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Sie haben Ihren Rollator beim Zumba vertauscht (eBook)

Senioren und Pfleger sind zurück - wie immer mit viel Herz und Humor
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
288 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0724-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sie haben Ihren Rollator beim Zumba vertauscht -  Sybille Bullatschek
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Das Seniorenheim Haus Sonnenuntergang ist in Gefahr

Die konkurrierende Luxus-Residenz Senior Palace, droht das Heim aufzukaufen und ihm seine profitorientierten Strukturen aufzuzwingen. Aber nicht mit Pflägekraft Sybille Bullatschek! Kurzerhand schleust sie sich mit der betagten Seniora Frau Spielmann undercover bei den Reichen und Schönen ein und stellt deren Luxusleben mal so richtig auf den Kopf. Bei so viel Action kann es schon mal passieren, dass man seinen Rollator beim Zumba vertauscht. Nebenbei müssen die Pflegekräfte auch noch einen Kriminalfall lösen, der mit der ominösen Tasche eines Seniors in Verbindung steht. Und wer Sybille kennt, der weiß, dass auch im Liebesleben der engagierten Single-Pflägekraft wieder die ein oder andere Überraschung wartet.



<p>Hinter der »Pflägerin der Herzen« Sybille Bullatschek steckt die Comedienne und Comedyautorin Ramona Schukraft, die seit 2009 mit ihren Pflegeprogrammen deutschlandweit tourt und in Theatern, Heimen und auf Kongressen auftritt. Sie zählt in den Sozialen Medien mittlerweile über 21.000 Fans. Ihre Videos aus dem Haus Sonnenuntergang, die sie regelmäßig im Seniorenheim dreht, werden tausendfach geklickt, gelikt und geteilt. »Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren« ist Sybille Bullatscheks erster Roman.</p>

Kapitel 1


Limousinen bevorzugt

»Kommen Sie ins Senior Palace, die neue Premium-Seniorenresidenz in Pfleidelsheim mit Wohlfühlgarantie und Niveau« steht auf der Titelseite des sechsseitigen Werbeprospekts, den ich neben den ganzen Supermarktangeboten aus dem Briefkasten fische. »40 luxuriös ausgestattete Suiten warten auf anspruchsvolle Gäste.«

Ich setze mich kurz auf die Treppe und blättere neugierig durch die edle Hochglanzbroschüre. »In unserem Poolbereich mit Kalt- und Warmbadebecken sowie einer Wellnessoase können Sie sich rundum verwöhnen lassen.«

Ich starre gedankenverloren auf das Foto mit der einladenden Badelandschaft. Mir fällt unser verwaistes Kneippbecken im Garten vom Haus Sonnenuntergang ein, das mal jemand von Moos und Unkraut befreien müsste. Da haben wir letzten Sommer mit den Senioren auch immer jede Menge Spaß gehabt. Gerade wenn es so heiß ist, tut ein bisschen kaltes Wasser richtig gut.

»Sie haben Ihr Leben lang hart gearbeitet und haben es sich mehr als verdient!«, lese ich weiter. Ja, verdient haben muss man wohl so einiges, wenn man sich so ein Schickimickiheim leisten kann.

»Ein 18-Loch-Golfplatz sorgt für Bewegung und Spielspaß.«

Ein Golfplatz? Um Gottes willen. Das ist ja ein Areal so groß wie sechzig Fußballfelder. Wenn man da den Ball holen muss, ist das eine halbe Tagesreise für Senioren. Und dann noch achtzehn Löcher! Wir hatten vor Jahren mal einen Minigolfplatz im Garten mit nur einem Loch. (Okay, es waren ursprünglich mal drei, aber zwei davon waren verstopft.) Selbst da haben die Senioren Stunden gebraucht, um den Ball ins Loch zu bugsieren. Wenn das überhaupt geklappt hat – meistens war er eh verschwunden, und die Enkel vom Herrn Strauß mussten ihn sonntagmittags im Gebüsch neben der Bahn suchen gehen. Gut, man hätte vielleicht mal einen zweiten Ball anschaffen sollen … Golf wird definitiv überschätzt.

Während ich noch überlege, was der Unterschied zwischen Zimmern und Suiten ist, höre ich, wie jemand vergeblich versucht, die Haustür unten zu öffnen. Ich eile die Treppe runter, um zu schauen, wer versucht, sich um diese Uhrzeit Zutritt zu verschaffen. Der Postbote war ja schon da, und der Axtmörder kommt tendenziell eher nachts, deshalb öffne ich gespannt die Tür. Irene, meine Nachbarin, steht, bepackt mit zwei großen Einkaufstüten, vor mir. Ich spring ihr schnell zur Seite und nehme ihr eine Tasche ab.

