Defiant - Jenseits der Sterne (eBook)
480 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-21797-9 (ISBN)
Brandon Sanderson, geboren 1975 in Nebraska, schreibt seit seiner Jugend fantastische Geschichten. Nach seinem Debütroman Elantris vollendete er Robert Jordans Reihe Das Rad der Zeit. Er steht regelmäßig ganz vorne auf der New-York-Times-Bestsellerliste und zählt seit seiner Nebelgeborenen-Saga und den Sturmlicht-Chroniken auch in Deutschland zu den großen Stars der Phantastik. Der Autor lebt mit seiner Familie in Provo, Utah.
Brandon Sanderson, geboren 1975 in Nebraska, schreibt seit seiner Jugend fantastische Geschichten. Nach seinem Debütroman Elantris vollendete er Robert Jordans Reihe Das Rad der Zeit. Er steht regelmäßig ganz vorne auf der New-York-Times-Bestsellerliste und zählt seit seiner Nebelgeborenen-Saga und den Sturmlicht-Chroniken auch in Deutschland zu den großen Stars der Phantastik. Der Autor lebt mit seiner Familie in Provo, Utah.
Teil eins
1
Fünf Stunden später stand ich feierlich auf einer Bühne.
Ich hatte unzählige Jägergefechte überlebt, war nur Sekunden der Vernichtung durch eine Tiefentöterbombe entronnen. Hatte das Nirgendwo bereist und den alten Cytonikern ihr Geheimnis entlockt. Hatte den Delvern ins Gesicht geblickt, jenen fürchterlichen, schaurigen Monstren von außerhalb der Raumzeit – und war ihrem Blick nicht gewichen. Ich war Spensa Nightshade, die Kriegerin.
Was mich, wie ich nun wusste, zu einem wichtigen politischen Werkzeug machte.
Und so musste ich heute statt zu kämpfen etwas tragen, das deutlich unbequemer war als eine gute Fliegerkombi. Meine Brust war mit Orden behangen – ich war mir ziemlich sicher, dass man extra für den Anlass ein paar neue erfunden hatte, damit ich ein besseres Bild abgab. Abgesehen davon ging es bei der heutigen Zeremonie nicht um mich; genau wie die Orden war ich bloß Zierrat. Ein Mittel, um den heutigen Vorgängen mehr Gewicht zu verleihen.
Jorgen Weight wurde zum Flottenadmiral der Defiant Defense Forces ernannt. Und da die Nationalversammlung nicht mehr existierte und das Kriegsrecht herrschte, war er als Flottenadmiral auch provisorischer Regierungschef, bis sich eine andere Lösung fand.
Ungeachtet der Eindrücke, die ich aufgeschnappt hatte, fühlte ich mich immer noch abgehängt. Während meiner Abwesenheit hatten sich die Ereignisse überschlagen.
Jorgen ließ sich von einem unserer Ältesten die Schulterklappen seines neuen Rangs anbringen. Dann richtete er sich auf. Wenn man seine starken, entschlossenen Züge sah, mochte man kaum glauben, dass er noch vor wenigen Tagen in meinen Armen zusammengebrochen und den Tod seiner Eltern beweint hatte. Sie waren Mitglieder der Versammlung gewesen.
Sein Klagen, sein Schmerz, als die Explosion sie getötet hatte, hallten noch in mir nach. Die armen Narren – sie hatten tatsächlich geglaubt, sie könnten Frieden mit der Superiority schließen … und waren direkt in die Falle getappt. Dennoch wollte ich ihnen keinen Vorwurf machen. Zwar hatte ich mich nie sonderlich gut mit Vertretern der Versammlung verstanden, trauerte aber Jorgen zuliebe. Es war ein herber Schlag für uns alle, nicht bloß jene, die Familie verloren hatten. Winziks Tat schrie eine Beleidigung heraus, so laut, dass die ganze Galaxis sie hörte: Wir waren es nicht einmal wert, dass man mit uns verhandelte.
In der weiten Halle brandete Applaus auf. Ich stand am Rand der Bühne, gemeinsam mit Kimmalyn, FM und weiteren verdienten Offizieren, und hatte einen guten Blick aufs Publikum, das ungewohnt bunt war. Kaum zu glauben, was meine Freunde in meiner Abwesenheit alles erreicht hatten – zwei ganze Planeten hatten sich unserem Widerstand angeschlossen.
