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Black Beauty (eBook)

Autobiographie eines Pferdes

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
277 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-962248-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Black Beauty -  ANNA SEWELL
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Viele Leser:innen sind mit Kindergeschichten über den schwarzen Hengst Black Beauty großgeworden - dabei richtet sich der Originaltext von Anna Sewell an Erwachsene. 1877 veröffentlichte die engagierte Tierschützerin ihren Roman und machte sogleich mit einer neuen Idee Furore: Erstmals erzählt ein Tier darin seine eigene Lebensgeschichte - die Autobiographie eines Pferdes eben. Ein großer Roman über Ausbeutung und Ungerechtigkeit, aber auch die Kraft der Freundschaft.

Anna Sewell (1820-1878), britische Schriftstellerin und Tierschützerin. Ihr einziger Roman Black Beauty wurde nach ihrem Tod zum Weltbestseller, der mehrfach verfilmt worden ist. Holger Hanowell, geb. 1969, ist freier Übersetzer von historischen Romanen, Sachbüchern und Belletristik. Victoria Müller, geb. 1988, ist Philologin, Moderatorin, Tierschutzaktivistin und Autorin. 2018 erschien ihr Buch Meine Freundin, die Depression.

Anna Sewell (1820–1878), britische Schriftstellerin und Tierschützerin. Ihr einziger Roman Black Beauty wurde nach ihrem Tod zum Weltbestseller, der mehrfach verfilmt worden ist. Holger Hanowell, geb. 1969, ist freier Übersetzer von historischen Romanen, Sachbüchern und Belletristik. Victoria Müller, geb. 1988, ist Philologin, Moderatorin, Tierschutzaktivistin und Autorin. 2018 erschien ihr Buch Meine Freundin, die Depression.

Teil 1
1. Kapitel: Mein erstes Zuhause
2. Kapitel: Die Jagd
3. Kapitel: Wie ich eingeritten wurde
4. Kapitel: Birtwick Park
5. Kapitel: Ein gelungener Einstand
6. Kapitel: Freiheit
7. Kapitel: Ginger
8. Kapitel: Gingers Geschichte geht weiter
9. Kapitel: Merrylegs
10. Kapitel: Eine Unterhaltung im Obstgarten
11. Kapitel: Klare Worte
12. Kapitel: Ein stürmischer Tag
13. Kapitel: Im Zeichen des Teufels
14. Kapitel: James Howard
15. Kapitel: Der alte Stallknecht
16. Kapitel: Der Brand
17. Kapitel: John Manly erzählt
18. Kapitel: Der Arzt wird geholt
19. Kapitel: Nur Unwissenheit
20. Kapitel: Joe Green
21. Kapitel: Der Abschied

Teil 2
22. Kapitel: Earlshall
23. Kapitel: Ringen um Freiheit
24. Kapitel: Lady Anne
25. Kapitel: Reuben Smith
26. Kapitel: Wie die Sache ausging
27. Kapitel: Ruiniert: Es geht bergab
28. Kapitel: Ein Mietpferd und seine Fahrer
29. Kapitel: Cockneys
30. Kapitel: Ein Dieb
31. Kapitel: Ein Aufschneider

Teil 3
32. Kapitel: Auf dem Pferdemarkt
33. Kapitel: Ein Londoner Droschkenpferd
34. Kapitel: Ein altes Schlachtross
35. Kapitel: Jerry Barker
36. Kapitel: Sonntagsfahrten mit der Droschke
37. Kapitel: Die goldene Regel
38. Kapitel: Dolly und ein wahrer Gentleman
39. Kapitel: Seedy Sam
40. Kapitel: Die arme Ginger
41. Kapitel: Der Metzger
42. Kapitel: Die Wahl
43. Kapitel: Ein Freund in der Not
44. Kapitel: Der alte Captain und sein Nachfolger
45. Kapitel: Jerrys Neujahrsnacht

Teil 4
46. Kapitel: Jakes und die Dame
47. Kapitel: Schwere Zeiten
48. Kapitel: Mr. Thoroughgood und sein Enkel Willie
49. Kapitel: Mein letztes Zuhause

Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Nachwort

7. KAPITEL

Ginger


Eines Tages, als Ginger und ich allein im Schatten standen, unterhielten wir uns länger. Sie wollte wissen, wie ich aufgezogen und eingeritten worden war, und ich erzählte ihr alles.

