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Rachejäger (eBook)

Ein Colter-Shaw-Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
512 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-31635-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rachejäger - Jeffery Deaver
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Ein aggressiver Ex-Mann, der sich rächen will, und zwei Killer mit Mordauftrag - Colter Shaw im Wettlauf gegen die Zeit, um eine Familie zu retten
Allison Parker ist mit ihrer Tochter Hannah auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ex-Mann. Die brillante Ingenieurin, die revolutionäre Technologien entwickelt, nutzt all ihre Fähigkeiten, um nicht entdeckt zu werden. Colter Shaw, Experte im Aufspüren vermisster Personen, wurde von ihrem Chef engagiert, um sie ausfindig zu machen. Aber auch zwei Killer sind Allison auf den Fersen und die Zeit drängt. Seine Suche führt Shaw vom trostlosen Rust Belt in die abgelegene Wildnis des Mittleren Westens. Als er Allison schließlich in einer Hütte fern jeglicher Zivilisation findet, wird er ebenfalls zum Gejagten ...

Verpassen Sie nicht die anderen eigenständig lesbaren Colter-Shaw-Fälle wie zum Beispiel »Vatermörder« oder »Der böse Hirte«.

Kennen Sie auch schon die Lincoln-Rhyme-Thriller? Ein Muss für alle Deaver-Fans!

Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Nach der weltweit erfolgreichen Kinoverfilmung begeisterte auch die TV-Serie um das faszinierende Ermittler- und Liebespaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs die Zuschauer. Neben Lincoln Rhyme hat Deaver mit Colter Shaw einen weiteren außergewöhnlichen Serienhelden geschaffen.

7


Jon Merritt hatte seinen Arzttermin wahrgenommen und verließ das Gebäude der Trevor County Medical Services.

Ein nichtssagendes Haus in einem nichtssagenden Teil von Ferrington. Das dringend eine Renovierung und einen neuen Anstrich vertragen konnte. Es wirkte wie der minimal besser gestellte Cousin der Haftanstalt, nur dass es hier keinen Klingendraht auf der Umzäunung gab.

In dem Zentrum arbeiteten ungefähr vierzig Ärzte mit vielen verschiedenen Fachgebieten. Die Behandlungen hier umfassten alle möglichen Leiden, von Sehstörungen über Bauchschmerzen und Knochenbrüche bis hin zu Falten, sofern man die als Krankheit betrachtete.

Merritt stand vor der Liste der Praxen und bemerkte eines der größeren Schilder.

Psychiatrische Klinik Ferrington

Er dachte an einen Mediziner, mit dem er in letzter Zeit häufiger zu tun gehabt hatte, speziell an ihr erstes Zusammentreffen.

Der bieder aussehende Arzt von etwa vierzig Jahren trägt einen braunen Anzug. Keine Krawatte. Das steht bestimmt in irgendeinem Handbuch. Wegen des Strangulationsrisikos. Seine Schuhe sind Slipper, ohne Schnürsenkel. Sein Haar ähnelt dem seines Patienten – soll heißen, es ist irgendwie blond und nicht allzu üppig, höflich ausgedrückt.

Er riecht komisch. Merritt kann nicht genau sagen, wonach. Nun beugt Dr. Evans sich auf seinem Stuhl vor, genau gegenüber von Merritt. Er hat zuvor erklärt, er werde stets außerhalb von Merritts »persönlicher Distanzzone« bleiben.

Das ist wohl so eine Art Psychotrick, um zu demonstrieren, dass der Arzt dem Patienten zwar seine Aufmerksamkeit widmet, ihn aber nicht bedrängt.

Persönliche Distanzzone …

Merritt hätte einfach von »Freiraum« gesprochen, aber er hatte ja auch nicht Medizin studiert.

Der Abstand zwischen den beiden ist außerdem eine Sicherheitsmaßnahme, wenn man berücksichtigt, weswegen viele von Dr. Evans’ Patienten hier sind.

Mord.

Versuchter Mord.

Schwere Körperverletzung …

Der Raum hat wenig Ähnlichkeit mit einer herkömmlichen Therapeutenpraxis. Keine Couch, kein Lehnsessel, keine Box mit Taschentüchern, keine Diplome, keine gerahmten Fotos oder Poster, die gezielt dafür ausgewählt worden waren, den Patienten kein Unbehagen zu verursachen.

