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Der Killer in dir (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
320 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491830-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Killer in dir -  Max Reiter
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In jedem von uns steckt etwas Dunkles - was passiert, wenn es geweckt wird?  Ex-Polizist Alex hat ein gutes Leben. Er hält seiner Frau in ihrem Job den Rücken frei, kümmert sich liebevoll um seine kleine Tochter. Bis ein mysteriöser Typ ihn unter Druck setzt. Alex soll einen Auftragsmord begehen. Sonst wird seiner Familie Schlimmes passieren. Alex beginnt ein verzweifeltes Spiel: er gibt vor, das zu sein, was er nie und nimmer ist: ein Killer. Aber die Gefahr weckt etwas Dunkles in ihm. Wird er Grenzen überschreiten? Zu was für Taten ist Alex wirklich fähig?   Verstörend plausibel und soghaft spannend - der neue Thriller von »Erinnere dich!«-Autor Max Reiter

Die Idee zu seinem Thriller »Erinnere dich!« kam Max Reiter bei einem Klassentreffen. Manche der alten Geschichten, die erzählt wurden, hatte er anders in Erinnerung oder ganz vergessen. Und dann gibt es auch immer die eine oder andere Geschichte, an die man lieber nicht erinnert werden will. Meistens ist es eine harmlose Sache. Doch was, wenn nicht? Dem geht Max Reiter in »Erinnere dich!« auf die Spur, denn die Art, wie Menschen mit ihrer Vergangenheit umgehen, hat ihn schon immer fasziniert. Sie spielt auch in seinen Kriminalromanen aus dem München der 1950er Jahre, die er unter seinem richtigen Namen Andreas Götz veröffentlicht hat, eine wichtige Rolle. Und das Thema wird ihn sicher noch weiter beschäftigen.

Die Idee zu seinem Thriller »Erinnere dich!« kam Max Reiter bei einem Klassentreffen. Manche der alten Geschichten, die erzählt wurden, hatte er anders in Erinnerung oder ganz vergessen. Und dann gibt es auch immer die eine oder andere Geschichte, an die man lieber nicht erinnert werden will. Meistens ist es eine harmlose Sache. Doch was, wenn nicht? Dem geht Max Reiter in »Erinnere dich!« auf die Spur, denn die Art, wie Menschen mit ihrer Vergangenheit umgehen, hat ihn schon immer fasziniert. Sie spielt auch in seinen Kriminalromanen aus dem München der 1950er Jahre, die er unter seinem richtigen Namen Andreas Götz veröffentlicht hat, eine wichtige Rolle. Und das Thema wird ihn sicher noch weiter beschäftigen.

Juni


1. Juni

Henning Voss. So heißt meine Zielperson. Zweiundvierzig Jahre alt. Geboren in Flensburg, Mutter Prostituierte, Vater unbekannt. Eine Karriere als Türsteher, Zuhälter, Drogendealer, die ihn von Flensburg über Hamburg nach Berlin geführt hat. Bekannt und berüchtigt für seine äußerst kurze Zündschnur. Mehrere Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung. Weitere Anzeigen wegen häuslicher Gewalt, die wieder zurückgezogen wurden. Seit einigen Jahren Freund und Bodyguard von Arnold Bertini. Obwohl Voss meine Zielperson ist, enthält Wonnegasts Dossier auch ausführliche Informationen über Bertini, so dass ich einen guten Einblick in das Leben der beiden bekomme. Bertini hat es nur zu ein paar Anzeigen wegen Betrugs gebracht, die allesamt dank findiger Anwälte fallengelassen wurden. Er ist studierter Betriebswirt und firmiert seit ein paar Jahren als freiberuflicher Anlageberater, die Grenze zum Anlagebetrüger ist vermutlich fließend. Dabei hat er das überhaupt nicht nötig, sein familiärer Background stinkt nach Geld. Sein Vater führt eine mittelständische Werkzeugfabrik, die allerdings nicht Arnold Bertini übernehmen wird, sondern sein älterer Bruder. Arnold ist zum zweiten Mal verheiratet und hat aus erster Ehe zwei Kinder im Alter von sieben und neun Jahren und mit seiner neuen Frau eine zweijährige Tochter. Vermutlich erfüllt ihn das Familienleben so wenig wie die seriöse Ausübung seines Berufs. Er braucht diesen besonderen Kick, den er daraus zieht, andere Leute abzuzocken.

