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Dunkle Verwicklungen auf La Palma (eBook)

Ein Kanaren-Krimi | Ein Toter im Sand, eine verhängnisvolle Intrige und ein Ermittlerduo, das nicht locker lässt
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
304 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3136-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dunkle Verwicklungen auf La Palma -  Flores &  Santana
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Verräterische Spuren im schwarzen Sand Als an einem entlegenen Strand ein Toter gefunden wird, ist es mit dem Inselfrieden auf La Palma vorbei. Buchhändlerin Naira Calderón und Journalist Ben Rodriguez sind sich einig: Sie müssen dem örtlichen Kommissar auf die Sprünge helfen. Bei Wein und anderen Köstlichkeiten tauschen sie sich über den Mordfall aus und stoßen auf Ungereimtheiten. Schnell verstricken sie sich immer tiefer in einem unübersichtlichen Geflecht:  Unter dem dunklen Sand verbirgt sich ein schockierendes Geheimnis, das unaufhörlich zum Licht strebt - und La Palma für immer verändern wird. Es geht spannend weiter: Tödliche Intrigen auf Teneriffa, der zweite Fall für Naira Calderón und Ben Rodriguez erscheint am 26.9.2024

Hinter Flores & Santana verbergen sich Rotraut Schöberl und Erwin Riedesser, die 1994 gemeinsam die Kultbuchhandlung Leporello in Wien gegründet haben - ein Projekt, das nach 30 Jahren von den beiden beendet wurde, um sich dem Schreiben zu widmen. Im Österreichischen Frühstücksfernsehen Café Puls gibt Rotraut Schöberl außerdem Buchtipps. Erwin Riedesser war viele Jahre Juryvorsitzender des renommierten Leo-Perutz-Krimipreises. Beide lieben die Kanaren und verbringen jedes Jahr mehrere Wochen auf den Inseln.

Hinter Flores & Santana verbergen sich Rotraut Schöberl und Erwin Riedesser, die 1994 gemeinsam die Leporello-Buchhandlung in Wien gegründet haben. Im Österreichischen Frühstücksfernsehen gibt Rotraut Schöberl außerdem Buchtipps im Café Puls. Beide lieben die Kanaren und verbringen jedes Jahr mehrere Wochen auf den Inseln.

Freitag


Die ersten Sonnenstrahlen erreichten den zu jeder Tages- und Nachtzeit warmen schwarzen Sand und legten einen zartrosa Schimmer auf den Strand. Die Luft war klar und angenehm, der Blick wurde nur von den ansteigenden Bergen im Westen begrenzt. Ein Bilderbuchmorgen am Meer, wie so oft auf La Palma. Einige Möwen spazierten auf Nahrungssuche in den sanft auslaufenden Wellen.

Die Leiche, seltsam zur Seite verdreht, den Kopf teilweise unter der Wasseroberfläche verborgen, steckte in einem Anzug aus immer noch erkennbar feinem Tuch und schaukelte sanft vor sich hin. An der linken Hand, vom Wasser umspielt, glänzte die goldene Uhr im Morgenlicht. Die schwarzen Schuhe sahen teuer aus. Wäre die Kraft des Meeres stärker gewesen, so hätte der Sog der sich zurückziehenden Wellen den Körper mit dem klaffenden, blutverschmierten Loch am Hinterkopf wohl mitgerissen.

Oberhalb des Strandes, dort, wo das Bananenfeld begann, stand ein Mensch und beobachtete die Szenerie, bevor er sich umdrehte und zwischen den noch dunklen Reihen der Bananenpflanzen verschwand.

Ben Rodríguez hörte einen erstickten Schrei. Es dauerte, bis ihm bewusst wurde, dass er selbst es war, der da röchelte und gurgelte. Schweiß stand ihm im Gesicht, sein Körper fühlte sich an, als hätte er längere Zeit im Meer gelegen.

Aus dem Albtraum dankbar erwacht, saß er keuchend im Bett. Ein Krächzen ertönte im Raum. Es war Bob Dylan mit seiner Ballade »Mississippi«, sein Handy-Klingelton. Ben versuchte, die Nebel aus seinem Kopf zu vertreiben, griff nach dem Telefon und hörte Nairas melodische Stimme.