Der Arzt hält seine Notizen auf einem Tabletcomputer fest, er hat weder Kugelschreiber noch Bleistift dabei. Offenbar gab es vor ein paar Jahren einen Zwischenfall – wenngleich der Chirurg in der Notaufnahme ein Stück den Gang entlang es damals zum Glück geschafft hat, ein Auge des Psychiaters zu retten.

Neben Dr. Evans liegt ein drahtloser Alarmknopf auf dem Tisch. Allerdings kein roter. Merritt hat sich gefragt, wie viele Dämonen sich wohl auf ihn stürzen werden, falls der Doc draufdrückt.

Ist das schon jemals passiert?

»Lassen Sie uns einfach ein wenig plaudern, Jon, ja?« Der Mann ist nur halb anwesend. Abgelenkt.

Und was ist das für ein Geruch?

Merritt lächelt und ist kooperativ. »Klar, wieso nicht? Worüber denn?«

»Über alles Mögliche. Zum Beispiel darüber, wie Sie sich dabei fühlen, heute hier zu sein.«

Allen Ernstes?

Doch er lächelt weiter.

»Oder über Ihre Kindheit.«

»Oh, sicher.«

Merritt will es nur möglichst schnell hinter sich bringen und fängt an, weitschweifig von seiner Jugend in Ferrington zu erzählen. Gute und schlechte Anekdoten, traumatische und erbauliche Geschichten. Manche davon sind sogar wahr.

Er achtet jedoch genau darauf, was er sagt. Der neugierige Dr. Evans mag scharfsinniger sein, als er aussieht, und hält womöglich nach verräterischen Anzeichen Ausschau wie ein Gedankenleser auf dem Jahrmarkt. Und es gibt durchaus Geheimnisse, die Jon Merritt keineswegs preisgeben möchte.

Vor allem ein ganz bestimmtes Geheimnis.

Während er also drauflosplappert und einen großen, großen Bogen um jenes Geheimnis macht, fällt ihm auf, dass der Blick des Arztes durch den Raum schweift und immer wieder auf das Fenster fällt. Jenseits der dicken Scheibe liegt der Hof. Aber dies ist ein Gefängnis; es gibt hier keine schöne Aussicht.

Merritt fragt sich, ob die Geistesabwesenheit des Arztes wohl darauf beruht, dass der Mann angestrengt über all die Diagnosen und Behandlungspläne grübelt, um seinen inhaftierten Schützlingen bestmöglich helfen zu können.

Oder ob sie alle dem Kerl scheißegal sind und er sich gerade nach Patientinnen aus dem Garden District sehnt, nach ihren Hausfrauendepressionen oder Verklemmtheiten anstatt all der Soziopathen und Mörder.

Jon Merritt ließ das Ärztezentrum nun hinter sich zurück und stakste hastig über den Parkplatz. Er war einen Meter achtundachtzig groß und neigte dazu, vornübergebeugt zu gehen, wodurch er wie ein Raubtier auf Beutefang wirkte. Dann stieg er in seinen großen Ford. Zwanzig Minuten später fuhr er durch eine Einkaufsstraße südlich der Innenstadt.

In dieser Gegend kannte er sich gut aus, hatte früher viel Zeit hier verbracht. Hier wurden Finger- und Zehennägel in kleine Kunstwerke verwandelt, Autos repariert, Haare verlängert oder kahle Stellen kaschiert. In den Läden gab es elektronische Geräte, Spielwaren, diversen Kleinkram, Wegwerftelefone, gebrauchte Möbel sowie Haushaltstechnik aller Arten und Größen, zumeist von Billigmarken mit kurzer Lebensspanne.

Man konnte sich für ein oder zwei Stunden außerdem ein Mädchen, einen Jungen oder eine Mischung aus beidem mieten. Auch solche Dienstleistungen hatte Merritt bereits in Anspruch genommen.

Er fuhr in Richtung des Flusses, bis er das River View Motel erreichte, eine für Ferrington typische Absteige – ebenerdig, pastellfarben, dringend renovierungsbedürftig, die Neonreklamen teils schadhaft, die Stellplätze voller Unkraut. Und die Münzautomaten waren kugelsicher.

Das Motel wurde immerhin seinem Namen gerecht, zumindest von einigen der Zimmer aus, und auch die Lobby bot einen Ausblick auf ein zugewuchertes Stück Stadtpark, das abschüssig zum Wasser hin verlief. Sonderlich anziehend wirkte das Ganze jedoch nicht, vor allem, wenn dann noch der Geruch hinzukam.

