Todesfalle (eBook)
368 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3541-1 (ISBN)
Der tote Callboy und die Staatsanwältin.
Die verdeckte Ermittlerin Emma Klar hat beschlossen, ein wenig kürzerzutreten, als die Staatsanwältin Steiner sie bittet, jemanden zu suchen. Einen Mann namens Rico, der verschwunden ist und als Callboy gearbeitet hat. Wenig später wird Rico tot auf einem Betonschiff gefunden - und eine der Personen, die zuletzt mit ihm gesehen wurden, ist angeblich Ulrike Steiner. Oder lügt der Zeuge? Emma Klar versucht, Licht in das Dunkel zu bringen, doch dann geschieht ein weiterer Mord ...
Hochspannend und mit viel Lokalkolorit erzählt - der neue Bestseller von Katharina Peters.
Katharina Peters schloss ein Studium in Germanistik und Kunstgeschichte ab. Sie begeistert sich für japanische Kampfkunst und lebt mit ihren Hunden in Schleswig-Holstein. An die Ostsee fährt sie, um zu recherchieren, zu schreiben - und gelegentlich auch zu entspannen. In der Rügen-Serie mit der Ermittlerin Romy Beccare sind bisher dreizehn Bände erschienen, zuletzt der Bestseller »Wintermord«. Aus der Ostsee-Serie sind »Todesstrand«, »Todeshaff«, »Todeswoge«, »Todesklippe«, »Todeswall«, »Todesbrandung« sowie »Todesküste« lieferbar. Mit der Kriminalpsychologin Hannah Jakob als Hauptfigur sind »Herztod«, »Wachkoma«, »Vergeltung«, »Abrechnung«, »Toteneis« und »Abgrund« lieferbar. In der Bornholm-Serie sind erschienen: »Bornholmer Schatten«, »Bornholmer Falle«, »Bornholmer Flucht« sowie »Bornholmer Finale«. Mehr zur Autorin unter www.katharinapeters.com
1
Emma Klar konnte durchweg zufrieden sein. Nach den letzten aufreibenden und langwierigen Ermittlungen in den Rostocker Fällen hatte sie sich für einige Zeit aus der aktiven Polizeiarbeit zurückgezogen und vornehmlich ihren Partner Christoph Klausen unterstützt. Die Auftragslage in dessen Sicherheitsfirma hatte sich weiter vielversprechend entwickelt, so dass ihr Lebensgefährte inzwischen einen festen Mitarbeiterstamm sowie etliche Aushilfen beschäftigte, und Jörg Padorn durfte sich als frisch ernannter Leiter der IT ganz in seinem Element fühlen. Auch der Ausbau der Räumlichkeiten in Gadebusch – einschließlich einer Privatwohnung – war abgeschlossen. Christoph wirkte rundweg zufrieden. Zu seinen Kunden gehörten mittlerweile auch überregional tätige Baufirmen und mittelständische Unternehmen, die an individuellen Sicherheitslösungen interessiert waren, Geschäftsleute mit erhöhtem Bedarf an Personen- und Begleitschutz sowie lukrative Aufträge in der Veranstaltungsbranche.
Emma bearbeitete an ihrem Wismarer Standort zusätzlich kleinere Anfragen als Privatdetektivin und hatte in den letzten Monaten Recherchen im Auftrag des BKA durchgeführt. Der Nachklang der letzten Ermittlungen war langsam verhallt, und sie hatte begonnen, sich an einen ruhigeren Arbeitsalltag zu gewöhnen. Doch unaufgeregte Routine, gleichmäßige Abläufe und Zufriedenheit im Arbeitsalltag bedeutete tatsächlich nicht alles – auch das stellte sie wieder häufiger fest. Oder wie Christoph kürzlich bemerkt hatte: »Du beginnst, mit den Füßen zu scharren wie ein Rennpferd, dem die Laufkilometer fehlen. Würde mich nicht wundern, wenn du demnächst wieder nach einer neuen Herausforderung Ausschau hältst.«
»Ach, Unsinn«, hatte sie rasch erwidert. Und doch war das keine schlechte Beschreibung ihrer Gefühlslage. Christoph kannte sie inzwischen besser, als ihr manchmal lieb war, und vor allen Dingen durchschaute er sie.