Zahlreich vertreten waren vor allem die Kitsen auf ihren Schwebetellern. Lautsprecher verstärkten ihr freudiges Piepsen. Dank der Rettung ihrer Cytoniker hatten wir nun schlagkräftige Verbündete mit Kräften wie meinen – etwas kompakter vielleicht mit ihren fünfzehn Zentimeter Pelz.
Alaniks UrDail waren ebenfalls da, nur nicht ganz so viele. Sie hatten violette Haut und auffällige weiße Knochenwülste im Gesicht. Diejenigen, die ich bislang kennengelernt hatte, waren durchaus höflich gewesen, aber auch reserviert. Selbst Alanik, ganz vorne in der Gruppe, wich meinem Blick aus, obwohl sie und meine Staffel gute Freunde geworden waren. Es war schon verständlich: Ich hatte mich als sie ausgegeben und in ihrem Namen ganz schön was angerichtet. Sie sagte zwar, sie wisse, warum … aber na ja, mir würde es auch nicht schmecken, wenn jemand sich als Spensa Nightshade ausgäbe.
Jorgen stand geduldig der jubelnden Menge zugewandt. Seinem übertrieben staatsmännischem Blick sah ich an, dass er sich nicht für würdig hielt. Ich war stolz auf ihn, dass er dennoch mitspielte. Er hatte das nie gewollt; genau wie ich hatte er einfach bloß fliegen wollen. Trotzdem hatte ich seit meiner Rückkehr kein Wort der Klage von ihm gehört.
Jemand musste sich dieser Aufgabe stellen, und Jorgen war erfahren und kampferprobt wie kaum einer unserer Piloten. Angesichts seines Alters war das auch erschreckend, und doch war es die Wahrheit. Wir brauchten ihn.
Sobald der Applaus verebbt war, bellte FM einen Befehl, und alle auf der Bühne nahmen Haltung an und salutierten. Jorgen erwiderte die Ehrenbezeugung, dann trat er ans Podest, um seine Rede zu halten. Für uns andere war dies das Signal, die Bühne zu verlassen und uns zu unseren Plätzen zu begeben.
Ich wollte als Erste entkommen. Vielleicht gelang es mir ja …
»Hey, Spin!«, sagte da eine Stimme.
Ich wandte mich um und sah Kimmalyn auf mich zukommen. Ihr langes, eng gelocktes Haar fiel ihr bis auf die Schultern. Man hatte ihr ebenso viele Orden aufgezwungen wie mir. »Geht es dir gut?«, fragte sie. »Du wirkst nicht ganz bei der Sache.«
»Alles gut«, sagte ich, während die anderen an uns vorbeiströmten. Dann stand ich nur schweigend da.
Dreck – ich wusste immer noch nicht, was ich meinen Freunden erzählen sollte. Was ich alles durchgemacht hatte – wo fing ich da an? Dass ich mir einen Delver in den Kopf getackert hatte? Dass ich die Ursprünge der Cytonik miterlebt, aber beinahe mich selbst verloren hatte an einem Ort, an dem die Zeit zerschliss wie alte Kleider? Dass ich beinahe dortgeblieben wäre, meine Freunde aufgegeben hätte?
»Wenn du was brauchst …«, hob Kimmalyn an.
»Ich muss mal aufs Klo«, fiel ich ihr ungelenk ins Wort.
Sie machte ein besorgtes Gesicht. Vielleicht auch ein bisschen verletzt, weil ich mich ihr nicht öffnete, so wie früher.
Ich hastete davon, doch nicht aufs Klo. Stattdessen verirrte ich mich – ganz unabsichtlich natürlich. Keine zehn Minuten später saß ich im Cockpit eines Poco-Abfangjägers und brauste für einen raschen Patrouillenflug ins All.
Schon ein bisschen selbstsüchtig, was ich da tat. Sobald man meinen leeren Stuhl bemerkte, würde es Getuschel geben. Aber Dreck … die letzte Zeit hatte ich an viel zu vielen Besprechungen teilgenommen. Eine Woche war ich schon wieder zurück und hatte kaum Zeit im Cockpit verbracht. Davon abgesehen hatte ich Jorgens Rede schon sechsmal beim Proben gehört.
Also flog ich und genoss das Gefühl der g-Kräfte, die mich in meinen Sitz drückten; den Anblick von Detritus mit seiner staubigen, graublauen Oberfläche und den vielen rotierenden Schichten von Plattformen über mir. Und in einem Moment des Überschwangs sammelte ich meine cytonischen Kräfte und teleportierte mich tief hinaus ins All.