Merritt nahm sich ein Zimmer, dämmrig und beengt, verstaute dort seine Habseligkeiten, zog die Vorhänge zu und schaltete den Fernseher ein, damit es wirkte, als wäre jemand anwesend. Dann verließ er den Raum, hängte das Bitte-nicht-stören-Schild an den Türknauf und ging zu einem Mini-Markt, der ihm auf der Fahrt hierher aufgefallen war. Dort kaufte er ein paar Toilettenartikel, zwei belegte Baguettebrötchen, Sodawasser und Barbecue Chips.

Danach steuerte er sein wichtigstes Ziel an: ein Spirituosengeschäft.

Drinnen roch es auf charakteristische Weise süßlich, so wie in jedem der vielen, vielen Alkoholläden, die Merritt in seinem Leben kennengelernt hatte. Ging gelegentlich eine der Flaschen zu Bruch? Oder war das der Klebstoff, mit dem die Etiketten auf dem Glas befestigt wurden? Womöglich auch die Kartons.

Merritts Herz jedenfalls tat einen kleinen Hüpfer, als ihm der Duft in die Nase stieg und er die Regale voller Flaschen sah.

Seine Freunde.

Er entschied sich für eine Dreiviertelliterflasche Bulleit Bourbon. Der Verkäufer, ein dürrer Mann undefinierbarer Abstammung, wirkte kurz überrascht. In dieser Gegend gingen wahrscheinlich eher kleinere Mengen über den Ladentisch, wie auch das Inventar sie größtenteils widerspiegelte: halbe Liter, Viertelliter oder gar Miniaturflaschen. Zudem war es vermutlich Monate her, dass jemand eine so teure Marke gewählt hatte.

Merritts letzter Bulleit? Am Tag seiner Verurteilung. Sein Anwalt war angesichts des betrunkenen Mandanten alles andere als begeistert gewesen. Der Richter auch nicht.

Auf dem Rückweg zum Motel nahm er nun links von sich eine Bewegung wahr. Merritt blieb stehen und beobachtete, wie ein langer rostiger Frachtkahn mit verblichenem grünen Anstrich von einem Schleppboot nach Westen gezogen wurde. Die Ladung bestand aus Frachtcontainern, hauptsächlich himmelblau und von Maersk. Heutzutage war Ferrington nur noch ein Punkt auf der Landkarte, eine Zwischenstation auf der Ost-West-Route. Früher hatten hier täglich Dutzende Schiffe angelegt, um von Hafenarbeitern entladen und mit neuer Fracht beschickt zu werden. Meistens wurden Eisenbarren angeliefert und fertige Metallprodukte abtransportiert. Und jedes Schulkind hier wusste damals, dass sogar der Name der Stadt sich von Fe ableitete, dem chemischen Symbol für Eisen.

Der Kahn verschwand nun außer Sicht und Merritt kehrte zu seinem Zimmer zurück. Innen legte er die Kette vor und klemmte einen Stuhl unter den Türknauf. Einbrüche waren hier keine Seltenheit. Er schaltete die Klimaanlage ein. Dann stellte er die Lebensmittel und den Bourbon auf dem Nachttisch ab. Er setzte sich aufs Bett und schlang das verspätete Mittagessen hungrig herunter. Auf jeden Bissen folgte ein Schluck.

Dann lehnte er sich zurück und schloss die Augen. In seinem Magen rumorte es.

Vielleicht hätte er es lieber etwas langsamer angehen sollen.

Dann wurde ihm schlagartig übel.

Merritt sprang auf, lief ins Bad, fiel auf die Knie und übergab sich heftig in die Toilettenschüssel.

Er spülte sich den Mund aus, ging zurück zum Bett und legte sich diesmal...

Erscheint lt. Verlag 22.5.2024
Reihe/Serie Colter Shaw
Die Colter-Shaw-Reihe
Übersetzer Thomas Haufschild
Sprache deutsch
Original-Titel Hunting Time
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • Actionthriller • Auftragsmörder • Colter Shaw • eBooks • Einzelgänger • Häusliche Gewalt • Jack Reacher • Lee Child • Lincoln Rhyme • Lone Wolf • Mittlerer Westen • Neuerscheinung • New-York-Times-Bestseller • nuklearreaktor • Pageturner • Privatermittler • Profikiller • Psychothriller • Rust Belt • Spannung • spiegel bestseller • Spurenleser • Thriller • Umweltgifte • Umweltverschmutzung • Wasserverschmutzung • Wildnis
ISBN-10 3-641-31635-9 / 3641316359
ISBN-13 978-3-641-31635-8 / 9783641316358
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