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Wattenmeerblut (eBook)

Ein Pellworm-Krimi
eBook Download: EPUB
2024
352 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-29841-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wattenmeerblut - Katja Lund, Markus Stephan
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Watt soll dat denn? Gleich zwei Morde auf Pellworm!
Pellworm, Nordsee. Tamme Hansen ist schockiert, als er die alte Meike Lorenzen, aufgespießt auf eine Ackerschleppergabel, in ihrem Schuppen findet. Sie drückt ihm einen Schlüssel in die Hand und stirbt. Der mysteriöse Schlüssel führt Inselpolizist Jan Benden zu einem Wrackteil eines offenbar im 2. Weltkrieg über dem Watt abgeschossenen englischen Flugzeugs. Dann wird eine weitere Leiche gefunden, die eines ehemaligen britischen Jagdfliegers. Schnell wird klar, dass beide Todesfälle zusammenhängen müssen. Kompliziert wird es, als selbst Jans Frau Laura, die sonst sehr gute Beziehungen zu den Pellwormern hat, bei ihren Ermittlungen auf eine Mauer des Schweigens stößt ...

Auf Mörderjagd mit dem Inselpolizisten:

Band 1: Wattenmeermord
Band 2: Wattenmeerfeuer
Band 3: Wattenmeergrab
Band 4: Wattenmeerblut

Katja Lund hat Markus Stephan kennengelernt, als sie auf Pellworm Urlaub vom Schreiben machen wollte und seitdem verfassen die beiden gemeinsam humorvolle Krimis, die auf der nordfriesischen Insel spielen. Unter ihrem Klarnamen Kathrin Lange hat sie bereits mehrere Thriller veröffentlicht. Sie lebt in Niedersachsen, träumt aber schon lange von einem Haus »achter'n Diek«.

Mittwoch


Am nächsten Morgen verbrachte Jan seine übliche Viertelstunde auf dem Deich am Hafen und blickte in Gedanken versunken über das Meer in Richtung Nordstrand und Reußenköge, die heute als schmaler Streifen am Horizont zu sehen waren. Irgendwo zwischen dem Festland und Pellworm durchschnitt die Adler Express auf ihrem Weg von Nordstrand über Hallig Hooge und Amrum nach Sylt die Wasseroberfläche. Sie hatte ordentlich Geschwindigkeit drauf und erinnerte Jan immer an eine Art Regionalexpress im Wattenmeer. Kurz überlegte er, ob er jetzt gern an Bord wäre, statt gleich die Leute vom ED zu verabschieden und dann die Kollegen an der Fähre willkommen zu heißen, die die Leiche abtransportieren und in die Gerichtsmedizin nach Kiel bringen würden. Und im Anschluss mit seinen Recherchen über Meike Lorenzen und ihre Familie anzufangen. Über Nacht war sein Bedürfnis rauszufinden, was der Frau passiert war, noch größer geworden, aber gleichzeitig verspürte er auch eine gewisse Niedergeschlagenheit angesichts der Tatsache, dass er auf dieser eigentlich idyllischen Insel schon wieder mit einem gewaltsamen Tod zu tun hatte. Diesmal sogar als zuständiger Ermittler. Wenn das so weiterging, dann würde er hier bald nur noch in Kapitalverbrechen ermitteln. Jan Benden, der Bulle von Pellworm. Er schnaubte höhnisch. Eigentlich war das so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was er sich damals erhofft hatte, als er und Laura hierher auf die Insel gezogen waren …

Er blickte in das silbrige Flirren der Sonne auf dem Meer weit draußen. Selbst das aufdringlich-lustige Verhalten von ein paar Möwen, die sich einen Leckerbissen von ihm erhofften und mit kleinen Hüpfern auf dem Deich Stück für Stück näher kamen, konnte seine Laune heute nicht heben. Mit dem Blick folgte er einer Joggerin, die einen riesigen Rottweiler an einer dieser um den Bauch gebundenen Joggerleinen neben sich herführte. Wenn der Hund beschloss, eine der Möwen oder gar einen Hasen zu jagen, dachte er, dann würde die Frau beschleunigt werden wie eine Gewehrkugel.

Aber der Hund lief brav neben seinem Frauchen her, und sowieso war das nicht Jans Problem.

Er wandte sich ab, machte sich auf den Weg zum Amtsgebäude, vor dem sein Streifenwagen parkte, und fuhr über den Tiefwasseranleger zur Fähre, wo er sich mit Ziegler und Thomsen vom ED traf und sie verabschiedete.

»Bis zum nächsten Mal.« Er verzog das Gesicht. »Hoffentlich nicht so bald«, schob er nach, während hinter ihm die Fähre mit den üblichen scheppernden Geräuschen anlegte.