»Des isch nett, Sybille. Ach, du bischt immer so hilfsbereit!«

»Berufskrankheit«, sag ich augenzwinkernd, aber Irene scheint in Gedanken woanders zu sein. Als sie den Werbeprospekt vom Senior Palace in meiner Hand sieht, nickt sie in meine Richtung.

»Den hatten mir heute auch in der Poscht! Du liebe Zeit, was die alles anbieten! Sag mal, isch des net eure Konkurrenz?«

»Ja, quasi, aber ganz ehrlich, wer will da denn schon hin?«

»Och, gefallen würd mir des schon. Wellnessoase und Fünfgängemenü …«

»Schon, aber mit Mitte achtzig? Da isch man doch schon froh, wenn man am Rollator eine einigermaßen gute Figur abgibt.«

»Da hascht du auch wieder recht. Und mit sechstausend Euro im Monat auch viel zu teuer!« Ich schlucke. Sechstausend Euro?!

»Woher weißt du, was des koschtet? Des steht doch nirgends.«

»Meine Mutter würde auch gern dort einziehen und hat interessehalber mal nachgefragt, aber des kommt mit ihrer kleinen Rente natürlich net infrage. So was zahlt die Pflegeversicherung net.«

»Ach, diese Geizhälse!«

Wir lachen, und Irene nimmt mir die Tüte ab, die ich immer noch in der Hand halte. »Danke noch mal. So, ich muss mich sputen. Die Kita ist gleich aus, und ich muss dem Luca und dem Leon noch was kochen.«

»Oh, was gibt’s? Ein Fünfgängemenü?«

Irene lacht. »Nee, nur Spaghetti mit Tomatensoße.«

»Ich muss auch gleich zum Spätdienscht. Mach’s gut!«

Ich hechte hoch in den zweiten Stock. In Gedanken bin ich immer noch beim Senior Palace und seinem umfangreichen Entertainmentprogramm und bin schon total gespannt, was die anderen im Heim zu unserem neuen Mitbewerber sagen.

Als ich eine halbe Stunde später, bepackt mit meinem Rucksack, zum Auto komme, traue ich meinen Augen net. Irgendein Idiot hat mich mit seinem Audi zugeparkt! Was für eine Unverschämtheit! Da komm ich im Leben net raus. Blöderweise ist mein Fiesta das erste Auto in der Reihe, und ich hab vorne auch keinen Platz mehr zum Rangieren. Ich habe rücksichtshalber gestern extra weit vorne geparkt, damit die Lücke hinter mir groß genug ist, damit noch einer reinpasst. Und dann so was! Gnadenlos ausgenutzt! Der Audi berührt fast meine hintere Stoßstange. Ich renne wild fuchtelnd um mein Auto rum, wie Louis de Funès in einem seiner Filme. »Ja, nein, ohhhhhh!« Beim Namen Louis de Funès kommt mir die französische Ausparkvariante in den Sinn: Ich könnte einfach mal kurz vorne und hinten drandonnern, bis ich aus der Lücke komme. (Okay, vorne wäre blöd, denn da ist ja der Bordstein, aber hinten …) Das macht man in Frankreich so, haben sie neulich im Fernsehen gesagt. Deshalb sehen französische Autos auch immer so verbeult aus.

Einen wichtigen Hinweis hat der Reporter allerdings auch noch gegeben. Der Trick funktioniert nur, wenn der Hintermann bzw. Vordermann die Handbremse net angezogen hat, sonst scheppert’s. Und anders als in Paris, wo man durch den ganzen Straßenlärm sowieso halb taub ist, würden hier wahrscheinlich gleich drei Fenster aufgehen, und meine Nachbarn würden mich bei der Polizei anzeigen. Fällt also aus. Ich hab wenig Lust, einem aufgeblasenen Audi-Fahrer von meinem Pflägegehalt eine neue Stoßstange für ein paar Tausend Euro zu finanzieren. Aber einen Denkzettel hat der Idiot allemal verdient. Ich suche in meinem Auto nach den rosafarbenen Post-its, die ich für solche Fälle immer im Handschuhfach hab, und schreib mit einem schwarzen Edding fett drauf:

Hat der Parkassistent Ihrer Luxuskarosse gerade Urlaub? Vielleicht mal selbst mitdenken, bevor man andere zuparkt! Gruß S. B.

