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Das Dunkel aller Tage (eBook)

Kriminalroman | Der große neue Berlin-Brandenburg-Krimi vom Bestsellerautor
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
288 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60572-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Dunkel aller Tage -  Alexander Oetker,  Thi Linh Nguyen
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Und die Wahrheit ist noch dunkler Eine Explosion hüllt den Berliner Osten in Rauchschwaden: Im hinteren Teil des Ho-Chi-Centers fliegt eine Baracke in die Luft, zwei Menschen sterben. Schnell wird klar, dass dort Drogen gekocht wurden - und ausgerechnet der Bruder von Linh Schmidt wird als Drahtzieher festgenommen. Überzeugt von seiner Unschuld, mischt sich Linh in die Ermittlung ein. Doch niemand anders als der größte Feind ihres Mannes ist auf den Fall angesetzt. Kommissar Adam Schmidt muss sich seinen Dämonen stellen, um Linh zu beschützen - und ganz nebenbei eine Frau retten, die im Nachbarhaus von ihrem Mann terrorisiert wird. Hochspannend und hochaktuell  - in ihrem zweiten Fall wird es für das deutsch-vietnamesische Ermittlerpaar persönlich! Die neue Krimi-Serie von SPIEGEL-Bestsellerautor Alexander Oetker und Linh Thi Nguyen. Thi Linh Nguyen, 1991 im vietnamesischen Bac Ninh geboren, kam mit drei Monaten nach Deutschland und wuchs in Berlin-Marzahn auf.  Alexander Oetker, geboren 1982 in Berlin, ist Bestsellerautor französischer Kriminalromane und Preisträger der DELIA für den besten Liebesroman 2022. Er hat Thi Linh Nguyen unterstützt, ihre Geschichte in dieser Krimiserie zu erzählen. »Das Dunkel aller Tage« ist der perfekte Krimi für Fans von Wolfgang Schorlaus Dengler-Reihe und der Serien »Im Angesicht des Verbrechens« und »4 Blocks«. »Schmidt & Schmidt dürfen gerne in Serie gehen!« Rhein-Neckar-Zeitung »Ein geschickt geplotteter und rasant erzählter Großstadtkrimi.« Der Freitag? über »Die Schuld, die uns verfolgt« 

Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift 'Der Feinschmecker'. Seine Krimis und Romane sind Erfolgsgaranten im Buchhandel; für 'Mittwochs am Meer' erhielt er die DELIA, den Literaturpreis für den besten Liebesroman des Jahres. Er ist zudem Träger des Deutsch-Französischen Freundschaftspreises. Alexander Oetker lebt en famille in Brandenburg, Berlin und an der französischen Atlantikküste.

Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift "Der Feinschmecker". Seine Krimis und Romane sind Erfolgsgaranten im Buchhandel; für "Mittwochs am Meer" erhielt er die DELIA, den Literaturpreis für den besten Liebesroman des Jahres. Er ist zudem Träger des Deutsch-Französischen Freundschaftspreises. Alexander Oetker lebt en famille in Brandenburg, Berlin und an der französischen Atlantikküste.

3


Diese Ruhe, das leichte Rascheln der kahlen Äste im Wind, dazu das leise Gurren der wenigen Tauben, die sich von dieser Kälte noch nicht hatten abschrecken lassen.

Die Gardine wellte sich in einer kleinen Böe, und das Licht des frühen Abends drang herein, zusammen mit einer groben Kühle, die ihn sofort an Schneeluft denken ließ. Obwohl es schon dämmerte, kam es Adam viel zu hell vor. Das Licht des Winters war kalt und weiß. Er musste die Augen zusammenkneifen. Er wusste, dass er nur aufzustehen und die Gardine zuzuziehen brauchte, aber selbst das schien ihm ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.

Adam stöhnte und wand sich auf seinem Kissen, er spürte, dass es feucht war von seinem Schweiß, obwohl es so kalt war. Er rückte sich einmal mehr zurecht, schmiss sich auf die andere Seite, drehte sich weg vom Fenster, weg vom Licht, zur Wand hin, in der Hoffnung, dass die Ruhe kommen würde. Endlich die Ruhe, die er so ersehnte, die er aber nicht finden konnte, nicht in den letzten drei Stunden, seit er sich ins Bett gelegt hatte. Und auch davor nicht.

Er schloss die Augen, und sofort war es, als würden in seinem Kopf alle Schleusen geöffnet, als hätte der Sturm darin nur auf die Dunkelheit gewartet, um endlich wieder loszubrausen.