»Tja«, meinte sie, »wenn ich so aufgezogen worden wäre wie du, dann hätte ich vielleicht auch so eine ruhige Gemütsart wie du, aber ich glaube nicht, dass ich je so werde.«

»Wieso nicht?«, fragte ich.

»Weil bei mir alles so anders gelaufen ist«, antwortete sie. »Ich hatte nie jemanden, weder Mensch noch Pferd, der nett zu mir war oder dem ich hätte gefallen wollen. Es ging nämlich schon damit los, dass man mich von meiner Mutter trennte, kaum dass ich entwöhnt war, und zu vielen anderen Fohlen steckte: keinem von ihnen lag etwas an mir, und mir lag nichts an ihnen. Ich hatte keinen freundlichen Herrn wie du, der sich um mich gekümmert hätte, der mit mir gesprochen oder mir leckere Sachen gegeben hätte. Der Mann, der uns versorgte, hat nie ein freundliches Wort zu mir gesagt. Damit meine ich nicht, dass er mich schlecht behandelt hat, sondern dass er sich nicht weiter um uns kümmerte, als dafür zu sorgen, dass wir genug zu fressen hatten und im Winter untergestellt waren.

Ein Pfad schlängelte sich über unsere Wiese, und oft bewarfen uns die großen Burschen, die vorbeikamen, mit Steinen, um uns aufzuscheuchen. Ich wurde zwar nie getroffen, aber ein hübsches junges Fohlen hatte eine schlimme Verletzung im Gesicht, und ich denke, es wird eine Narbe fürs Leben davongetragen haben. Wir gaben nichts auf die Jungen, aber natürlich machte uns das alles unruhiger, und in unseren Köpfen setzte sich fest, dass die Jungen unsere Feinde waren.

Wir hatten sehr viel Spaß auf den großen Wiesen, wenn wir auf und ab galoppierten, einander unablässig im Kreis jagten und danach still im Schatten der Bäume standen. Aber als es ans Einreiten ging, fing eine schlimme Zeit für mich an. Gleich mehrere Männer kamen, um mich einzufangen, und als sie mich schließlich in einer Ecke der Weide in die Enge trieben, packte mich einer am Schopf, ein anderer an der Nase, wobei er so fest zudrückte, dass ich kaum noch Luft holen konnte. Dann hielt ein anderer mit einer Hand meinen Unterkiefer fest und zwängte mir das Maul auf, und so legten sie mir mit Gewalt das Halfter an und schoben mir die Stange ins Maul. Danach zerrte mich einer am Halfter fort, während ein anderer mit der Gerte auf mich einschlug, und das war meine erste Erfahrung mit der Freundlichkeit der Menschen: nichts als Gewalt. Sie gaben mir gar nicht erst die Gelegenheit zu begreifen, was sie von mir wollten. Ich war von edlem Blut und hatte Temperament, zweifellos war ich sehr wild und habe ihnen vermutlich viel Mühe gemacht, aber es war furchtbar, tagein, tagaus in einer Box eingesperrt zu sein, anstatt meine Freiheit zu haben, und so ärgerte ich mich und grämte mich und wollte frei laufen. Du weißt es ja selbst, es ist schon schwer genug, wenn man einen freundlichen Herrn hat und einem gut zugeredet wird, aber ich hatte nicht einmal das.