»Hola, Ben! Wie geht’s dir, wann kommst du vorbei?«

»Wenn du mich rufst … jederzeit!«

»Das höre ich doch gerne«, sagte Naira Calderón, die Buchhändlerin aus Santa Cruz, lachend. »Aber es geht nicht um mich. Deine Bestellung ist eingetroffen, die neue Tanausú-Biografie.«

»Das ist ja wunderbar! Morgen Abend wäre für mich gut, heute treffe ich meine Schwester. Passt das bei dir? Ich könnte einen Malvasia von Victoria Torres mitbringen.«

»Ja, das passt sogar sehr gut. Dann also bis morgen! Sagen wir so ab sechs?«

Noch immer etwas benommen, tappte Ben in Richtung Badezimmer. Seine Laune hatte sich schlagartig verbessert. Auf das neue Buch über den Anführer der Benahoaritas im fünfzehnten Jahrhundert hatte er schon lange gewartet, und er freute sich auf den Abend mit Naira. Aus dem Badezimmerfenster fiel sein Blick auf den Níspero, die Wollmispel, die auch in diesem Jahr viele Früchte trug. Zwischen den dicht belaubten Ästen blitzte das Blau des Meeres durch. Er machte einige Dehnungsübungen, wie immer, wenn er morgens allein war. Und das war er in letzter Zeit viel zu oft.

Das warme Wasser prasselte auf seine glänzenden schwarzen Haare und seinen muskulösen Körper, dann rief ihn ein eiskalter Strahl endgültig ins Leben zurück. In seinen leichten Baumwollbademantel mit afrikanischen Mustern gehüllt, war er bereit, den Tag zu begrüßen.

Er füllte Wasser in einen Topf, um seinen Berbertee zuzubereiten, eine Mischung aus Grüntee und marokkanischer Minze, versetzt mit einigen Kräutern. Dieses morgendliche Ritual hatte er sich vor einigen Jahren in Madrid angewöhnt. Sein marokkanischer Teehändler – die beste Begegnung während seiner Zeit in Madrid – schickte ihm alle paar Monate ein Paket nach La Palma.

Noch bevor er den ersten Schluck nehmen konnte, war schon wieder das Krächzen Bob Dylans zu vernehmen. Er fluchte leise.

»Hola, Ben, hab ich dich geweckt? Falls ja, tut es mir nicht leid …«, dröhnte es aus dem Telefon. Sein Freund Pedro Fernández, der Kripochef von Santa Cruz, meldete sich selten so früh am Tag.

»Lieber Freund, ich bin schon seit sechs Uhr wach. Ich muss ja schließlich meinen kritischen Artikel über die Polizei auf La Palma fertigstellen«, konterte Ben mit einem ihrer üblichen Scherze.

Während er mit einer Hand seinen Tee umrührte, hörte er mit wachsendem Interesse zu: Am Meer, in der Nähe von Todoque, war die Leiche des Bauunternehmers Álvaro Martínez entdeckt worden. Martínez war wegen eines gigantischen Hotelprojekts zuletzt wiederholt nach La Palma gekommen, um alles höchstpersönlich unter Dach und Fach zu bringen. Das Projekt stand kurz vor der Genehmigung. Das wusste Ben, denn seine Schwester Yaiza vertrat als Anwältin eine Umweltgruppe, die den Kampf gegen die Zerstörung der Natur auf der Insel aufgenommen hatte und sich auch gegen dieses Projekt stemmte. Nun war Álvaro Martínez also tot. Erschlagen. Und wie immer, wenn es wirklich ernst wurde, wandte sich sein Freund Pedro an ihn. Das war schon seit ihrer Kindheit so.

»Wir könnten uns heute gegen fünfzehn Uhr in Los Llanos beim Kiosco Aridane treffen und die Situation ein wenig – äh – besprechen. Hast du Zeit? Ich wäre dir sehr dankbar. Und den Kaffee zahl ich auch.«

Ben sagte zu und beendete das Gespräch. Während er nun endlich dazu kam, seinen Tee zu trinken, überlegte er, was diese Nachricht für ihn selbst bedeutete. Er war Journalist bei einem Medienkonzern mit Hauptsitz in Madrid und schrieb für zwei Zeitschriften der Gruppe: die »Canaria Culinaria« und die »Tenerife & La Palma weekly«. »Canaria Culinaria« war ein Kanaren-Monatsmagazin mit den Schwerpunktthemen Kunst und Kulinarik, »Tenerife & La Palma weekly« eine Wochenzeitung, die vor allem über lokale Ereignisse berichtete.

Sobald sich der Tod von Álvaro Martínez herumgesprochen hätte, würde sich die Redaktion bei ihm melden. Oder sie würden, weil die Familie Martínez sehr prominent war, einen Kollegen aus Madrid schicken. Wobei der Fall eigentlich nach einer interessanten Recherche klang … Also war es wohl am besten, die Medienzentrale selbst zu informieren.