In der Woche darauf blieb sie für mehrere Tage alleine in Wismar, erledigte Bürokram, unternahm ihre geliebten Hafenspaziergänge und wagte sich zum ersten Mal in diesem Frühjahr in die Ostsee – bei äußerst kühlen Temperaturen gut geschützt im Neoprenanzug. Der erste Tauchgang in die Tiefe. Atemloser Einklang mit der kalten Stille. Hoffnung und Sehnsucht. In sich ruhend alles spüren. Als sie wieder auftauchte, waren knapp zwei Minuten vergangen. Kein schlechter Start fürs Apnoetauchen nach der langen Winterpause.
Wenig später kehrte sie in die Stadt zurück und freute sich auf eine heiße Dusche und ein üppiges Frühstück, bevor sie nach Gadebusch aufbrechen wollte. Vor der Detektei wartete eine Frau und studierte das Firmenschild am Schaufenster, wie Emma von Weitem beobachtete. Sie hatte ihr den Rücken zugewandt – eine große hagere Gestalt mit spitzen Schultern und rotem Haar. Ein neuer Auftrag, Kategorie: untreuer Ehemann? Oder eine Geschäftsfrau, die einem Mitarbeiter nicht über den Weg traute? Emma erkannte sie erst, als sie sich umwandte: Ulrike Steiner – die spitzzüngige und energische Rostocker Staatsanwältin, die ihr bei zurückliegenden Ermittlungen so manch riskanten Alleingang verziehen und immer wieder darauf vertraut hatte, dass Emma mit ihrer intuitiven und forschen Art richtig liegen könnte. Interessanter Besuch am frühen Morgen.
Emma parkte den Wagen am Straßenrand, stieg aus und setzte ein Lächeln auf, während sie rasch näher trat. »Guten Morgen, Frau Steiner. Ich hoffe, Sie mussten nicht zu lange warten.«
Die Staatsanwältin fasste sie ins Auge. Ihr üblicherweise scharfer Blick wirkte vergleichsweise milde. »Ich habe keinen Termin vereinbart, also muss ich mich aufs Warten einstellen«, erwiderte sie gewohnt spröde.
Emma schloss auf und ließ Steiner ins Büro treten. »Nehmen Sie doch schon mal Platz. Ich koche uns einen Tee …«
»Nicht nötig.«
»Für mich schon.« Emma lächelte. »Ich muss mich nach dem ersten Bad in der See dringend ein bisschen aufwärmen.«
Steiner blickte sie verblüfft an.
»Ich hoffe, Sie haben ein paar Minuten Zeit.«
»Natürlich.«
Emma zog sich rasch um, kochte Tee und biss nebenbei in ein Brot, dann ging sie mit dem Tablett nach unten und reichte Steiner eine Tasse. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie dann und blickte die Staatsanwältin an.
Steiner trank einen Schluck. »Ich möchte Sie für einen Auftrag gewinnen – falls Sie genügend freie Kapazitäten haben.«
Emma stellte ihre Tasse ab. »Natürlich. Offizielle Ermittlungen sind gerade nicht angesagt, insofern …«
»Es ist nichts Offizielles, ganz im Gegenteil – darum bin ich hier«, warf Steiner. »Es geht um eine private Angelegenheit. Ich bitte Sie um eine diskrete Personensuche.«
Emma nickte. »Kein Problem.«
Ulrike Steiner sah einen Moment ins Leere, dann fasste sie Emma wieder ins Auge. »Es geht um einen Mann, den ich nur unter dem Namen Rico kenne. Er arbeitet als Callboy in Rostock und wird seit einiger Zeit vermisst. Hinweise auf eine Straftat, die offizielle Ermittlungen rechtfertigen würden, liegen nicht vor, doch ein Freund ist in großer Sorge – er befürchtet, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte, und hat mich um Unterstützung gebeten.«
Emma hoffte, dass sich ihre Verblüffung nicht allzu deutlich auf ihrem Gesicht widerspiegelte. Sie griff erneut nach ihrer Tasse.
