Der Schatten des Korsen (eBook)
496 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-31413-2 (ISBN)
Dirk Pitt, der Direktor der National Underwater and Marine Agency, entdeckt während einer Tauchexpedition im Ärmelkanal in einem Schiffswrack ein Versteck mit ungeschliffenen Diamanten. Als diese gestohlen werden, scheint es sich bei den Tätern um islamistische Terroristen zu handeln. Tatsächlich sieht sich Dirk Pitt jedoch mit einem mörderischen Plan konfrontiert, der weitaus verhängnisvoller ist als nur der Diamantendiebstahl. Lebenswichtige Wasseraufbereitungsanlagen auf der ganzen Welt werden ins Visier genommen, ohne die Tausende sterben müssen. Nur Dirk Pitt kann die Verschwörer noch stoppen.
Jeder Band ein Bestseller und einzeln lesbar. Lassen Sie sich die anderen Abenteuer von Dirk Pitt nicht entgehen - zum Beispiel »Geheimakte Odessa«, »Die zehnte Plage« oder »Mission Dragonfly«.
Seit er 1973 seinen ersten Helden Dirk Pitt erfand, ist jeder Roman von Clive Cussler ein »New York Times«-Bestseller. Auch auf der deutschen SPIEGEL-Bestsellerliste ist jeder seiner Romane vertreten. 1979 gründete er die reale NUMA, um das maritime Erbe durch die Entdeckung, Erforschung und Konservierung von Schiffswracks zu bewahren. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2020 in der Wüste von Arizona und in den Bergen Colorados.
1
Palmachim, Israel
Fünfzehnter Februar 2025
Ein heller Halbmond malte silberne Flüsse über das Mittelmeer und erhellte zwei dunkle Objekte, die ans Ufer glitten. Die schwarzen Schlauchboote waren mit jeweils sechs Elitesoldaten besetzt und wurden von fast geräuschlosen Elektromotoren durch die leichte Brandung geschoben. Als die Fiberglasrümpfe über den Sand kratzten, sprangen die Männer heraus, zogen die Boote an Land und versteckten sie in einer von den Gezeiten ausgehöhlten Rinne.
Dann entledigten sich die Männer der weiten schwarzen Overalls, unter denen Wüstenuniformen zum Vorschein kamen. Sie zogen sich sandfarbene Sturmhauben über den Kopf, über die sie grüne Stirnbänder mit arabischen Schriftzeichen und dem Logo eines bewaffneten Mannes banden, der eine Flagge und den Koran hielt. Das Emblem des militanten Flügels der palästinensischen Hamas-Organisation, der sogenannten Qassam-Brigade.
Die beiden Teams bauten sich vor ihrem Anführer auf, einem dicken, gebieterischen Mann mit dunklen, grimmigen Augen. Als er sich den Männern zuwandte, hob Henri Nassar eine Hand.
»Wir treffen uns in neunzig Minuten wieder an dieser Stelle«, sagte er leise. »Keine Sekunde später. Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Abrücken.« Der gebürtige Libanese Nassar war auf den brutalen Straßen von Marseille aufgewachsen. Seine Jugend war von einer Reihe von Überfällen und kleinen Verbrechen geprägt, bis er bei einer lokalen Gangschießerei ans Messer geliefert worden war. Die Anklage gegen ihn wurde fallen gelassen, als er sich bereit erklärte, in die französische Armee einzutreten. Dort entwickelte er einen Sinn für Disziplin, der seine Härte – die er sich auf der Straße angeeignet hatte – ergänzte. Schon bald wurde er Fallschirmspringer in der Fremdenlegion und stellte fest, dass er eine natürliche Begabung zum Krieger hatte.
Einsätze in Afghanistan, im Tschad und in Mali formten seine Fähigkeiten und machten ihn zu einem attraktiven Kandidaten für eine Tätigkeit als Söldner. Nach mehreren Jahren in Afrika, in denen er auf beiden Seiten des Gesetzes kämpfte, fand er eine noch lukrativere Stelle im Sicherheitsdienst eines Unternehmens. Gelegentlich bedauerte er zwar die Langeweile des Jobs, aber sein Arbeitgeber operierte auf der dunklen Seite und schickte ihn wieder ins Feld zurück, wo sein Herz am schnellsten schlug.