Seufzend stellte Ben die Teetasse ab und griff wieder nach seinem Handy.

Der romantische Garten an der Felsnase wirkte verwildert, doch wer genau hinsah – diese Möglichkeit hatten wegen Charlotte Schneiders Menschenscheu nicht viele –, konnte die sorgsam angelegten Gemüsebeete im Hintergrund sowie mehrere liebevoll gepflegte Strauchrosen vor dem Ateliereingang erkennen. Der Blick durch die steile Felsschlucht hinunter zum Atlantik und die endlose Weite des Himmels darüber waren bei jedem Wetter beeindruckend.

In Richtung des Dorfes Santo Domingo de Garafía schlängelte sich ein von Drachenbäumen gesäumter Fußweg. Es war ein meditativer Spaziergang von etwa einer halben Stunde, den Charlotte gerne unternahm, um sich bei der Bäckerin frisches Brot zu holen. An diesem kleinen Pfad lag auch ein altes, schon etwas desolates, verlassenes Herrenhaus im Kolonialstil. Die Kolonialherren wohnten heutzutage nicht mehr im Dschungel des Nordens, sie hatten Stadthäuser in Los Llanos oder Santa Cruz oder Villen südwestlich von Santa Cruz. Immer, wenn sie hier vorbeiging, blieb Charlotte für einige Minuten stehen. Schon als Kind hatten dieses Haus und die Wildnis rundherum sie verzaubert. Es wäre ihre erste Wahl gewesen, als sie viele Jahre später auf der Suche nach einem Haus auf die Insel zurückgekommen war, doch das Grundstück war sehr groß und viel zu teuer. Charlotte hatte sich dann, auch der Abgeschiedenheit wegen, für ihr wesentlich kleineres Grundstück mit dem alten, traditionellen Haus entschieden und von Handwerkern aus dem Norden, die sich besonders gut auf Holzverarbeitung verstanden, ein lichtdurchflutetes Atelier anbauen lassen. Dieses ganz besondere La-Palma-Licht war einer der Gründe, weshalb sie nach ihrem Kunststudium in Berlin, Madrid und Rom wieder auf die Insel ihrer Kindheit zurückgekehrt war.

Wie fast jeden Morgen ging sie, die dunkelblonden, schulterlangen Haare zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden und mit der Kaffeetasse in der Hand, eine Runde durch den Garten. Sie schaute nach den Rosen, genoss den süßen Duft und überprüfte dann das Wachstum ihrer Tomaten, Auberginen, Gurken und Zucchini.

Ihr Handy klingelte, und mit leichtem Unwillen nahm sie den Anruf an. Herta Artinger, wie Charlotte selbst Mitglied der Umweltgruppe »La Palma vivará«, sprudelte sofort los.

»Stell dir vor, der Martínez ist tot! Ist das nicht unglaublich?! Seine Leiche wurde am Strand von Guirres gefunden, gleich beim Hotelgrundstück! Wer hat denn da unsere Arbeit übernommen?«

Charlottes Gesicht wurde blass, und sie gab keinen Laut von sich.

Herta Artinger redete einfach weiter. »Du wirst sehen, die bauen nach dem Mord garantiert nicht weiter, also wird der Hotelklotz doch noch verhindert. Ist das nicht großartig?! Ich hab dich als Erste angerufen, aber nun will ich alle anderen informieren. So eine Sensation! Bin schon neugierig, wen sie verhaften werden, ich hätte da ja so einige Ideen!«

Dass sie keine Antwort erhielt, fiel ihr offensichtlich nicht auf. Sie redete noch ein bisschen weiter, bis sie sich hastig verabschiedete, um die anderen der Umweltgruppe anzurufen.

Charlotte setzte sich auf die hölzerne Gartenbank und starrte wie versteinert aufs Meer. Dann stand sie sehr langsam auf, ging in die Küche und wusch bedächtig, mit mechanischen Bewegungen, das...

Erscheint lt. Verlag 14.3.2024
Reihe/Serie Calderon und Rodriguez ermitteln
Calderón und Rodriguez ermitteln
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Atmosphäre • Cozy Crime • Fernweh • Gran Canaria • Kanaren • Krimi für den Strand • Krimi für den Urlaub • Kulinarisch • La Gomera • Landschaft • La Palma • Mord • Natur • Reiselust • Spanien • spanischer Ermittler • Teneriffa • Urlaubskrimi
ISBN-10 3-8437-3136-5 / 3843731365
ISBN-13 978-3-8437-3136-2 / 9783843731362
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