Kaum dass ich sprang, regte sich Chet. Sein Geist war in meinen Körper gestopft wie ein Fallschirm in seinen Rucksack.
Ich weiß noch nicht, was ich von meinen neuen Kräften halten soll, dachte ich, während wir in der Leere des Nirgendwos hingen. Gestern habe ich etwas teleportiert, ohne es auch nur zu berühren.
Zum Teil bist du jetzt ein Delver, gab er zurück. Raum und Entfernungen sind … nicht mehr so relevant für dich, wie sie es einst waren.
Wie schon zuvor sahen wir keine anderen Delver. Mir war aber, als verstünde ich nun besser, welche Gefahr ich für sie darstellte. Es hatte etwas mit meiner tieferen inneren Bindung zum Nirgendwo – und zu ihnen – zu tun. Auf meiner Reise hatte ich erfahren, dass sie im Bemühen, ihren Schmerz zu vergessen, Teile ihrer selbst absichtlich verborgen hatten.
Da ich nun teilweise selbst ein Delver war, erahnte ich die Wahrheit. Ich sah, was Chet getan hatte, um seinem Schmerz zu entgehen. Und wenn, ja wenn ich das alles besser verstand, war dies vielleicht der Schlüssel zu ihrem Untergang.
Abermals forschte ich nach M-Bot, fand aber keine Spur von ihm, daher vollendete ich den Hypersprung. Ich kam mit meinem Schiff im Irgendwo heraus, außerhalb der Schale von Detritus. Und da wurde mir auf einmal etwas klar, das mich beschäftigte, seit Chet zur Sprache gebracht hatte, dass die Delver mich fürchteten.
Er regte sich. Weshalb sorgt dich das so? Dass sie Angst vor dir haben, ist doch gut, oder nicht?
Gut und schlecht, erwiderte ich. Chet, sie sind verzweifelt. Und wer verzweifelt ist, verhält sich unberechenbar. Die ganze Zeit hatte ich versucht, ihren nächsten Schlag vorherzusehen – aber wer konnte schon sagen, was sie als Nächstes tun würden?
Grübelnd sank er zurück, als wäre mein Bewusstsein ein Sessel, in dem er sich niederließ. Da wir miteinander verbunden waren, begriff er rasch, was ich meinte. Und ich spürte, dass er auch meine Sorge verstand.
Für den Augenblick versuchte ich, den Flug zu genießen und die Last auf meiner Seele beiseitezuschieben. Trotz meiner Mühen empfand ich Bedauern über den Verlust des Nirgendwos, wo ich frei von jeder Verantwortung hatte fliegen können. Dazu kamen die Sorge um M-Bot und das Gefühl der Entfremdung, das ich hier, im normalen Fluss der Zeit, plötzlich empfand.
Und die Folgerung, dass ich nun mehr eine wie sie als eine von uns war.
Glücklicherweise verschaffte mir mein Sprung eine herrliche Ablenkung. Denn wir schwebten nun im Orbit von Evershore, der Heimatwelt der Kitsen. Ein strahlend blauer Planet, wie die alten Bilder der Erde, mit Wolken und Meeren und Leben. Es war atemberaubend.
Ich glitt durch den...
Erscheint lt. Verlag | 2.5.2024 |
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Reihe/Serie | Claim the Stars | Claim the Stars |
Übersetzer | Oliver Plaschka |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Abenteuer • Aliens • Artificial Intelligence • Brandon Sanderson • Brandon Sanderson Bücher • Brandon Sanderson deutsch • Brandon Sanderson Kickstarter • Brandon Sanderson Skyward deutsch • Brandon Sanderson Starsight deutsch • Claim the Stars • Claim the Stars Band 4 • Cytonic • Cytonic deutsch • Freiheit • Heldin • Krell • Künstliche Intelligenz • Pilotin • Raumschiff • roman science fiction • Science-fiction • Science-Fiction-Bücher • science fiction deutsch • Science Fiction für Jugendliche • science fiction jugendbuch • science fiction serie • Science Fiction Weltall • sci fi bücher • scifi bücher • sf bücher • SF Bücher deutsch • sf romane • SKYWARD • Skyward - Der Ruf der Sterne • Space Opera • Space Opera Bücher • space opera deutsch • Spensa • Spensa Nightshade • Starsight • Starsight - Bis zum Ende der Galaxie • Verräter • Weltraum Roman |
ISBN-10 | 3-426-21797-X / 342621797X |
ISBN-13 | 978-3-426-21797-9 / 9783426217979 |
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