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Die Sekte - Deine Bestimmung ist der Tod (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
512 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-31362-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Sekte - Deine Bestimmung ist der Tod -  Mariette Lindstein
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Julia kehrt auf die Insel Dimön zurück, dort wartet ein grausames Geheimnis auf sie ... Band 6 der Nummer-1-Bestsellerreihe von Schwedens Thrillerkönigin Mariette Lindstein!
Vor 50 Jahren verschwanden drei Teenagermädchen spurlos von der Insel Dimö. Der Fall wurde nie aufgeklärt und die Auswirkungen sind bis heute spürbar. Journalistin Julia erfährt durch ein anonymes Schreiben davon. Sie kehrt nach Dimö zurück - an den Ort, an dem ihre Mutter als Sektenmitglied einst Entsetzliches erlebte - und beginnt ihre Recherche. Die Spur führt sie zum alten Herrenhaus - und zum sadistischen Vater des ehemaligen Sektenführers Franz Oswald. Als dann auf Franz' Grundstück ein Skelett gefunden wird, scheint gar nichts mehr sicher. Was geschah in jener Nacht vor 50 Jahren? Wer lauert im Schatten und beobachtet Julia? Und hat Franz das Böse wirklich hinter sich gelassen?

Lust auf mehr? Lesen Sie außerdem »Der Kult« von Mariette Lindstein.

Mariette Lindstein war fünfundzwanzig Jahre lang Mitglied bei Scientology. Sie arbeitete unter anderem im Hauptquartier der Kirche in Los Angeles, bis sie die Gemeinschaft 2004 verließ. Heute ist sie mit dem Autor und Künstler Dan Koon verheiratet. Die beiden leben mit ihren drei Hunden in einem Wald außerhalb von Halmstad. Ihr erster Roman »Die Sekte - Es gibt kein Entkommen« wurde in Schweden mit dem Crimetime Specsavers Award für das beste Debüt ausgezeichnet und für den CWA Dagger Award 2019 nominiert. Aktuell wird ihre Reihe für das Fernsehen verfilmt. Neben dem Schreiben hält Mariette Vorträge über die Gefahren von Sekten.

Kapitel 2


JULIA

Die vertrauten Abendgeräusche draußen bildeten eine Art Hintergrundmusik. Eine Straßenbahn, die quietschend über die Schienen fuhr. Der hämmernde Bass aus der Bar um die Ecke. Die Stimmen der Fußgänger, die auf dem Bürgersteig vorbeigingen, von denen einer einen schrecklichen Husten hatte. Das Echo ferner Geräusche. Eine Sirene. Ein Flugzeug.

Dass die Dämmerung schon hereingebrochen war, bemerkte sie erst, als ihr das Lesen der Dokumente in ihrem Schoß Schwierigkeiten bereitete.

Nach einem turbulenten Frühling, gefolgt von einem schönen Sommer auf Dimö, hatte sie sich auf ihren neuen Job bei der Zeitschrift Aktuellt Land gefreut. Julias neuester Bericht hatte große Aufmerksamkeit erregt, und sie genoss den Respekt, den ihre Arbeitskollegen ihr entgegenbrachten. Ein paar Wochen später kam Thor von der Reise nach Frankreich zurück, die er mit seinem Vater unternommen hatte, und sie richteten sich schnell wieder in ihrem gemeinsamen Leben ein. Thor studierte Journalismus und liebte es, seine neuen Erkenntnisse mit ihr zu diskutieren.

Doch von Zeit zu Zeit streckten sich Dimös Tentakel aus, und sie wurde von großer Sehnsucht nach der Weite, nach der salzigen Luft und dem frischen Wind gepackt. Und nach dem Abenteuer. Denn ihr Auftrag, der sie im Frühjahr auf die Insel gebracht hatte, hatte ein dramatisches Ende genommen. Die Ursprungsevangelisten, eine freie Religionsgemeinschaft, deren Mitglieder sich an den eigenen Töchtern vergriffen, hatten sich auf Dimö niedergelassen. Julia enthüllte dieses Verbrechen in einer Reihe von Artikeln. Es hatte dazu geführt, dass sie in Lebensgefahr geriet, weil einer der Mitglieder versucht hatte, sie im Meer zu ertränken. Sie litt auch jetzt noch unter Flashbacks, wurde immer wieder an den Augenblick erinnert, als sie keine Luft mehr bekam. Jede Zelle ihres Körpers hatte ums Überleben gekämpft. Es gehörte zum Menschsein dazu – der Überlebenswille, und dass man sich an das Leben klammert, gerade wenn man im Begriff ist, es für immer zu verlieren. Diesen feinen Grad zwischen Leben und Tod hatte sie in diesen Sekunden unter Wasser berührt.

