nicht zu Ende gewesen war. Diesen Kerlen war alles zuzutrauen. An der Wand hing Werners Jagdgewehr. Sie nahm es vom Haken. Ganz gleich, was passieren würde, sie würde sich zur Wehr setzen.

Eine Weile geschah gar nichts. Plötzlich wurde die Haustür aufgerissen. In der Türöffnung stand ein Mann. Mit ihm hatte sie nicht gerechnet. Er hielt einen Revolver in der Hand. Verena Bogdanov drückte ab. Klick. Die Waffe war nicht geladen.

Aus!, dachte sie.

Der Mann schoss, sie stürzte zu Boden, dann dachte sie gar nichts mehr.

Als wir am nächsten Morgen in High Falls eintrafen, war die Straße noch abgesperrt. Sheriff Harvey Knox führte uns im Haus herum.

»Schöne Schweinerei«, sagte er. »Fünf Tote, und das in unserem friedlichen kleinen Ort. Niemals hätten wir damit gerechnet.«

»Nirgendwo ist man vollkommen sicher«, sagte ich.

»Das ist wohl wahr. Sehen Sie es sich an. Wir haben nichts verändert. Nur die Toten haben wir inzwischen abtransportiert.«

Phil und ich hatten die Pressekonferenz gestern Abend verpasst. Wir hatten nur die Aufzeichnung gesehen. Natürlich war ein Ereignis wie dieses immer auch ein Ereignis für die Medien. Eine Schießerei, bei der es mindestens vier Tote gab, fiel unter die Kategorie Mass Shooting.

Die Presse hatte nicht allzu viel berichten können. Der Sheriff sprach von einem tragischen Ereignis, ohne auf die Details einzugehen und ohne irgendwelche Spekulationen über den Grund dieser Schießerei anzustellen. Die Leute vom Fernsehen löcherten ihn, er antwortete ausweichend und gab nichts preis. Die Medien hatten das Haus von außen fotografiert. Möglichst wenig Leute sollten nach drinnen gelassen werden, um eventuelle Spuren nicht zu verwischen, bevor das FBI den Tatort in Augenschein genommen hatte.

»Was ich Ihnen jetzt sagen kann, ist nur vorläufig«, fuhr Knox fort. »Wir müssen die Untersuchung durch den Gerichtsmediziner abwarten. Dave Noble arbeitet sehr schnell und zuverlässig. Er hat uns gleich auf eine Besonderheit aufmerksam gemacht. Alle Opfer weisen mehrere Schussverletzungen auf. Die meisten hätten früher oder später zum Tod geführt. Der Täter hat zur Sicherheit jedem Opfer zusätzlich einen Genickschuss verpasst. Da lagen sie schon am Boden. Es war eine regelrechte Hinrichtung.«

»Wer sind die Opfer?«, fragte ich.

»Fast alle stammen aus einer Familie. Die Toten sind der achtzigjährige Abraham Bogdanov, seine Schwiegertochter Verena Bogdanov, deren Sohn Scott, seine Freundin Beatrice Frazier und Irvin Schwartz, ein Feriengast, der als Tourist nach High Falls gekommen ist.«

»Haben Sie irgendeine Erklärung für dieses Massaker?«, wollte Phil wissen.

Knox schüttelte den Kopf. »Ich bin seit zehn Jahren Sheriff und habe schon einiges erlebt. Aber solch eine brutale Tat habe ich noch nicht gesehen. Die Bogdanovs sind Bauern, haben niemandem etwas getan. Es ist mir vollkommen unbegreiflich, wie es zu diesem Blutbad kommen konnte.«

Ich sah den Mann fragend an.

Harvey Knox zuckte mit den Schultern. »Mehr weiß ich nicht. Vielleicht kann uns ja der Überlebende nähere Auskünfte geben.«

»Einer hat also überlebt?«, wunderte ich mich.

Der Sheriff nickte. »Werner Bogdanov, der Eigentümer des Hauses.«

»Ist er vernehmungsfähig?«, wollte ich wissen.

»Er hat die Schießerei unverletzt überstanden, er hatte sich im oberen Stockwerk versteckt. Natürlich hat er einen Schock, und wir haben ihn zunächst einmal zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht, aber ich denke, dass er vernehmungsfähig ist.«

Ich nickte.

»Als die Schießerei begann, stand der Feriengast offenbar gerade in der Haustür. Er war das erste Opfer. Er hat sich noch nach drinnen geschleppt. Die Blutspuren sind eindeutig. Im Wohnzimmer hat Verena Bogdanov gesessen. Die Ehefrau, vierzig Jahre alt. Sie war das zweite Opfer. Als die Schießerei losging, ist sie wohl aufgesprungen und hat nach dem Gewehr gegriffen. Sie hatte keine Chance.«

»Ist das das Gewehr?« Phil deutete auf eine Waffe, die an der Wand hing.

Der Sheriff nickte. »Wir haben es aufgehoben und wieder dort hingehängt, wo es hingehört.«

»Sie wussten, dass das Gewehr normalerweise dort an der Wand hing?«, fragte ich.

»Ich bin schon öfter hier gewesen«, erwiderte der Sheriff.

