Mörderisches Barcelona (eBook)
368 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98781-3 (ISBN)
Schon mit zehn Jahren wollte Sylvia Floquet Romanautorin werden, direkt nach dem Abschluss ihres Studiums hat sie damit losgelegt: Über viele Jahre hat sie unter verschiedenen Pseudonymen (u.a. Lea Korte, Ana Capella) Romane bei großen Publikumsverlagen veröffentlicht (Piper, Knaur, Aufbau, Heyne, Lübbe, Weltbild, Bertelsmann der Club). Seit 2013 coacht sie neben ihrem eigenen Schreiben in ihrer Romanschmiede Autoren und hilft ihnen, das Schreibhandwerk zu lernen, ihr eigenes Romanprojekt zu entwickeln und zu veröffentlichen. Neben dem Schreiben malt Sylvia Floquet: Hyperrealismus und Porträtzeichnen macht sie am liebsten - und Urban Sketching in Städten wie Barcelona und Paris, ihren Lieblingsstädten.
Schon mit zehn Jahren wollte Sylvia Floquet Romanautorin werden, direkt nach dem Abschluss ihres Studiums hat sie damit losgelegt: Über viele Jahre hat sie unter verschiedenen Pseudonymen (u.a. Lea Korte, Ana Capella) Romane bei großen Publikumsverlagen veröffentlicht (Piper, Knaur, Aufbau, Heyne, Lübbe, Weltbild, Bertelsmann der Club). Seit 2013 coacht sie neben ihrem eigenen Schreiben in ihrer Romanschmiede Autoren und hilft ihnen, das Schreibhandwerk zu lernen, ihr eigenes Romanprojekt zu entwickeln und zu veröffentlichen. Paris und Barcelona sind Sylvia Floquets Lieblingsstädte. Paris spielt in ihrem Piperroman "Morgen werden wir glücklich sein" veröffentlicht. Barcelona ist der Handlungsort ihres "Tödliches Barcelona - Tanz in den Tod". Darin geht es um eine katalanische Ermittlerin, die nicht nur mit einem verzwickten Mordfall, sondern auch mit ihrer Familie zu kämpfen hat. Neben dem Schreiben malt Sylvia Floquet: Fotorealismus und Porträtzeichnen macht sie am liebsten - und Urban Sketching in Städten wie Barcelona.
1. Kapitel
Sonntag – 3.15 Uhr
»Vor die Metro, mare meva, wie gestört muss man sein, um jemanden vor die Metro zu stoßen?« Kopfschüttelnd setzte Dolors den Blinker und bog kurz darauf von der Carrer d’Olzinelles in den Passeig de Sant Antoni ein. Wann immer sie zu einem Tatort musste, drückte ihr der Magen, auch nach vierzehn Dienstjahren noch, aber ein Körper, der von einer herandonnernden Metro zerfetzt worden war, gehörte zu den Leichen, auf die sie am wenigsten treffen wollte.
Inzwischen leuchteten ihr in der Dunkelheit schon die großen, weißen Leuchtbuchstaben des Bahnhofs von Sants entgegen. Vor dem Eingang stand ein halbes Dutzend Einsatzfahrzeuge, deren hektisch hin- und herspringende Blaulichter sich in den hohen Glaswänden des Bahnhofs spiegelten. Die nächtlichen – oder sollte sie lieber sagen frühmorgendlichen? – Straßen der Stadt waren so leer, dass sie zügig vorangekommen war, und das auch ohne einen Höllenlärm zu veranstalten.