Ziegler starrte ihn ausdrucklos an.

»Weil das bedeuten würde, dass wir erneut eine Todesfallermittlung haben«, schob Jan etwas lahm hinterher und gab Ziegler und Thomsen die Hand.

Ziegler nickte. »Ah. Nu.«

Der Leichenwagen für die tote Frau Lorenzen rollte als Erster von der Rampe.

Jan winkte den Fahrer an den Straßenrand. »Fahren Sie einfach hinter mir her«, bat er ihn. »Wenn wir uns beeilen, kriegen Sie noch die Fähre, wenn sie gleich zurückfährt. Zur Sicherheit habe ich den Kapitän gebeten, eine Viertelstunde auf Sie zu warten.«

Der Fahrer des Leichenwagens, ein breitschultriger rothaariger Kerl, der in seinem schwarzen Anzug aussah wie von der Addams-Family, kaute schweigend auf einem Kaugummi. Sein Beifahrer, kleiner und schmächtiger als er, übernahm das Reden. »Machen wir. Danke.«

Jan setzte sich mit seinem Streifenwagen vor die beiden und geleitete sie quer über die halbe Insel bis zur Neuen Kirche, neben der die Leichenhalle von Pellworm stand. Es war ein kleines Gebäude, das sich unter die alten Bäume des Friedhofs duckte, als wolle es sich verstecken.

Die zweiflüglige Tür quietschte in den Angeln, als Jan sie öffnete und vor die aufgebahrte Leiche trat. Der Inselbestatter hatte sie pietätvoll mit einem Laken bedeckt, aber das viele Blut, das an ihr klebte, hatte die weißen Fasern durchdrungen und zeichnete die gerade Reihe der Wunden nach, die die Zinken im Brustkorb der Frau hinterlassen hatten.

Jan musste schlucken. Er dachte daran, wie man gestern unter seiner und der Aufsicht von Ziegler und Thomsen den Körper von den Zinken gelöst hatte. Allein das Geräusch, das dabei entstanden war, ließ ihm noch jetzt eine Gänsehaut den Rücken hinunterrieseln.

Die beiden Addams-Family-Typen vom Fahrdienst holten einen Zinksarg aus ihrem Wagen. Mit gekonnten Handgriffen hoben sie die Leiche hinein, klappten ihn zu und verstauten ihn wieder im Wagen.

Sie erreichten die Fähre tatsächlich noch. Allerdings bekam Jan mit, wie sich einer der wartenden Passagiere, ein Mann in Wanderkleidung, die aussah, als hätte es ihren Träger aus Versehen von Bayern hierher an die Nordsee gebeamt, über die Verspätung beschwerte.

»Mal wieder typisch«, hörte er den Mann meckern. »Wenn die Polizei sagt: Spring!, dann parieren alle. Wir leben echt langsam in einem Polizeistaat, oder, Inge?«

Jan überhörte die gewollte Provokation geflissentlich, und genauso hielt es die angesprochene Inge, die von dem Gemecker sichtlich peinlich berührt wirkte.

Kurz darauf betrat Jan das Amtsgebäude.

In seinem Büro angekommen, empfing ihn die Amtssekretärin Julia Mahnkopf mit einem kleinen Stapel ihrer üblichen Telefonzettel in der Hand. »Moin, Jan«, grüßte sie ihn zu gut gelaunt für die Pflichten dieses Morgens. Aber sie konnte nichts dafür, dass er dünnhäutig unterwegs war, also nahm er die erste der Notizen, die sie ihm reichte und die gewohnt unleserlich waren. »Gerrit Henning hat angerufen. Es geht um den Jungen, der gestern beim Klauen erwischt worden ist. Gerrit meint, er kommt deswegen nachher mal bei dir vorbei.«

Jan nahm den Zettel und warf einen Blick darauf. Immerhin, Hennings Name war zu entziffern. »Okay«, sagte er. Er dachte daran, dass er heute unbedingt die Anzeige wegen des Ladendiebstahls von Jasper schreiben musste. Ein weiterer Punkt auf seiner schier endlosen To-do-Liste, die Julia nun noch um mehrere Punkte erweiterte.

