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Der falsche Vogel (eBook)

Spiegel-Bestseller
Kriminalroman - Da wird Miss Marple blass: Freya und Tante Carole knacken jeden Fall!

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
400 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-30977-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der falsche Vogel -  C.L. Miller
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Falsche Vögel und echte Killer - manche Schätze können tödlich sein!
Ein plötzlicher Todesfall ruft Freya Lockwood in ihre alte Heimat zurück. Ihr früherer Mentor Arthur Crockleford wurde tot in seinem Antiquitätenladen aufgefunden. Doch er hat sein gewaltsames Ableben kommen sehen und handfeste Hinweise auf seinen Killer hinterlassen, dazu eine schaurige Warnung: Schafft Freya es nicht, seinen Tod aufzuklären, wird sie das nächste Opfer! Während sie Arthurs Spuren auf ein Landgut voller Antiquitäten und zwielichtiger Experten folgt, wird Freya klar, in welcher Gefahr sie schwebt. Denn selbst wenn so mancher Schatz gefälscht ist, die Gauner und Ganoven dort sind vollkommen echt - und ihre Absichten absolut mörderisch.

Game over, Miss Marple! Hier kommt endlich deine wahre Erbin - C.L. Miller ist DIE neue Krimientdeckung aus Großbritannien.

C.L. Miller sammelte ihre ersten Erfahrungen in der Verlagsbranche an der Seite ihrer Mutter Judith Miller, die als ausgemachte Expertin für Antiquitäten und Inneneinrichtung galt und mehr als 120 Bücher zu diesen Themen verfasste. Nach einem kurzen Ausflug in die Gastronomie- und Eventbranche und der Gründung einer Familie beschloss C.L. Miller, endlich den lang gehegten Traum zu verwirklichen und sich aufs Schreiben zu konzentrieren. Ihr Debüt »Der falsche Vogel« löste auf Anhieb eine Bieterschlacht der Verlage aus. Zusammen mit ihrer Familie lebt C.L. Miller in einem mittelalterlichen Cottage in Suffolk.

1


»Jede Jagd fängt mit einem Objekt an, das verschollen ist … oder gestohlen wurde.«

Arthur Crockleford

Freya


Mit den Fingerspitzen fuhr ich über einen Schrapnellschaden in der Fassade des Londoner Victoria and Albert Museum. Diese Fassade hatte einiges miterlebt und alles überstanden, was auf sie eingeprasselt war. Kein Krieg und kein Orkan hatte ihr etwas anhaben können. Ich wünschte mir, auch ich wäre so widerstandsfähig.

Früh am Morgen, rechtzeitig bevor der Makler kommen sollte, hatte ich das Haus verlassen und mich mit einem Bus nach dem anderen durch den öffentlichen Nahverkehr bis South Kensington durchgeschlagen. In einem Café in der Nähe hatte ich gewartet, bis das Museum öffnete. Das V&A war immer schon der Ort, an dem ich Zuflucht suchte, mein sicherer Hafen.

Ein freundlicher Mann schloss die Eingangstüren auf. Ich war unter den Ersten, die da waren – die Touristen schaufelten wahrscheinlich noch ihr Büfettfrühstück in sich hinein.

Das Erste, was ich wahrnahm, war der vertraute Geruch von Politur, dann das Echo meiner Stiefel über den Fliesen in der riesigen Eingangshalle. Erstmals an diesem Tag musste ich lächeln. Dies hier reichte fast aus, um zu vergessen, dass heute ein »Zu verkaufen«-Schild an mein Gartentor genagelt werden sollte.

Seit James, mein Ex-Mann, vor knapp neun Jahren ausgezogen war, drängte er darauf, dass wir das Haus verkauften; anscheinend war ein großes viktorianisches Wohnhaus in einem der besseren Vororte an eine wie mich verschwendet. Immerhin hatte er sich irgendwann darauf eingelassen, dass ich bleiben dürfte, bis Jade, unsere Tochter, volljährig wäre. Doch inzwischen war sie zum Studieren in die USA gegangen, und mir waren die Hände gebunden: Ohne das Kindergeld – und nun war Jade kein Kind mehr – konnte ich mir den Unterhalt des Hauses nicht mehr leisten.

Den Durchgang zu den British Galleries kannte ich im Schlaf. Ich schlenderte am Großen Bett von Ware vorbei, jenem riesigen Bett, in dem ganze zwei Familien Platz hatten und das derart berühmt war, dass Shakespeare es in Was ihr wollt erwähnt hatte. Ein Stück weiter zur Rechten stand ein Bücherschrank, wie ihn schon Samuel Pepys besessen hatte. Ich nahm die Steintreppe hoch in den dritten Stock zu den Chippendale-Möbeln. Vor gut zwanzig Jahren hatte ich der Antiquitätenwelt den Rücken gekehrt, doch ein meisterhaft gefertigter Stuhl oder ein schöner, vergoldeter Spiegel war für mich immer noch eine Augenweide.