Es gab da einen Mann – den alten Herrn, Mr. Ryder, der bestimmt mit mir klargekommen wäre und der alles mit mir hätte anstellen können, aber er hatte den schwierigen Teil der Arbeit seinem Sohn und einem anderen erfahrenen Mann überlassen, und so kam er nur noch gelegentlich vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Sein Sohn war ein kräftiger, großer, schroffer Mann. Sie nannten ihn Samson, und er prahlte immerzu damit, er habe noch nie ein Pferd gesehen, das ihn abgeworfen hätte. Er hatte nichts Freundliches an sich wie sein Vater, nur Hartherzigkeit. Er hatte eine strenge Stimme, blickte streng drein und hatte eine strenge Hand, und ich hatte gleich das Gefühl, dass es ihm nur darum ging, meinen Willen zu brechen und mich in ein stilles, ergebenes, gehorsames Stück Vieh zu verwandeln. Ein Stück Vieh! Ja, das war alles, was er im Sinn hatte«, bekräftigte Ginger und stampfte mit dem Huf auf, als machte sie schon der bloße Gedanke an diesen Kerl wütend.

Dann fuhr sie fort: »Wenn ich nicht genau das tat, was er wollte, war er verärgert und ließ mich an dieser langen Leine auf dem Paddock im Kreis laufen, bis ich vollkommen erschöpft war. Ich glaube, er trank viel, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es mir umso schlimmer erging, je öfter er trank. Eines Tages nahm er mich in jeder Hinsicht hart ran, und als ich mich hinlegte, war ich müde und wütend, mir war elend zumute. Alles kam mir so unerträglich vor. Am nächsten Morgen tauchte er schon früh wieder bei mir auf und ließ mich erneut lange im Kreis laufen. Ich hatte mich kaum eine Stunde ausruhen können, als er schon wieder da war, diesmal mit einem Sattel, Zaumzeug und einer neuartigen Trense. Ich konnte mir nie genau erklären, was dann geschehen ist. Er war gerade erst auf dem Paddock aufgesessen, als er bei etwas, das ich tat, die Fassung verlor und mit einem Ruck an den Zügeln riss. Das neue Gebiss tat sehr weh, und plötzlich bäumte ich mich auf, was ihn noch wütender machte, so dass er anfing, auf mich einzudreschen. Ich spürte, wie sich alles in mir gegen ihn sträubte, ich begann auszuschlagen und zu bocken und mich aufzubäumen, wie ich es noch nie zuvor getan hatte, und wir trugen einen regelrechten Kampf aus: Eine ganze Weile hielt er sich im Sattel und züchtigte mich brutal mit seiner Gerte und den Sporen, aber mein Blut war längst in Wallung geraten, und mir war vollkommen gleich, was er tat, wenn es mir nur gelänge, ihn abzuschütteln. Letzten Endes, nach einem furchtbaren Kräftemessen, warf ich ihn rücklings ab. Ich hörte, wie er hinter mir dumpf auf dem Boden aufschlug, und ohne mich umzublicken, galoppierte ich zum anderen Ende der Weide. Dort drehte ich mich um und sah, wie mein Peiniger langsam wieder auf die Beine kam und in den Stall ging. Ich stand unter einer Eiche und blickte mich um, aber niemand kam, um mich wieder einzufangen. Die Zeit verging, die Sonne brannte, Fliegen waren in Schwärmen um mich und ließen sich auf meinen blutigen Flanken nieder, in die sich die Sporen eingegraben hatten. Ich war hungrig, da ich seit dem frühen Morgen nichts mehr gefressen hatte, aber von dem bisschen Gras auf der Wiese wäre nicht einmal eine Gans satt geworden. Ich wollte mich hinlegen und ausruhen, aber mit dem festgeschnallten Sattel war das eher unbequem, und es gab nicht einmal einen Tropfen Wasser. Der Nachmittag verging, und die Sonne sank tiefer. Ich sah, wie die anderen Fohlen in den Stall gebracht wurden und wusste, dass sie gut gefüttert würden.