Er hatte irgendwann mal gelesen, dass der menschliche Körper nur eine halbe Stunde lang panische Angst empfinden konnte, bevor er sich selbst herunterregelte, weil ein permanenter Panikzustand nicht möglich war. Adam hätte über diesen psychologischen Leitsatz gerne gelacht, wenn er irgendwie lustig gewesen wäre. War er aber nicht. Weil dieser Leitsatz bei ihm nicht funktionierte. Sosehr er auch darauf hoffte. Er wartete immer auf den Moment, in dem er ruhiger werden würde, in dem sich sein Atem legte und die Angst verschwand.

Aber dieser Moment kam nicht. Wenn er die Augen schloss, dann ging alles wieder von vorne los. Schlimmer als zuvor.

Die Gedanken fegten über ihn hinweg, so heftig, dass er sein Herz hören konnte, weil es so laut schlug, und spürte, wie er ganz flach atmete. Wie sich seine Stirn in Falten legte und er die Augen zukniff, weil die Gedanken in ihm tobten wie ein Inferno. Wie seine Hände sich zusammenkrampften, im Kissen unter seinem Kopf, diesem nassen Kissen. Manchmal fasste er sich auch einfach nur zwischen die Beine, weil es ihn beruhigte.

Sorgen. Und Ängste. Dann lähmende Panik. Es war wieder losgegangen, ohne dass er hätte sagen können, wann genau es angefangen hatte. Es war nicht von heute auf morgen passiert. Er hatte gemerkt, wie er die Kontrolle verlor, zuerst nur selten, dann immer häufiger. Wie er sich selbst nicht mehr im Griff hatte. Immer schlechter funktionierte. Vor allem seit dem Einsatz im letzten Sommer, der Linh und ihm alles abverlangt hatte. Der in ihm Erinnerungen an seine Vergangenheit geweckt hatte – Erinnerungen, die er nur zu gern für immer auslöschen würde. Genauso wie die Schuld, die damit verbunden war.

Dann, vor drei Wochen: Er war morgens aufgewacht und hatte gewusst, dass die Dämonen wieder da waren. Linh hatte ihn beim Frühstück angesehen, und sie hatte nichts gesagt, weil Caro mit am Tisch gesessen und herzhaft in ihr Nutellabrötchen gebissen hatte. Sie hatte ihn nur angeblickt, mit fragenden Augen, und er hatte nichts sagen müssen. Ihre sorgenvolle Miene hatte ihn wissen lassen, dass sie verstand.

Er war an dem Tag noch aufs Revier gefahren, hatte die meiste Zeit an seinem Schreibtisch verbracht und nachmittags seine Therapeutin angerufen. Der Anrufbeantworter hatte ihn darüber informiert, dass sie im Urlaub war. Sie würde aber zurückrufen. Adam sprach ihr eine Nachricht aufs Band. Als sie ihn in der Woche darauf zurückrief, war er schon nicht mehr in der Lage, ans Telefon zu gehen. Linh hatte ihren Hausarzt angerufen und eine Krankschreibung für ihn organisiert.

Und nun lag er hier. Den ganzen Tag. Und jetzt in der Abenddämmerung. Während er in der Nacht in der Wohnung herumtigerte oder sich irgendwann, wenn das letzte Partyvolk mit seinen Späti-Bieren von der Kollwitzstraße verschwunden war, endlich nach draußen traute und durch seine nächtliche Straße ging, unter den Laternen entlang, immer nah an den Häusern, wie durch eine verlassene Stadt. Nur dann, wenn er eine halbe Stunde lang immer um denselben Wohnblock gegangen war, wurde er endlich ruhiger, fühlte er sich nicht mehr ganz so rastlos. Auf die Schönhauser Allee traute er sich nicht, weil er wirklich niemandem begegnen konnte. Außerdem wäre der Weg zurück nach Hause dann zu weit, wenn seine Beine doch nachgaben.

Es würde nicht mehr lange gut gehen. Irgendwann würde er es nicht mehr verbergen können, dessen war er sich sicher. Dann würde Carolin es erfahren, wenn sie es nicht schon längst wusste. Und alle seine Kollegen. Dann würde er alles verlieren. Seine Tochter. Und seine Arbeit.