Ich kannte jedes Ausstellungsstück in der Chippendale-Abteilung in- und auswendig, doch irgendetwas am Garrick-Bett (benannt nach dem seinerzeit berühmten Schauspieler David Garrick) wirkte anders als sonst. Ich lehnte mich so weit vor, wie ich mich traute, und beäugte jeden Zentimeter des gemusterten Stoffs. Einen Augenblick später hatte ich es entdeckt – eine leichte Vertiefung in der Bettdecke. Da hatte ein Besucher wohl testen wollen, wie weich die Matratze war, und einen Abdruck hinterlassen.

Verdrossen sah ich mich nach jemandem vom Aufsichtspersonal um.

Im selben Moment klingelte mein Handy los – Tante Caroles Klingelton. Bevor Jade nach L. A. abgereist war, hatte sie diese Klimpermelodie eingestellt, und ich war noch nicht dazu gekommen, sie auszutauschen. Ich angelte das Handy aus der Tasche und schaltete es stumm. So gern ich die Stimme meiner Tante gehört hätte – jetzt gerade passte es nicht. Ich ließ den Blick durch den leeren Ausstellungsraum schweifen und marschierte dann in der Hoffnung, dort eine Aufsicht anzutreffen, zurück in Richtung Treppenaufgang, als sich mein Handy abermals meldete. Ich hätte es wissen müssen: Carole ließ sich nicht stumm schalten. Sie würde es so lange versuchen, bis ich rangegangen wäre.

»Carole«, flüsterte ich, »tut mir leid, aber ich …«

»Freya, Liebes«, fiel sie mir melodramatisch ins Wort, »ist es heute?«

»Ja, sie stellen gerade das Schild auf.«

»James, dieser Mistkerl!« Sie versuchte, empört zu klingen, aber irgendetwas war seltsam; sie hatte ihre Schauspielerinnenstimme aufgelegt. »Vielleicht ist es ja an der Zeit loszulassen? Einen neuen Weg einzuschlagen, ein neues Abenteuer …«

»Ich ziehe nicht aus.« Ich gab mir alle Mühe, damit meine Stimme nicht zitterte. »Diese Genugtuung gebe ich ihm nicht.«

»Verstehe.« Sie schniefte. »Aber Schätzchen … Du müsstest womöglich trotzdem für eine Weile nach Hause kommen.«

»Warum das denn?« So etwas von mir zu verlangen, sah Carole gar nicht ähnlich. Ich war seit Jahrzehnten nicht mehr in Little Meddington gewesen. »Was ist los?«

»Na ja …«

»Carole?« Mein Magen krampfte sich zusammen, und mein Puls raste. Es sah ihr auch nicht ähnlich, um die richtigen Worte verlegen zu sein. »Geht es dir gut?«

Sie holte tief Luft. »Es ist etwas Schreckliches passiert … mit Arthur … Es ist so …«

»Arthur?«

Schlagartig konnte von der Ruhe, die ich hier gesucht und gefunden hatte, keine Rede mehr sein. Was in aller Welt war in Carole gefahren, dass sie diesen Mann erwähnte, obwohl sie doch wusste, was er mir vor all diesen Jahren in Kairo angetan hatte? Sie wusste doch, dass ich seinen Namen nicht mehr hören wollte. Ich ging in Richtung Ausgang. Ein Museum war für diese Unterhaltung wirklich nicht der richtige Ort.

»Es ist nur … Die behaupten, er wäre im Dunkeln die Treppe hinuntergestürzt und hätte einen Herzinfarkt gehabt. Aber da muss mehr dahinterstecken! Ich bin zu ihm rübergegangen, weil er komisch klang, als er am Samstagnachmittag anrief, und als ich dort ankam …« Ihr versagte die Stimme.

»Carole?« Mitten auf der Museumstreppe blieb ich wie erstarrt stehen. »Ist er …?«

Ich brachte das Wort nicht über die Lippen, doch insgeheim wusste ich, dass Carole genau das meinte.

Ist er tot?

Dass ich als Erstes Erleichterung verspürte, erfüllte mich mit Scham. Arthur war derjenige Mensch auf der Welt, den ich am allerwenigsten schätzte, aber er war eben auch Caroles bester Freund – Arthur war für sie wie ein Bruder, und für mich war er vor langer Zeit so etwas wie ein Großvater gewesen.