Ich sah ihn an. »Beruflich?«

Knox schüttelte den Kopf. »Die Bogdanovs sind sehr gastfreundliche Leute. Zum Sommeranfang haben sie immer ein großes Fest ausgerichtet, zu dem alle Nachbarn und Bekannte gekommen sind. Ich wohne in Kingston. Das ist nicht weit weg und auch nicht gerade nebenan. Elf Meilen. Ich war dabei, auch in diesem Jahr.«

»Weil Sie wussten, dass es immer dieses Fest gibt?«, wollte Phil wissen.

»Nein, das nicht. Das heißt, ich habe es gewusst. Dann habe ich ungefähr eine Woche vorher Werner Bogdanov in der Stadt getroffen, und er hat mich noch einmal ausdrücklich eingeladen.«

»Gab es irgendeinen speziellen Grund dafür?«, fragte ich.

Der Sheriff schüttelte den Kopf. »Warum wollen Sie das wissen?«

»Wir sind neugierige Leute«, erwiderte Phil. »Wir wollen alles wissen. Alles, was in irgendeinem Zusammenhang mit den Bogdanovs und damit möglicherweise mit diesem Mord stehen könnte.«

»Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Wir haben uns begrüßt, wir haben uns zugeprostet, ansonsten haben wir nicht miteinander gesprochen. Diese Feier war ja vor allem ein Treffen, um gemeinsam Bier zu trinken, nicht so sehr, um miteinander zu reden.«

»Und da haben Sie gesehen, dass diese Schusswaffe im Wohnzimmer an der Wand hing«, stellte ich fest.

»Ja. Ich habe schon immer gewusst, dass das Gewehr da hing. Doch diese Waffe war neu. Und in dem Zusammenhang habe ich ein paar Worte mit Bogdanov gewechselt. Daran hatte ich eben nicht gedacht. Früher hing da nämlich immer eine ziemlich alte Winchester. Bogdanov sagte, dass sie ihm nicht mehr gut genug sei. Da sei er kurz zu F&E gefahren und hat sich ein neues Gewehr geholt.«

»F&E?«, fragte Phil.

»F&E Shooters Supply. Die sitzen auch hier im Ulster County. Ein sehr guter Laden, sehr kulant. Sie haben sogar Bogdanovs alte Winchester in Zahlung genommen. Und dann haben sie ihm diese Mossberg 100 angeboten, auch gebraucht, aber in sehr gutem Zustand.«

Ich nahm die Waffe von der Wand. Sie war ungewöhnlich leicht. »Ist er damit auf die Jagd gegangen?«

Das wusste der Sheriff nicht.

Fest stand, dass aus der Waffe kürzlich geschossen worden war, und sie war danach nicht gereinigt worden.

»Zurück zum Ablauf der Ereignisse«, sagte ich. »Also, der Feriengast und Mrs. Bogdanov waren die ersten Opfer. Wo waren die anderen Familienmitglieder?«

Der Großvater war draußen gewesen, hatte Holz für den Kamin gehackt. Hier wurde mit Holz geheizt. Das Grundstück war riesig, und das meiste davon war Wald. Und das Haus war klein genug, sodass man es normalerweise wohl vollständig mit dem Kamin im Wohnzimmer heizen konnte. Es gab auch eine Elektroheizung, die wurde vermutlich selten genutzt. Das eigene Holz kostete nichts.

»Die Kinder waren auch draußen«, sagte der Sheriff. »Scott Bogdanov, der Sohn, achtzehn Jahre alt, und seine Freundin Beatrice Frazier, siebzehn. Als geschossen wurde, sind sie die Straße hinuntergerannt. Sie sind nicht weit gekommen. Leider. Es sah aus, als hätten sie sich an den Händen gehalten, als die Schüsse fielen.«

Über den Feriengast wusste der Sheriff nicht viel. Er hieß Irvin Schwartz. Der Name stand in seinem Führerschein. Die Fahrerlaubnis war in Illinois ausgestellt. Angeblich war der Mann Kunstmaler. Schwartz war seit gut zwei Wochen auf Urlaub in diesem Haus. Die Bogdanovs vermieteten an Sommergäste.

»Gibt es denn hier viele Sommergäste?«, fragte ich. High Falls war zwar ein netter kleiner Ort, aber ich konnte mir nur schwer vorstellen, hier mehrere Wochen zu verbringen.

»Der Tourismus hat deutlich zugenommen in den letzten Jahren«, sagte der Sheriff.

»Was heißt das?«, wollte Phil wissen.

»Es gibt Sommergäste. Einige davon kommen jedes Jahr wieder hierher nach High Falls. Und wer nicht so sehr am Trubel in einer Stadt wie Kingston interessiert ist und außerdem ein preisgünstiges Quartier sucht, landet am Ende bei Leuten wie den Bogdanovs.«

»War der Maler einer der Gäste, die Jahr für Jahr wiederkommen?«, fragte ich.

Der Sheriff schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, war er zum ersten Mal da.«

»Ich habe immer gedacht, das wäre eine Bergbaugegend«,...

Erscheint lt. Verlag 13.1.2024
Reihe/Serie Jerry Cotton
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-6173-X / 375176173X
ISBN-13 978-3-7517-6173-4 / 9783751761734
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