Dolors parkte ihren Dienstwagen, einen dunkelblauen Seat Ibiza, direkt neben den Patrouillenfahrzeugen der Mossos d’Esquadra, schaltete ihr Blaulicht aus und schnappte sich ihren Lederrucksack vom Beifahrersitz. Als sie die Wagentür öffnete, prallte sie auf eine Mauer so heißer, schwüler Luft, dass es ihr den Atem verschlug. Sie blies sich gegen die Stirn und fragte sich, was das für ein Sommer werden sollte, wenn es schon Mitte Juni so heiß war. Dann stieg sie aus, schloss den Wagen und lief zu den uniformierten Kollegen ihrer Einheit, die den Eingangsbereich bereits weiträumig abgeriegelt hatten. Sergi, einer der Älteren, ein großer, kantiger Mann, den sie schon ewig kannte, begrüßte sie mit einem knappen Nicken. Er hob das Absperrband für sie hoch. »Du warst auch schon mal schneller am Tatort.«
»Seit Mittwoch wohne ich mit den Kindern bei Anna.« Dolors schlüpfte unter dem Band hindurch. »Von der Eixample aus ist das hier leider alles andere als um die Ecke.«
»Wieder Eheprobleme?«
Dolors zuckte mit den Schultern. »Habt ihr eine Spur vom Täter?«
»Bisher nicht, soweit ich weiß.«
»Wohin genau muss ich?«
»Zur L5, Fahrtrichtung Vall d’Hebron.« Er zeigte zum linken Teil des Bahnhofgebäudes, in dem der Zugang zum Metro-Bereich lag, und wischte sich anschließend mit dem Uniformärmel den Schweiß von der Stirn. »Ich hoffe, die Verstärkung rückt bald an. Mit dem ganzen Gleissystem hat der Bahnhof mehr Ein- und Ausgänge als ein Schweizer Käse. Bisher haben wir die Türen hier und auf der Rückseite abgeriegelt und natürlich die Zu- und Abgänge zum Bahngleis der L5. Einige Kollegen sind schon im Tunnel und befragen die Leute, die auf dem Bahngleis waren. Unter den Reisenden war ein pensionierter Polizist. Der hat dafür gesorgt, dass niemand in die Nähe der Unglücksstelle ging.«
»Man muss ja auch mal Glück haben, prima, danke.« Dolors nickte. »Wie viele Züge fahren eigentlich noch um diese unchristliche Uhrzeit?«
»Das checkt gerade ein Kollege. Der AVE und die Regionalzüge auf jeden Fall nicht. Aber dem Täter standen trotzdem noch reichlich Fluchtwege offen, denn außer mit der Metro kann er durch einen der Hauptausgänge oder durch die Gleistunnel geflohen sein.«
»Oder er versteckt sich noch irgendwo im Bahnhof.« Dolors warf einen nachdenklichen Blick auf das Gebäude und klemmte sich eine Strähne ihrer störrischen Locken hinter die Ohren. Dann sah sie wieder zu dem Kollegen auf. »Gib mir bitte Bescheid, wenn du mehr über die Fahrpläne weißt.«
»Mach ich.«
»Ich hoffe, die Verstärkung kommt bald«, rief sie ihm im Weitergehen zu und drückte die Eingangstür auf. Im gleichen Moment schossen drei Wagen der Mossos heran; Dolors drehte sich noch einmal um, zeigte Sergi den erhobenen Daumen und eilte weiter.
In der Stille der Nacht hallten die Absätze ihrer Schuhe im nahezu menschenleeren Bahnhofsgebäude eigenartig hell von den Wänden wider. Sie ließ die Fahrkartenautomaten hinter sich und lief weiter an den Geschäften entlang. Alle Eisengitter und Rollläden waren heruntergelassen, aber einige Leuchtreklamen waren so hell und die Schaufenster überdies so grell beleuchtet, dass es ihr nach dem Dunkel draußen in den Augen stach. Kurz darauf erreichte sie den Zugang zu den Metro-Gleisen. Während sie die Treppe ins Untergeschoss hinunterlief, merkte sie, wie die Luft immer heißer und stickiger wurde. Sauerstoff, hier fehlt Sauerstoff, pochte es in ihrem Kopf; auf ihrer Stirn bildete sich ein feiner Schweißfilm. Kaum war sie in der darunterliegenden Etage angekommen, sah sie links die Fahrkartenautomaten und rechts die durch Schleusen abgesperrten Durchgänge zu den Bahnsteigen. Hinter den Schleusen versuchten zwei uniformierte Kollegen, eine Gruppe von rund zehn, sichtlich stark alkoholisierten Halbstarken zu beschwichtigen. Wütend verlangten die jungen Leute, dass man sie nach Hause gehen ließe. »Ich hab genug von der verdammten Scheiße hier«, brüllte ein kleiner drahtiger Kerl mit fünffarbigen Haaren. »Erst kommt man nicht rein und dann nicht mehr raus. Und wenn die scheiß Metro sowieso nicht mehr fährt, wollen wir wenigstens mit dem Taxi weiter!«
Der Kollege erklärte dem jungen Mann, dass sie zuerst als Zeugen befragt werden müssten und dass keiner von ihnen wegkönne, ehe nicht alle Daten aufgenommen seien.