Während sich das erste Einsatzteam nach Süden bewegte, führte Nassar selbst das zweite Team landeinwärts, entlang eines schmalen, knöcheltiefen Wasserbeckens. Sie folgten dem Einschnitt eine halbe Meile weit, kletterten dann das niedrige Ufer hinauf und gelangten auf ein hügeliges Gelände mit Gestrüpp und Staub. Eine asphaltierte Straße kreuzte ihren Weg und führte nach Norden zu einem riesigen Industriegebiet, das von Reihen von Scheinwerfern, die an hohen Masten hingen, erleuchtet wurde. Die Sorek-Entsalzungsanlage war eine der größten Umkehrosmoseanlagen der Welt. Sie entnahm dem Mittelmeer Meerwasser und produzierte täglich 165 Millionen Liter Süßwasser, also mehr als zwanzig Prozent des gesamten israelischen Trinkwassers. Das umzäunte und bewachte Gelände erstreckte sich über eine halbe Meile und umfasste Dutzende von offenen Aufbereitungsbecken und mehrere riesige Gebäude, in denen Tausende von halbdurchlässigen Membraneinheiten untergebracht waren, die das Meerwasser unter hohem Druck filterten.
Nassar führte das Team am Straßenrand entlang, weit am Haupteingang vorbei, überquerte dann den Asphaltstreifen und schlug einen Bogen zur Rückseite des Komplexes. Die Söldner liefen schnell an einem hohen Maschendrahtzaun entlang, bis Nassar gegenüber einer großen Wellblechhalle stehen blieb. Auf sein Signal hin zündeten zwei Männer schwere Rauchkanister und warfen sie über den Zaun. Als sich eine dicke weiße Wolke ausbreitete, schnitt ein dritter Mann mit einer Drahtschere ein großes Loch in den Zaun.
Die Söldner schoben sich rasch durch das Loch in den Komplex hinein und sprinteten durch den Rauch bis zum Rand des Gebäudes. Die Bewegungsmelder am Zaun waren durch den Rauch funktionsunfähig gemacht worden, sodass ihre Präsenz nur zufällig entdeckt werden konnte – von den Wachen, die die Videoeinspeisungen der Umgebung am Haupteingang beobachteten.
Das Team rückte bis zum Ende des Gebäudes vor und teilte sich dann in zwei Gruppen auf. Drei Männer gingen in Richtung Süden, zu einem erdgasbefeuerten Kraftwerk, das die Anlage mit Strom versorgte. Nassar und zwei weitere Männer folgten dicht hinter ihnen und bogen dann zu einem Gebäude mit Metallwänden ab, aus denen an einer Seite mehrere große weiße Rohre herausragten.
Das war die Hauptpumpstation, das Herzstück des gesamten Betriebs. Im Inneren saugten dreizehn riesige Pumpeneinheiten das Wasser aus dem Meer an und leiteten es unter hohem Druck durch verschiedene Filterstufen und die Umkehrosmoseanlage.
Nassar trat durch eine Seitentür ein und zögerte bei dem Anblick, der ihn im Inneren erwartete. In dem hohen Raum befand sich ein Labyrinth von Rohren, die in alle möglichen Richtungen verliefen und mit einer Reihe großer Pumpen im Hauptgeschoss verbunden waren. Es war heiß und laut, denn die elektrischen Pumpen befanden sich in vollem Betrieb.
Nassar suchte das dreistöckige Innere ab. Zwei Männer mit gelben Schutzhelmen standen in der Nähe und überwachten eine Schalttafel. Ein dritter Mann ging langsam hoch über ihnen über einen Laufgang, während er ein Klemmbrett konsultierte.
Nassar richtete sein Gewehr auf den Mann über ihm, während sich seine Kameraden der Schalttafel näherten. Schüsse krachten, als sie mit ihren AK-47 das Feuer eröffneten und die drei Techniker niedermähten. Als die Schüsse verstummten, fiel das Klemmbrett herunter und landete klappernd neben Nassar auf dem Boden, gefolgt von Blutstropfen. Er wich den Blutspritzern aus und näherte sich der Konsole, um sich zu vergewissern, dass alle Pumpen in Betrieb waren, während sich seine beiden Kameraden an die Arbeit machten. Sie sprangen in die Grube, in der die roten Pumpen standen, öffneten ihre Rucksäcke und holten kleine Päckchen Formex-P1-Plastiksprengstoff heraus, eines für jede Pumpe.
Die Sprengladungen waren mit Zeitzündern und Zündvorrichtungen versehen, die einfach zu aktivieren waren. Die beiden Söldner gingen von Pumpe zu Pumpe, befestigten die selbstklebenden Sprengladungen am Sockel einer jeden Maschine und aktivierten die Zeitzünder. Sie hatten die Hälfte der Halle durchquert, als in der Ferne eine Alarmsirene ertönte.