»Eigentlich wollte ich nicht anrufen – wegen all dem, was heute bei dir los ist, aber … Als ich vor dem Laden stand, kam dieser neue Anwalt vorbeigeschmiert und meinte, er müsste uns beide umgehend treffen.«

Ich hörte das Zittern in ihrer Stimme, doch was sie sagte, kam bei mir nicht an.

»Es tut mir so leid, Carole«, war das Einzige, was ich zustande brachte.

Sie schnäuzte sich, und ich sah regelrecht vor mir, wie ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Ich fragte mich, ob sie sich vielleicht nur deshalb auf diesen Anwalt einschoss, weil sie überfordert war damit, dass Arthur gestorben war. Ich fasste einen spontanen Beschluss.

»Ich komme natürlich vorbei und helfe dir mit dem Anwalt.«

»Oh, das ist wunderbar!« Augenblicklich klang Carole munterer. Wahrscheinlich hatte sie es genau darauf angelegt. »Ich weiß schon, du und Arthur, ihr habt euch nicht mehr gesehen, seit …« Sie verstummte. »Na ja, das müssen wir jetzt nicht besprechen, oder? Ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt. Aber ich weiß, er hätte dich hierhaben wollen.«

Arthur hätte mich ganz sicher nicht dorthaben wollen, doch Carole brauchte mich jetzt, und nichts anderes war wichtig.

»Ich packe ein paar Sachen und bin noch heute Nachmittag am Bahnhof Colchester – und ich bleibe, solange du mich brauchst. Wir gehen zusammen zu diesem Anwalt.«

»Großartig. Ich hole dich ab, wenn du mir schreibst, mit welchem Zug du kommst.«

»Nein, nein, schon gut, ich nehme ein Taxi«, entgegnete ich eilig. Carole war die schlechteste Fahrerin in ganz East Anglia und ihr altes Mercedes Cabrio für die schmalen, gewundenen Landstraßen gänzlich ungeeignet. Sie selbst war der Ansicht, sie könnte jedes Tempo meistern. Bei dem Thema waren wir uns nie einig gewesen.

»Kommt gar nicht infrage. Es ist Frühling und Wind-im-Haar-Wetter.«

Wie hätte ich nach dem, was gerade passiert war, Nein sagen können? »Na ja, wenn du dir ganz sicher bist, dass du fahren kannst …« Ich müsste die entsprechenden Sachen packen: Windjacke, Kopftuch, Kopie meiner Lebensversicherung.

»Natürlich kann ich fahren. Dann sehen wir uns ganz bald!«

Nachdem ich aufgelegt hatte, drängten sich mir Erinnerungen an Arthur auf. Ich versuchte, sie von mir wegzuschieben und mir stattdessen zu überlegen, was ich einpacken müsste. Doch die Erinnerungen ließen mich nicht aus ihren Fängen.

Carole hatte mich als zwölfjährige Waise mit einer schlimm verbrannten rechten Hand bei sich aufgenommen, nachdem ich – vergebens – versucht hatte, die brennende Schlafzimmertür meiner Eltern zu öffnen. An der neuen Schule hatten die Kinder immer nur meine Hand angestarrt, und keins hatte sich mit mir, diesem wunderlichen Mädchen, anfreunden wollen. Andererseits war ich sowieso überfordert gewesen, weil alle immer nur wissen wollten, wie genau ich eine Brandkatastrophe überlebt hatte; wer ich abgesehen von dem Mullverband war, schien niemanden zu interessieren. Schon damals war mir eine Sache klar: Ich war anders, und ich war versehrt. Irgendwann hörte ich ganz auf, mit Leuten zu sprechen.

Als Carole mich erstmals zu ihrem besten Freund Arthur Crockleford mitnahm, stand der gerade in seinem Antiquitätengeschäft und polierte einen...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2024
Übersetzer Leena Flegler
Sprache deutsch
Original-Titel The Antique Hunter's Guide to Murder
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • Agatha Christie • Antiques Roadshow • Antiquitäten • antiquitäten laden • Antiquitätenladen • Bares für Rares • Britischer Humor • Buchempfehlung • Buchgeschenk • Charmant • Cosy Crime • Cozy Crime • David Safier • eBooks • Englisch • humorvoll • Indiana Jones • Krimi • Krimi mit Herz • Kriminalromane • Krimis • Krimi zum Schmunzeln • Kunst und Krempel • Landhauskrimi • lustig • lustige • Miss Marple • miss marple modern • Neuerscheinung • Richard Osman • Sunday Times Bestseller • urlaub 2024 • Whodunit • Wohlfühlkrimi
ISBN-10 3-641-30977-8 / 3641309778
ISBN-13 978-3-641-30977-0 / 9783641309770
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