Plötzlich stieß einer von ihnen, ein großer Kerl mit strähnigem Haar und Bierdose in der Hand, den vor ihm stehenden Polizisten zur Seite, sprang auf eine der Absperrungen der Fahrtenkartenschleuse und kletterte darüber. Er landete direkt vor Dolors Füßen. Sie packte ihn am Arm.
»Keinen Schritt weiter!«, zischte sie ihn an und hielt ihm ihren Dienstausweis unter die Nase. Der Typ sah sie hochfahrend an, wagte aber nicht weiterzugehen. Dolors warf einen raschen Blick zu dem jungen Kollegen. Er hatte sich wieder aufgerappelt, sprang nun ebenfalls über die Absperrung und legte dem Mann Handschellen an.
Dolors schulterte ihren Rucksack. »Die Daten und die Biografie von dem Kerl rahmen wir uns ein!« – Dann schwang sie sich auf die andere Seite der Fahrkartenschleuse und eilte weiter zu dem Gleis der L5.
Auch auf dem Bahnsteig gab es gestrandete Reisende. Sie warteten darauf, dass man sie zu dem Vorfall befragte, ihre Daten aufnahm und endlich gehen ließ. Ein junger Mann saß auf einer der Steinbänke und starrte auf die gegenüberliegende Wand, der Mann direkt neben ihm tippte etwas in sein Handy. Nicht weit von ihnen standen zwei Frauen, von denen die eine pausenlos auf die andere einredete. Erst beim Näherkommen sah Dolors, dass die andere Frau weinte. Noch ein Stück weiter lehnte sich eine elegant gekleidete Frau an die Schulter eines Mannes und verbarg ihr Gesicht in dessen Halsbeuge. Das Beben ihrer Schultern verriet, dass auch sie weinte.
Längs des ganzen Bahnsteigs sah Dolors das Absperrband, das den Zugang zum Gleisbereich und zum hinteren Tunnel abriegelte. Der Zug war zu einem Viertel eingefahren, die Tür zum Führerhaus stand offen. Eine Kollegin der Spurensicherung stieg gerade in ihren Schutzanzug, Eric war schon umgezogen und tütete einen kleinen, eckigen Gegenstand ein, den Dolors für ein Feuerzeug hielt. Pep, mit noch grimmigerem Gesicht als üblich, hob die Hand zur Begrüßung, sprang dann auf die Gleise und war kurz darauf vor dem Zug verschwunden. Beim Gedanken daran, was er dort vorfinden würde, bekam Dolors einen sauren Geschmack in den Mund. Sie wagte nicht, darüber nachzudenken, wo sie überall Körperteile finden würden und in welchem Zustand. Bei ihrer letzten Bahnleiche hatten große Teile der Toten unter dem Zug geklebt – von den Rädern zerschnitten, zermatscht und wieder hochgeschleudert …
»Dolors?«
Sie wandte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. »Ah, Mariano.« Sie nickte ihm zu. Mariano war der dienstälteste Inspektor der uniformierten Brigade. Sie ging auf ihn zu. »Briefst du mich kurz?«
Mariano nickte. Während er Dolors unter dem Band durchgehen ließ, erklärte er ihr, dass sie gerade herausgefunden hatten, wer die Tote war. »Sie heißt Julia Toset Buxeda und ist gestern dreiundzwanzig Jahre alt geworden. Wir haben auf den Gleisen eine Tasche mit ihren Papieren gefunden und, nun ja, den Kopf haben wir auch schon entdeckt. Trotz allem lässt sich noch eine starke Ähnlichkeit mit dem...
Erscheint lt. Verlag | 1.2.2024 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Barcelona Krimi • ebooks für den Urlaub • ebooks günstig • Krimis für den Urlaub • Romane für den Urlaub • Spanien Krimi |
ISBN-10 | 3-492-98781-8 / 3492987818 |
ISBN-13 | 978-3-492-98781-3 / 9783492987813 |
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