Okay, der Spruch war vielleicht bissle frech, aber immerhin kann ich mich mal wehren. Anders als neulich, als mich so ein dreister BMW-Fahrer auf der A81 fast in die Leitplanke gedrängt hätte, weil ich ihm zu langsam war. Da blieb mir nur noch die Lichthupe. Und selbst die hat er bei Tempo zweihundertzwanzig wahrscheinlich gar nicht mehr gesehen. Ich hole widerwillig mein Fahrrad aus dem Keller und radle zum Haus Sonnenuntergang.

»Erst schnappen sie uns den Titel ›Heim des Jahres‹ weg, und dann müllen sie uns auch noch mit ihren bescheuerten Werbeflyern zu.«

Evelyn zerknüllt einen der fünf Prospekte vom Senior Palace, die auf dem Tisch im Aufenthaltsraum liegen, und schmeißt ihn zielsicher am Papierkorb vorbei.

»Ja, also dass wir nicht ›Heim des Jahres‹ geworden sind, ist wirklich eine bodenlose Frechheit, das war soooo knapp.« Ute zeigt mit Daumen und Zeigefinger den Abstand von einem halben Zentimeter. Dann lacht sie schallend laut, und wir werfen uns alle einen vielsagenden Blick zu. Vor ein paar Wochen war das hochrangige Komitee, das den Preis vergibt, bei uns im Heim. Es sollte wohl ein Testbesuch sein, weil wir für den Titel in der engeren Auswahl waren. Herr Otterle, unser Chef, hat in wochenlanger Vorbereitung alles dafür getan, damit wir diesen albernen Preis einsacken: Blumenparadies, neuer Treppenlift, Duftspender, sogar eine Hüpfburg hatten wir – unfreiwilligerweise –, und dann hatte er leider am entscheidenden Tag einen kleinen Unfall, und wir haben es, seiner Ansicht nach, verbockt. Drei Tage hat er kaum ein Wort mit uns gesprochen. (Was ehrlich gesagt auch mal ganz schön war. Das ständige Rumgemeckere kann ja auch keiner mehr hören.)

»Das meinen die doch nicht ernst mit ihrem übertriebenen Geschwafel? Ein Ankleideraum mit Safe? Videoüberwachung und Zumbakurse?« Evelyn schüttelt den Kopf.

»Tja, da können wir mit Bingo und unserem Gedächtnistraining einpacken!«

»Na ja, wenn vierzig Senioren sechstausend Euro monatlich bezahlen, kann man auch mal einen Tanzlehrer aus Südamerika einfliegen lassen!«, werfe ich ein und schaue triumphierend in die Runde, weil ich weiß, dass sie der Preis genauso überraschen wird wie mich.

Ute und Evelyn schauen mich mit großen Augen an.

»SECHSTAUSEND EURO? Da kannst du ja eine achtköpfige Familie mit durchfüttern!«

»Tja, scheint aber genug Leute zu geben, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld. Ich hab gehört, die haben jetzt schon eine Warteliste!«, weiß Evelyn zu berichten.

»Ich glaub, ich muss mal wieder Lotto spielen, aber so lange müssen wir hier noch schuften. Ich lad euch dann alle auf meine Finca mit Pool ein. Und jetzt ran an unsere mittellosen Senioren!« Ute scheucht uns von unseren Stühlen hoch, und wir beginnen mit dem Spätdienst.

Frau Fischer treibt mich heute fast in den Wahnsinn. »Ich hab eine Doppelgängerin, Frau Bullatschek!«, ruft sie mir aufgeregt zu, als sie ihren Rollator auf dem Flur an mir vorbeischiebt. »Das darf aber niemand wissen, das ist geheim!«

»Soso!« Ich lächele sie freundlich an und will schon weitergehen. Ich bin gerade am Teeausschenken und hab eigentlich gar keine Zeit. Sie packt mich am Ärmel und zieht mich ganz nah zu sich ran. Die Tasse auf meinem Tablett fängt gefährlich an zu wackeln.

»Sie müssen mir helfen, die muss weg. Ich möchte nicht, dass jemand sich als Margret Fischer ausgibt. Das bin doch ich. Nur ich.«

Ich...

Erscheint lt. Verlag 19.3.2024
Reihe/Serie Haus Sonnenuntergang
Haus Sonnenuntergang
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Altenpflegerin • älter • ältere dame • alt werden • Buch • das lustigste Pflegeheim • Eltern • für • Geschenk • Geschenkbuch • Haus Sonnenuntergang • Humor • lustig • Oma • Opa • Pflägekraft • Pflegerin • Renate Bergmann • Rentner • Roman • Satire • Senioren • Seniorenheim • witzig
ISBN-10 3-7499-0724-2 / 3749907242
ISBN-13 978-3-7499-0724-3 / 9783749907243
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