Nassar bezog Position an der Tür und wartete, die Waffe im Anschlag, während die letzten Ladungen angebracht wurden. Als die beiden anderen Männer zu ihm kamen, stürmte er durch die Tür auf den Asphalt vor der Halle. Ein kleiner Security-Jeep mit orangefarbenem Blinklicht auf dem Dach fuhr gerade an dem Gebäude vorbei. Der Fahrer bremste, als er Nassar erblickte. Der Beifahrer des Lastwagens sprang mit einer Uzi in der Hand heraus, und einige Sekunden später folgte der Fahrer. Der erste Mann trat von dem Lkw weg und schrie Nassar etwas auf Hebräisch zu. Nassar antwortete mit zwei Salven und streckte beide Männer mit tödlicher Präzision nieder. Dann näherte er sich den gefallenen Sicherheitsleuten, während die beiden anderen Söldner zu ihm eilten. Der Beifahrer lag tot neben dem Kühlergrill des Lastwagens, aber der Fahrer lebte noch. Er lehnte sich an den vorderen Kotflügel und hielt sich mit einer blutverschmierten Hand den Bauch.
Einer der Söldner hob seine Waffe, um die Sache zu beenden, aber Nassar hinderte ihn mit einer Handbewegung daran. Er wollte, dass der Sicherheitsmann als Zeuge am Leben blieb.
Dann trat Nassar vor den Jeep und hob seine Waffe in den Himmel.
»Allahu Akbar!«, schrie er, daraufhin nickte er seinen Kameraden zu, die den Ruf wiederholten. Nassar feuerte eine Salve aus seiner Waffe ab, um die Wirkung zu verstärken. Dann drehten sich die drei Männer um und verschwanden in Richtung des hinteren Zauns.
Überall auf dem Gelände ertönten jetzt Sirenen, und am anderen Ende des Geländes tauchten mehrere Security-Fahrzeuge auf. Schüsse knallten, als sie das Loch im Zaun erreichten und hastig hindurchkrochen. Dann bezogen die drei Männer eine Verteidigungsposition und warteten.
Nach wenigen Minuten hörten sie die Schritte der drei anderen Söldner. Ein Jeep umrundete das Gebäude rechts von ihnen und erfasste die flüchtenden Männer im Scheinwerferlicht.
Nassar und seine Männer eröffneten sofort das Feuer und durchsiebten die Fahrerkabine des Wagens. Die Windschutzscheibe zerbarst in einem halben Dutzend Spinnweben, und der Fahrer sackte auf das Steuer. Das Fahrzeug scherte aus und krachte ungebremst gegen das Gebäude. Das zweite Einsatzteam erreichte die Zaunöffnung und zwängte sich hastig hindurch. Nassar führte die beiden Teams zügig, aber ohne Hast an dem Werksgelände entlang, überquerte die Straße und sprang wieder in den Entwässerungsgraben. Nassar hatte das Team mit anstrengenden Trainingsläufen vorbereitet, sodass sie alle gleich fit waren und die Gruppe sich wie ein einziger dunkler Schatten bewegte.
Am Strand trafen sie sich mit dem zweiten sechsköpfigen Team, das erst wenige Minuten zuvor angekommen war. Beide Teams zogen wieder ihre schwarzen Overalls über, um ihre Flucht fortzusetzen.
»Rapport!«, befahl Nassar dem Leiter des anderen Teams, einem großen, drahtigen Mann namens Hosni Samad.
»Keinerlei Widerstand, bis wir unterwegs nach draußen waren. Alle Sprengladungen wurden platziert und aktiviert.«
Entlang der ganzen Küste ertönten...
Erscheint lt. Verlag | 26.6.2024 |
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Reihe/Serie | Die Dirk-Pitt-Abenteuer | Die Dirk-Pitt-Abenteuer |
Übersetzer | Wolfgang Thon |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Corsican Shadow (Dirk Pitt 27) |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | 2024 • Abenteuer • Abenteuerroman • action • Actionthriller • amerikanischer Bestseller-Autor • Bücher für Männer • Dirk Pitt • eBooks • Jack Ryan • Krimi für Männer • Lee Child • Männer Action • Neuerscheinung • Neue Thriller • New-York-Times-Bestseller • New York Times Bestsellerautor • Robert Ludlum • Spannung für Männer • Spiegel Bestseller Autor • Technothriller • Thriller • Tom Clancy |
ISBN-10 | 3-641-31413-5 / 3641314135 |
ISBN-13 | 978-3-641-31413-2 / 9783641314132 |
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