Im Laufe des Einsatzes hatte sie die Abenteuerlust gepackt, und sie hatte sich mitreißen lassen. Sie hatte begriffen, dass sie von einer unbändigen Neugier angetrieben wurde. Und noch etwas – sie spürte eine Faszination für das Morbide, das Gefährliche. Im Alltag war sie schreckhaft, aber ein Teil von ihr fühlte sich magisch von der Gefahr angezogen.

Die Mappe mit den Unterlagen für ihren nächsten Artikel schob sie beiseite. Die Aufträge, die sie bei Aktuellt Land bekam, waren interessanter als in der Zeitschrift für junge Karrierefrauen, in deren Redaktion sie davor beschäftigt gewesen war. Diese Zeitschrift war seriöser, faktenbasierter und berichtete auch über Ereignisse, die sich außerhalb der großen Städte abspielten.

Die Zeitschrift war finanzstärker als die meisten vergleichbaren anderen. Ihre Onlineausgabe wurde von mehreren großen Unternehmen gesponsert und hatte eine so hohe Besuchsfrequenz, dass die Werbeflächen entsprechend attraktiv waren. Sogar die traditionellen Tageszeitungen bedienten sich ab und zu bei ihren Nachrichten. Die meisten Journalisten arbeiteten von zu Hause aus, und der redaktionelle Austausch fand hauptsächlich per Zoom statt. Sie traf ihre Kollegen einmal wöchentlich zur Redaktionssitzung im Büro, das sie bequem mit dem Fahrrad erreichen konnte. Julia arbeitete gern von zu Hause aus, fühlte sich aber manchmal ein bisschen einsam.

Ihr Magen fing an, sich laut zu beschweren, weil sie noch nichts gegessen hatte. Sie stand auf und streckte ihre steifen Glieder. Das Tageslicht war so schwach, dass ihr Zimmer in ein seltsam schmutzig gelbes Licht getaucht war. Sie schaltete eine Stehlampe ein, öffnete das Fenster. Der Windstoß, der ins Zimmer blies, war so kalt, dass sie eine Gänsehaut bekam. Schmutzig graue Hochhäuser ragten in den Himmel, ein kaltes, blaues Licht beleuchtete die Straße.

Dämmerung. Für einen kurzen Augenblick sehnte sie sich nach Dimö, in die klare, blaue, ruhige Stunde zurück, die typisch für solche Abende war, wenn sich der Duft von verbranntem Laub mit der salzigen Luft mischte.

Da klingelte ihr Handy. Es war Joanna, die Chefredakteurin von Aktuellt Land.

Julia mochte ihre neue Chefin. Joanna hatte etwas Altmodisches, als käme sie aus einer anderen Zeit. Sie trug einen Trenchcoat, den sie mit einem Gürtel in der Taille schnürte, und eine kleine gehäkelte Baskenmütze. Dazu Herrenschuhe mit flachen Absätzen und höchstens mal ein bisschen Lipgloss. Joanna war klein und stur, hatte zu allem eine klare Meinung und nahm ihre Arbeit sehr ernst. Oft hatte sie dunkle Schatten unter den Augen – von den vielen Stunden am Bildschirm, wenn sie die Texte redigierte. Julia hatte schon viel von ihr gelernt. Zum Beispiel, dass eine gute Angestellte und eine begabte Journalistin zwei vollkommen verschiedene Dinge waren.

Julia vermutete, dass Joanna wegen einer Deadline anrief. Sie ließ sich in einen Sessel sinken, bevor sie den Anruf entgegennahm. Nachdem sie ein paar Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht hatten, versprach Julia, ihren Artikel rechtzeitig einzureichen.

»Sehr gut«, sagte Joanna. »Aber deshalb rufe ich gar nicht an.«

Julia erstarrte. Sie hatte die kaum wahrnehmbare Veränderung in der Stimme ihrer Chefin gehört, die jetzt ungewöhnlich ernst klang. Julia war erst seit ein paar Monaten Teil des Redaktionsteams, aber soweit sie wusste, liefen die Geschäfte eigentlich ganz gut. Andererseits wusste sie auch, dass sich die Umstände in der Medienwelt jederzeit ändern konnten, und dann waren es immer die neuen Mitarbeiter, die als Erstes gehen mussten.

»Geht es um meinen Job?«, fragte Julia.

Joanna lachte.

»Nein, du hast doch gerade erst angefangen, für uns zu arbeiten. Wir wollen dich sehr lange bei uns behalten, Julia.«

»Wie wunderbar«, sagte Julia erleichtert. »Aber du klingst so ernst.«

»Ich möchte dir eigentlich jetzt zu Anfang nicht so viele Aufgaben geben. Sag bitte Bescheid, wenn es dir zu viel wird. Aber wir haben einen Tipp für eine Story bekommen. Wenn du Montag reinkommst, könnte ich dir die Unterlagen geben …«

Julia hatte sofort Feuer gefangen.