»Ich bitte Sie, auf Ihre Weise nachzuforschen«, schob Steiner hinterher. Der Blick aus ihren hellgrünen Augen war schwer zu deuten, doch ihre Stimme verriet zumindest Nervosität.
Emma beeilte sich zu nicken. »Selbstverständlich. Ich kann sofort anfangen.«
Steiner zog eine Visitenkarte aus ihrer Tasche und reichte sie Emma über den Tisch, während sie abrupt aufstand. »Bitte benachrichtigen Sie mich über meine private Mailadresse.«
»Verfügen Sie über Informationen zu Rico, die mir den Einstieg bei der Suche erleichtern könnten?«, warf Emma rasch ein und erhob sich ebenfalls.
»Er bietet seine Dienste über eine Website an, die ich vermerkt habe. Mehr kann ich auch nicht …«
»Und der besorgte Freund?«
»Der erreicht ihn seit geraumer Zeit nicht, und das ist so ungewöhnlich, dass er mich gebeten hat nachzufassen.«
»Ich verstehe.« Emma verzog keine Miene. Dass der Auftrag ungewöhnlich war, stand außer Frage. »Sie können sich auf mich verlassen«, fügte sie hinzu, als die Staatsanwältin bereits in der Tür stand.
Steiner drehte sich um. »Sonst wäre ich nicht hier.« Damit fiel die Tür ins Schloss.
Emma blickte aus dem Fenster und sah der Staatsanwältin, die mit steifen Schritten die Straße hinuntereilte, einen Moment nach, bevor sie sich an den Schreibtisch setzte und Ricos Website aufrief. Der vermisste Callboy war Ende dreißig und ausgesprochen attraktiv; er arbeitete seit Jahren als »Begleiter in vielen Lebenslagen«, wie er angab. Dass er eine Vielzahl von möglichen Dienstleistungen anbot, verstand sich von selbst. Was aus nachvollziehbaren Gründen fehlte, waren jegliche Hinweise auf seine tatsächliche Identität. Rico dürfte sein Künstlername sein; auch das angegebene Alter könnte falsch sein.
Emma betrachtete die hervorragend getroffenen Fotos des Mannes – nachdenklich lächelnd mit knapper Bekleidung am Strand sitzend, auf dem Motorrad in Lederkluft, bei einem Spaziergang im Wald, tanzend in einem Club, lachend in einer Bar inmitten einer Gruppe fröhlich feiernder Menschen. Immer wirkte Rico ebenso authentisch wie attraktiv und charmant, und sein Lächeln war ausgesprochen bezaubernd. Selbst der Dreitagebart und der gut definierte Sixpack wirkten natürlich. Emma lächelte. Ein zweifellos hübscher Kerl. Sie schickte Padorn den Link zur Website und bat ihn, genauer nachzuforschen, wo der junge Mann abgeblieben war. Dann ging sie unter die Dusche.
Padorn meldete sich, als sie endlich bei ihrem wohlverdienten Frühstück saß – Rühreier und frisches Brot. Sie stellte die Verbindung her. »Hallo, Kollege.«
»Ähm …«, räusperte sich Padorn zur Begrüßung, und Emma sah ihn förmlich vor sich, wie er sich im Nacken kratzte und verlegen nach den richtigen Worten suchte.
Sie konnte sich ein Grinsen nicht...
Erscheint lt. Verlag | 18.6.2024 |
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Reihe/Serie | Emma Klar ermittelt | Emma Klar ermittelt |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Krimi • Morden im Norden • neuerscheinung 2024 • Norddeutschland • Schleswig-Holstein |
ISBN-10 | 3-8412-3541-7 / 3841235417 |
ISBN-13 | 978-3-8412-3541-1 / 9783841235411 |
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