Sie reichte ihm den zweiten Zettel. »Dann hat ein Mann aus dem Deichgrafenweg angerufen. Ich glaube, das ist einer der Zweitwohnungsbesitzer da. Offenbar hat die Nachricht von der armen Frau Lorenzen schon die Runde gemacht.«

»Was wollte der Anrufer?«

Julia grinste. »Wissen, ob es auf der Insel noch sicher ist, jetzt, wo schon wieder eine Leiche gefunden wurde. Ich habe ihn gefragt, ob er eine Aussage zum Tathergang machen will. Er hat Nein gesagt, und dann habe ich ihm gesagt, dass die Polizei allen Hinweisen nachgeht.«

Auch sie klang inzwischen wie eine Figur aus einem Tatort, dachte Jan. »Schön. Sehr gut.« In Gedanken machte er sich eine Notiz, dass der Anrufer in derselben Straße wohnte wie Ulf Brunke. Vielleicht konnte er hier ja gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wenn der Mann den schwarzen Mercedes auch gesehen hatte, brachte es Jan zumindest im Fall Brunke vielleicht ein Stück weiter. Jan beschloss, ihn auf jeden Fall gleich zurückzurufen.

Bei den nächsten zwei Zetteln handelte es sich um Routinesachen. Die Schulleitung der Inselschule fragte an, wann man die nächste Aktion »Schulwegsicherung« abhalten könne. Und ein Lohnunternehmer bat darum, den Transport eines größeren Häckslers abzusichern, den er in den nächsten Tagen geliefert bekommen sollte. Jan nahm auch diese Notizen aus Julias Hand entgegen und bedankte sich bei ihr.

Mehr aus Gewohnheit fragte er sie anschließend, ob er einen Kaffee haben könnte. Sie sah ihn scharf an. »Bin ich deine Ehefrau, oder was?«

»Nein, aber genauso wichtig wie sie«, gab er zurück.

Woraufhin sie höhnisch schnaufte, auf dem Absatz kehrtmachte und in ihrem eigenen Büro verschwand.

Jan schmunzelte. Dieses Geplänkel lief zwischen ihnen immer wieder einmal ab. Es war eine Art Ritual, aber ein lieb gewonnenes. Jan legte die Zettel neben seine Tastatur, dann machte er sich mit seiner eigenen Padmaschine einen Kaffee und kümmerte sich als Erstes um die Routineterminanfragen. Nachdem er beide abtelefoniert hatte, rief er den Wohnungsbesitzer vom Deichgrafenweg an.

»Menke!«, meldete der sich schon nach dem ersten Klingeln.

Jan stellte sich vor, dass er am Apparat auf den Rückruf gelauert hatte. »Polizeistation Pellworm, Benden«, meldete er sich.

»Herr Benden! Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Sie anrufen. Ihre Sekretärin meinte, ich müsste was zur Sache zu sagen haben.«

»Haben Sie?«, fragte Jan und ignorierte den leicht beleidigten Tonfall des Mannes.

»Zu dem Tod der alten Dame vom Ütermarkerweg? Nein.«

»Welchem Zweck diente denn dann Ihr Anruf hier auf dem Amt?«

Darauf ging der Mann nicht ein. »Gibt es denn schon erste Spuren?«, fragte er und bewies damit, dass er einfach nur neugierig war.

Jan kniff sich in den Nasenrücken. »Über polizeiliche Angelegenheiten kann ich Ihnen keine Auskunft geben.« Er kritzelte den Namen des Mannes auf seine Schreibtischunterlage, als Gedankenstütze dafür, dass er ihn später überprüfen würde. Das Interesse an dem Fall konnte schließlich einfach nur aus Insellangeweile geboren sein. Genauso gut möglich war aber auch, dass der Mann etwas mit Meike Lorenzens Tod zu tun hatte und hier gerade versuchte rauszufinden, ob er verdächtigt wurde.

»Ich habe allerdings eine Frage an Sie«, wechselte Jan das Thema.

»Okay?«

»Sie kennen mit Sicherheit Ihren Nachbarn, Ulf Brunke?«

Ein leises Ächzen kam aus Menkes Mund. Jan hätte beinahe gegrinst. Irgendwann einmal würde er jemanden treffen, der Brunke leiden konnte. Irgendwann...

Erscheint lt. Verlag 17.4.2024
Reihe/Serie Der Inselpolizist
Der Inselpolizist
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • Anette Hinrichs • Cozy Crime • eBooks • Ermittlerteam • Gisa Pauly • Heimatkrimi • Humor • Insel • Inselpolizist • Krimi • Krimi Humor • Krimi humorvoll • Kriminalromane • Krimireihe • Krimis • Küste • Küstenkrimi • lustig • lustige • Meer • Neuerscheinung • Nordfriesland • Nordsee • Pellworm • Regionalkrimi • urlaub 2024 • vierter Fall • Watt • Wattenmeer • Wattenmeerfeuer • wattenmeergrab • Wattenmeermord
ISBN-10 3-641-29841-5 / 3641298415
ISBN-13 978-3-641-29841-8 / 9783641298418
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