Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Hundert Jahre Zärtlichkeit

Surrealismus, Bürgertum, Revolution
Buch | Softcover
199 Seiten
2024 | 1. Auflage
Matthes & Seitz Berlin (Verlag)
978-3-7518-2023-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hundert Jahre Zärtlichkeit - Pierre-Héli Monot
CHF 27,95 inkl. MwSt

Im politisch so umkämpften wie ereignisreichen 20. Jahrhundert kommt dem Surrealismus, wie ihn André Breton 1924 in seinem Ersten Surrealistischen Manifest entwarf, eine Sonderstellung zu: Obwohl er heute selten anders denn als künstlerische Avantgarde rezipiert und erzählt wird, handelte es sich tatsächlich um eine bürgerliche Aufbruchsbewegung, die das Bürgertum selbst vor seine Widersprüche zu stellen versuchte. In Romanen, Aufsätzen und Gedichten konzipierten die Surrealisten eine Politik der minimalen Ansprüche, die das Bürgertum an sich selbst zwingend stellen soll: falls das Bürgertum diesen minimalen Redlichkeits- und Folgerichtigkeitsansprüchen nicht gerecht werden sollte, so gehörte es abgeschafft. In beiden Fällen würden sich nämlich die Werte von Freiheit, Gleichheit und Solidarität realisieren, indem bürgerliche Privilegien aufgegeben und gemeinsame Werte erkämpft werden könnten. Hundert Jahre nach seiner Ausrufung ist der Surrealismus brandaktuell für unsere krisengebeutelte Gegenwart, in der die bürgerliche Klasse nicht nur verkennt, dass sie kaum noch gemeinsame Klasseninteressen hat, sondern auch angesichts steigender Ungleichheit ganz und gar historisch gelähmt ist. Der radikale Freiheitsbegriff, der sich aus dem surrealistischen Programm ergibt, erlaubt uns heute, eine Politik der Möglichkeiten angesichts apokalyptischer Aussichten zu denken - wenn wir den Surrealismus nicht nur feiernd historisieren, sondern erneut als konkreten Ausgangspunkt politischer Bewegungen begreifen. Doch dies ist schließlich ein Buch über einen historischen Präzedenzfall: bürgerliche Revolten gegen das Bürgertum sind immer auch Enthemmungsmomente, deren Preis die Gesellschaft unter Umständen schließlich zahlen muss.

Pierre-Héli Monot, 1981 in Lausanne (Schweiz) geboren, lehrt Ästhetik und politische Theorie am Amerika-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 120 x 205 mm
Gewicht 219 g
Themenwelt Literatur Essays / Feuilleton
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte André Breton • Erotik • Frankreich • Leonora Carrington • Max Ernst • Psychoanalyse • Radikale Politik • Revolte • Salvador Dali • Surrealistisches Manifest
ISBN-10 3-7518-2023-X / 375182023X
ISBN-13 978-3-7518-2023-3 / 9783751820233
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
Bildung und Erziehung im Anthropozän. Gespräche mit Nathanaël …

von Hartmut Rosa; Nathanaël Wallenhorst

Buch | Hardcover (2024)
Suhrkamp (Verlag)
CHF 19,55
die letzten Jahre der Philosophie und der Beginn einer neuen …

von Wolfram Eilenberger

Buch | Hardcover (2024)
Klett-Cotta (Verlag)
CHF 39,20