So verschieden Voss und Bertini sind, so nahe stehen sie sich. Ich habe unter Kriminellen oft solche Beziehungen erlebt, die auf den ersten Blick asymmetrisch scheinen. Der nach seinem Status Unterlegene – in diesem Fall Voss – fühlt sich durch das Interesse des über ihm Stehenden – also Bertini – aufgewertet. Bertini wiederum gefällt sich in der Aura des Halbseidenen, Verbrecherischen, Brutalen, die Voss auf ihn abstrahlt. Oberflächlich betrachtet dominiert Bertini die Beziehung. Er ist der Boss, der Mann mit Geld und Ansehen. Doch hinter den Kulissen herrscht nicht selten eine andere Dynamik. Nur weil Voss keinen Schulabschluss hat, heißt das nicht, dass er einem Schnösel wie Bertini nicht intellektuell überlegen sein kann. Ich muss zugeben: Ich bin gespannt auf die beiden.

Das Material in dem Dossier hat wohl ein Privatdetektiv zusammengetragen. Unzählige Protokolle von Überwachungen, Beschreibung von Tagesabläufen, Listen häufig besuchter Orte. Bei manchen Papieren handelt es sich um Kopien von polizeilichen Ermittlungsakten. Ob Wonnegast dieses amtliche Material über eigene Polizeikontakte beschafft hat oder der Detektiv die dafür nötigen Verbindungen mitbrachte, würde mich interessieren. In jedem Fall sind es korrupte Polizisten. Das beschmutzt den gesamten Berufsstand.

Die Fotos, die in großer Anzahl dem Dossier beigefügt sind und Voss, aber auch Bertini in verschiedenen Alltagssituationen zeigen, wecken den alten Ermittlerinstinkt in mir. Vor allem die von Voss fesseln mich. Es gibt Fotos, auf denen er im Anzug zu sehen ist, etwa wenn er Familie Bertini zu einem festlichen Anlass begleitet. Ich kann mir vorstellen, wie die Leute verstohlen und mit leichtem Schaudern auf die Ausläufer seiner Tätowierungen geblickt haben, die über seinem Hemdkragen und aus den Ärmeln herauskriechen. Wie um jedes Klischee zu erfüllen, das es über Männer seines Typs gibt, ist Voss nicht nur ausgiebig tätowiert, er verbringt einen Großteil seiner Freizeit damit, seine Muskelpakete zu trainieren. Ich habe früher selbst viel trainiert, deshalb muss ich zugeben, dass mir die präzise definierten Muskeln auf den Fotos, die ihn beim Trainieren zeigen, eine gewisse Bewunderung abnötigen. Zumindest in den Momenten, in denen ich ausblenden kann, was mein Auftrag ist: diesen Koloss von einem Mann zu töten. Und warum ich so tun muss, als würde ich diesen Auftrag ausführen: um das Leben meiner Familie zu schützen.

4. Juni

Heute war Bruckner mit Familie zu Besuch. Weil das sonnige Wetter dazu einlud, saßen wir auf unserer neu gestalteten Terrasse, die bei allen gut ankam. Nur die Wespen, von den Kuchen angelockt, störten. Die Kinder bauten in seltener Eintracht Sandburgen oder hüpften kreischend auf dem Trampolin herum, während wir Erwachsene Gespräche über unser alltägliches Einerlei führten. Martha erzählte Anekdoten aus dem Friseursalon, Inga von ihren Schülern. Ich war sehr stolz, Sonjas neueste Eskapade schildern zu können: Sie hatte – ganz die Mama – Einhorn Sally eine Kurzhaarfrisur verpasst, und als ich sie darauf aufmerksam machte, dass die Haare von Plüschtieren nicht nachwachsen, sagte sie keck und ein bisschen beleidigt: »Das weiß ich selbst, Papa!« Sie würde die abgeschnittenen Haare aufheben und später, wenn Sally die kurzen Haare nicht mehr gefielen, Extensions daraus machen.

»Genießen wir die Zeit, in der unsere Kinder noch kleine Engel sind«, sagte Inga. »Pubertät ist Krieg.«

»Ob’s danach so viel besser wird?«, warf Bruckner ein. »Die Kriminellen, mit denen wir es zu tun haben, waren auch alle mal süße Engel.«

»Du wieder mit deiner negativen Einstellung!«, fuhr Inga auf. »Nicht alle Menschen sind böse. Die meisten sogar anständig und gut.«

»Trotzdem tragen wir es alle in uns«, beharrte Bruckner. »Wie ein vererbtes Gen, das lange nichts macht und sich irgendwann einschaltet.«

»Quatsch!« Inga wurde laut. »Schlechte oder gar keine Erziehung. Fehlende Bildung. Prekäre soziale Verhältnisse. Das erzeugt Verbrechen.«

»Das und noch etwas.«

Bruckner schwieg. Genau wie Inga. Sie führten diese Diskussion offensichtlich nicht zum ersten Mal. Aber für den Moment ließen sie es gut sein.