Schließlich, gerade als die Sonne unterging, sah ich, wie der alte Herr mit einem grobgeflochtenen Weidenkorb in der Hand ins Freie trat. Er war ein sehr netter alter Gentleman mit fast weißem Haar, aber unter Tausenden erkannt hätte ich ihn an seiner Stimme. Sie war weder hoch noch tief, sondern voll und klar und freundlich, und wenn er Anweisungen gab, tat er das so ruhig und entschieden, dass alle wussten, ob Pferd oder Mensch, dass er Gehorsam einforderte. Er kam langsam auf mich zu, schüttelte hin und wieder den Hafer, den er im Korb hatte, und redete aufmunternd und sanft auf mich ein: ›Komm schon, Mädchen, komm, mein Mädchen, komm nur, komm.‹ Ich blieb stehen und ließ ihn näherkommen. Er hielt mir den Hafer hin, und ich begann, ohne Angst zu fressen. Seine Stimme nahm mir jegliche Angst. Er stand neben mir, tätschelte mein Fell und streichelte mich, während ich fraß, und als er das geronnene Blut an meinen Flanken sah, schien er sehr verärgert zu sein. ›Armes Mädchen! Das war eine böse Geschichte, eine böse Geschichte!‹ Dann griff er ruhig nach den Zügeln und führte mich in den Stall; direkt am Eingang stand Samson. Ich legte meine Ohren zurück und schnappte nach ihm. ›Aus dem Weg‹, sagte der Herr, ›und lass sie in Ruhe; du hast dieses Fohlen an einem einzigen Tag verdorben.‹ Samson grummelte etwas von einem bösen Vieh. ›Jetzt hör mal zu‹, sagte sein Vater, ›ein schlechtgelaunter Mensch wird nie ein gutmütiges Pferd ausbilden. Du hast dein Handwerk noch nicht gelernt, Samson.‹ Dann führte er mich in meine Box, nahm mir selbst den Sattel und das Zaumzeug ab und band mich fest. Kurz darauf rief er nach einem Eimer mit warmem Wasser und einem Schwamm, legte seinen Mantel ab, und während der Stallknecht den Eimer hielt, strich er eine Weile so vorsichtig mit dem Schwamm über meine Flanken, dass ich mir sicher war, er wusste, wie wund und verletzt sie sich anfühlten. ›Ruhig, meine Kleine!‹, sagte er, ›schön ruhig bleiben, schön ruhig.‹ Allein der Klang seiner Stimme tat mir gut, und es war sehr wohltuend, gewaschen zu werden. Die Haut an den Winkeln meines Mauls war derart eingerissen, dass ich das Heu nicht fressen konnte, die Halme taten mir weh. Er betrachtete eingehend mein Maul, schüttelte den Kopf und trug dem Stallknecht auf, einen anständigen Kleiebrei zu holen und etwas Schrotmehl beizumengen. Wie gut dieser Brei schmeckte! So weich und wohltuend für mein Maul. Der Mann stand die ganze Zeit neben mir, während ich fraß, streichelte mein Fell und unterhielt sich mit dem Knecht. ›Wenn man ein temperamentvolles Geschöpf wie dieses nicht auf ehrliche Weise einreitet‹, sprach er, ›wird es nie zu irgendetwas zu gebrauchen sein.‹

Danach kam er noch oft, um nach mir zu sehen, und als mein Maul verheilt war, übernahm es der andere Mann, der Einreiter – sie nannten ihn Hiob –, mich auszubilden. Er war ruhig und besonnen, und so lernte ich...

Erscheint lt. Verlag 16.2.2024
Reihe/Serie Reclams Klassikerinnen
Nachwort Victoria Müller
Übersetzer Holger Hanowell
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ausbeutung • Birtwick Park • cockneys • Dolly • Earlshall • James Howard • Jerry Barker • joe green • John Manly • Klassiker • lady anne • Lebensgeschichte • Merrylegs • Mr. Thoroughgood • Seedy Sam • Tier • Tiergeschichte • Tierliebe • Tierliebhaber • Tierschutz • Umgang mit Tiere • Weltbestseller
ISBN-10 3-15-962248-7 / 3159622487
ISBN-13 978-3-15-962248-4 / 9783159622484
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