»Kannst du mir das nicht schon am Telefon sagen?«

»Nein, es ist ein ganzer Ordner mit Material. Wir sehen es uns lieber am Montag an, wenn du deinen aktuellen Artikel abgegeben hast, okay? Passt dir halb neun?«

»Klar, das ist gut.«

Nach dem Gespräch blieb Julia eine Weile reglos im Sessel sitzen und sah zu, wie es immer dunkler wurde. Sie konnte sich nicht von dem Gedanken lösen, dass Joanna anders geklungen hatte als sonst. Je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer war sie, dass ihre Chefin ihr bei dem Treffen etwas Wichtiges mitteilen würde. Nachdenklich wickelte sie sich eine Haarsträhne um ihren Finger. Es war eine einstudierte, fast unbewusste Bewegung, die ihr dabei half, sich zu konzentrieren. Aber stattdessen machte sich ihr Hunger nur wieder bemerkbar.

Sie hatte schon alles aus dem Kühlschrank herausgeholt, um sich ein Butterbrot zu schmieren, und griff gerade nach dem Messer, als das Handy erneut klingelte. Jetzt war es Elyssa, die Sekretärin von Franz Oswald. Die beiden hatten sich vor Jahren in der Rehabilitationsklinik kennengelernt, in der sich Franz von seinem Schlaganfall erholt hatte. Kaum war er nach ViaTerra zurückgekehrt, hatte er sie als seine persönliche Assistentin eingestellt. Sie war sogar eine Art rechte Hand. Elyssa war ein zerbrechliches Wesen, lieblich und charmant und mit einem geradezu entwaffnenden Hauch von Schüchternheit. Am Anfang hatte Julia sie Franz gegenüber fast lächerlich unterwürfig gefunden, aber mit der Zeit begriff sie, dass hinter ihrer mädchenhaften Fürsorge ein eiserner Wille steckte. Zwischendurch herrschte sie und steuerte die Geschäfte mit einer solchen Willenskraft, dass sogar Franz ganz sprachlos davon wurde. Sie hatte einen Freund, der Anton hieß und Fährmann war. Sie wohnte in der feinsten Personalwohnung, erhielt das höchste Gehalt und genoss bei Franz’ Mitarbeitern großen Respekt. Dabei führte sie ein vollkommen anderes Leben als früher, als sie als Teilzeitkraft im Pflegeheim gearbeitet hatte.

»Oh, hallo, Julia«, sagte sie jetzt und holte schnell Luft. »Ist Thor zu Hause? Ich habe ihn angerufen, aber er geht nicht ran.«

Elyssa klang außer Atem und besorgt.

»Er ist gerade in der Bibliothek und lernt«, sagte Julia. »Er hat bestimmt sein Handy ausgeschaltet. Kann ich dir vielleicht helfen?«

»Ihr müsst sofort herkommen«, sagte Elyssa.

»Nach Dimö?«

»Ja.«

»Wann denn?«

»Am besten mit der nächsten Morgenfähre.«

Elyssas Tonlage ließ Julia das Blut in den Adern gefrieren.

»Ist was passiert? Ist Franz etwas zugestoßen?«

»Nein, noch nicht …«, erwiderte Elyssa und fügte schnell hinzu: »Hoffentlich noch nicht.«

»Ist er krank?«

»Nicht, dass ich wüsste.«

»Aber was ist dann los?«

Elyssa senkte ihre Stimme zu einem Flüstern.

»Er hat sich im Keller eingeschlossen und weigert sich herauszukommen. Und zwar ist er seit fast einer Woche dort unten. Er isst nicht und reagiert nicht auf Anrufe. Bitte, Thor und du, ihr müsst mir helfen, ihn da rauszuholen.«

Es klang so absurd, dass Julia es zuerst für einen Scherz hielt. Sie konnte ihre Reaktion nicht unterdrücken, und dabei machte sie ein Geräusch, etwas zwischen Stöhnen und Lachen. Es war...

Erscheint lt. Verlag 21.8.2024
Reihe/Serie Sofia Bauman
Sofia Bauman
Übersetzer Kerstin Schöps
Sprache deutsch
Original-Titel Bortom Dimön
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • altes Geheimnis • Bestseller • Bestsellerliste • der Kult • die sekte • eBooks • Journalistin • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Neuerscheinung • Nr. 1 Bestseller Schweden • Okkultismus • Schweden • Schwedenkrimi • Scientology • Sekte • Spannungsroman • Spiegelbestseller • SPIEGEL-Bestseller • starke Heldin • taschenbuch neuerscheinung 2024 • Thriller • Thrillerreihe
ISBN-10 3-641-31362-7 / 3641313627
ISBN-13 978-3-641-31362-3 / 9783641313623
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