Für seine Verhältnisse hat Bruckner heute viel gesprochen. Meistens ist er in solchen Runden eher schweigsam. Er lässt die Arbeit konsequent im Büro, und außer der Arbeit hat er kaum etwas, worüber er reden könnte. Als Martha später von ihrem mysteriösen Wasserschaden erzählte, war er wieder hellwach. Wie ein Spürhund, der eine Witterung aufgenommen hat. Die Sache wirke auf ihn nicht ganz koscher, sagte er.

»Du glaubst, da will jemand die Versicherung bescheißen?«, fragte ich ihn.

»Wäre möglich«, meinte er und fügte hinzu: »Kann auch ein Racheakt sein. Oder eine Warnung.«

»Hat der Mann von der Hausverwaltung auch gesagt«, warf ich ein.

Bruckner fragte, was wir über den Hausbesitzer wüssten. Er war in seinem Element.

Martha wollte nichts von solchen Spekulationen hören. Außerdem habe die Sache, wie sich nun zeige, für sie sogar etwas Gutes, denn die Chancen stünden nicht schlecht, dass sie eine Mietminderung verlangen könne oder sogar vorzeitig aus ihrem Mietvertrag herauskäme. »Ups«, scherzte sie, »habe ich mich gerade verdächtig gemacht?«

Bruckner sagte etwas wie: Ich beantrage sofort einen Haftbefehl. Martha streckte ihm die Hände hin. Alle lachten.

Ich lachte mit. Martha sah so hinreißend aus in diesem Moment, so entspannt und glücklich. Auf einmal dachte ich: Wird Bruckner eines Tages so vor mir stehen, mit dieser gewissen Geste und diesem Blick, der sagt: Das Spiel ist aus? Ich hörte schon das Klicken der Handschellen. Im nächsten Moment erschrak ich über mich selbst. Wie kam ich dazu, mir so etwas vorzustellen? Nichts dergleichen würde geschehen. Ganz einfach, weil ich niemanden ermorden würde. Und doch hatte ich es, wenn auch nur einen Augenblick lang, für möglich gehalten.

Als ich nach Kaffee und Kuchen im Haus verschwand, um Bruckner und mir zwei Bier aus dem Kühlschrank zu holen, folgte er mir in die Küche. Er wollte allein mit mir reden. »Ich habe mitgekriegt, dass du bei den Morddezernaten in ganz Deutschland nach Auftragsmördern gefragt hast«, sagte er. »Woher das Interesse?«

Der Polizeibuschfunk zwischen Flensburg und Berchtesgaden funktioniert also. Du kannst anscheinend nichts tun oder sagen, ohne dass es die Kollegen im ganzen Land erfahren. Ich erzählte Bruckner, was ich allen anderen erzählt hatte: dass ich an einem neuen Podcast arbeite.

»Und wieso hast du mich nicht gefragt?«, wollte er wissen. Er klang nicht beleidigt, sondern einfach nur verwundert. Und ein bisschen so, als fände er mein Verhalten verdächtig.

Ich sagte, dass ich im Großen und Ganzen selbst wüsste, was in Berlin los sei, und dass ich schon noch auf ihn zugekommen wäre. Keine Ahnung, was er vermutete. Und keine Ahnung, warum ich Bruckner nicht gefragt habe. Das heißt, eigentlich schon. Wir kennen uns so gut, und er ist einer, dem man nicht leicht etwas vormachen kann. Und dem ich auch nicht gern etwas vormache. Aber ich hätte mir denken können, dass er meine Umfrage mitkriegt. Bruckner sagte nur: »Du bist seit fast sieben Jahren raus aus dem aktiven Dienst. Da hat sich viel getan. Geht es um jemand Bestimmten?«

Ich verneinte. »Bin in der Vorrecherche. Vielleicht wird sowieso nichts daraus.«

Als wir schon wieder auf dem Weg in den Garten waren, fragte Bruckner beiläufig, ob Kurt Wonnegast sich inzwischen gemeldet habe.

»Zum Glück nicht«, log ich. »Und ich hoffe, das bleibt so.«

9. Juni

Henning Voss ist ein Mann mit festen Gewohnheiten. Er steht um sechs Uhr früh auf, läuft eine Runde, duscht und frühstückt. Dann macht er einen Kontrollgang um Bertinis Anwesen, wo er ein...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2024
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Auftragskiller • Bedrohlich • Buchgeschenk für Frauen • Die dunkle Seite in dir • dunkler Sog • Entspannen • falsches Spiel • Familienvater • Julie Clark • menschliche Abgründe • Packende Protect-the-Family Bücher • Psychothriller Neuerscheinungen 2024 • Spannende Familien-Thriller • Thriller neuerscheinung 2024
ISBN-10 3-10-491830-9 / 3104918309
ISBN-13 978-3-10-491830-3 / 9783104918303
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