Es war ohnehin ein Wunder, dass er es so lange hatte verstecken können. Als Carolin noch jünger gewesen war, war es einfacher für ihn gewesen, seine Panikattacken zu überspielen. Sie war zu klein gewesen, um sein merkwürdiges Verhalten zu verstehen. Wahrscheinlich dachte sie, alle Papas seien so. Und Linh hatte ihn geschützt, wann immer es nötig war. Linh. Sein Fels. Aber wer wusste schon, wie viel sie noch ertragen konnte. Wann es auch ihr zu viel wurde. Seine Schwäche. Seine beschissene Schwäche.

Und auf der Arbeit? Das war das zweite Wunder. Er hatte einfach funktioniert. Manchmal brauchte er morgens ein Glas Weißwein, um es ins Büro zu schaffen. Aber war er erst mal da, konnte er auch ausrücken. In den schlimmsten und größten Menschenansammlungen für Ordnung sorgen. Dort arbeiten, stundenlang. Selbst Fälle, die seine Nerven bis aufs Äußerste strapazierten, wie die Kindesentführung im letzten Jahr, hatte er gemeistert. Während er es jetzt nicht einmal mehr schaffte, sich im Supermarkt an einer Kasse anzustellen, an der vor ihm zwei andere Kunden warteten. Wie absurd konnte ein Kopf funktionieren? Sein Kopf.

Sobald er im REWE City die kurze Schlange vor sich sah, die Menschen in den Gängen wahrnahm und bemerkte, dass hinter ihm auch schon ein Einkaufswagen anrollte, spürte er den Schweiß, der sich auf seiner Brust breitmachte. Sein Herz begann zu rasen, er fühlte sich gefangen und nahm Reißaus. Er ließ den Wagen mit dem Toastbrot und dem Nutella und dem Rotwein stehen, dem Rotwein, den er eigentlich brauchte, um sich am Abend wenigstens ein bisschen leichter zu fühlen. Er schob ihn einfach zurück in den Gang, als hätte er etwas vergessen, dann drängelte er sich schnell an der Kasse vorbei, kein Blick für die Kassiererin, die ihn fragend ansah. Er drehte sich nicht mehr um.

Und dann rannte er nach Hause, unfähig, an etwas anderes zu denken als an die Scham. Die Angst war sofort weg, wenn die vermeintliche Gefahr weg war, nur das schwere Atmen war noch da – und der Schweiß. Einmal hatte er auf dem Weg zum Briefkasten umkehren müssen, weil ihn zwei andere Passanten zu lange angesehen hatten. Er hatte Angst bekommen – er konnte nicht einmal sagen, wovor – und war heimgekehrt, heim in sein kühles Zimmer mit dem Bett, das ihm mittlerweile genauso viel Angst machte, weil es ihm schien, als käme die Decke immer näher. Und doch war es der einzige Ort, an dem er sich einigermaßen sicher fühlte.

Er wollte schlafen. Einfach nur schlafen. Und war doch wach. Er wusste, dass er nicht tief einschlafen würde, tief und fest und sicher, und doch musste er die Augen schließen.

Ja, er hätte die Augen auch einfach offen halten können. Aber dann war er sofort so müde, dass er wusste, dass dies hier einfach nur vorbei sein musste. Dieses ganze Elend. Er würde alles dafür geben, um endlich wieder richtig schlafen zu können, und sei es nur für eine Nacht.

Obwohl es im Zimmer mittlerweile eiskalt war, spürte er den klammen Schweiß auf seiner Stirn, griff zum Kissen unter sich und drehte es wieder einmal um, als würde das den Schlaf bringen. Er zerknüllte es unter sich und drückte seinen Kopf ganz fest darauf. Sein Blick ging zum geöffneten Schlafzimmerfenster. Die Wohnung lag im dritten Stockwerk. Vielleicht zehn Meter waren das. Das würde nicht reichen. Aber … Er schloss die Augen, weil die Gedanken, die auf ihn einfluteten, so grausam waren.

Im Hinterhof war es absolut ruhig bis auf die zwei Vögel, die seit Stunden abwechselnd ...

Erscheint lt. Verlag 29.2.2024
Reihe/Serie Schmidt & Schmidt
Schmidt & Schmidt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alexander Oetker • Arne Dahl • Berlin • Berlin-Krimi • besondere Ermittler • deutsche Spannung • Ermittlerduo • Explosion • Geheimnis • Geschenkbuch • Krimi • Kriminalroman • krimi-neuerscheinung • Novitäten 2024 Paperback • Novitäten Krimi • Rache • Schuld • SPIEGEL-Bestsellerautor • vietnamesische Ermittlerin
ISBN-10 3-492-60572-9 / 3492605729
ISBN-13 978-3-492-60572-4 / 9783492605724
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